Mittwoch, 31. Januar 2018

Memento und das Selbstbild

An Hand eines Beispiels der Interpretation eines Films, möchte ich heute dazu anregen, die objektive Fähigkeit zur Beurteilung und Deutung einer Situation in Frage zu stellen und zweitens einen interessanten Film anzuschauen. Dazu verwende ich heute den Film Memento, der meiner Meinung nach inhaltlich von der Aufrechterhaltung und der Zerstückelung des Selbstbildes handelt. Daher möchte ich euch diesen Film empfehlen.

Eine kurze Inhaltsbeschreibung. Um an dieser Stelle nicht zu spoilern (den Inhalt zu verraten) mache ich es kurz. Im späteren Verlauf gehe ich natürlich auf den Inhalt des Films ein.

Ein Mann erwacht in seinem Körper und hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Kleiner Verständnis Tipp, der Film läuft rückwärts. Er versucht herauszufinden was passiert ist.

Memento ist für unter 3 Euro bei Amazon, online als Stream beziehbar. Wer den Film gerne sehen möchte, bevor er meine Interpretation liest, sollte hier innehalten und erst später weiter lesen. Eine weitere Möglichkeit wäre den Film durch meinen Augen zuschauen und so vielleicht eine andere Perspektive zu erleben, als die eigene. Sehr gerne würde ich auch von eurer persönlichen Perspektive hören, weil ich jede Perspektive als Erweiterung der eigenen Wahrnehmung interpretiere. 

Bevor ich zu meiner Interpretation des Films und der erwähnten Metaebene (Aufrechterhaltung des Selbstbildes) komme, muss ich meine ganz persönliche Perspektive und meinen persönlichen Kontext des Films kurz vorstellen, denn für mich ist diese Sichtweise wichtig, für die Betrachtung des Films und für die Betrachtung der Fähigkeit des Lesers, auf Grund meiner Interpretation, perspektivisch zu Denken.

Ich kannte diesen Film bereits, weil ich ihn vor 10-15 Jahren schon einmal gesehen hatte. Ich hatte ihn positiv in Erinnerung und ihn mit Freunden in einer lockeren Runde geschaut, jedoch in einem anderen Kontext verstanden als heute. Als ich kürzlich nach Filmen suchte, die ich gemeinsam mit einem Freund schauen könnte, ist mir seltsamerweise auch Memento wieder eingefallen, obwohl dieser von den anderen Filmen, die ich auf Grund des Bewusstsein und Traum Themas ausgesucht hatte, wie ich meinte, abwicht. Trotzdem tauchte er auf. Er stand zuerst auf einer Liste, mit den ausgesuchten Filmen, doch ich nahm ihn dann wieder runter. Denn ich hatte ihn als intelligenten Aktion Thriller, mit vielen Überraschungselementen und Humor in Erinnerung (Siehe Verfolgungs- oder Duschszene), wollte aber einen Bewusstseinsfilm gucken. Deshalb war es interessant für mich, wie unterschiedlich ich selbst, ein und den selben Film zu unterschiedlichen Lebenszeiten interpretiert habe. Ich sage zu meinem Freund, ist ein Aktion Film, geht diesmal nicht um Bewusstein. Haha.

Ich hatte mich bei Memento eher an eine Film- Kategorie a la Quentin Tarentino (Pulp Fiktion), auf Grund der Nonkonformität und überraschenden Wendungen und Zeitsprüngen erinnert, denn das war die Ebene, die ich damals verstanden hatte, als ich den Film zum ersten Mal sah. Damals mochte ich den Film auf Grund der Überraschungsmomente, aber mehr konnte ich mit ihm nicht anfangen. Deshalb schloss ich den Bewusstseinsaspekt, der mich heute interessiert, aus. Seltsamerweise kam der Film dann trotzdem zu mir.

Ich fragte mich vor einigen Tagen wiedermal nach meiner Erinnerungsfähigkeit im Bezug auf Reinkarnationsthemen bzw. die Überwindung der Identifikation und den höheren Sinn meiner Ego Existenz. Warum musste mein Leben so verlaufen? Nur damit ich mich Selbst erkenne, oder gab es noch einen weiteren wichtigen Grund für meine Geschichte? Warum wurde denn das Thema meines Lebens ausgesucht? 

Gleichzeitig fielen gerade wieder Themen meiner Ego Identifikation von mir ab, zb die Idee meiner Ausrichtung auf die Vergangenheit, Kindheit, Anhaftungen an das psychologische Weltbild, weil cih dem Schmerz endlich ins Auge gesehen habe. Anhaftungen die den Sinn haben, das Selbstbild immer wieder neu zu bestätigen, zu re-inzieniren und das loslassen des Selbstbildes und somit das kontinuierliche erfahren der Ich-losigkeit,  verhindern, weil erst der Schmerz geschaut werden muss.

Auf der Diskussions Plattform Discord wurde der Film gestern „zufällig“ als Objekt für eine philosophische Analyse vorgeschlagen, nur wenige Tage, nachdem ich ihn selbst von der Liste nahm, weshalb ich den Film geschaut und diesen Text begonnen habe, zu schreiben. Also konkret ausgedrückt erlebte ich eine starke Synchronizität. Eine Synchronizität ist das Zusammenfallen der Gedanken und der äusseren Umstände.

Nun versuche ich den Film mit Hilfe der Symbolik zu interpretieren, wie ich sie persönlich verstehe. Natürlich kann ich den Film nur durch mein Weltbild, durch meine Symbolik und letztlich durch mein Selbstbild heraus analysieren. 

Gerade das ist ja im Vergleich mit den oben genannten persönlichen Umständen, so interessant, weil man so auf der nächsten Ebenen dieses Textes verstehen kann, wie wichtig das persönliche Weltbild und Selbstbild für die Interpretation einer Situation und der Wahrnehmung ist, und dass es deswegen keine Objektivität in dieser Welt geben kann. 

 

Es gibt nur ein unendliche Perspektive, die von unterschiedlichen Sichtweisen aus betrachtet werden kann. Deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass meine Interpretation nur eine Perspektive ist, die entsteht, wenn ich durch meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung auf den Film schaue.

