Solange ich einem Menschen oder einem System im Außen eine Autorität
gebe, kann ich meine persönliche Individualität nicht frei leben. Ich
bin unfrei und fühle mich ständig zu irgendetwas gezwungen, fühle mich
begrenzt und bedroht. Unfreiheit führt zu Leid. Entweder leide ich dann
selbst oder ich füge anderen (unbewusst) Leid zu. Manchmal sind wir
Gefangener und Wärter zu gleich. Wir sind fast alle unfrei, weil wir uns
an Autoritäten gebunden haben. Autoritäten können Menschen oder auch
Konzepte darstellen, an die wir uns binden, ohne das wir diese
(vollständig) in Frage zu stellen. Dieses geschieht teils unbewusst, bis
wir es erkennen.
Diese innere Haltung spiegelt sich in allen
möglichen Lebenssituationen wieder. Dann spüre ich diesen inneren
Konflikt im Kontakt mit den Eltern, dem Job, der Frau, dem Mann, den
Kindern, dem Bildungssystem, dem Gesundheitssystem, dem Politischen
System, den Chatfreunden mit denen ich in Weltbilddisskussionen an
einander gerate, oder anderen Projektionsflächen, die ich für meine
innere Unfreiheit verantwortlich mache. Dann sehe ich die Ursache für
meine Konflikte im Außen. Die anderen begrenzen mich, denke und fühle
ich. Vielleicht versuche ich mich mit Gleichgesinnten zu verbinden, um
die deine eigenen Macht zu stärken.
Dann fühle ich mich ständig
von einer Autorität im Außen bedroht, weil sie mich hindert mein Leben
frei und selbstbestimmt nach deinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten.
Je nach Persönlichkeitstyp stellen wir unsere Bedürfnisse, oder die
Umwelt in frage. Solange ich jedoch den Grund für meine Unfreiheit in
meinen Bedürfnissen oder im Außen sehe, werde ich immer nur gegen meinen
Schatten kämpfen. Die Gegner ändern sich, aber das Problem dreht sich
immer nur im Kreis, solange bist ich endlich verstehe. Denn solange
etwas nicht bewusst ist, wirkt der Traum lebendig. So übt mein eigener
unbewusster Traum immer wieder Macht über mich aus, um mich zu
vereinnahmen, einzutrüben, unbewusst zu machen, selbst wenn ich den
Traum schon als Traum erkannt habe. Ich werde wieder trüb, sobald ich
nur entsprechend getriggert werde.
Die Lösung sehe ich darin die
eigene Autorität zu werden, indem ich mein Vertrauen in mich und meine
Selbstliebe, so lange stärke, bis ich ohne Gegnerschaft für mich
eintreten kann, ohne gegen Andere zu sein. Es geht also darum, sich
immer mehr aus Liebe für sich selbst zu entscheiden. Der
Bewusstseins-Fokus (Montagepunkt) verschiebt sich so immer mehr auf für
mich, und wendet sich von der Gegnerschaft ab. Das gelingt wenn die
Selbstliebe schon einigermaßen stabil ist. Techniken um die Selbstliebe
zu stärken, wenn man im Leben bisher leer ausgegangen ist, ist zb die
Innere Kind Arbeit oder die Herzmediation.
Wenn du anfängst dir
selbst mehr zu vertrauen als anderen Menschen, wenn du anfängst auf
deine Bedürfnisse, dein Bauchgefühl, deine Intuition, dein Herz zu
hören, und lieber dir folgst als ALLEN! anderen (wirklich ALLEN! Ohne
Ausnahme!), dann wird sich dein Selbstvertrauen verstärken.
Nach und nach. Dein Bewusstsein wird sich verändern.
Und wenn du diesen Weg zu dir selbst gehst, dann wird sich die
Gegnerschaft im Außen vielleicht erst mal noch verstärken, denn du
richtest ja deinen Fokus auf das Thema aus. Das hat eine Auswirkung. Du
bekommst alle inneren Zweifel von deiner Umwelt, um die Ohren gehauen,
damit du dich mit dir auseinander setzten darfst. Für eine Weile wird
dich erst Recht alles triggern, damit du deinen Schatten erkennst.
Wenn du alle Angriffe, als Spiegelung deines eigenen Selbst sehen
kannst, verliert sich der Kampf jedoch zunehmend. Das Leiden am Kampf
lässt nach. Deine Traumerkenntnis steigt und jeder Konflikt wird zu
einem Bewusstseinsprozess. Jetzt siehst du jeden Angreifer als einen
Teil deines Selbst, der dir hilft, bewusst zu werden.
Systemgegnerschaft, wird als inneren Zwangsgedanken erkannt. Es
entwickelt sich eine neue Haltung der Dankbarkeit, für jeden Konflikt,
der sich ereignet und dich weiter in die Freiheit führt.
Und je
öfter du zu dir selbst stehst, um um so mehr du die wahren Ursachen für
dieses Phänomen erkennst, um so gelassener wirst du mit den Triggern.
Und irgendwann wirst du so, die nötige innere Stabilität haben, allen
Meinungen, allen Menschen, allen Konzepten, allen Systemen zum Trotze
bei dir zu sein. Komme was will. Normalerweise haben sie uns den Trotz
dreijährig ausgetrieben, damit wir ein Ego entwickeln und uns anpassen.
Wenn du aus dem Ego raus willst, dann kehre zurück zu deinem Trotz, denn
er ist nur der authentische Ausdruck eines nicht geachteten
Individuums. Aber dafür muss man erst mal alle Konzepte in Frage
stellen, um die Sicht auf die eigene Entwicklung neu zu bewerten.
