Montag, 22. März 2021

Soll ich mich impfen lassen? Über Wissenschaft und Erwachen.



Soll ich mich impfen lassen oder nicht und bin ich schon ein Systemgegner, wenn ich mir diese Frage stelle?

Kürzlich habe ich mich wieder mit jemandem über Impfungen unterhalten. Ich bin gegen das meiste geimpft. Masern, Mums, Röteln, Polio, Tetanus, FSME (wegen dem Urlaub in Bayern), Hepatistis (wegen dem Job). Windpocken hatte ich noch selbst bekommen, zu einer Zeit wo man Kinder zu Windpockenpartys eingeladen hatte, damit man die Krankheit nicht als Erwachsener bekommt. Gegen Influenza habe ich mich nur einmal impfen lassen und war trotzdem den ganzen Winter lang krank, sodass ich den Nutzen dessen selbst noch nicht spüren konnte. Oft war ich zur Impf Saison schon längst wieder erkältet, sodass dann auch ich irgendwie nie dazu kam.

Das Impfen an sich, halte ich jedoch ganz grundsätzlich für eine sinnvolle Sache. Die Entwicklung von wirksamen Impfstoffen, sowie die Entwicklung des Antibiotika, ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass wir viele Seuchen überlebt haben oder gar nicht erst damit im Kontakt kamen. Ich würdige die Medizin für diese Errungenschaften Leid zu lindern, ebenso für die Entwicklung von Medikamenten, die Symptome lindern und Menschen unaushaltbare Schmerzen nehmen können. Aber deshalb muss ich mich ja nicht unkritisch auf eine Seite stellen. Denn ich halte auch sehr viele von alternativen Heilungsmethoden, die heute noch keine Anerkennung genießen dürfen. Ich habe erlebt, wie die Schulmedizin mir in vielen Fällen nicht hilfreich war und nur mein selbsterfoschender und oft alternativer Weg, mir Linderung und Heilung gebracht hat. So kam ich dazu immer mehr individuell zu entscheiden, was ICH brauche.

Ich muss sagen, ich bin skeptisch, wenn ein Impfstoff in kürzester Zeit entwickelt wird und ich das Gefühl habe, die Welt drängt so sehr auf die Wirkung dieses Impfstoffes, dass es kaum noch Spielräume für kritische Fragen gibt. Das hinterlässt in mir ein mulmiges und ungutes Gefühl und deshalb macht mich diese Herangehensweise, die sich alleinig auf die Bekämpfung von Symptomen ausrichtet, sehr skeptisch.

Wie gehe ich mit meinem Skeptizismus um?

Auf keinen Fall indme ich mich direkt erneut, festlege. Ich versuche möglichst offen zu bleiben. Ich lese möglichst unterschiedliche Artikel, wenn ich mich über das für und wider eines Impfstoff informieren möchte. Dabei beachte ich, welchen Ruf eine Zeitung, ein Blog, eine TV Sendung, ein Youtube Kanal hat. Ich nutze alle Medien, die mir zur Verfügung stehen und wertschätze jedes Medium für seine spezielle Stärke. 


Ich achte darauf, wie differenziert ein Bericht ist, wer ihn verfasst und was ich über den Autor und dessen Gesinnung rausfinden kann. Manchmal jedoch ist mir die ganze Recherche auch zu viel. Dann frage ich auch Menschen, denen ich auf Grund ihrer Kompetenzen vertraue. Zum Beispiel meinen Freund, der sehr viel Fachkompetenz beim Thema Naturwissenschaften hat, weil das seine Berufung ist. Meien liegt wo anders und das respektiere ich.

Wenn ich jemanden frage, ist mir bewusst, dass ich die Sache nicht wirklich geprüft habe und ich mich nicht darauf verlassen kann. Niemand kann immer alles kritisch prüfen. Quellen die ich verfolge könnnen einseitig oder fehlerhaft sein. In dem Fall ist mir bewusst dass ich keine Ahnung habe und pokere. 


Höre, lese oder spüre ich, dass bestimmte Aspekte der Auseinandersetzung, in einem Artikel, in einer TV Sendung, keinen Raum finden, werde ich skeptisch. Es ist als habe ich eine siebten Sinn dafür, der es erspüren kann, wenn etwas fehlt. Ich spüre das mit meinem Herzen.

Manchmal werde ich zum Beispiel skeptisch, wenn im öffentlichen Fernsehen ein Hype um einen Impfstoff veranstaltet wird und ich das Gefühl habe, dass alle anderen differenzierten Sichtweisen auf das Thema ausgeklammert und boykottiert werden.
Ich werde genauso skeptisch, wenn ich auf Menschen mit pauschalen Haltungen gegen das Impfen treffe, die jede fachliche und wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem möglichen Impfstoff rigoros abwehren und ihren Standpunkt mit haltlosen Argumenten begründen. Ich werde also an vielen Stellen skeptisch. Ich kann alles und jeden in Frage stellen. Es gibt Menschen bei denen ich mich zurück halte, wenn ich sehe dass sie sich selbst in Frage stellen. Dann kann es sein, dass ich von meiner Kritik ablasse, denn dann brauchen sie mich nicht.

Ganz ehrlich, ich habe noch nicht einen Bericht, eine Sendung, einen Artikel gelesen, der sich ganzheitlich mit der Thematik beschäftigt, wie wir als Gesellschaft mit Corona umgehen können. Das ist auch gar nicht möglich, weil egal wie gut ein Journalist arbeitet, er immer noch ein Mensch ist, der auf Grund seiner Menschlichkeit beschränkt ist und auf Grund seiner eigene Meinung manchen Aspekten immer mehr Raum geben wird, als anderen.

So ist die Welt, unvollständig und fehlerhaft, so wie wir alle es sind, mich eingeschlossen.

Wer die Unzulänglichkeit des Menschen nicht anerkennt, der wird Menschen mit Worten wie Lügenpresse oder Impfgegner abstrafen. Da ist eine Seite nicht besser als die andere. Weder das ZDF noch Youtube zeigt sich da weise. Die Welt hält sich in dieser Debatte den Spiegel durch die andere Seite vor. Manchmal möchte ich dazu sagen, Welt erkenne dich selbst. Du siehst dich im Spiegel. Wach auf. Ach ich bin ja all das.


Menschen, die das Impfen als die einzige Heilslösung propagieren, die uns zur Verfügung steht, geben für mich eine genauso unvollständige Sichtweise ab, wie die Menschen, die nur noch über alternative Heilmethoden sprechen, weil sie sich einen generellen Wandel des Systems wünschen. Diese haben vielleicht erkannt, das Impfungen Symptome nur verschieben können. Wer das einmal erkannt hat, der kann eben nicht zurück zur alleinigen Bekämpfung von Symptomen. Das nennt man Nachhaltigkeit. Wer einmal erkannt hat, dass Atomkraftwerke, keine Nachhaltige Lösung darstellen, der kann das nicht mehr für gut heissen. In der Sache der Medizin ist das genauso. Wer erkannt hat, dass Pillen alleine, keine Lösung sind, der kann nicht zurück.

Aber das heißt ja nicht, dass wir die Errungenschaften der Medizin ablehnen müssen. Wir müssen aber umfassendere und nachhaltigere Lösungen finden. Der Bedarf nach mehr Nachhaltigkeit breitet sich in allen Bereichen der Gesellschaft aus.

Im Grunde wünschen sich viele Menschen, die sich für alternative Lebensweisen einsetzten eine Wahlmöglichkeit. In unserem auf Leistung bezogenen System, gibt es aber in vielerlei Hinsicht eben keine Wahlmöglichkeit. Systemgegner treten auf, wenn das System in ein Ungleichgewicht rutscht und sind somit Teil des Systems.

Wir sind die, die euch sagen, dass wir so nicht weiter leben können und und wollen. Wir sprechen euch aus dem Herzen, weil ihr eurer Herz nicht hört. Bleibt doch mal stehen, und spürt euch. 

