Mittwoch, 13. März 2019

Über das Sterben



Vor unfair 10 Jahren habe ich mir einen Dorje aus Bergkristall gekauft, obwohl ich damals noch nicht wusste wozu das Ding gut ist. Damals begann ich Edelsteine zu sammeln und so fand dieses Ding unbewusst zu mir.

Erst später begann ich magische Rituale mit dem bis dahin angesammelten Gegenständen zu wirken. Und erst heute verstehe ich meine Anziehungskraft bezüglich des Dorje und meine karmische Verbindung zum Buddhismus, die sich damals schon im Außen zeigte.

Der Dorje ist das Symbol des Vajra Buddha. Der Vajra Buddha ist der Buddha der Schärfe, der Kristallisation und der Unzerstörbarkeit. Vajra wird oberflächlich als „Diamant“ übersetzt. In der buddhistischen Tradition wird der Diamant als himmlischer Edelstein verstanden, der durch jedes andere feste Objekt schneidet. Deshalb ist er völlige Unzerstörbarkeit.

Die Vajra Buddha werden durch ein diamantförmiges Zepter dargestellt, welches im tibetischen Dorje genannt wird. Die scharfen Zacken des Diamanten symbolisieren das durchschneiden neurotischer Tendenzen und unbewusster Verwicklungen, mittels eines scharfen Verstandes.

Der Dorje repräsentiert die Qualität vieler möglicher Perspektiven (Multiperspektivität). Damit ist eine sehr große Flexibilität des Geistes gemeint, die diese Buddhas haben.

Der Vajra Buddha hielt seinen kostbarsten Schatz, seinen Zepter, den Dorje aus Kristall in der Hand, der das Symbol seines erwachten Geistes darstellt. Er bedankte sich für dieses Gabe, die es ihm ermöglichte zu tiefer Einsicht zu gelangen und alle Anhaftungen zu durchschauen. 

Doch weil er der Vajra Buddha ist, kann er sich nicht an seiner Errrungenschaft der Einsicht festhalten. Seine unzerstörbare Logik zwingt ihn, einen letzten Akt des Loslassens auszuführen.

Ich wäre kein Vajra Buddha, wenn ich nicht diesen letzten Schritt vollziehen würde. Tränen der Liebe und der Verlustangst rannen über seine Wangen. Es kamen Ängste auf, die sagten: Wer bin ich noch, wenn ich mein größtes Talent wegwerfe?

Er nahm dennoch den kristallenen Zepter und warf ihn in Gedanken hinter sich. Der kristallene Dorje zersprang in seiner Vorstellung in tausend Stücke auf dem Boden. Der Buddha lachte und war nun frei.

Wenn man etwas loslässt, was einem viel bedeutet, empfindet man Verlust. Im Moment des Loslassens stirbt ein Stück Ego. Das tut manchmal weh.

Jedoch verliert man letztlich nichts, außer der fixierten Anhaftung. Man verliert im Grunde immer nur seinen Starrsinn, der zu Unfrieden führt, weil man wieder für einen festen Standpunkt kämpft. 

Deshalb ermöglicht jeder Loslösungsprozess, in einen größeren und offeneren Raum der Freiheit und des Friedens zu gelangen.

Loslassen ist nie ein endgültiges sich abkehren. Das wäre eine erneute Einschränkung. Loslassen bedeutet viel mehr eine Haltung von Offenheit zu entwickeln, in der es keine Fixierung mehr gibt. So erfährt man immer mehr den offenen Raum.

Man muss letztlich behaupt nichts aufgeben. Statt entweder oder, entsteht immer mehr eine Haltung von sowohl auch als. Das ist Freiheit. Aber das Ego denkt jedesmal es müsste sterben, deshalb krallt es sich fest.

Auch der Boddhisattva, der Buddha des Mitgefühls, hat am Ende seines Weges, so einen finalen Schritt zu tun. Denn sein Weg ist ebenso einseitig.

Weil er der Buddha des Mitgefühl ist, kann er sich nicht an seiner Einsicht festhalten. Sein unzerstörbares Mitgefühl zwingt ihn, einen letzten Akt des Loslassens auszuführen. Er wirft die Anhaftung an seinen Weg weg und öffnet sich für eine Liebe ohne Einschränkung.