Diese Perspektive ändern sich im Zuge der Lebenserfahrungen und der Veränderung von Ansichten und natürlich von Mensch zu Mensch. 

Das Selbstbild ist selbst innerhalb eines Menschen ja nicht starr. Das Ego ändert sich, obwohl es sich in dem Grundzügen selbst aufrecht erhält, solange dieses einen Sinn erfüllt der erfüllt werden muss. So erklärt sich auch, dass ich heute in dem Film weit mehr sehe als früher.

Nun zur der Symbolik. Ich persönlich (also in meiner Welt) verstehe ich die Symbolik des Films innerhalb psychologischer und spiritueller Themen, weil das eben mein momentanes Selbstbild widerspiegelt und ich die Welt durch diese Brille interpretiere. Gleichzeitig stelle ich dieses Selbstbild in Frage, weil ich den Mechanismus dahinter erkenne. Und gleichzeitig tue ich es, weil ich Ich bin. 

Das ist ein Aspekt den viele Leute oft nicht verstehen, wie man verschiedene Perspektiven auf eine Situatioin haben kann. Das liegt daran dass man unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann. Und ja das geht sogar gleichzeitig, selbst wenn man sich selbst wiederspricht.

Es wäre für mich eine spannende Frage, ob ihr es schafft den Film oder eine Situation unabhängig von eurem persönlichen Selbstbild zu sehen? Wenn ja freue ich mich, wenn ihr mir schreibt. Denn das ist ebenfalls eine Frage, die ich mir in den letzten Tagen gestellt habe, und die nun durch den Film wieder auftaucht und beantwortet werden möchte.

Zu meiner Interpretation der Symbolik. Das Hotel ist für mich ein Symbol für ein vorübergehendes zu Hause in einem menschlichen Körper, welches an die Identifikation mit einem Mensch sein erinnert, eine vorübergehende Identifikation mit einer „Traumfigur“. 

Wie im Film mehrfach zu beobachten, wird die Identifikation mit der Figur Lenny von Lenny selbst, nie in Frage gestellt. Die Umwelt wird in Frage gestellt, aber nicht das Selbstbild. Das ist ein typisches Verhalten welches man im Umgang mit Menschen beobachten kann. Wie viele Menschen stellen die Umwelt und Frage und wie viele sich selbst? Den starken Sog der identifikation des Bewusstsein mit dem Traumkörper,  kann man durch die Erfahrung anderer Bewusstseinszustände erleben, wie zb im Traum oder im Klartraum. Dort kann man beobachten, dass die Ich- Identifikation mit wie im Beispiel der Figur Lenny, fast sofort geschieht und sehr fest ist.

Geübte Klarträumer können ihre Identifikation im Traum von der Traumfigur abkoppeln, in andere Körper schlüpfen, als freier Beobachter über der Szene schweben, oder die Szene und jegliche Identifikation mich selbst ganz auflösen. Das ist in der Wachwelt meiner Meinung nach ebenso möglich, wenn auch ich nicht unbedingt in physischer Identifikation (wobei ich das nicht ausschließe; aber wohl nur sehr wenige „Menschen“ in der Lage dazu scheinen). Denn die Stadien der Auflösung der Identifikation mit seinem Selbstbild, sind die Stadien der Bewusstseins Entwicklung die in vielen spirituellen Schulen beschrieben werden und aktuell zb in Form wissenschaftlicher Auseinandersetzung in Psychologie, sowohl Grenzwissenschaften mit den Phänomen Traum (und weitere körperlose Bewusstseinzustände), immer mehr Einzug in die Mitte der Gesellschaft, unabhängig von Spiritualität, Religion und Glaube, finden.

Der Film läuft rückwärts, welches für mich darauf hinweist, dass die Entwicklung des Menschen eher einem Auswickeln aus einem unbewussten Zustand der Trübheit geschieht und kein dazugewinnen von Erfahrungen ist. Es ist eine Rückerinnerung durch bestimmte Auslöser. Wie das Wort Religion als Rückverbindung mit dem göttlichen Selbst verstanden werden kann, so können auch psychologische Aufarbeitung oder schamanische Zerstückelung, mögliche Wege aufzeigen, wie so eine Rückverbindung mit dem Ursprünglichen Selbst geschehen kann. Der Rückwärtslauf des Films ist ein Versuch, diese Aufarbeitung symbolisch darzustellen. Er ist die Suche nach dem Ursprung der eigenen Existenz, der im Anfang zu finden sein scheint. Dieser Gedanke löst sich erst auf, wenn Anfang und Ende wider als göttliche Einheit wahrgenommen werden, inder Zeit nicht existiert.

Lenny tätowiert seine Erinnerungen auf die Haut, um bei jedem Gedächtnisverlust, Hinweise zu finden. Diese bedeutet, dass wir Menschen unsere schmerzhaften Erinnerungen und Traumata in unserem Körper abspeichern, wie es die Bioenergetik, die östlichen Weisheitslehren und die Tiefenpsychologie vielfach beschreibt. So können wir diese Schmerzen die in unserem Leben statt fanden, für eine Zeit vergessen (abspalten, verdrängen) und können ihn uns später über die Auseinandersetzung mit dem Körper zb. in Form von Krankheit oder Körpertherapien wieder zugänglich machen. Der Körper ist ein Erinnerungsspeicher auf den man mit etwas Übung zugreifen kann. So kann unser Schmerzkörper, wie Eckart Tolle den Komplex des Traumas nennt, uns wie im Film, zu Erkenntnissen und Erinnerungen zb an die frühste Kindheit oder an vergangene Leben, oder wie im Film, an traumatische Erfahrungen wie zb. zu Lennys Unfall führen. 