Vielleicht bemerkst du, dass ich mich sowohl mit der Wissenschaft als auch mit den Systemgegnern solidarisiere und identifiziere. Ich stehe auf keiner Seite, und auf allen Seiten. Gleichzeitig. Huch darf man das? Wo gibts den sowas? :happy:

Wie wäre es denn mit einem Sowohl als auch? Welches Lager ist jetzt so weise und fängt an, die andere Seite endlich mal zu hören zu und ernst zu nehmen?
Wir sind alle eins.

Mir fehlt, dass das System in dem wir leben, sich die Frage stellt, wie der Ausbruch der Pandemie mit unserer Lebensweise in Verbindung steht. Wir verleugnen und verdrängen unsere eigene Natur, bis sie eines Tages nicht mehr anders kann als zurück zu schlagen. Ich wünsche mir, dass die Welt auch mal dahin schaut und nicht nur, um einen Impfstoff kreist, um wieder so weiter zu machen. Ich möchte nämlich gar nicht so weiter leben, wie bisher. Ich möchte, dass die Welt einmal anhält und unsere Lebensweise, ganz grundsätzlich in Frage stellt. Ich bin ein großer Freud des Lockdowns, weil ich seine Chancen sehe. Ich möchte, dass die Welt die Möglichkeit, die sich uns gerade bietet, nämlich anzuhalten würdigt und sich konstruktiv der Innenschau zuwendet.

Unser auf Leistung und Wirtschaftlichkeit ausgerichtetes System, hat andere Bedürfnisse und die Werte der Menschlichkeit sehr stark zurückgedrängt. Eine Pflanze oder ein Tier, das wir nicht artgerecht halten, wird auch krank. Wir Menschen leben nicht mehr artgerecht. Viele Systemkritiker wollen mit ihrem Protest eigentlich darauf hinaus, dass sie sich mehr Menschlichkeit, mehr Nachhaltigkeit und mehr artgerechte Lebensqualität wünschen, aber auf Grund ihrer fehlenden Wissenschaftlichkeit verzetteln sie sich in Abstruse Argumentationsketten. In Wirklichkeit sprechen sie von ihren Bedürfnissen, die nicht erfüllt sind.

Wir Menschen haben leider nicht gelernt, über unsere Bedürfnisse zu sprechen, denn das System hat es uns verboten. Viele von uns sind sehr hart in eine Anpassung gezwungen worden. Das war teilweise so hart, dass viele von uns Nichtmal eine Sprache für die eigenen Bedürfnisse entwickeln konnten. Deshalb wettern Menschen pauschal gegen Impfungen, meinen aber den Leistungsanspruch der Gesellschaft, sie meinen die Unterdrückung durch den Stärkeren, dem sie sich nicht entziehen können und dem sie nicht mehr gerecht werden.

Ich habe kein gutes Gefühl, wenn der Mensch sich alleine auf die Impfung als Lösung für ein viel umfassenderes Problem ausrichtet. Ich wünsche mir, dass der Mensch seine Sichtweise nicht nur auf Symptome beschränkt, sondern (wieder) lernt, das Ganze zu sehen und ein Gefühl dafür entwickelt, warum sich Menschen ausgeschlossen fühlen. Systemgegner wird man, wenn man das gefühl hat, nicht dazu zu gehören. Schaut doch mal hin, ob ihr sie mit eurem Leistungsanspruch nicht vielleicht ausgeschlossen habt. Vielleicht habt ihr sie auch ausgeschlossen, als ihr ihnen nicht die selbe Bildung zuteil haben lasst, wie euch selbst?

Warum lehnt ein Teil der Menschen, die Wissenschaft als Grundlage der Meinungsbildung ab?

Wenn ich an meine Schulbildung denke, muss ich leider feststellen, dass ich, da nie etwas über wissenschaftliches Arbeiten gelernt habe. Ich bin 1980 geboren. Ich war auf einer städtische Realschule. Ich habe Biologie, Physik und Chemie teilweise nur ein Jahr lang gehabt. Mehr Wissenschaft konnte ich mir nicht leisten. Meine Leidenschaft Psycholgie, die war in meiner Schule leider gar nicht vertreten.

Aber noch schlimmer war eigentlich, wie diese naturwissenschaftlichen Fächer unterrichtet wurden. Es gab ein Biologie Buch und eine Lehrerin, deren Wissen man auswendig zu lernen hatte und dann hat man einen Test geschrieben. Aus der heutigen neurophysiologischen Sicht, wissen wir dass Lernen so nicht funktioniert. Menschen lernen durch Begeisterung und nicht durch auswendig lernen und lustloses wiederkäuen.

Unser Schulsystem ist jedoch darauf ausgelegt, Menschen zu unfreien und unterwürfigen Menschen zu erziehen. Das fängt schon im Kindergarten an. Ich arbeite im Kindergarten und habe mir das lange genug angeschaut. Wir erziehen Menschen zu unfreien Wesen und verbieten ihnen kritisch zu Denken, wir verbieten ihnen zu Fühlen. Menschen denen man verbietet ihre Bedürfnisse zu fühlen, die spüren diese irgenwann nicht mehr.
Sie werden taub gegenüber sich selbst.

1994 hatte ich eine Religionslehrer an der Realschule, der mir gute Striche fürs Vorlesen aus dem Buch gegeben hatte und böse Striche für kritische Frage. Daraus hat er dann die Note abgeleitet. Meine Freundin hatte ine 2, weil sie sich angepasst hat. Ich konnte das nicht, ich musste kritische Fragen stellen, weil mich das in meinem Herzen berührt. Ich habe eine 3 bekommen.

Meine Mutter hat mich für kritische Fragen geschlagen. Ich habe in meiner Schulzeit nichts darüber gelernt, mit welchen Methoden ich meine Umwelt kritisch ihr Fragen stellen kann. Ihr denn?


Wieviele von euch durften ungestraft die Eltern, den Pfarrer und den Lehrer in Frage stellen?

Kein Pfarrer wird dich zu Gott bringen, der nicht in der Lage ist, sein Ego in Frage zi stellen. Keine Eltern sind im Stande dich zu einem liebevollen Menschen zu erziehen, die dazu nicht im Stande sind, sich selbst berührbar und verletzlich zu zeigen. Kein Lehrer kann dich Weisheit lehren, wenn er nicht weise genug ist, sich demütig in Frage stellen zu lassen. Ein Lehrer muss im Stande sein sagen zu können, ich weiß, dass ich nicht weiß.
Zumindet dann wenn ein Kind eines Tages den Mumm entwickelt eine These in Frage zu stellen.

Aus diesem Grund fühlen sich vielen Menschen oft gar nicht als Teil der Wissenschaft. Wer wie ich dann auch noch aus einer bildungsfernen Familie stammt, der hatte oft nur die Wahl zu glauben, was ihm erzählt wird. Aus dieser Bevormundung wachen zur Zeit eben viele Menschen auf. Wir merken das weil wir das Internet haben und denken, jetzt sind alle verrückt geworden. Was jedoch passiert, sie wachen aus der Bevormundung auf.

Leider glauben sie dann meist direkt dem Nächstbesten, der sich nur stark genug positioniert. Das Streben nach Wissen, ist auch immer ein Streben nach Schutz und ja nach Macht, weil wir uns doch eigendlich nur wünschen, unversehrt sein zu dürfen. Deshalb greifen wir uns immer die scheinbar Stärksten, die jedoch nicht immer weise sind. Und so rennt dann eine ganze Horder angeblich erwachter Menschen, dem nächsten Deppen hinter her. 

Kritisches Denken muss man fördern, damit ein Erwachsener diese Fähigkeit beherrscht. Es gibt privilegierte Menschen, die das Glück hatten an einer Uni lernen zu dürfen, wie Wissenschaft funktioniert und die sich deshalb eingeladen fühlen, daran teilzunehmen. Diesem Anspruch kann ich nicht immer gerecht werden, denn ich war diesbezüglich nicht privilegiert. Ein Teil der Menschen hat sich nie eingeladen gefühlt. Bitte denkt mal daran, wenn ihr auf Menschen herabschaut, die euren Anspruch an kritischem Denken nicht genügen.