Erleuchtung, ist nicht das einseitige Verfolgen eines spirituellen Weges. Erleuchtung ist ein Zustand jenseits aller Anhaftungen und Bestrebungen etwas zu erreichen. Es ist die Freiheit von jeglichem Standpunkt.

Deshalb muss man am Ende aller Wege, den eigenen Weg verlassen. Das heißt jedoch nicht Abkehr. Es bedeutet nicht alles inden Staub zu treten. Es bedeutet sich einfach nur für alles andere wieder zu öffnen.

Weder ein Vajra Buddha, noch ein Boddhisattva muss seinen Weg aufgeben. Was aufgegeben wird, ist die letzte Trennung, die der Erfahrung der Freiheit im Weg steht.
An dieser Stelle weitet sich nochmals der klare Geist und das liebende Mitgefühl.

Alles was wir aufgeben müssen, sind unsere starren Ideologien. Es bleibt jedoch immer die Freiheit, den eigenen individuellen Weg zu gehen. Dann geht man ihn jedoch aus Liebe und nicht aus Gegnerschaft.

Sonntag, 10. März 2019

Was ist Erleuchtung und was nicht?

Mein Gesprächspartner sagte: „Das ich ist die Quelle des Leidens“

Ich sagte: „Bisher erlebe ich es so, dass ich Zustände mit Ich Identifikation und Zustände ohne Ich Identifikation (Nirwana) erlebe. Zustände wechseln sich ab. Sie kommen und gehen.

Es gibt aber ein beständiges Gewahrsein, was auf diese Zustände mit und ohne ich schaut. Egal wie sie erscheinen.

Erleuchtung ist für mich das, welches unabhängig vom Inhalt der Erfahrung besteht und auf alle Zustände schaut. Viele Menschen verwechseln Erleuchtung mit einem besonderen Zustand, den sie erfahren, oder dem sie nachstreben, einem Gipfelerlebnis.

Ich glaube das ist nicht so. Ich glaube es geht viel mehr um das Gewahrsein, was in möglichst vielen Zuständen wach und klar und friedlich ist.

Die Quelle des Leidens ist nach meiner Erfahrung die Bewertung von Leid in zb. in Krankheit ist schlecht. Man leidet nämlich hauptsächlich am eigenen Widerstand, und am mangelten Selbstmitgefühl.

Ändert man dies, indem man sein Mitgefühl für sich selbst trainiert und seine Bewertung in zb. in Krankheit ist auch gut weil sie mir Rückzug gibt, oder mich ermahnt achtsamer zu leben, kann Leiden überwunden werden. Bei weitem nicht in einem Moment. Aber es ist möglich, wenn man diese Haltung länger parktiziert.

Das Leiden liegt viel weniger an einer bestimmten Situation. Wir leiden viel mehr am Umgang mit dieser Situation, als an der Situation selbst. Wenn wir das eine Weile praktiziert haben, können wir erfahren, dass in mitten einer schwierigen Situation, Gleichmut, Zufriedenheit, ja sogar Glück auftauchen kann.

Also muss man trainieren, anders zu denken, anders zu fühlen. Man muss daraus aber eine beständige Geisteshaltung machen, bis sie vielen Situationen gewachsen ist. Und man muss das lange üben, vor allem bei den Dingen, die für einen persönlich schwierig sind. Das kann für jeden etwas ganz anders sein. Ob das nun Krankheit, Minderwertigkeitsgefühle, Einsamkeit, Sehnsucht, ist. Jeder Mensch ist auf andere Weise verwickelt.

Man muss sein Denken und Fühlen grundsätzlich in eine Haltung der Mitte umprogrammieren. Dazu sieht man alles schwarz und weiß. Dazu muss man all seine Vorstellungen, Ideologien, und seinen Starrsinn aufgeben. Manchmal tut das weh. Aber es ist ein kurzer Schmerz, wenn man dafür befreit wird. Man gewöhnt sich an das Loslassen, wenn man immer mehr die Befreiung sieht, die man dahinter findet.