Der Körper ist weiterhin ein Symbol für die physische Existenz und den Materialismus. Unsere Welt ensteht auf Grund unserer Gedanken, die sich in materieller Form in der Welt manifestieren. Materie sind fest gewordnen Gedanken. So wie in der Körpertherapie ist es deshalb ebenfalls möglich, die Verbindung zu göttlichen Selbst über andere Erscheinungen der Materie zurück zu gewinnen. So kann eine Auseinandersetzung mit Traumata im Form von Umweltzerstörung oder dem Blick zur politischen Weltbühne, also im Aussen, genauso zu einer Aufarbeiteung und Rückbesinnung des göttlichen Selbst führen. Die Wege sind vielfältig. Lenny folgt vielen Hinweisen. Wer auf einer bewussten spitituellen Suche ist, folgt in der Regel ebenso vielen Hinweisen. Religiöse Schriften und spirituelle Praktiken,  können somit ebenfalls ein möglicher Weg zur Rückbesinnung sein.

Lenny fallen seine Tattoos immer wieder ganz plötzlich auf, so wie wir oft plötzlich durch Symptome unseres Körpers aufmerksam gemacht werden, dass wir uns dem Körper und seinen Empfindungen zuwenden sollten. Ebenso könnte im Außen eine prlötzliche Situation auftauchen, der wir uns zuwenden müssen. Die materielle Dimension des Körpers wird als Sicherheit auf Grund der Sinneserfahrung im Hier und Jetzt verstanden.

Lenny sagt an einer Stelle im Film: „Wie soll ich meine Wunden heilen, wenn ich die Zeit nicht empfinde?„ Dies deutet auf den Sinn der Selbsterfahrung im Zustand des Ich-Bewusstseins hin. Wie soll ich mich erfahren, wenn nicht durch die Form begrenzt durch Raum und Zeit. Wie soll Gott sich selbst erfahren, wenn nicht durch die subjektive Perspektive eines begrenzten Lebewesen?

Die Tattoos sind spiegelverkehrt, damit sie nur im Spiegel erkannt werden können. Die Psychologie bezeichnet das Phänomen des Spiegelns mit dem Wort Projektion, welches eine Abwehrstrategie des Unbewussten darstellt. In der Projektion sieht man eigene unbewusste Themen in einer Funktion des Spiegelns in der Umwelt. Dh. man sieht zb. die eigene unbewusste Destruktivität, wenn man auf die Welt und seine Menschen schaut, erkennt aber nicht, dass man Selbst Teil dieser Destruktion ist. Der Mensch kann sich oft nur im Spiegel erkennen. Wir spiegeln uns durch die Umwelt, die Gesellschaft, die anderen Menschen und Lebewesen. Wir erkennen die Aggression im Außen, den Lügner im Außen, zb den Politiker der uns hinters Licht führt, jedoch sehen wir unsere eigene Aggression, unserer eigene Lüge, unseren Selbstbetrug? Innen und Außen müssen wider in Verbindung gebracht werden. So erkennt Lenny im Spiegel seine Tattoos als Hinweis auf seine Frage, die er sich stellt.  Wer hat meine Frau umgebracht? Was ist damals passiert?

Er nimmt seine Frau immer wieder als Idealbild von Liebe wahr. Die Erinnerung an Lennys Frau spiegelt für mich, die Verbundenheit mit seiner eigenen göttlichen Quelle, seinem abgespaltenen Teil. Es ist ein paradiesischer Zustand für Lenny, sich an seine Frau zu erinnern. Die Liebe zur Frau steht für das Paradies und die göttliche Einheit mit allem. Denn Lenny hat diese Liebe immer dann von seinem göttlichen Selbst eingegeben bekommen, wenn er mit ihr zusammen war, sei es in Gedanken. Doch dann wird er aus dem Paradies vertrieben. Das Bett ist plötzlich leer und kalt und er sieht wie sie ermordet wird. Das ist die Vertreibung aus dem Paradies und das Urtrauma, die jedes Ich-Bewusstsein, meist biografisch verstanden, erfährt.Um das zu verstehen, muss man in mehreren Ebenen denken. biografisches Ich und göttliches Ich.

Die Trennung ist durch das höhere Selbst, also Gott selbst inszeniert worden. Das Urtrauma ist die Trennung der Verbundenheit mit sich Selbst, welches im Kontext des Lebens oft als Ablehnung in der Kindheit oder anderen Situationen, die ein nachhaltiges Trauma oder einen tiefen Bruch im Leben hinterlassen, gesehen werden kann. Im Film symbolisiert der Tod Lenny Frau diese Trennung.

Lenny stellt sich die permanente Frage von wem ist seine Frau ermordet worden? Am Ende des Films stellt sich heraus, dass Lenny selbst der Mörder war. Er (Gott) hat sich das Leid der Getrenntheit auferlegt, damit er (Lenny, das Ich- Bewusstein) den Mörder seiner Frau sucht.

Dies zeigt dass wir uns aus unserer göttlichen Identifikation heraus, selbst (Ich-Bewusstsein) in schmerzhafte Lebenssituationen bringen, damit wir die Suche nach dem Schuldigen oder den Ursachen beginnen. So beginnt nach dem Gott sich selbst vergessen hat, die Suche nach sich Selbst (Gott). Die Suche wird dann zu unserem Selbstbild, welches sich so lange aufrecht erhält, bis wir uns selbst, als Gott ins uns wieder gefunden haben. Gott musste sich selbst vergessen, damit er sich selbst als Ich-Bewusstsein wieder finden konnte.

An dieser Stelle im Film weigert sich Lenny allerdings, seine Täterschaft anzuerkennen, weshalb er sein Selbstbild weiterhin aufrecht erhält und die Gotteserfahrung leider verpasst. Warum er so handeln muss, geht nicht hervor. Jedoch denke ich, wenn Gott sich selbst verweigert sich zu erkennen, muss es einen Grund für diese, wenn auch aus dem Ego unbewusst wirkenden Entscheidung, geben.

Die Entscheidungist nur aus dem Ich Bewusstsein heraus gesehen unbewusst, denn Gott hat den Plan für Lenny ja schon längst fertig. Die Welt ist determiniert. Wir sind nur Beobachter und der der Handelnde, auch wenn wir es durch die starke Identifikation, die eingangs erwähnt habe, so wahrnehmen.