Das eigene Herz zu befreien, bedeutet auch den inneren Widerspuch zu
befreien. Wer sein Herz befreit hat, kann nicht mehr zu allem ja sagen.
Dann siehst du, dass dein inneres Gefühl immer Recht hatte. Du erkennst,
dass deine Wahrheit immer schon subtil in dir vorhanden war, und dich
immer schon in die Freiheit und deinen Selbstausdruck führen wollte.
Aber du hattest ja an dir gezweifelt, wurdest teilweise mit Gewalt
gezwungen, sich selbst aufzugeben und hast entschieden dich lieber
anzupassen, um das nie wieder zu erfahren. Nur um dich ein ganzes Leben
lang anzupassen. Du hattest keine Wahl. Und vielleicht findest du das
auch richtig, normal, und notwendig. Vielleicht erträgst du es tapfer,
vielleicht erhöhst du dich über deine Anpassung, weil man ja eben muss.
Und dann drückst du dein müssen anderen auf, um sie ebenfalls zu
Gefangenen zu machen, damit du selbst nicht ans zweifeln kommst.
Jedoch wenn du mit dann mit anderen Menschen in eine
Meinungsverschiedenheit gerätst, reagierst du immer noch emotional, als
würde dich eine andere Sichtweise bedrohen. Denn das was da innerlich im
Widerstand ist, ist das innere Kind, dass nie selbstbestimmt leben
durfte und deshalb im chronischen Widerstand gegen andersdenkende ist.
Solange du anderen eine Autorität gibst, kannst du nicht du selbst
sein. Und obwohl du schon längst erwachsen bist, passiert es dir
täglich, dass du in so eine Situation gerätst, wo du emotional
getriggert wirst, weil jemand anders, eine andere Meinung hat als du.
Das passiert nur, weil du dir nicht erlaubst du selbst zu sein und
anderen somit eine Autorität gibst, die dir weh tut.
Um so mehr
ich zu mir selbst finde, erkenne ich dass die Menschheit einen
unbewussten Abgrenzungskampf im Außen führt, der durch Selbstakzeptanz
lösbar wäre. Nur sind wir es eben kulturell nicht gewohnt,
Selbstakzeptanz zu empfinden und Selbstbestimmt zu leben. Und solange
das so bleibt wird es Kriege geben.
Früher dachte ich immer es
sei unmöglich Individuum und Kollektiv zu vereinen. Heute sehe ich, um
so mehr ich zu mir selbst finde, um so eher kann die andere Meinungen
akzeptieren und stehen lassen. Individum und Kollektiv sind letztlich
eins. Denn es gibt nur das Eine.
Doch zurück zum lebbaren
Alltag: Ein weiterer Gedanke, der uns bei der Suche nach uns selbst
einschränkt, ist einseitiges Denken. Wir denken entweder: Ich hab Recht
oder der andere hat Recht. Lange war ich in diesem Konflikt
gefangen.Diese Annahme dass nur das eine oder das andere wahr sein kann,
behindert das Entwickeln der eigenen Persönlichkeit jedoch massiv.
Unterschiedliche Ansichten, führen häufig zu Konflikten. Dabei können
zwei Meinungen nebeneinander stehen, ohne Gegnerschaft. Es gibt Konzepte
die diese integrale Haltung postulieren und ich fragte mich immer warum
intelligente Menschen gegen eine integrale Haltung sind, da sie doch
alle Probleme lösen würde.
Nun habe ich erkannt: Eine intergrale
Haltung funktioniert nur, wenn zuvor, das persönlich Bedürfnis nach
Individuation (Entfaltung der Individualität, Selbstbestimmung) gestillt
ist.
Ist das Bedürfnis nicht gestillt, ist jede
Meinungsverschiedenheit eine Re-inzinierung, des eigenen Traumas (die
Verleugnung der Persönlichkeit). Und dagegen wehrt sich ein jeder Mensch
zu Recht.
Es gibt keine lebbare absolute Wahrheit. Im konkreten
Leben gibt es nur unterschiedliche Perspektiven und die Möglichkeit sich
gegenseitig zu achten. Erst wenn ich meine Individualität frei lebe,
kann ich aufhören mich in jeder Begegnung mit einem andersartigen und
anders denkenden Menschen, provoziert zu fühlen. Solange es so ist,
befinde ich mich im kindlichen Abgrenzungskampf und ringe um meine
eigenen Authorität.
Solange ich mir selbst noch unsicher bin, was
mein Selbstausdruck betrifft, solange ich etwas in mir unterdrücke,
wird jede Andersartigkeit als Bedrohung empfunden. Mangelnde Toleranz
ist also immer auch ein Ausdruck, mangelnder Selbstakzeptanz. Und so
geht es uns allen. Wir führen Kriege, aus diesen Gründen.
Ich
kann andere Menschen erst für ihre Einzigartigkeit schätzen, wenn ich
mich selbst für meine Einzigartigkeit schätze. Ich kann mich erst in
Rücksicht anderen Menschen gegenüber üben, wenn ich Rücksichtsvoll mit
mir selbst umgehe.
Zwei Individuen können einzigartig sein, indem
sie sich erst mal selbst akzeptieren, ihre persönliche Wahrheit leben
und sich dennoch gegenseitig für ihr anders sein achten und
wertschätzen.
Wir denken in logischen Schlussfolgerungen von
entweder - oder. Dabei ist „sowohl als auch“, die Logik der Zukunft.
Toleranz und Akzeptanz sind die Folge einer befreiten Individualität und
eines freien Geistes, die sich gegenseitig bedingen. Die Suche nach der
Wahrheit, ist die Suche nach einer Authorität, die dir erlaubt
selbstbestimmt zu leben. Wer außer dir selbst, könnte diese Authorität
sein, die dich befreit?