Irgendwann ist das neue Denkprogramm umgebaut, so dass man für alles Leid  - A Mitgefühl empfinden kann und - B die Perfektion eines jeden Momentes sieht. Dadurch entwickelt sich ein Gewahrsein das zunehmend leer wird, weil es keine Widerstände mehr mit sich selbst und der Welt hat.

Es stimmt schon, dass im Zustand des Klaren Lichtes kein Leid ist, weil da Niemand ist der leidet, aber ich finde es irreführend, mich zu sehr auf die Erfahrung von Nicht Ich zu fokussieren, weil das noch nicht die letzte Einsicht ist. 

Viele Menschen denken die seien erleuchtet, weil sie ihr Ich wegmeditieren können und keinen Handelnden in sich erfahren. Aber wenn man es so sieht, dann hat sich nichts geändert, denn man ist immernoch vor sich auf den Flucht.  Nur dass man statt einer weltlichen Selbstverleugnung nun in einer getarnten spirituellen Selbstverleugnung steckt. Das kann ein Weg sein, ok, aber dann muss man ihn auch zu Ende gehen und Nirwana und Glückseeligkeit ebenfalls loslassen. Alles loslassen. Auch die Leerheit, die man glaub zu sein. Es hat wider eine Identifikation mit der Leerheit statt gefunden.

Wer Erfahrungen von Nirwana, Klarem Licht, Glückseeligkeit bevorzugt und die gewöhnliche Erfahrungen des Ich ablehnt, ist nicht erleuchtet. Der hat im Grunde sein weltliches Streben nur in eine spirituelle Umgebung verfrachtet.

Deshalb wird vor den Siddhis (den übernatürlichen Kräften/Zuständen), wozu auch das Klarträumen gehört, gewarnt. Nicht weil mit den Zuständen und Fähigkeiten irgendwas falsch wäre, nicht weil die einen verrückt machen können (was passieren kann). Man darf sie schon üben, nutzen, trainieren. Aber man neigt dazu sich A an ihnen festzuhalten und B sie teils mit der eigentlichen Erleuchtung zu verwechseln. Und da muss man sich die Frage stellen, will man ein Magier sein der Tricks vorführt oder erleuchtet sein?

Wenn man erleuchtet sein will, dann muss man die Anhaftung, also das Streben nach diesen Zuständen, das festhalten, das beherrschen den Meditation, das sich damit schmücken, loslassen. Oder man macht es wie ich, man scheitert auf ganzer Linie. Hahaha.

Ich hatte Glück und das erkenne ich erst jetzt, dass all diese Fähigkeiten/Zustände, die ich für eine Zeit erlebt habe, mir an einer Stelle immer wieder durch die Finger gerieselt sind. So hatte ich nicht die Möglichkeit mich festzuhalten. Oft war ich neidisch auf Menschen, die in diesen Zuständen verweilen durften. Aber heute sehe ich dass mein Unglück, das Glück war. Es ist mir nicht gelungen, wie ich es bei anderen sehe, mich an den Zuständen festzuhalten und deshalb musste ich immer wieder loslassen. Ich fiel zurück. Durch die Annahme, die der einzige Weg war, damit umzugehen, wurde mein Gewahrsein weiter.

Egal wo du stehst, egal wie leuchtend dich die Meditation vielleicht schon gemacht hat, irgendwann kommt immer der Punkt, da musst du das alles loslassen und dich in deinen Abgrund, in deine Dunkelheit, deine Minderwertigkeit, deinen Schatten fallen lassen, weil du das auch bist. Es ist egal ob wir das am Anfang oder am Ende unserer sprituellen Reise machen. Irgendwann sieht du ein, es geht nicht ohne.

Aber man muss das Ich ganz annehmen. Das wird leider oft vergessen, weil sich die Gedankengänge spiritueller Sucher oft nur noch um das Nicht Ich drehen. Das ist ja das wovon wir weg wollen, warum wir überhaupt nach Erleuchtung streben, um dem Leid zu entfliehen.  Aber man kann nicht erwachen, wenn man vor sich Selbst wegläuft. Denn man kann sich nicht finden, wenn man vor sich wegläuft. Das Selbst ist das erwachte ich. Erleuchtung ist nichts großartiges, sondern die Annahme aller Schwächen. Man muss sich zu sich selbst umdrehen und sich annehmen, egal wie schwer das ist. Man muss einen Weg finden. Heisser Tipp um das zu schaffen: Innere Kind Arbeit.