Lennys Rachegefühle sind so stark, dass er sein Selbstbild nicht loslassen kann. Rache ist eine Form vom Wut, die verhindert, dass wir uns unserem Schmerz zuwenden. Oft müssen sich Emotionen erst vollständig lösen, bis das Ich-Bewusstein einverstanden ist, mit der Auflösung der Identifikation. Deshalb kann Dissoziation von Problemen, auch nicht zur Erlösung führen. Lenny müsste wohl seine Rachegefühle betrachten, um den darunterligenden Schmerz zu finden. Emotionen schieben sich wie Schichten übereinander. Um sich dem Urschmerz zu widmen, müsste Lenny sich also alle Schichten aus Emotionen bewusst zuwenden. Er agiert diese aber aus. Leider kann er so keine Heilung finden. 

Lenny vernichtet die Akte um seine Tat (als Gott) zu vergessen und seinen Wahn (Lebenssinn) aufrecht zu halten. Die Story (Ich muss den Mörder meiner Frau finden) verleiht dem Leben einen Sinn, deshalb hält Lenny an der Story fest. Was passiert wenn wir die Vergangenheit und denn Sinn loslassen? Das Ego löst sich auf.

Es ist also alles genau Richtig wie es läuft, nur tut mir das ganze für Lenny leid, denn ich wünschte ihm dass er sich erkennt und sein leiden somit beenden kann. Ich habe Mitgefühl mit Lenny, obwohl ich weiß, dass alles richtig läuft.

Samy und seine Frau dienen Lenny als Projektionsfläche, obwohl man im laufe des Films nicht mehr verstehen kann, ob es Samy und die Frau, je wirklich gab. Es scheint, dass Lenny an einer Psychose leidet und Realität und Fiktion verwechselt, bzw. lösen sich bei der Selbsterkenntnis feste Vorstellungen der Realität auf. Unter diesem Aspekt gibt es auch keine Psychose oder falsche Wahrnehmungen. Es gibt nur das was ist, auch wenn es nicht mehr in unsere Weltbild passt. Spirituellen Psychosen sind häufig Begleiterscheinungen, wenn sich der Film des Lebens auflöst. 

Abspaltung und Projektion der eigenen Persönlichkeit, (im Film als Amnesie dargestellt), sind Ausdruck der Unbewusstheit und der Abwehrmachnismen der eigenen Täterschaft. Wenn bereit ist die eigenen Täterschaft anzuerkennen, kann die Projektion vom der Umwelt heruntergenommen werden. Das heisst, man muss erkennen, dass man sich sein Leid im Ich-Bewusstein selbst (als Gott) zufügt. Auch wenn einem andere Menschen innerhalb des Films leid zu fügen, so ist dies der eigene Wille. ERkennt man diese möglichkeit an, beginnt man das Festhalten am Selbstbild loszulassen. 

Dann kann man sich dem eigenen Schmerzen stellen. Lenny müsste seine Täterschaft anerkennen und sich dem eigenen Schmerz stellen, um sich selbst zu erlösen. Lenny wird dies vermutlich tun, wenn er dazu bereit ist. Vielleicht schafft er das aber auch nie. Lenny hatte nie eine Wahl dieses zu tun oder auch nicht. Gott entscheidet wann Lenny erlöst wird.  Ende meiner Interpretation.

Ich möchte darauf hinweisen, dass meine Interpretation nur eine Perspektive ist, die entsteht wenn ich durch meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung auf den Film schaue.  

Dazu ein Einwurf eines bekannten Linguisten zur Determiniertheit des Wortes IST

Alfred Korzybski hat herausgefunden, dass Du mit dem Wort IST Deine Realitätswahrnehmung markierst, als wäre sie die tatsächliche Wahrheit. Zwei Menschen, zwei Welten, zwei Wahrnehmungen – und jeder hält die seine für wahr. 

Eine gute Basis für Auseinandersetzungen. Korzybsk schlägt deshalb vor, an Stelle des Wortes “ist” einen Ausdruck wie “in meiner Welt”, „Meiner Meinung“ „Ich glaube“ zu verwenden und damit die Relativität Deiner und der Wahrnehmung Anderer zu markieren. Das hat allerdings einen Nachteil: 

Du kannst Dich dann nicht mehr mit Anderen streiten, weil jeder “nur” eben seine Weltsicht darstellen und vertreten kann.

Was aber wenn der Streit zum Selbstbild gehört?

Wenn mir jemand sagt, ich interpretiere meine Umwelt auf Grund meines Weltbildes, dann kann ich nur sagen Natürlich. Das tut jeder von uns! 

Das Selbstbild, welches sich aus Angst vor dem Ego Tod, selbst aufrecht erhält, sieht die Welt durch die Brille des Selbstbildes. 

Selbst die Objektivität der Rationalität und der empirischen Wissenschaft gehört zu den Weltbildern, welches sich durch das eigene Selbstbild aufrecht erhält. 

In meiner Welt gibt es keine absolute Objektivität, außer das Absolute selbst, welches sich widerum kein Urteil über die Welt erlaubt. Das Urteil teilt das UR-Teil in Gott und Ich-Bewusstsein. Und so ist der gansche Schlammassel entstanden. Und selbst das ist nicht sicher, sondern nur eine Perspeketive. 

Ich wünsche euch viel Spaß dabei, diesen Gedanken und seine nachfolgenden Konsequenzen weiter zu führen.

Sonntag, 28. Januar 2018

Trauma heilen mit dem innern Kind

Das innere Kind ist ein Gedankenmodell mit dem man sich selbst helfen kann, wenn man in der Kindheit etwas nicht erhalten hat. 

 Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass unsere Probleme auf Erfahrungen beruhen, die in frühster Kindheit ausgelöst wurden. Die Verhaltenspsychologie spricht von angelerntem Verhalten, welches auch wieder verlernt werden kann. So wie ein Computerprogramm wieder überschrieben und verändert werden kann, so flexibel ist auch unser Geist. Die Neurobiologie hat kürzlich die neuronale Plastizität des Gehirns entdeckt und somit bestätigen alle wichtigen psychologischen Richtungen, dass Heilung immer möglich ist, egal wie schwer das Trauma ist. Nur dauert es bei stark traumatisierten Menschen eben länger. 