Ich hatte großes Glück, dass ich das ich einen Lehrer fand, der mir bei gebracht hatte, mich immer wieder in Frage zu stellen. Einen Teil meines kritischen Denkens und Fühlens, hatte ich aber auch schon in mir, es kommt aus meinem Herzen, aus meiner Intuition und aus meiner Wut und war schon immer ein Teil von mir. Ich durfte als Kind nicht nein sagen, deshalb fragte ich warum? Das Warum war der einzige Widerstand den ich mir leisten durfte. Das Warum konnte ich mir leise in meinem Kopf stellen. Ich konnte mir den Zugang zu meinem Herzen bewahren und so konnte meine Herz immer zu mir sprechen, auch wenn ich es viele Jahre lang nur ganz leise gehört habe. 

Aus den oben genannten Gründen kommt es häufig zu Stande, dass Menschen gar nicht verstehen, dass DIE Wissenschaft keine festgeschrieben Autorität ist, sondern ein fortlaufender und nie endender Prozess. Was wir mit wissenschaftlichen Methoden belegen können, kann immer nur ein temporärer Abdruck der derzeitigen Realität sein, den wir immer wieder von neuem, in Frage stellen dürfen und sollten. Deshalb kann eben auch alles möglich sein, weil wir nichts ausschließen können. Vielleicht stehen unsere Methoden zur Wahrheitsfindung ja auf wackeligen Beinen? Kannst du alles in Frage stellen oder hast du Tabus, die du nicht zu berühen wagst? Dann solltest du da als erstes forschen. Warum tust du das nicht? Weil du dir deine eigene Grundlage nehmen müsstest, auf die du dich stützt.

Wie sollen das junge Menschen lernen, wenn sie ihre Lehrerin nicht in Frage stellen dürfen? Woher sollen denn die Erwachsenen kommen, die kritisch denken können? Sie können nur entstehen mit den Lehrern die bereit sind sich in Frage stellen zu lassen.

Ich bin noch so erzogen worden, dass ich geschlagen wurde, wenn ich meine Eltern in Frage gestellt habe. Viele Menschen haben das so erfahren. Wo lernen wir denn bitte, dass wir die Welt und ja unsere Autoritäten in Frage stellen dürfen? Es gibt Menschen die wagen es nichtmal das Fernsehn in Frage zu stellen, weil das Fernsehn für sie eien Autorität ist.
Und wie halten wir es mit unseren Freunden, können wir diese in Frage stellen, oder ist es dann sehr schnell aus mit der Freundschaft?

Solange Erziehung und Beziehung nicht auf gegenseitiger Wertschätzung und auf Augenhöhe basiert, wird es immer ein Machtgefälle geben, welches uns in unsere Fähigkeit kritisch zu Denken behindert. Wenn wir kritisches Denken und Fühlen lernen wollen, dann brauchen wir Eltern, Freunde und Lehrer, die wir Frage stellen dürfen und die uns durch ihr Beispiel lehren, uns selbst in Frage stellen zu lassen.

Liebes System höre bitte auf schlecht über Menschen zu sprechen, die sich im wissenschaftlichen Denken nicht wieder finden können, denn du hast sie womöglich nie dazu eingeladen, ein Teil dieser wissenschaftlichen Welt zu sein. Wenn Menschen kritisch prüfen, ob sie sich impfen lassen mögen oder nicht, weil sie vielleicht gute Gründe haben, die dagegen sprechen, dann erkenne an, das ein Mensch der in der Lage ist, selbstständig zu Denken sich diese kritisch Frage stellen muss.

Liebes öffentliche Fernsehen anstatt Feindbilder zu erschaffen, ihr nennt sie Impfgegener, sprecht doch lieber mal über das desaströse Bildungssystem und Erziehungsystem, welches die Menschen in unserem Land zu Gegnern der Wissenschaft gemacht haben. An unserem Bildungssystem sollten wir wirklich mal etwas ändern. Es wird höchste Zeit. Um meine These zu untermauen, könnt ihr viele Hinweise in der Wissenschaft finden. Aber an der Stelle würdigt ihr die Wissenschaft ja nicht. Seht ihr da den Fehler?

Da liebes Fernsehen, liebe Printmedien könntet ihr etwas bewegen. Seit mal systemkritisch. Es ist eurer eigene fehlendes kritische Denken, welches euch durch eure Umwelt auf die Füße fällt. Mensch erkenne dich selbst, du schaust immer in den Spiegel und siehst dich. Was du im anderen verurteilst, bist du selbst. Erkenne dich!


Um diese Essenz des kritischen Bewusstseins herum wurden viele Methoden gebaut, die den Prozess begleiten sollen, weil es dem Menschen auf Grund seiner Anhaftungen und Beschränkungen meist sehr schwer fällt, den hohen Anspruch an die objektive Wissenschaftlichkeit zu genügen. Es ist gut, dass es diese Methoden gibt und wir alle sollten uns grundlegend mit diesen beschäftigen, damit wir überhaupt wissen worüber wir reden und urteilen. 

Ich glaube auch dass wir die Kernessenz, das kritische Bewusstsein entwickeln können, ohne dass wir eine explizite Ahnung von wissenschaftlichen Methoden haben müssen. Nichts desto Trotz, müssen wir unsere Umwelt dafür kritisch prüfen, und uns jedem Moment in Frage stellen lassen.

Budda sagte: Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat. Glaube nichts, weil es alle glauben. Glaube nichts, weil es geschrieben steht. Glaube nichts, weil es als heilig gilt. Glaube nichts, weil es ein anderer glaubt. Glaube nur das, was du selbst als wahr erkannt hast. Und das stelle ich auch noch in Frage. 

Für mich beschreibt Buddha in diesem Zitat den Weg des Wissenschaftlers und der Weg des spirituellen Suchers in seiner Essenz. Ich treffe mich in der Essenz mit Menschen die diesen Weg gehen, über den Weg kann ich meist nicht sprechen, weil mein Weg anders ist. Egal welchen Weg wir gehen mögen, es geht letztlich nur um das Erreichen der Essenz. Der Weg wie wir dort hin finden mögen, wird dann gleichgültig.

Wir können auch ganz intuitiv und im Zuge unserer Persönlichkeitsentwicklung, diese Kernessenz des kritischen Denken und Fühlens ausbilden, wenn wir dazu ermuntert werden, der Welt offen zu begegnen. 
Dazu brauchen wir Eltern, Erzieher und Lehrer, Pfarrer (Spirituelle Lehrer), die sich in Frage stellen lassen. Wir brauchen Politiker, die mit im Zeitalter des Humanismus auf Augenhöhe mit uns in Dialog treten. Vielleicht brauchen wir auch ein Update für unser derzeitiges Demokratieverständnis.

Wenn wir das alles nicht haben, dann sind wir vielleicht aufgefordert uns diesen Anspruch durch uns selbst zu kreieren. Wie ich beobachte, fangen immer mehr Menschen damit an. Diejenigen die an alten Vorstellungen festhalten, dürfen sich vielleicht erst noch an die Veränderungen gewöhnen. Wir sind mitten in einem Wertewandel.

Menschen die sich auf Wissenschaft berufen, als sei diese eine unumstoßbare Autorität oder sie bekämpfen, anstatt im offen Dialog bleiben zu können, verfehlen aus meiner Sicht der Kern, der Wissenschaft ausmacht. Mein Versuch mich wissenschaftlich zu bilden, hat mir das immer wieder bestätigt. Ein wissenschaftliches Mindset zu haben, bedeutet unvoreingenommen zu sein.

Ja auch die eisernen Verfechter verfehlen den Kern. Das sehe ich bei beiden Lagern der Corona Debatte.


Das liegt daran, dass für diese Menschen die Autorität des Wissens, noch außerhalb ihres eigenen Selbst liegt.

Über den Satz bitte mal nachdenken. 


Deshalb brauchen sie die Projektion, auf die äußere Wissens Autorität und können indem Moment nicht offen sein. Diesem Menschen fehlt in seinem Entwicklungsprozess, die Möglichkeit eine eigene Meinung auszubilden, denn erst aus einem stabilen Ich entwickelt der Mensch nach und nach die Fähigkeit, differenziert zu Denken. Lest Piaget, lest Kohlberg. Schaut euch an wie der Mensch lernt kritisch zu Denken. Wir müssen davon ausgehen, dass viele Menschen noch im Begriff sind zu lernen. Verabscheidet euch von dem Gedanken, dass Erwachsene Menschen erwachsen sind. Betrachtet sie wie Kinder. Das hilft.