Wenn man jemand ist, der viel meditiert, dann ist man vielleicht jemand der viele Erfahrungen mit den Zuständen des nicht Ich hat. Dann hat man zwar Erfahrungen im Nirwana, aber man ist immer noch nicht im Frieden, solange man das Ich ablehnt.

Und man ist in Gefahr, sich an diesen Phänomenen festzuhalten. Man ist in Gefahr Stolz auf das Erlangen von Nirwana, Liebe oder Freude, zu sein. Dann ist man immer noch im Streben für dies und wider das.So bleibt man im inneren Kampf stecken, obwohl man vielleicht kleine Wunder vollbringen kann. Deshalb ist Jesus gekreuzig worden, es war Gnade. In der Erfahrung der Ohnmacht, hat er aufgegeben.

Nirwana und die unbedingte Glückseeligkeit, Zustände die man dort vielleicht zum ersten mal erfahren hat, muss man wieder loslassen. Denn wenn man das Nicht ich dem Ich bevorzugt, wie soll man dann im Frieden sein? Wie könnte  es Frieden geben, wenn man die Ichhaftigkeit oder die Unbewusstheit der Menschen ablehnt? Wie soll es Frieden geben, wenn man das negative Prinzip ablehnt?

Das kann man nur in der Akzeptanz des Ichs, des Leidens und des eigenen Schattens, indem man Mitgefühl mit dem Ich hat/lernt. Alles was ich in mir selbst angenommen habe, muss ich auch in anderen Menschen akzeptieren. Unfrieden ist immer ein Zeichen von fehlender Selbstakzeptanz.

Vielleicht muss man erst mal lernen mit seinem Ich mitfühlend umzugehen. Man muss das Leid akzeptieren, welches man erlebt. Man muss Mitgefühl mit dem eigenen Leiden lernen, gerade wenn einem das gefehlt hat. Dieses zu üben ist genauso wirklungsvoll und wichtig für die Erleuchtung, wie Meditation.

So viele Menschen denken, es geht nur darum Nirwana, Klares Licht, Glückseeligkeit, Zustände ohne Ich, zu erreichen und sie behandeln die Erfahrung und die Annahme des Ich damit manchmal abschätzig.

Ich verfolge einen tantrischen Ansatz. Das entschiedende Merkmal des Tantra ist, dass es darum geht alles anzunehmen und nichts auszuschließen, deshalb ist es ein sehr heilsamer Ansatz. Man nimmt alles an, und erkennt es als Teil deines Selbst. Deshalb liegt mir das Ich und der Weg zum Erwachen näher, als der Weg über das Nicht Ich, denn ich wollte mich immer heilen.
Deshalb sehe ich das Ich nicht als Quelle des Leidens. Dass wir es anders beschreiben, liegt nur an der unterschiedlichen Perspektive, die wir einnehmen. Je nach dem, welchen spirituellen Weg man geht, schaut man anders auf das Selbe.

Die einen versuchen das Ich wegzumeditieren (was wie ich finde sehr viele tun) die anderen, das Ich zu heilen. Manche machen beides. Oft gehen die Ansätze wie Psychologie oder Spirtuelle Ansätze, jedoch nicht weit genug, damit sich der Kreis zwischen Ich und Nicht ich vollkommen schliesst. Der Psychologie fehlt die Ebene des nicht ich (Transpersonal) vielen spirtuellen Schulen fehlt die Ebene des Ichs. Manchmal auch, weil Menschen die vollständigen Konzepte verdrehen und gemäss ihrer persönlichen Haltung interpretieren.

Osho hat versucht beide Seiten (westliche Psychotherapie und östliche spirtuelle Ansätze) an einen Tisch zu holen.  Dem tantrischen Ansatz fehlt manchmal der klare schneidende Verstand, der das Anhaften an Erfahrungen der Freude durchschneidet. Dieses ist mir glücklicherweise gegeben. Etwas in mir fragt chronisch. Warum? Außerdem habe ich immer schon meine Herz ganz leise gehört. Herz und Verstand haben mir meinen Weg gezeigt.


