Dienstag, 29. Januar 2019

Werde du selbst!




Solange ich einem Menschen oder einem System im Außen eine Autorität gebe, kann ich meine persönliche Individualität nicht frei leben. Ich bin unfrei und fühle mich ständig zu irgendetwas gezwungen, fühle mich begrenzt und bedroht. Unfreiheit führt zu Leid. Entweder leide ich dann selbst oder ich füge anderen (unbewusst) Leid zu. Manchmal sind wir Gefangener und Wärter zu gleich. Wir sind fast alle unfrei, weil wir uns an Autoritäten gebunden haben. Autoritäten können Menschen oder auch Konzepte darstellen, an die wir uns binden, ohne das wir diese (vollständig) in Frage zu stellen. Dieses geschieht teils unbewusst, bis wir es erkennen.

Diese innere Haltung spiegelt sich in allen möglichen Lebenssituationen wieder. Dann spüre ich diesen inneren Konflikt im Kontakt mit den Eltern, dem Job, der Frau, dem Mann, den Kindern, dem Bildungssystem, dem Gesundheitssystem, dem Politischen System, den Chatfreunden mit denen ich in Weltbilddisskussionen an einander gerate, oder anderen Projektionsflächen, die ich für meine innere Unfreiheit verantwortlich mache. Dann sehe ich die Ursache für meine Konflikte im Außen. Die anderen begrenzen mich, denke und fühle ich. Vielleicht versuche ich mich mit Gleichgesinnten zu verbinden, um die deine eigenen Macht zu stärken.

Dann fühle ich mich ständig von einer Autorität im Außen bedroht, weil sie mich hindert mein Leben frei und selbstbestimmt nach deinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten. Je nach Persönlichkeitstyp stellen wir unsere Bedürfnisse, oder die Umwelt in frage. Solange ich jedoch den Grund für meine Unfreiheit in meinen Bedürfnissen oder im Außen sehe, werde ich immer nur gegen meinen Schatten kämpfen. Die Gegner ändern sich, aber das Problem dreht sich immer nur im Kreis, solange bist ich endlich verstehe. Denn solange etwas nicht bewusst ist, wirkt der Traum lebendig. So übt mein eigener unbewusster Traum immer wieder Macht über mich aus, um mich zu vereinnahmen, einzutrüben, unbewusst zu machen, selbst wenn ich den Traum schon als Traum erkannt habe. Ich werde wieder trüb, sobald ich nur entsprechend getriggert werde.

Die Lösung sehe ich darin die eigene Autorität zu werden, indem ich mein Vertrauen in mich und meine Selbstliebe, so lange stärke, bis ich ohne Gegnerschaft für mich eintreten kann, ohne gegen Andere zu sein. Es geht also darum, sich immer mehr aus Liebe für sich selbst zu entscheiden. Der Bewusstseins-Fokus (Montagepunkt) verschiebt sich so immer mehr auf für mich, und wendet sich von der Gegnerschaft ab. Das gelingt wenn die Selbstliebe schon einigermaßen stabil ist. Techniken um die Selbstliebe zu stärken, wenn man im Leben bisher leer ausgegangen ist, ist zb die Innere Kind Arbeit oder die Herzmediation.
Wenn du anfängst dir selbst mehr zu vertrauen als anderen Menschen, wenn du anfängst auf deine Bedürfnisse, dein Bauchgefühl, deine Intuition, dein Herz zu hören, und lieber dir folgst als ALLEN! anderen (wirklich ALLEN! Ohne Ausnahme!), dann wird sich dein Selbstvertrauen verstärken.

Nach und nach. Dein Bewusstsein wird sich verändern.

Und wenn du diesen Weg zu dir selbst gehst, dann wird sich die Gegnerschaft im Außen vielleicht erst mal noch verstärken, denn du richtest ja deinen Fokus auf das Thema aus. Das hat eine Auswirkung. Du bekommst alle inneren Zweifel von deiner Umwelt, um die Ohren gehauen, damit du dich mit dir auseinander setzten darfst. Für eine Weile wird dich erst Recht alles triggern, damit du deinen Schatten erkennst.

Wenn du alle Angriffe, als Spiegelung deines eigenen Selbst sehen kannst, verliert sich der Kampf jedoch zunehmend. Das Leiden am Kampf lässt nach. Deine Traumerkenntnis steigt und jeder Konflikt wird zu einem Bewusstseinsprozess. Jetzt siehst du jeden Angreifer als einen Teil deines Selbst, der dir hilft, bewusst zu werden. Systemgegnerschaft, wird als inneren Zwangsgedanken erkannt. Es entwickelt sich eine neue Haltung der Dankbarkeit, für jeden Konflikt, der sich ereignet und dich weiter in die Freiheit führt.

Und je öfter du zu dir selbst stehst, um um so mehr du die wahren Ursachen für dieses Phänomen erkennst, um so gelassener wirst du mit den Triggern. Und irgendwann wirst du so, die nötige innere Stabilität haben, allen Meinungen, allen Menschen, allen Konzepten, allen Systemen zum Trotze bei dir zu sein. Komme was will. Normalerweise haben sie uns den Trotz dreijährig ausgetrieben, damit wir ein Ego entwickeln und uns anpassen. Wenn du aus dem Ego raus willst, dann kehre zurück zu deinem Trotz, denn er ist nur der authentische Ausdruck eines nicht geachteten Individuums. Aber dafür muss man erst mal alle Konzepte in Frage stellen, um die Sicht auf die eigene Entwicklung neu zu bewerten.