Vielen Menschen wurde schon in der Kindheit die eigene Meinung verboten. So hängen diese Menschen auch im Erwachsenenalter in ihrer Entwicklung fest, weil sie sich erst mal bis zu einem gewissen Grad individuieren müssen, um überhaupt fähig zu sein, differenziert über die eigenen emotionale Betroffenheit hinweg urteilen zu können.

Wir müssen unsere Kinder ermutigen, zu eigenen Persönlichkeiten zu wachsen, damit wir die liebevollen und geistig wachen Erwachsene erhalten, die wir uns wünschen. In dessen Welt wir leben wollen.


Menschen die Wissenschaft nicht verstanden haben, teilen sich in Wissenschaftsgläubige und Wissenschaftsgegner. Die beiden Lager, die sich im Bezug auf die Frage, impfen oder nicht gebildet haben, sind ein Ausdruck von Unwissenschaftlichkeit und zwar in beiden Lagern.

Beide Lager haben mit Wissenschaft (so wie ich sie verstehe), dessen Kern für mich das eigenständige kritische Bewusstsein ist, nichts zu tun, denn für mich ist das die Essenz von Wissenschaft. Und sicher darf man mich ob meiner naiven und frechen Herangehensweise an Wissenschaftlichkeit in Frage stellen. Sei dir sicher, ich werde deine Kritik, ernsthaft überdenken und ich habe gerade nur meine naiven Worte mit denen ich ganz nackt da stehe. Ich spreche aus meinem Herzen. Mein Herz beflügelt meinen Verstand, so dass er sich für Logik begeistern konnte. Eine wissenschaftliche Ausbildung hab ich nicht. Ein Grund noch mehr wertzuschätzen, was ich mir denkend erarbeitet habe, wenn man bedenkt woher ich komme.


Wenn der Mensch gelernt hat, selbstständige zu Denken und oft vergessen wir, das selbstständige Fühlen, dann braucht er diesen starken Fokus auf die Autorität im Außen nicht mehr. Den braucht man solange man es nicht selbst kann. Solange man lernt. 

Ein Mensch der Fähig ist zum kristischen Bewusstsein, wird die Wissenschaft als Institution respektieren und versteht sie zu nutzen, ohne jedoch sich von ihr abhängig zu machen, weil er ihre Ergebnisse und Methoden genauso gut in Frage stellen kann und darf. Deshalb sollte man Wissenschaftskritik nicht mit Wissenschaftsgegnerschaft verwechseln.

Integal gesprochen, sollte man prä-rationale Kritik nicht mit transrationaler Kritik verwechseln. Und auch das geschieht immer wieder.
Da kann man es ihnen noch so oft erklären. :wall:

Das eigene Selbst (oder die eigen Fähigkeit kritische Fragen stellen zu können) steht am Ende der Persönlichkeitsentwicklung über allen äußeren Autoritäten. Der Psychologe C.G. Jung nannte diesen Entwicklungsprozess Individuation.

Wissenschaft ist ein unaufhörlicher Prozess. Diese Freiheit selbstständig kritisch denken und fühlen zu können, führt dazu, dass man sich auf keine Seite stellt. Weder auf die Seite der Impfgegner, noch auf die Seite der Impfbeführworter.

Natürlich gehört es dazu, sich jederzeit auch selbst in Frage zu stellen und sich von andere Menschen in Frage stellen zu lassen, auch wenn das bedeutet, dass eigene Standpunkte die eine emotionale Bedeutung für mich haben, zu Gunsten einer höheren Wahrheitsfindung überdacht ja und losgelassen werden müssen. 
Manchmal ist es als ziehe ich mir selbst den Boden unter den Füßen weg.

Man kann nur einem Herren dienen, für manche Menschen ist das die Selbsterhaltung, für andere ist es die Wahrhaftigkeit. Manchmal muss man sich entscheiden.

Autsch. Ja das tut mir jedesmal weh.

Ich kann das immer nur aushalten, indem ich auch gleichzeitig mein Trauma aufarbeite, welches meinen emotionalen und geistigen Spielraum eingeschränkt hatte. Dabei muss ich sehr liebevoll und geduldig mit mir sein. Dadurch verstehe ich, dass keineswegs jeder Mensch fähig ist ein voll ausgebildetes kritisches Bewussteins zu entwickeln.

Ich erfahre immer wieder am eigenen Leib, wie mein Trauma mich hindert ganz frei im Geist zu sein. Obwohl ich mich sehr bemühe, mein Bewusstsein kontinuiertlich zu erweitern. Aber ich habe auch Zustände der Ohnmacht erfahren. Momente erlebt, in denen ich trotz größer Anstrenung keinen Schritt voran komme. Auf Grund der eigenen erfahrenden Ohnmacht, muss ich allen Menschen deshalb vergeben, die des nicht schaffen. Sie sind nicht zu dumm, sondern einfach zu schwer verletzt, sodass sie sich bisher noch nicht weiter entwicklen konnten.
Es fehlen oft die äußeren Umstände, die das ermöglichten.

Wir müssen an dieser Stelle, also auch über Erziehungsmethoden und Traumafolgen sprechen, die vielen Menschen noch gar nicht bewusst sind. Wir können das kritische Bewusstsein, nicht alleine über eine bessere kognitive Beschulung hervorbringen. Das sieht man ja bei den Vulkaniern. Kleiner Scherz am Rande. :happy:

Wir müssen uns auch mit unserer Offenherzigkeit und unserer Liebesfähigkeit beschäftigen, damit dieses kritische Bewusstsein, überhaupt in uns erblühen kann.
Ja und das ist wieder ein Prozess der davon abhängig ist, wie stark unsere emotionalen Baustellen noch von Trauma belastet sind. Kognitive und emotional Entwicklungsprozesse gehen immer gemeinsam einher. Der Vorgang des kritischen Bewusstseins, stellt an eine hohen Anspruch an die Fähigkeit des abstrakten logischen und unlogischen Denkens dar, sowie an die Fähigkeit emotionale Anhaftungen, die auf Grund der eigene Biografie entstanden sind, zu überwinden.

Ich hatte kürzlich die Möglichkeit, da ich ja Erzieherin bin,  mich mit Astra Zenica impfen zu lassen. Nach einer kurzen Abwägung, habe ich mich aus dem Verstand heraus dafür entschieden, obwohl ich Restzweifel hatte. Kurz vor dem Impftermin habe ich dann starke körperliche Symptome bekommen, die mich dazu bewegt haben, es lieber nicht zu tun.

Die Abwägung mittels kognitiver und emotionaler Wahrnehmung, das ist auch kritisches Bewusstsein. Sobald auch nur ein Teil der Wahnehmung fehlt, weil wir die nicht anerkennen, egal ob es um die Intelligenz des Geistes, des Herzens oder die des Körpers geht, haben wir die Offenheit des Kritischen Bewusstseins wieder verloren.


Das ich mich nicht habe Impfen lassen, ist keine Festlegung. Ich bin kein Impfgegner. Ich bin aber auch kein Impfbeführworter. Versucht nicht mich in eine Schublade zu stecken. Ihr werdet keine Schublade finden, in die ich hineinpasse. Ich werde alle Schubladen zerbrechen, in die ihr mich hinein zu pressen versucht. Ich bin dazu berufen, nicht hinein zu passen. Und oft ist das sehr schwierig fürmich, weil ich auch mal gerne irgendwo zu Hause wäre. Ich würde mich auch gerne mal solidarisieren.

Ich benutze auch Schubladen, weil das Denken bei mir häufig konzeptionell abläuft, aber ich bin auch so flexible meine Kategorien in jedem Moment zu verwerfen. Ich werde die Impf Entscheidung möglicherweise in nächster Zeit revidieren, denn ich bleibe offen. Diese Offenheit für alle Möglichkeiten ist ein Ausdruck des Kritischen Bewusstseins. Sich festzulegen, auf eine Meinung bedeutet, dass man die Offenheit schon wieder verloren hat.