Laut Theorie, lösen sich Probleme auf, wenn man sich an die Kindheit zurück erinnert und möglicherweise verdrängten Themen und Gefühlen zuwendet, die abgespalten wurden. Also man muss das was man ändern will, quasi nochmal bewusst auswählen, dann kann man es loslassen. Bewusstes anwählen bedeutet man muss es nochmal emotional auslösen, nur dann ist das Thema quasi geöffnet so dass es heilen kann. 

 

Warum sind Themen unbewusst?

 

Wenn wir nicht in der Lage sind, Themen zu verarbeiten, dann verschieben wir diese ins Unbewusste. Das ist eine uns innewohnende natürliche Fähigkeit, uns vor Überforderungen schützt. Als Kind konnten wir viele Themen vor allem die schmerzhaften, einfach nur ins Unbewusste verschieben, weil wir uns nicht anders zu helfen wussten. Und unsere Eltern waren oft genauso hilflos mit allem. Es hat uns nie jemand beigebracht mit den Schmerzen und Ängsten gut umzugehen. 

 

Manche Menschen ist der Schmerz den wir uns uns tragen schon das ganze Leben bewusst, anderen Menschen nicht. Es gibt sensible Menschen die das schon die ganze Zeit wissen, wie es um sie steht. 

 

Die denen das Bewusstsein fehlt, werden irgendwann schmerzhaft darauf hingewiesen. Denn oft sind wir erst bereit hinzuschauen, wenn es nicht mehr anders geht. Nur wenn wir stark genug leiden, fühlen wir uns gezwungen hinzuschauen was da los ist. Solange man es noch wegschieben kann, durch Ablenkungen oder Symptomlinderungen, solange ist man nicht verzweifelt genug um bereit zu sein hinzuschauen. 

 

Ich musste erst schwer krank werden, bis ich so verzweifelt war hinzuschauen. Leider behandelt die Schulmedizin Krankheit bisher immer nur auf der Ebene, dass Symptome unterdrückt werden. Und ich bin nicht gegen die Schulmedizin. Aber wenn man immer nur Symptome unterdrückt und von Arzt zu Arzt rennt und keiner einem helfen kann, dann fühlt man sich schon ganz schön verzweifelt, weil es einfach an Menschen fehlt, die anders mit Heilung und Gesundheit umgehen. 

 

Und zu sagen ich gehe zu einem Psychologen und ich mache Therapie, ist heute immer noch ein Tabu. Es fehlte auch das Ärzte überhaupt offen dafür waren, dass meine Krankheit Asthma und chronische Infektionen etwas mit der Psyche zu tun hatten.  Mir war es früher peinlich zu sagen dass ich Therapie mache, weil es immer noch an Akzeptanz in der Gesellschaft für psychologische Themen fehlt und ich mich daher verurteilt habe.  Es ist auch schwer überhaupt einen Therapie Platz zu finden. Also selbst wenn einem bewusst ist, wie es um die eigene Psyche steht ist es schwer Unterstützung zu finden. 

 

Irgendwann entscheidet der Organismus, dass wir nun bereit sind, den alten Schmerz wieder aufzudecken, es sei denn der ist uns schon bewusst. 

 

Leider fehlt uns das Bewusstsein dafür die Anzeichen zu erkennen. Manche Menschen kommen durch Krankheiten, Allergien, Depressionen, Beziehungskrisen, oder anderen  Schicksalsschlägen, wieder an den Punkt der emotionalen Hilflosigkeit, um uns selbst die Möglichkeit zu geben, uns von unseren alten Wunden zu heilen. Denn um eine emotionale Baustelle zu heilen, müssen wir die alten Gefühle neu inszenieren. Auch Umweltzerstörung oder Tierleid, kann so eine Rettraumatisierung auslösen.

 

Nur dann wenn wir mit Emotionen konfrontiert sind kann man sich vollständig mit dem alten Thema beschäftigen. Oft sind wir ja im Kopf längst soweit, und haben verstanden warum wir ein Problem mit irgendwas haben, aber um zu heilen, muss man sich den damit aufkommenden Gefühlen stellen. Und dazu braucht man genug Sicherheit, denn diese alten Gefühle aus der Kindheit, wo wir so hilflos waren, machen uns meist bis heute große Angst. Genau deshalb wollen wir uns diesen ja nicht zuwenden. Das muss man sich erstmal eingestehen. 

 

Verschiedene psychologische Richtungen, berichten davon dass während der Kindheit ein Zeitfenster besteht, indem grundlegende Verhaltensweisen erlernt werden und es schwer ist, diese später zu verändern. Vielleicht kennt ihr das im Bezug auf das Sprachen lernen. Was aber wenn das „Kind“ schon in den Brunnen gefallen ist und die Kindheit sub-optimal gelaufen ist? Was wenn dir immer etwas gefehlt hat? Zum Beispiel Liebe, Annahme, Anerkennung, Schutz, Unterstützung, Vertrauen, Verständnis, Mitgefühl. Ist dann alles zu spät? 

 

Nein auf keinen Fall! 

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Man kann sie einfach nachholen!

 

Ich hatte lange die innere Haltung, dass ich ja nie Erfolg haben kann, so wie die anderen Menschen, die bessere Startmöglichkeiten in diesem Leben hatten, weil mir die Unterstützung in der Kindheit fehlte. Aber das ist nicht wahr. 

 

Im Gegenteil, diese Haltung hat mich sogar behindert, die Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, weil ich diese Idee nicht loslassen wollte. Ich habe mir diese Idee immer wieder neu bestätigt, dass ich ja nicht das erreichen konnte, was ich mir wünschte, weil ich in der Kindheit nicht hatte was ich brauchte. Das war aber in Wirklichkeit nur mein Dickkopf. Ich wollte Recht haben. Ich weiß das klingt jetzt hart für alle, die es noch so sehen. Aber genau deshalb möchte ich das ansprechen, damit ihr diese Haltung falls vorhanden hinterfragt.  