Man hat unterschiedliche Anhaltspunkte, denen man einen gewissen Wert beimisst. Manche Punkte bewertet man stärker als andere, je nach individueller Lebenserfahrung. Ich bewerte die Annahme des Ichs stärker, als die Erfahrung des Nicht Ich, die ich auch habe. 

Gleichzeitig habe ich so etwas wie ein heiliges Schwert, mit dem ich alle Anhaftungen durchschneide, entweder mittels bewusstem Verstand (Glaubenssätze in Frage stellen, Kritisches Bewusstsein) oder unbewusst, indem mir Erfahrungen verweigert werden. Also man könnte sagen, es ist eine gewisse Gewalt notwendig, die die schönen Dinge denen man verhaftet ist, erbarmungslos zerstört. Wie lange habe ich gegen diese Kraft gekämpft, bis ich einsehen konnte, dass ich nur auf Grund des Scheiterns loslassen konnte.

Das ist keine letztliche Bewertung, ob das was ich erfahre letztlich zum Ziel führt. Es ist eine individuelle Entscheidung/Erfahrung. Aber vielleicht hilft sie, die eigenen Vorstellungen zu überwinden. So wie wir kollektiv an kulturelle Glaubensvorstellungen gebunden sind, so sehe ich auch so eine kollektive Verblendung bei vielen sprituellen Suchern. Das Ich versucht aus der sprirituellen Erfahrung etwas zu machen, oder sich dort hinein zu fliehen, um sich vor sich selbst zu verstecken. Das muss man sich eingestehen.

Letztlich muss man sich von dieser Bevorzugung einer Sichtweise lösen. Nur dann kann man Freiheit erfahren. Ich muss mich auch immer wieder von meiner bevorzugten Sichtweise lösen. Also es geht mir genauso. Auch ich verfange mich immer wieder in sprituelle Dogmen. Vielleicht stecke ich gerade wieder in etwas drin, wer weiß. Das gehört zum Weg. 

Da Erleuchtung das  Aufgeben eines festen Standpunktes ist, muss man täglich bereit sein, alles was man denkt oder sich erarbeitet hat, wieder hinzuschmeissen. Man muss ständig bereit sein, sich selbst zu widersprechen und sich in jedem Moment neu zu erfinden. Auch dann wenn das Bekannte, Freunde, Familie, Partner, Schüler vor den Kopf stößt. Ansonsten muss einem Klar sein, dass man eine Rolle spielt.

Als Quelle des Leidens möchte ich das einseitige Denken nennen. Viele Spirtuelle markieren das Denken als Quelle des Leides. Ich bekomme das oft zu hören, gerade weil ich ein Denker Typ bin. Weil ich aber den anderen Weg gehe, der mir oft wie eine Art Gegenbewegung zum Advaita vorkommt, konnte mein Herz damit nie eine Stimmigkeit empfinden. Denn meine Erfahrung war immer anders. Ich kann mich so high denken, dass ich damit die Grenze meines Ichs durchbrochen habe. Das mit 99% aller sprituellen Gesprächpartner sagen, ich solle meine Denken loslassen, war eine schwere Prüfuing für mich. Es war eine Prüfung im Allein sein, im unverstanden sein, im aufs Herz hören. 

Dennoch haben mich gerade die Ansätze, die keine Resonanz in mir erzeugen, zum nachdenken gebracht. Ich bin immer offen geblieben, ob der andere nicht doch in seiner Welt recht hat.

Ich sehe nicht das Denken als Quelle des Leides, sondern das einseitige Denken die Quelle des Leides ist. Und das ist ein garvierender Unterschied. Einseitigkeit erzeugt Leid. Eine einseitige Bewertung erzeugt ein Weltbild was die Welt in schwarz und weiß, in richtig und falsch aufteilt.

Im Nicht sein löst sich die einseitige Dualität auf. In der bewussten Ich Erfahrung hingegen, kann man lernen zweiseitig (paradox) zu denken und zu fühlen, indem man lernt Gegensätze zu vereinen.