Und liebe Facebook Community, da ihr ständig vom Erwachen redet, dann seid auch wach und legt euch nicht fest. Wer sich auf einen Standpunkt festlegt, ist sicher nicht erwacht. Verweilt im Nicht Wissen, denn das ist es, was wache Menschen machen. Sie pendelt in der Unsicherheit des Nicht Wissens. Heute machen sie dies und morgen jenes. Das macht euch Angst. Ich weiß.

Zieht das Wort Erwachen nicht mit euren egoistischen Grabenkämpfe in den Dreck. Fangt lieber an, eure konkreten menschlichen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu benennen, auch wenn ihr wisst, dass ihr damit vielleicht an einem System aneckt, welches euch immer noch unterdrückt. Aber das müsst ihr tun, damit ihr euch befreit, damit ihr wahrlich erwachen könnt. Denkt dran, die Welt ist nur eurer Spiegel. Was euch die Welt versagt, versagt ihr euch selbst. Wacht auf, ihr seid es. Seit selbst die Veränderung in der Welt, die ihr sehen wollt. Seid Liebevoll und Kritisch. Gleichzeitig.

Wach sein bedeutet niemand zu sein und gleichzeitig mit allem sein zu können, mit dem Impfen und ohne das Impfen. Mit der Wissenschaft und ohne sie. Mit Verstand und ohne Verstand. Mit Religion, ohne Religion. Mit Gott und ohne Gott. Nur dann seid ihr frei, weil es dann nichts mehr gibt, gegen das ihr kämpfen müsst, weil ihr das alles seid.

Aber so war das ja schon immer, das Menschen sich hinter ihren Ismen und Ideologien versteckt haben und diese für die eigenen Bedürfnisse die so tief verleugnet sind missbraucht haben. Der Mensch missbraucht die Religion genauso, wie die Wissenschaft. Er missbruacht alles, um sich blos nicht selbst zu begegnen. Wir haben Angst vor unseren verleugneten Bedürfnissen, denn uns wurde gesagt sie sind nicht gut. Das ist aber Quatsch. Du warst immer gut.

Mir geht es da genauo. Ich laufe auch immer vor mir weg und sehe mich im Auge des Nachbarn. Lach. 


Und warum wollte ihr nicht ohne Standpunkt sein?

Weil das verdammt nochmal Angst macht, wenn man sich auf niemanden mehr berufen und beziehen kann, niemandem mehr zugehörig ist, sich nirgends festhalten kann und ganz ALL-EIN ist, nur mit sich.

Am Anfang fühlt sich das an wie ein Fallen ins bodenlose Nichts. Wenn man sich daran gewöhnt hat, erst dann erkennt man die Freiheit. Erst dann ist man erwacht.


Sonntag, 14. März 2021

Ist etwa schon Ostern?

 


Wie bastelt man sich ein permanentes auf und ab aus Zufriedenheit und Unzufriedenheit?

Zufriedenheit für Leistung ist dabei ein Aspekt, aber diese Form hält bei mir nicht lange an. Meist freue ich mich mehr darüber, dass ich eine Blockade bewältigt habe, etwas erschaffen habe, welches von anderen gewürdigt wird. Manchmal gerate ich durch die positiven Leistungen in ein Hamsterrad, aus Leistung und Abhängigkeit, dass ich nicht stoppen kann, weil ich den Irrtum nicht sehe. Bis ich unter der Last des leisten müssens, wieder zusammenbreche und erneut vor meinen Blockaden stehe, die mich begrenzen.

Wenn ich dann keinen Sinn darin sehe und stattdessen gegen das Versagen kämpfe, ob gegen mich oder gegen andere die mir meinen Wert nehmen zu scheinen, dann bin ich wieder unzufrieden. Das heißt also Zufriedenheit, die über Leistung entsteht ist nur temporär vorhanden, ist aber unbeständig (weil abhängig) und macht nicht wirklich satt. Man kann dann nie loslassen, weil man immer genötigt wird, den Status Quo aufrecht zu erhalten.

Dann gibt es aber noch eine andere Zufriedenheit. Manche nennen sie bedingungslos. Sie kann einen plötzlich ereilen, zb durch Meditation auftreten. Der Verstand hat manchmal keine Erklärung dafür, weil die Bedingungen für Bedingungslosigkeit in unserer Welt so fern sind. Aber ich glaube, dass ist nur dann so, wenn der Verstand diese Form der Zufriedenheit noch nicht ganz in sein Ich integriert hat. Dann ist es eine Gnade, diese bedingungslose Zufriedenheit einfach so erfahren zu dürfen.

Nach der Integration, können wir diese bedingungslose Zufriedenheit jedoch auch mit Worten erklären. Die bedingungslose Zufriedenheit hat nichts mit der Situation an sich zu tun. Normalerweise bewerten wir Situation in günstig und ungünstig. Wir mögen sie und mögen sie nicht. Diese Unterscheidung trifft unser Ego, woraus es sich selbst erschafft.

Wenn wir etwas Negatives erleben … nehmen wir mal Krankheit. Das will nun wirklich kein Ego gerne haben. Und selbst so eine Situation kann Zufriedenheit erzeugen?

Ja wenn wir der Erfahrung einen Sinn und somit eine Würdigung geben. Ich kann die Krankheit zum Beispiel zum Lehrer machen. In dem Moment lassen wir unsere Beurteilungen los und sind frei selbst den Sinn für unsere Erfahrung festzulegen. Ich kann sagen, du scheiss Grippe und im Widerstand sein. Oder ich kann sagen, naja es fühlt sich gar nicht gut an, aber ich bin mal gespannt was ich hier wertvolles über mich selbst lernen kann. Zeig mir doch, was ich hier lernen kann. Und glaubt mir, ich weiß wie schwer das ist, so eine Situation umzudrehen. Ich arbeite seit Jahren an genau diesem Projekt.

Manchmal empfängt man den Sinn auch. Manchmal findet man ihn. Manchmal muss man ihn selbst vergeben. Manchmal muss er einem auch erst einfallen. Ja man muss sich wahrlich manchmal einen Sinn ausdenken, der ganz aus dem eigene Selbst entspringt und frei ist von vorgegebenen Vorstellungen. Manchmal hat man gar keine Idee, welchen positiven Sinn man vergeben könnte. Dann kann man sich einen ausdenken.

Es ist ein Weg. Es ist einfach einem Bus der dir vor der Nase wegfährt, einen Sinn zu geben. Wovor hat mich die Situation womöglich bewahrt? Wollte ich da überhaupt hin? Oder einem Streit. Welchem Teil von mir selbst begegne ich hier gerade? Was wenn diesen Menschen ganz annehmen könnte? Wer wäre ich dann? Würde ich etwas verlieren oder würde ich gar etwas gewinnen, indem ich verliere?

Und was wenn du dein ganzes Leben erleuchten könntest, weil du deinem Leben, egal wie es gerade läuft, immer den höchsten Sinn vergeben könntest?

Zugegeben, das ist keinesfalls immer leicht. Ich übe schon lange. Aber ich glaube für mich geht es nur so. Es gibt einen bekannten Psychologen namens Viktor Frankl, der seiner Erfahrung des Konzentrationslagers einen Sinn gegeben hatte. Manche Menschen haben keine ander Wahl, als nach Innen zu gehen.

Geschieht das Sinnvergeben in so einer Situation nicht aus Not? Ja anfangs ist das so. Aber mit der Zeit wird die eigene Fähigkeit den Sinn in allem zu finden stärker, so dass die Situation an sich immer mehr ihren vordefinierten Wert verliert. Oft kommen wir erst an diesem Punkt, wenn uns alle Wege im Außen abgeschnitten werden. Aber egal wie ohnmächtig dich auch eine Situation machen kann, du hast immer die Macht, ihr einen Sinn zu geben. Natürlich musst du dann mit all deinen alten Vorstellungen die den Wert einer Situation definieren, brechen.