 

Ich habe mich sehr stark an dem Gedanken festgehalten, dass ich ein Opfer bin, weil ich als Kind ein Opfer der Umstände war. Vater Alkoholiker, Mutter emotional sehr kalt. Ich habe Gewalt und emotionale Kälte erfahren. Weil meine Eltern ein rein materialistisches Weltbild hatten, und es mir materiell an nichts gefehlt hat, haben sie nicht verstanden dass mir emotional etwas gefehlt hat. Das haben sie immer runter gespielt, so habe ich es auch runter gespielt und gleichzeitig war ich dagegen im Widerstand. Und so war ich im Kampf gegen meine Eltern, dabei musste ich verstehen dass ich mich meinem Schmerz zuwenden musste. 

 

Und so sind Menschen im Kampf gegen Umweltzerstörung, Pharmaindustrie, Tierleid, Gewalt und co, sehen aber nicht dass sie selbst die Ursache des Leidens sind. Sie projizieren die Schuld und den Täter auf das Außen, weil sie den Täter in sich selbst nicht sehen wollen.

 

Aber ich habe die Schuld auf meine Eltern projiziert. Klar waren sie Schuld dass ich Leid erfahren habe, aber ich war schuld dass ich mich mir nicht zuwenden wollte. Das Selbsturteil ist immer das was entscheidend ist. 

 

Und weil sie mein Leid nicht sehen wollten, habe ich es selbst unterdrückt. Bis vor 2 Jahren wo ich dann so zusammengebrochen bin, dass ich keine andere Wahl mehr hatte als mich diesem alten Schmerz zuzuwenden. Es war nötig, dass ich mir mir das Mitgefühl gab, was ich mir immer von meinen Eltern gewünscht hatte, was sie mir aber nicht geben konnten. Es war wichtig anzuerkennen, dass sie es einfach nicht konnten. Es immer zu fordern, hat nicht geholfen. Aber anzuerkennen dass das innere Kind es gefordert hat. Das sie es nicht können hatte ich schon länger verstanden, aber ich vergaß deshalb mir zu geben was ich brauchte. Da habe ich nachgeholt durch die innere Kind Technik. 

 

Und das heißt auch nicht, dass man auf das was damals passiert ist nicht wütend sein soll. Sei wütend, sei vorwerfend, sei traurig und empört über die Ungerechtigkeit.  Weine, werfe etwas an die Wand, beende die Beziehung zu deinen Eltern, ganz egal, tue was du tun musst. Lasse alle Gefühle da sein. Unterdrücke nichts.  Und an der Weltretter, setzte dich weiter für Umwelt, Tier oder Toleranz ein. Aber siehe ein dass du gegen dich kämpfst. 

 

Verwehre dir dadurch dass du den Täter im Aussen siehst nicht die Chance, dass du dich selbst retten und heilen kannst. Es ist kein Widerspruch. Wende dich dir selbst zu.  Und konzentreire dich nicht so sehr auf das Aussen. Versuche mindestens 50% zu 50% zu erkennen, dass du der Täter im Innen bist. Viele Menschen so auch ich vcerwenden ihre ganze Energie im Kampf gegen das Böse im Außen. Aber das führt nie zum Frieden. Kampf kann nicht zu Frieden führen.

 

Es wahr sehr viel psychologische Analyse und emotionale Arbeit notwendig, um diese Idee loslassen zu können. Es war notwendig alles zu verstehen, alles alte zu fühlen was abgespalten wahr, das heißt ich musste ganz in den alten Schmerz gehen. Es war mir lange nicht bewusst wie viel Schmerz da war. Es ist kein wunder das ich das abspalten musste. Deshalb war es gut, dass ich mich auch sehr mit der Technik des bewussten Emotionen Fühlens und mit Mediation beschäftigt habe, um das überhaupt auszuhalten zu können, was da hoch kam. Ohne das alles zu fühlen, kann man nicht frei sein.  

 

Und dann muss das was immer gefehlt hat, aufgebaut werden. Mir hat immer bedingungslose Annahme, Selbstbewusstsein und Sicherheit und Verständnis für mich selbst gefehlt. Das habe ich mit der inneren Kind Technik, nachgeholt und mir nach und nach selbst gegeben. Ich hatte das Glück ein Vorbild in Annahme zu treffen und von ihm zu lernen. Ich wusste gar nicht wie das geht, zb meinen übergewichtigen Körper anzunehmen und meine ganzen Fehler. Aber dann war dann einer der das getan hat, weil er im Frieden mit sich selbst war und dann habe ich von ihm gelernt, nicht mehr zu verurteilen. Ich habe alle Ideen von Gut und Böse aufgegeben. 

 

Nun zur inneren Kind Technik:

 

Wobei das ja im Grunde schon die Weisheit des Kindes ist. Ein Kind kommt urteilsfrei auf die Welt. Erst die Erwachsenen bringen ihm bei, zu urteilen. Und das soll auch so sein, weil ein Kind hier auf der Welt ist, um etwas neues zu lernen. Dazu braucht es das Urteilsvermögen. Unser Problem ist aber, aus dem Urteilsvermögen, ein Urteilswahn zu machen. Wir hauen uns oder anderen Menschen täglich im übertragenen Sinne eine rein, und kritisieren uns selbst und die anderen, bis keine Liebe mehr da ist.  Wir sind Kritik süchtig. Die innere Kind Arbeit dreht den Prozess der Kritiksucht wieder um und lehrt uns die Annahme, die uns immer gefehlt hat. 

 

Allerdings benötigt man dann etwas Mühe, um dem inneren Kind auf die Beine zu helfen. Dieses ist ein Weg der sich allemal lohnt. 