Die Erlösung des Ichs, ist die Vereinigung der Gegensätze. Dazu liefert die Psychologie C.G. Jungs hilfreiche Ansätze. Jedoch ist Jung dann wieder kein Experte für die Beschreibung der einzelnen Erleuchtungszustände. Er wurde gefragt ob er an Gott glaubt. Darauf antwortete er: Ich habe Gott erfahren. Jung das zugehen auf das Selbst mit dem Begriff Individuation benannt. Individuation bedeutet der Weg zur eigenen Ganzheit. 

Nachdem man dann die Ganzheit erfahren hat, indem aman alle Gegensätze ineinenader vereint, muss man sich dann, doch wieder von der Psychologie abwenden, weil man den weiteren Weg in ihr nicht finden kann.

An der Stelle muss man sich andere Quellen suchen. Die Psychologie ist noch nicht weit genug gegangen, aber sie kann einen Teil des Weges sehr gut begleiten. Vor allem auch die Traumatherapie, die ich für die Annahme des Ichs für eine große Hilfe halte.

Durch die Vereinigung der Gegensätze löst sich der innere Kampf des Ichs auf. Wenn das Ich all seine Widerstände aufgibt, lösen sich seine Grenzen auf, weil die Trennung des Ichs vom Ganzen einzig aus diesem Widerstand besteht. Wer alle Widerstände auflöst, erfährt eine Auflösung des Ich, der erfährt Nirwana. 

Witzigerweise kommt man so zum gleichen Ergebnis, wie jemand der sehr viel meditiert und den Zustand des Nicht Seins vertieft hat. Allerdings lernt jeder auf seinem Weg etwas Unterschiedliches. 

Der eine ist dann ein Experte des Ichs und seinen Zuständen, der andere ist ein Experte des nicht Ichs und seinen Zuständen. Experte ist man nur auf dem Weg, den man selbst gegangen ist. Und anstatt Wettkämpfe zu führen, welcher Weg nun der richtige ist, kann man sich gegenseitig helfen. Man kann den anderen durch seine Perspektive bereichern. Man kann sich durch jemanden bereichern lassen.

Nur ist das manchmal schwer, wenn der eine das Ich loswerden, der andere es ganz annehmen will. Es ist manchmal, als lebt man am anderen Ende des Universums.

Beide Wege können jedoch zur Erleuchtung führen. Es ist als könnte man sowohl links als auch rechts um den Baum herum gehen. Am Ende sieht man, es ist immer ein Kreislauf zwischen ich und nicht ich, die letztlich eins sind.

Und dann wenn man bereit ist, seinen Weg loszulassen, sieht man, man kann den Kreis in beide Richtungen gehen. Dadurch entstehen unterschiedliche Erfahrungen, Schwerpunkte und Talente. 

Solange wir noch an unserem Weg kleben, neigen wir dazu Menschen, die einen anderen Weg gehen, abzulehnen, abzuwerten. Dann sagen wir dies ist Erwachen und dies nicht, ohne zu begreifen, dass es unterschiedliche Wege gibt. Das zeigt nur, dass wir selbst noch auf dem Weg sind und das Ganze noch nicht vollständig überblicken. Lassen wir die Anhaftung an unseren Weg los, haben auf einmal alle Recht. Gleichzeitig, denn es gibt ja keine Wahrheit mehr.

Und vermutlich muss man den Weg in beide Richtungen gehen, wenn "man" die volle Verwirklichung "erreichen" möchte. Dieses hilft zudem, dass man seinen eigenen Weg und seine Schwerpunkte ganz verlässt, damit man sich nicht daran festhält, an dem was man erfahren hat. Auf dem Weg musste man sein weltliches Wissen ausgießen, am Ende des Weges muss man seine Erfahrung/Nicht Erfahrungen  ausgießen, bis man absolut leer und nicht wissend ist.  Absolutes Nicht Wissen = die absolute Annahme = Frieden. 

Da bin ich gerade dabei. Ich muss vielleicht nochmal andersrum um den Baum, um meine Schwerpunkte zu relativieren, und mir die anderen Perspektiven anzuschauen.
Achja und dann gibt es noch die Spontanverdampfer, die in einem Moment voll erwachen. Aber weil die keinen Weg hatten, müssen sie den Weg dann manchmal hinterher gehen, denn man kann den Weg nicht ohne ein Ich gehen. Auch die sind nicht besser dran.
Wir alle sitzen doch irgendwie im selben Boot. 
LG


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