Wenn wir unserer Erfahrung einen Sinn geben können, und sei es für einen Tag, den wir auf der Couch vor dem Fernseher verbracht haben, dann haben wir auch die Macht diese Erfahrung zu würdigen. Das ist ja oft das nächste Problem. Solange wir im Leistungskaroussel gefangen sind, suchen wir immer nach Anerkennung, um uns würdigen zu können. Wir sind abhängig, womöglich von der Würdigung andere Menschen, aber zumindest vom Gelingen unseres Projektes. Unser ganzes Denken und Streben ist auf eine Weise ausgerichtet, die nur nach Außen schaut, anstatt nach Innen, zu uns selbst. Was aber wenn wir die Macht hätten und selbst zu würdigen, gleichgültig, welche Situation in unserem Leben wir erfahren? Was wenn alles was wir erleben, es wert wäre, uns selbst eine Würdigung auszusprechen, bedingungslos?

Immer dann wenn mir das gelingt, weitet sich meine Zufriedenheit auf mein Leben aus und ich sehe den Wert dessen was ich bin und was ich tue. Und natürlich sehe ich auch den Wert der anderen Menschen, dessen Leben und Sein ich einen Sinn geben kann. Zum Beispiel meinen Eltern, die mich traumatisiert haben. Diese Form der Zufriedenheit ist beständig, denn sobald ich den Sinn einmal erkannt habe, kann er mir nicht mehr verloren gehen. Höchstens nochmal transformiert zu einem noch umfassenderen Sinn.

Und manchmal falle ich da wieder raus, weil ich wie ein Esel einer Karotte hinter her renne und den Sinn nicht sehe. Dann leide ich. Und dann leiden auch andere unter mir. Und dann erinnere ich mich und gebe meinem Erleben oder einem Menschen wieder einen Sinn und alles ist wieder gut.

Ich hab immer gedacht Gott hat Jesus auferstehen lassen. Jedes Ostern hab ich gehofft, dass das Leid in meinem Leben ein Ende nimmt. Mag sein, dass das früher so war. Mag sein das das für manche Mems (Bewusstseinsstufen) immer noch so ist. Da haben wir ja auch in einem anderen Zeitalter, in einem anderen Bewusstsein gelebt. Da war Gott noch etwas im Außen. Heutzutage wo wir selbst denken und Gott mein im Innen suchen, muss man das Auferstehen wohl auch selbst machen.

Wie wäre es mit dem Begriff Selbstermächtigung? Man muss ich selbst erheben, sich selbst würdigen unabhängig davon was man für ein Leben führt. In der Psychologie habe ich ein schönes Wort gefunden: Utilisieren (nutzbar machen). Man muss selbst den größten Mist den man erlebt irgenwie nutzbar machen, bis man es schafft, sich selbst zu würdigen. Die Buddhisten sagen: Der Lotus wächst im Schlamm.

Damit erhebt man alle andere Menschen, die im Schlamm sitzen, gleich mit. Wenn du dich selbst würdigst, kann dich nichts und niemand dich erniedrigen, nicht und niemand kann dich entwürdigen, nichts kann dir deinen Selbstwert nehmen. Nur du selbst, wenn du wiedermal vergisst, wer du bist.

 

Der Wagen


Im Kampf gegen die eigene Begrenzung erkennt der Herzenskrieger, dass er gegen seine eigenen Projektion kämpft.

Die Chance des umgekehrten Wagens, welches eine Erfahrung des Scheiterns darstellt, befördert den spirituellen Aspiranten in die obere Triade der Kabbala. Im Aufgeben des Ego Willens, erfährt der Aspirant den freien Willen. Hier erfährt er Handeln in einem perfekten Einklang mit der Umwelt zu sehen, und somit erkennt er den großen Zusammenhang seiner Person im Gefüge des Ganzen. Menschen die den Wagen in der spirituellen Form leben, dienen als Vermittler zwischen den Welten. Sie können in der Rolle eines Schamanen wirken, denn der Schamane war schon immer auch der Vermittler zwischen den Welten und Stämmen.

Der Wagen steht für die Motivationskräfte. Dieser Aspekt in mir, weist sehr starke Blockaden auf. Ich fahre also mit dem umgekehrten Wagen. Es ist als hätte meine Erziehung, die darauf ausgerichtet war, mich zu einem funktionalen Menschen zu machen, der seine Bedürfnisse im Zweifelsfall lieber verleugnet, um weiterhin funktional für seine Umwelt zu sein, alle intrinsische Motivation in mir, beinahe unmöglich gemacht.

Nun nicht alle, denn ich schreibe hier. Mein Innerstes erforschen und es in Form von Schrift nach Außen zu tragen ist eine der wenigen Aktivitäten, die ich aus einem Inneren Antrieb heraus tun muss. Mag es letztlich nur darum gehen, mich selbst zu verstehen. Solange ich für mich schreibe und mir keine Mühe mache, den Schreibstil all zu aufwendig für einen Leser anzupassen. Lange habe ich mit meiner naiven Form zu schreiben gehadert, aber ich verstehe nun immer mehr, dass es um die Freude geht, die mir diese Form des Selbstausdrucks, macht. Zum Beispiel dann, wenn ich das Gefühl habe, dass mir ein Text ganz gut gelungen ist. Und ich bin froh, dass ich meinen Schreibstil bisher nicht mit Gewalt in eine Form pressen konnte. Ich umarme mal alle meine Rechtschreibfehler, die ich total lieb habe.

Ich bemerke das nun seit nun ca. 7 Jahren, dass alles was ich anpacke systemisch scheitert. Man könnte meinen, mir sei ein Spiegel zerbrochen. Und was macht man da wenn man sehr ambitioniert ist? Man geht noch angestrengter vor, um etwas hervor zu bringen, das in dieser Welt zählt, denn hinter dem Bedürfnis nach Leistungsfähigkeit, stecken existentielle Bedürfnisse. Der Wunsch nach sozialer Anerkennung zum Beispiel, den ich immer wieder kritisch in Frage stelle, weil ich nicht mehr von einem Außen abhängig sein möchte. Also frage ich mich, was steckt denn noch dahinter? Ich finde weitere Bedürfnisse. Ich finde ein Bedürfnis nach Sicherheit und Verbundenheit, welches immer wieder Loyalitätsleistungen einfordert. Ein Teufelskreis. Dem entgegen steht jedoch mein Bedürfnis nach Freiheit und Selbstbestimmung. Diesbezüglich ist der Innere Krieg noch voll im Gange.

Also muss das Ganze einem höheren Plan folgen. Es ist auch keineswegs so, dass ich direkt immer aufgeben würde und allem was mir geschieht einen höheren Sinn geben kann. Im Gegenteil, ich wünschte ich könnte meine Beharrlichkeit, es immer wieder zu versuchen, doch noch leistungsfähig und angepasst zu sein, aufgeben. Es ist qualvoll, ohne Energie zu sein und innerlich daran zu leiden, das man nicht so kann, wie die anderen da draußen. Gott wann lässt du mich endlich aufgeben?

Um so mehr ich versuche das alte leistungsorientierte Weltbild aufrecht zu erhalten, um so härter werden die Blockaden des Inneren Saboteurs dessen Gewalt sich nach Innen richtet, um so unsanfter wird er. Wenn ich mich so richtig anstrenge, dann droht er mitunter mich zu ersticken, bedroht mich mit Schmerzen und Angst und einer langen Liste an hinderlichen Symptomen. Wenn das Symptom zu stark ist, muss ich meinen Willen loslassen und ihn gewinnen lassen. Ich wünschte ich könnte einfach aufgeben und loslassen, ohne die ganzen Symptome, die ich seit Jahren erdulden muss. Er schiebt mich gewaltvoll in Richtung Loslassen, ob ich will oder nicht. Ist es nun gnadenlose Zerstörung oder Liebe, die ich erfahre? Beides.

Warum kann ich nicht loslassen? Weil ich mit all den Menschen gehe, die auch nicht loslassen können und Mitgefühl lerne mit dem, was sie erleiden müssen. Ich wollte immer so ein Blitzerwachen. Einfach so. Zack. Aber es ist als ob ich mein Pflaster ganz langsam abziehe und jeden Schmerz kartografiere. Ich hab das Verstehen wollen, bereits so oft hingeworfen. Aber immer wieder sagte die Stimme, es ist deine Aufgabe das alles zu verstehen und es auszudrücken. Ich weiß nicht ob ich dieses Aufgabe gewachsen bin. Aber wer wäre ich ohne diese Aufgabe? Niemand. Dann gebe ich mal auf.