 

Die spirituellen, haben mir immer von Selbstliebe erzählt. Aber für mich war das immer ein sehr großes Wort. Sie haben gesagt ich soll mich einfach selbst lieben. Aber wie das gehen soll konnte keiner erklären. Wer keine Liebe erhalten hat oder sie zumindest nicht gespürt hat, wie soll der sich dann selbst lieben? Also deshalb würde ich gerne das Wort Selbstliebe erst mal herunterbrechen auf das Wort Selbsthilfe. Und dann ist es so, dass aus der Bereitschaft der Selbsthilfe, irgendwann Selbstliebe wird. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Bei mir hat das 1,5 Jahre tägliche Arbeit gebraucht. 

 

Es kann natürlich sein, dass manche Menschen Selbstliebe einfach so bekommen haben. Dann hattet ihr Glück. Bei mir war das anders. Ich habe es immer als Arrogant empfunden, wenn Spirituelle von ihrer Selbstliebe erzählt haben, die ich mir nicht geben konnte. Wieder fühlte ich mich ausgeschlossen und abgetrennt von der Liebe. Also brauchen wir eine konkrete und praktikable Technik, mit der das jeder erreichen kann. Und hier ist sie:

 

Also zur Technik: 

 

Man stellt sich vor, man ist ab heute die beste Mama, der beste Papa, der man sich sein kann. Und man hat ein Kind im inneren, das man ab heute gut versorgen möchte. 



Man holt sein inneres Kind von damals ab. Bei mir saß mein Kind noch in Gedanken im Kinderzimmer. Denn ich saß damals oft alleine und verzweifelt in meinem Zimmer. Es war einsam. Ich habe erst mal sein Vertrauen gewonnen, indem ich es öfters in Gedanken besucht habe. Ich habe also mit Imagination (Vorstellung) angefangen. Dann habe ich immer öfter mit ihm kommuniziert und in mich rein gehört, was ich eigentlich brauche. Das war nicht so leicht, weil meine Gefühle und Bedürfnisse unterdrückt waren. Das Kind traute sich gar nicht zu sagen, was es braucht. Denn damals wurde ihm ja eh nicht zugehört. Ich musste als innerer Erwachsener sehr viel Geduld mit mir (mit dem inneren Kind)  haben. So kam es dann das das Kind mit der Zeit von seinen Bedürfnissen erzählte. 

 

Und dann habe ich angefangen, mich im Außen und vor anderen Menschen für seine Belange einzusetzen. Etwas was meine Eltern nicht getan haben. Sie konnten es nicht, sie hatten ja selbst keine Selbstliebe. 

 

Leider habe ich meine Eltern viele Jahre unbewusst imitiert. Man spricht psychologisch von Internalisierung. Dh. ich habe mein inneres Kind leider genau so unempathisch behandelt, wie ich das bei meinen Eltern erlebt und kritisiert habe. Ich habe meine tiefsten Bedürfnisse verleugnet. Ich habe es einfach nicht bemerkt, dass ich mich genauso hart verurteilt habe, wie sie es taten. 

 

Ich habe die Härte immer nur im Außen gesehen, in allem. In Gesetzten, im Leistungsdruck der Gesellschaft, im Funktionieren müssen, in emotions-kalten Menschen. 

Manche sehen diese kalte in Fleischessern, Nazis, in der Politik, oder sonst wo. 

 

Ich bin sogar Erzieherin geworden, um den anderen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Eins was ich mir gewünscht habe, aber ich kam gar nicht an gegen die Kälte der ganzen Umgebung. Es war ein Kampf gegen Windmühlen. Wenn ich einem Kind Mitgefühl beigebracht habe, kam wieder eine Mutter oder ein Vater, die hart zu dem Kind war.

 

Ich habe immer sehr mit ihren Leiden mitgelitten, weil ich nicht verstand, dass es eigentlich um mich ging. Du kannst eine sehr liebevolle Mutter sein, und deinen Kindern alles geben, aber zu dir selbst bist du vielleicht ungerecht und kalt und du unterdrückst deine Bedürfnisse. 

 

Du kannst ein Veganer Umweltschützer sein, ein Mensch der sich für Toleranz einsetzt, aber solange su keinen inneren Freiden mit dir hast, bist du die Ursache des Krieges.

 

Ich musste das auch erst mal sehen, wie kalt ich zu mir bin. Ich war der Teufel zu mir selbst. Dann merkte ich nämlich wie sehr ich mir selbst schade, aber ich sah es immer nur bei den anderen. Es war unbewusst. Nicht mal das kann ich verurteilen. Ich wusste es nicht besser. Und so wissen die Menschen die sich zur Zeit wie im Wahn für eine bessere Welt einsetzten auch nicht besser. Sie handeln aus ihrem Schmerz. So wie ich aus meinem Schmerz gehandelt habe.

 

Ich habe mich um alle gekümmert, außer um mich selbst. Mich habe ich irgendwie vergessen. Ich war in einer Helfertrance, die daraus entstand, dass sich als Kind meiner Mutter helfen wollte, ihre Erwartungen erfüllen wollte, damit sie mich liebt. Das habe ich unbewusst auf alle Menschen übertragen (projiziert) ohne es zu merken. Ich hatte mir auferlegt mich für die Schwachen einzusetzten, und vergaß mich.

 

Am liebsten hätte ich die ganze Welt verändert und alle Menschen von ihrem Schmerz befreit. Ich wäre gerne ein Erlöser der Menschen gewesen, aber mich habe ich vergessen. Und so kann man kein Erlöser sein. Ich denke so geht es vielen besonders den Menschen die die Welt verbessern wollen und sich für das Gute, für Mitgefühl und Empathie einsetzten.  Die Menschen die sich für Tierwohl, für das Mitgefühl, für Toleranz und für Gewaltverzicht einsetzten wollen, die müssen verstehen, dass man sich erst selbst heilen muss. Sonst handelt man aus Wut, aber nicht aus Mitgefühl.

 

Wenn man selbst heil ist, dann hört die Fixierung auf das Verbessern wollen der Welt auf. Man kann dann immer noch gutes Tun, aber man hat dann keinen Wahn mehr. Oft kann man Menschen erst erreichen, wenn man seinen Schmerz geheilt hat und den Wahn losgelassen hat. Vorher ist man befangen und verurteilt Menschen, die kein Mitgefühl haben, die unempathisch sind, die Intolerant sind, die Fleisch essen, die Nazis sind, etc, was auch immer.  Auch diese Urteil lässt, dann los. Erst dann ist man frei. Erst dann kann man der Welt wirklich etwas geben. Erst dann kann man sich aus Liebe für etwas einsetzten.  