Das eigene Herz zu befreien, bedeutet auch den inneren Widerspuch zu befreien. Wer sein Herz befreit hat, kann nicht mehr zu allem ja sagen. Dann siehst du, dass dein inneres Gefühl immer Recht hatte. Du erkennst, dass deine Wahrheit immer schon subtil in dir vorhanden war, und dich immer schon in die Freiheit und deinen Selbstausdruck führen wollte. Aber du hattest ja an dir gezweifelt, wurdest teilweise mit Gewalt gezwungen, sich selbst aufzugeben und hast entschieden dich lieber anzupassen, um das nie wieder zu erfahren. Nur um dich ein ganzes Leben lang anzupassen. Du hattest keine Wahl. Und vielleicht findest du das auch richtig, normal, und notwendig. Vielleicht erträgst du es tapfer, vielleicht erhöhst du dich über deine Anpassung, weil man ja eben muss. Und dann drückst du dein müssen anderen auf, um sie ebenfalls zu Gefangenen zu machen, damit du selbst nicht ans zweifeln kommst.

Jedoch wenn du mit dann mit anderen Menschen in eine Meinungsverschiedenheit gerätst, reagierst du immer noch emotional, als würde dich eine andere Sichtweise bedrohen. Denn das was da innerlich im Widerstand ist, ist das innere Kind, dass nie selbstbestimmt leben durfte und deshalb im chronischen Widerstand gegen andersdenkende ist.

Solange du anderen eine Autorität gibst, kannst du nicht du selbst sein. Und obwohl du schon längst erwachsen bist, passiert es dir täglich, dass du in so eine Situation gerätst, wo du emotional getriggert wirst, weil jemand anders, eine andere Meinung hat als du. Das passiert nur, weil du dir nicht erlaubst du selbst zu sein und anderen somit eine Autorität gibst, die dir weh tut.

Um so mehr ich zu mir selbst finde, erkenne ich dass die Menschheit einen unbewussten Abgrenzungskampf im Außen führt, der durch Selbstakzeptanz lösbar wäre. Nur sind wir es eben kulturell nicht gewohnt, Selbstakzeptanz zu empfinden und Selbstbestimmt zu leben. Und solange das so bleibt wird es Kriege geben.

Früher dachte ich immer es sei unmöglich Individuum und Kollektiv zu vereinen. Heute sehe ich, um so mehr ich zu mir selbst finde, um so eher kann die andere Meinungen akzeptieren und stehen lassen. Individum und Kollektiv sind letztlich eins. Denn es gibt nur das Eine.
Doch zurück zum lebbaren Alltag: Ein weiterer Gedanke, der uns bei der Suche nach uns selbst einschränkt, ist einseitiges Denken. Wir denken entweder: Ich hab Recht oder der andere hat Recht. Lange war ich in diesem Konflikt gefangen.Diese Annahme dass nur das eine oder das andere wahr sein kann, behindert das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit jedoch massiv.

Unterschiedliche Ansichten, führen häufig zu Konflikten. Dabei können zwei Meinungen nebeneinander stehen, ohne Gegnerschaft. Es gibt Konzepte die diese integrale Haltung postulieren und ich fragte mich immer warum intelligente Menschen gegen eine integrale Haltung sind, da sie doch alle Probleme lösen würde.

Nun habe ich erkannt: Eine intergrale Haltung funktioniert nur, wenn zuvor, das persönlich Bedürfnis nach Individuation (Entfaltung der Individualität, Selbstbestimmung) gestillt ist.
Ist das Bedürfnis nicht gestillt, ist jede Meinungsverschiedenheit eine Re-inzinierung, des eigenen Traumas (die Verleugnung der Persönlichkeit). Und dagegen wehrt sich ein jeder Mensch zu Recht.

Es gibt keine lebbare absolute Wahrheit. Im konkreten Leben gibt es nur unterschiedliche Perspektiven und die Möglichkeit sich gegenseitig zu achten. Erst wenn ich meine Individualität frei lebe, kann ich aufhören mich in jeder Begegnung mit einem andersartigen und anders denkenden Menschen, provoziert zu fühlen. Solange es so ist, befinde ich mich im kindlichen Abgrenzungskampf und ringe um meine eigenen Authorität.

Solange ich mir selbst noch unsicher bin, was mein Selbstausdruck betrifft, solange ich etwas in mir unterdrücke, wird jede Andersartigkeit als Bedrohung empfunden. Mangelnde Toleranz ist also immer auch ein Ausdruck, mangelnder Selbstakzeptanz. Und so geht es uns allen. Wir führen Kriege, aus diesen Gründen.

Ich kann andere Menschen erst für ihre Einzigartigkeit schätzen, wenn ich mich selbst für meine Einzigartigkeit schätze. Ich kann mich erst in Rücksicht anderen Menschen gegenüber üben, wenn ich Rücksichtsvoll mit mir selbst umgehe.

Zwei Individuen können einzigartig sein, indem sie sich erst mal selbst akzeptieren, ihre persönliche Wahrheit leben und sich dennoch gegenseitig für ihr anders sein achten und wertschätzen.

Wir denken in logischen Schlussfolgerungen von entweder - oder. Dabei ist „sowohl als auch“, die Logik der Zukunft. Toleranz und Akzeptanz sind die Folge einer befreiten Individualität und eines freien Geistes, die sich gegenseitig bedingen. Die Suche nach der Wahrheit, ist die Suche nach einer Authorität, die dir erlaubt selbstbestimmt zu leben. Wer außer dir selbst, könnte diese Authorität sein, die dich befreit?