Es kommt mir vor, als wäre ich ein Zug, der bedingt durch die Erziehung, einst mit 150 Km pro Stunde fährt, obwohl die Maschine nur für maximal 100 Km/h ausgelegt war. Dieser Zug wird nun seit Jahren immer ein wenig mehr abgebremst. Zum Beispiel indem alle Beziehungen absterben, mit Menschen die etwas von mir erwarten und sei es nur ein konstantes Selbstbild. Diese Erwartung werde ich immer wieder enttäuschen müssen.

Zum Beispiel indem mir mein Job genommen wurde, und damit jegliche Möglichkeit, den Wert der Person mit Erwerbstätigkeit aufzuwerten. Jedes bremsen ist leidvoll, weil es einen Verlust der sozialen Gemeinschaft, des Selbstbildes und erneuten Kontrollverlust bedeutet. Ich werde von körperlichen und psychischen Symptomen abgebremst, die mein ganzes altes Leben auslöschen und umkrempeln. Das alte Gebäude, die falschen Ansichten, werden abgerissen. Das ist als ob du auf dein zu Hause schaust, und zu siehst wie der Bagger Kleinholz draus macht und du traurig über die guten Erinnerungen schwelgst, während du nur noch eine Bruchbude siehst, indem man eh nicht mehr wohnen kann. Ist nicht so einfach loszulassen. Oft fehlt die Würdigung dessen, was man hatte. Nur was wird dann noch von mir übrig bleiben? Manchmal macht mir das große Angst.

Zudem habe ich das Gefühl, ich verliere jeden Lebenssinn. Mag ja sein, dass das Fehlen eines Sinns für manche Menschen eine Befreiung ist, für mich fühlt es sich wie ein Albtraum an. Meine Depression ist mein spirituelles Fahrzeug, welches mich scheinbar bis in die Freiheit führen möchte. Aber ich sehe wohin es mich führen soll: Zerstörung -> Aufgeben (Loslassen) → Selbstliebe → Freude → Erfolg → Erfüllung -> Frieden

Mein Leben stand auf einem völlig falschem Fundament, weshalb es ohne Zerstörung nicht geht. Womöglich brauche ich noch mehr Würdigung für das Vorhandene. Aber das ist so schwer, wenn doch alles mit dem Trauma verwoben ist. Es war kein liebevolles Fundament. Es war durchtränkt von Missbrauch. Alles Schöne war stets mit Unschönem verwoben. Es wird nun zerstört, damit etwas neues liebevolles wachsen darf, etwas reines wie ich hoffe. Es heißt ja der Lotus wächst im Schlamm oder inmitten eines abgerissenen Hauses. Du kannst dir das vorstellen, wie in einem Traum, wo du merkst dass du nackt bist. Nur ist diese Nacktheit und die damit einhergehende Verletzlichkeit noch viel umfassender, denn sie betrifft dein ganzes Sein. Und wo du vorher noch sicher eingebunden durch deine Anpassung warst, ist das nichts mehr was dich schützt außer deine Liebe. Ich wünsche mir mehr Vertrauen, für diesen Prozess.

Früher dachte ich, ich muss mich anstrengen um etwas zu erreichen. Dabei war ich oft sehr hart zu mir. Ja man könnte sogar sagen Erbarmungslos. Ich nannte das Disziplin und war stolz auf meine Härte. Meistens spornte ich mich zu Dingen an, die ich bei anderen Menschen sah und für die ich sie bewunderte. Ich hatte nie gelernt meine eigenen inneren Talente zu sehen. Denn es war niemand da, der mich das lehrte. Mein Blick wurde mit Gewalt auf das Außen gerichtet und so strebte ich das an, was mir als recht erklärt wurde. Die neue Struktur die in mich installiert wird, heißt: Erfolg ist nicht der Schlüssel des Glücks. Glück ist der Schlüssel zum Erfolg. Wenn du liebst, was du tust wirst du erfolgreich sein.

Ich verstehe immer mehr, dass ich erst einmal ich selbst werden muss. Ich verstehe immer mehr, mein Weg zum Erfolg ist bedingungslose Selbstliebe. Aber es macht mir noch Angst, denn dazu muss ich all das falsche loslassen, was mir bisher Sicherheit gab und wo finde ich dann Sicherheit?

Selbstliebe erzeugt Freude. Freude ist eine Folge von Selbstliebe. Und wenn man etwas mit Freude macht, dann wird es erfolgreich, weil man seine Talente würdigt. Mit Erfolg, meine ich, etwas was einen Menschen erfüllt. In welchem Rahmen sich diese Erfüllung ausdrückt, dass kann sehr unterschiedlich sein. Es kann etwas ganz kleines sein, oder auch etwas großes. Das ist gar nicht wichtig. Um erfolgreich zu sein, richtet man den Blick nach Innen, auf sich selbst und lebt sich selbst.

Für komplex traumatisierte Menschen wie mich, ist das Erwachen sehr schwer, denn wir können nicht einfach loslassen und frei sein. Für uns bedeutet Erwachen, das Leben noch einmal völlig umbauen zu müssen.


Zitat:
Zitat Darmi Charf über den Unterschied von einfachem Trauma und Entwicklungstrauma:

"Ein Schocktrauma ist wie ein falschfarbiger Faden in einem sonst gut gewebten Teppich. Zieht man ihn heraus, ist der Teppich immer noch in Ordnung. Bei einem Entwicklungstrauma müsste man so viele Fäden ziehen, dass sich der Teppich in Form und Farbe verändern würde."

Dienstag, 2. März 2021

Trauma - Gewalt gegen Kinder - Missbrauch - Ignoranz

 

Ich habe heute (das war am 30.09.2020) einen Vortrag gehört, der mich sehr berührt hat, weil ich es immer wieder so erlebe. Es geht um Traumatisierung von Kindern und die Ignoranz dessen in der Gesellschaft.


Zitat aus dem Vortrag:

 

Was ist Traumatisierung?
Was ist Trauma?


Trauma heißt Verletzung.
Traumatisierung heißt verletzt werden.


Die Frage ist, wie kann ein Kind sich selbst und ihre Umwelt hervorbringen, wenn das passiert?

 

Wie bin ich?


Wie ist mein Körper?
Wer tut was mit mir?


Und was wenn das ständig wieder passiert, immer wieder schädlicher Sachen. Sachen, die mehr kaputt machen als Materie, Gehirn, Körper und Geist.


Was wenn es kein Schutz gibt?


Was wenn die Familie da ist, aber nichts sieht, nichts hört, und nichts wahrnimmt?


Das Kind ist alleine.


Wie kann ein Kind was durch und durch sozial ist und in affektiver Beziehung wachsen muss,
wie kann es sich normal entwickeln?


Und wenn es auch noch Schweigen muss, niemals davon reden darf.


Wenn du davon redest, dann werde ich dich töten und dann wird es noch schlimmer?


Das Kind hat nur noch in der Stille zu leben, nicht laut.


Und dann ist es noch so, dass die Familie, Nachbarn und auch professionelle Menschen,
sowie Ärzte, Psychologen, Psychiater es lieber nicht sehen wollen.


Das ist die Geschichte der Psychologie. Ich könnte lange davon reden.


Aber wir wollten es lieber nicht wissen.
Die Gesellschaft will es nicht wissen.


Wie kann es sein, dass Tardieus Artikel über Kindesmissbrauch im 19. Jahrhundert, wo es sich um körperliche Verletzungen handelte, überhaupt erstmal nicht publiziert werden konnte? Und als es publiziert wurde, nur mit viel Mühe und dann hat keiner es gelesen.


Wie konnte es sein, dass Sigmund Freud seinem Schüler Ferenczi verboten hatte, seine Artikel, die sich auf Kinder bezogen haben zu publizieren?


Warum ist das Wort Trauma erst Ende des 19 Jahrhundert, das erste Mal auch im geistigen Bereich gebraucht wurden?