 

Deshalb gibt es keinen Frieden auf der Welt, weil alle für ihre Meinung kämpfen. Solange man kämpft, kann es keinen Frieden geben.Wer kämpft kann keinen Frieden machen!

 

Ich versuche mir selbst heute der Erwachsene zu sein, der das Kind damals nicht hatte. Dazu horche ich immer wieder in mich hinein und suche Kontakt zum inneren Kind und seinen Bedürfnissen. Das ist für mich gar nicht so einfach gewesen, weil mein inneres Kind seine Bedürfnisse nicht mehr geäußert hat, weil sie in der Kindheit nicht gehört wurden. Das musste ich erst neu lernen. All meine verkopfte Analyse hat nicht geholfen, erst die Zuwendung mir gegenüber konnte den Stein ins Rollen bringen. Das heißt konkret dass man sich dem Schmerz der Hilflosigkeit, der Trauer, der Wut, der Angst, der Ohnmacht zuwendet, die man empfindet. Und deshalb waren die Auslöser im Außen, wo diese Gefühle aufkamen auch wichtig. Anstatt gegen das Außen zu kämpfen, habe ich gefühlt was das mit mir macht. 

 

Ich versuche wenn möglich dem Kind die Bedürfnisse zu erfüllen oder zumindest Verständnis zu haben, denn man kann nicht alle Bedürfnisse eines Kindes erfüllen. Und manchmal muss man dem Kind auch sagen, dass die Regeln der Welt gerade so sind. Aber man kann dem Kind gleichzeitig zuhören. Es geht also nicht um Härte, selbst wenn man manchmal pragmatisch und hart gegen sich selbst entscheiden muss. Dabei kann man immer noch im Mitgefühl mit sich selbst sein. Die Lösung ist die Widersprüchlichkeit da sein zu lassen. 

 

Man kann immer Mitgefühl mit sich selbst haben, dass man sich etwas wünscht. Man kann sich selbst trösten, dass man es jetzt nicht haben kann. Oft hilft das schon. 

 

Wenn ich Angst habe, versuche ich bei mir zu sein und mir zu helfen durch diese Situation zu gehen. Da wo ich mich früher selbst verurteilt habe, gehe ich jetzt wohlwollender mit mir um, auch wenn ich nicht perfekt bin. Es geht darum sich selbst bedingungslos zu lieben, gerade dann wenn man die Erwartungen nicht erfüllen kann. Gerade dann wenn man Fehler macht, muss man sanft zu sich sein. Man sagt sich einfach ist nicht schlimm, beim nächsten Mal klappt es vielleicht und wenn nicht, hab ich dich trotzdem lieb. Meinen Kindergartenkindern habe ich das immer schon gesagt, aber mich habe ich eiskalt verurteilt, wenn ich nicht meinen Erwartungen entsprochen habe. 

 

Ich habe festgestellt, dass diese innere Kind Arbeit mir zunehmend hilft mehr Selbstliebe zu entwickeln. So habe ich jetzt die Selbstsicherheit erlangt durch schwierige Lebenssituationen durch zu gehen. Natürlich gibt es immer auch schwierige Zeiten und Rückschritte. Meistens geht man 3 Schritte vor und zwei zurück. Diese Zeit sollte man sich geben und vertrauen, dass diese Technik mit der Zeit immer besser funktioniert. 

 

Des weiteren sehe ich das Innere Kind auch als spirituellen Lehrer, welches dem erwachsenen Anteil seine Welt zeigen kann. Das Kind ist ja ursprünglich phantasievoll, kreativ, lebendig, neugierig, offen, im positiven Sinne naiv und frei von Urteil gewesen. Das Kind kann also dem Erwachsenen Anteil der manchmal etwas unflexibel im Denken, Fühlen und Handeln geworden ist, helfen diese ursprüngliche Freiheit und Offenheit wieder zu gewinnen, indem es den Erwachsenen anregt zu "spielen" und sich wieder offen auf die Welt einzulassen. 

 

Der Erwachsene hat sich meist an die Rationalität und an feste Vorstellungen gebunden, und ist nicht mehr fähig diese zu hinterfragen. Das Kind kann einen Ausgleich bieten und so können Herz und Verstand wieder zusammen finden, ohne dass etwas ausgeschlossen wird.  

 

Tue so als ob die Welt magisch wäre, ist ein Impuls der vom Kind ausgehen kann und der den Erwachsenen ergreifen kann, wenn dieser sich auf das kindliche Spiel einlässt. So sehe ich das innere Kind auch als Inspirationsquelle für die spirituelle Entwicklung und die Einheit von Gefühl und Verstand. Denn da geht es darum, eben diese freie Sicht auf die Welt in sich wieder zu finden. Wer an Vorstellungen gebunden ist, ist nicht frei. Gerade wenn man spirituelle erwachen will, sollte man nicht vergessen sein Ego zu heilen. Sonst ist man vielleicht geistig wach, hat aber kein Mitgefühl gelernt.

 

Idealerweise ergibt sich so aus Kind und Erwachsenen ein Zusammenspiel, welches beide Seiten beflügeln kann. So ist die Innere Kind Arbeit nicht ausschließlich dazu da emotionale Themen zu heilen, sondern auch ein Weg seine spirituelle Dimension zu erweitern. Ich wünsche euch allen die Heilung und die Liebe, die ihr euch wünscht.

 

Und ich wünsche allen Weltverbesserern, dass ihr euch zuerst eurem Schmerz zuwendet und dann als geheiltes Kind die Kraft habt euch für eure Träume einzusetzten. Dann tut man es auch Liebe, Freiheit, aus dem inneren Freiden und dann hat man viel mehr Möglichekeiten andere Menschen mit Begeisterung für das Gute zu überzeugen. Der Kampf gegen das Böse hört dann aber auf.