Warum ist Anerkennung für Traumata, zum größten Teil durch Kriege gekommen? Und dann immer wieder vergessen worden?


Alles was gelernt wurde über Trauma in der Psychiatrie, nach dem Ersten Weltkrieg war vergessen, als der Zweite Weltkrieg anfing. Und dann wurde wieder alles vergessen und in Vietnam musste alles wieder aufs Neue erfunden werden.


Und warum denn dieses Interesse bei Männern, wo sind denn die Frauen und Kinder?


Wurde 1859 nicht die Hysterie durch Briquet untersucht und klar beschrieben, dass die meisten Kinder und Frauen von schlimmer Traumatisierung berichten?


Warum sollten wir das nicht wissen?


Ignoranz ist überall.


Bei Tätern herrscht Ignoranz von Opfern.


In der Familie herrscht die Ignoranz der Bedürfnisse der Opfer.


Nachbarn, professionelle Leute, Gesellschaft, überall die gleiche Sache.


Warum hat es so lange gedauert, dass in Boston anerkannt worden ist, wie viele Priester Kinder systematisch missbrauchen?


Und die Kirche war sehr aktiv in der Verneinung.

Das ist die Traumawelt.

Ignoranz.

Warum?
Weil wir fragil sind.


Wenn wir fragil sind, müssen wir es bewältigen.


Also reden wir von der Trauma Trinität:


Ignoranz – Fragilität und Kontrolle."


Zitat Ende.


Ellert Nijenhuis – Vortrag: Chronische Traumata. Ellert Nijenhuis Ph.D. ist Psychologe, Psychotherapeut, Traumaforscher und Experte in Diagnostik und Behandlung schwerer Traumata.


Mich hat diese Textpassage heute sehr sehr berührt, weil er genau das wieder spiegelt, was sich als schwerst traumatisierter Mensch mein ganzes Leben lang schon in meinem Umfeld erlebe. Ignoranz für mein Leiden. Ignoranz für meine Empfindsamkeit.

Ignoranz für meine bis heute anhaltende Zerstörung meines lebendigen Selbst. Ich bin um überhaupt mit dieser Erfahrung umgehen zu können, um weiter leben zu können, sehr früh in eine Haltung des Verstehens der Täter gerutscht. Sowie in eine Haltung der Kompensation durch das Helfen andere Betroffener.

Ich habe viele Jahre im Kindergarten als Erzieherin gearbeitet, weil ich mir erhoffte, andere Menschen, ja vor allem Kinder vor der Gefahr der Traumatisierung zu bewahren. Aber ich sah, dass das überall geschieht und niemand etwas unternimmt. 

Immer dann wenn ich diese Vorfälle angesprochen habe, wurden Vorfälle bezweifelt und geleugnet. Ich habe es vielfach erlebt, wie Eltern als auch Erzieher sich Kindern gegenüber übergriffig verhalten haben, wie das Wohl argloser Kinder immer wieder gefährdet wurde, weil Kinder für viele Menschen anscheint keinen Wert haben.

Weil sie ihre eigene (unbewusste) Wertlosigkeit im Kind sehen und drauf hauen, ob physisch oder in Form eines perfiden emotionales Missbrauchs. Und dann sagen sie, wieso es war doch nichts. Ich sehe nichts. Stell dich nicht so an. Sei nicht so Über-Sensibel.

Und lange Zeit habe ich mich auch noch schuldig gefühlt, als wäre ich zu sensibel. Als wäre meine Empfindsamkeit das Problem.

Ich habe erlebt, wie ein ganzes System wegschaut, wenn man diese Situationen in denen Gewalt und Ignoranz gegenüber Schwächeren geschieht, anspricht. Immer wieder habe ich das erlebt. Und immer wieder war das für mich ein erneuter Schlag ins Gesicht, denn die Ignoranz bedeutet für mich eine kontinuierliche Retraumatisierung.

Wieder werde ich dazu verdammt zu Schweigen, obwohl ich nicht mehr schweigen will. Ich habe erlebt, wie Kollegen wegschauen, wie Chefs wegschauen, wie Jugendämter wegschauen. Wie Eltern wegschauen. Wie Freude wegschauen.

Ich habe erlebt, wie meine Eltern weggeschaut haben, als ich versucht habe mit ihnen aufzuarbeiten, was in meiner Kindheit an Gewalterfahrungen geschehen war. Aber sie haben die Gewalt alle geleugnet. Sie haben mir ein Gefühl gegeben, als sehe ich da etwas nicht richtig. Als sei ich zu übersensibel. Als sei ich Schuldig.

Ich habe erlebt, wie meine Freunde weggeschaut haben, als ich begann von meinen frühen Traumatisierungen und dessen Folgen zu sprechen, die ich über sehr viele Jahre still erdulden musste.
Über die ich viele Jahre still geschwiegen habe, weil ich spürte, wie unangenehm, dieses Thema allen ist. Als ich anfing zu reden, wendeten sie sich ab. Wieder fühlte ich mich schuldig.

Ich habe erlebt, wie Menschen die diese Muster der Gewalttätigkeit haben, mich nicht gehört haben, als ich sagte, du tust mir mit deinem Verhalten weh. Du ignorierst mich, mit dem was ich dir mitteile. Sie haben meine Bedürfnisse einfach ignoriert.

Um so verletzlicher ich mich gezeigt habe, um so mehr haben sie drauf gehauen. Das schlimmste an der ganzen Gewalt war für mich immer die Verleugnung der Tat.

Ich lasse mich nicht mehr verleugnen.
Das ist der fehlende Teil der in meinem Schatten lag.

Ich habe vor kurzem meinen Job hingeworfen, begleitet von einem lauten Befreiungschrei. Und wieder wurde ich verständnislos angeschaut. Wieder gab man mir die Schuld, als ob mit mir irgendwas nicht stimmt. Ich hab gesagt ich kann hier nicht mehr arbeiten, weil ich Pädagogin bin. Ich habe die Missstände lauthals angesprochen. Aber sie haben alles wieder verdrehen wollen, als wäre ich die die etwas nicht richtig sieht. Und lange Zeit habe ich das geglaubt, bis ich mich ganz annahm, mit all der Ohnmacht die dabei erneut hervorbrach.

Ich kann dieses System, welches die Bedürfnisse von Kindern systematisch ignoriert nicht länger unterstützen. So fühle ich mich schon mein ganzes Leben lang. Aber ich hatte Angst meine Wahrheit auszusprechen. Wenn ich von meinen authentischen Bedürfnissen und meinen Gefühlen spreche, dann werde ich regelmäßig ignoriert. Man verdreht die Augen über meine Empfindsamkeit.

Weil alle weggeschaut haben, konnte ich nur selbst hinschauen. Wo in mir ist die Gewalt, die Gewalt und die Ignoranz ich tagtäglich im Außen sehe? Wo ist der Täter in mir? Wenn es da noch etwas gibt, möchte ich es sehen.

Was mir jedoch fehlte, war mich selbst ernst zu nehmen. Ich tat es nicht, weil ich mich dann noch ohnmächtiger fühlte, einer Welt zu begegnen die Ignorant ist gegenüber der Gewalt, die Kindern zugefügt wird. Ich hatte Anhst vor den Konsequenzen.

Warum schafft es eine ganze Gesellschaft, dieses Thema fortwährend von sich zu weisen, als ob das nichts mit ihr zu tun hätte?

Was muss passieren, dass ihr endlich hinschaut?

Was wäre die Folge dessen?

Müsste ihr dann nicht euer Herz öffnen?

Aber vielleicht geht es euch genauso wie mir?

Ihr wüsstet dann gar nicht wie ihr das aushalten sollt,
mit einem empfindsamen Herzen durch diese Welt zu gehen und all dieses Leid zu fühlen. 

Diesen Text schrieb ich vor einem halben Jahr, als ich einen weiteren Schritt meiner Selbstliebe entgegen schreiten musste. Irgenwann ist man so stark, dass sich die Selbstverleugnung auflöst. Ich habe ca 6 Jahre daran gearbeitet mein Trauma zu erlösen. Und es war schwer, aber wenn ich das geschafft habe, schaffst du das auch.