Donnerstag, 19. Januar 2017

Wissen



Augst 2015: Ich sitze am Pc und teile einen Text von mir in einer FB Gruppe. Daraufhin meldet sich ein junger Mann, R. mit dem ich ins Gespräch komme. Es ergibt sich eine Art Euphorie für mich, weil wir so viele gemeinsame Interessen haben und obwohl wir uns fremd sind, uns so viel zu sagen haben. Ich hatte ca. vor einem halben Jahr entdeckt, dass ich andere Menschen gelegentlich empathisch wahrnehmen kann. Das passierte aber noch sehr selten und wenn es passierte, war ich mit den Empfindungen meist total überfordert, weil ich mich nach dem Verbinden nicht mehr abgrenzen konnte. Heute kann ich mit der Energie anderer Menschen besser sein und mich auch abgrenzen, wenn mir das verbunden sein nicht mehr gefällt. Aber zu der Zeit konnte ich das noch nicht. Ich habe auch das Gefühl, mit jedem neuen Menschen, mit dem man sich energetisch verbindet, ensteht so ein Art Energieabgleich, der teilweise starke Empfindungen auslösen kann. Um so bewusster man diese energetischen Empfindungen wahrnimmt, um so stärker nimmt man das wahr, obwohl es sonst wohl auch passiert. Damals hat mich das erschreckt. 

Und ich erwähne die Begegnung mit R., weil ich das Gefühl hatte, dass die Begegnung mit ihm, irgendetwas in mir wiederum ausgelöst hat. Andereserseits ist die Idee von einem kausalen Zusammenhang generell immer unbedeutender für mich geworden. Oft ergeben sich bei mir interessante Zustände, weil ich mich im Austausch mit Person X oder Y befand, während ich gleichzeit immer mehr zu der Ansicht komme, dass alles und nichts zu diesem Moment geführt hat und das der Gedanke von Zeit und Ereigenissen in der Zeit, bereits ein Irrtum ist, auf dem dann eine Kausalkette aufbauen soll die eigendlich keinen Sinn mehr macht, wenn es keine Zeit gibt. Und trotzdem lebe ich in einer Welt, die ich mir über das Konzept Zeit erkläre. Ja genau es ist verwirrend.

Ich unterhalte mich mit R. über Bewusstein, Emotionen und NLP Audios. Das war ein sehr interessantes Gespräch für mich. Ich merkte, dass die energetische Empfindung immer mehr anstieg. Und ich glaube ich musste das Gespräch auch vorzeitig abbrechen, weil ich mich zunehmend von Energie überflutet fühlte. Es kam zu einem Aussetzten des Denkens und ich konnte gar nicht mehr weiter chatten.

Dann trat eine Art weiße runde Kugel aus meinem Kronenchakra aus und ich hatte das Gefühl, als schwebte diese über dem Kopf. Und mit der Kugel, kam ein Gefühl von Ich bin. Ein Gefühl von absoluter Stimmigkeit, Sicherheit, Identität. Gleichzeitig wurde mir Schwindelig und ich bekam Angst. Ich bin ein riesen Angsthase. Immer wenn so etwas passiert, egal wie schön und interessant es ist, ist da gleichzeitig Angst vor dem Neuen und Angst vor Kontrollverlust.

Die Erde schwankte und ich fühle mich total verwirrt. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich fragte meinen Freund T. um Rat, der mir einen Waldaufenthalt empfahl, um mich zu erden. Ich wollte aber eigentlich gar nicht in den Wald, weil ich da nicht die Sicherheit empfand, wie er. Ich fühle mich zu Hause sicher. Blöderweise habe ich da nicht auf mein Gefühl, sondern auf seinen Rat gehört. 

So hockte ich eine Stunde unter einem Baum auf dem Waldboden und hatte dort Angst, weil der Wald so lebendig erschien. Ich hatte ein sehr sensibles Gehört. Ich stellte mir vor dass Tiere so hören. Der ganze Wald sprach mit mir. So ein Bischen wie im Film Avatar aber gruseliger und realer. Außerdem sagte T. wieder so etwas wie wir treffen uns dann im Wald, obwohl er ja gar nicht hier wohnt und da mein Zweifel weggefallen war, glaubte ich er würde hinter dem nächsten Baum auftauchen. Als ich merkte, dass ich mir mit dem Waldaufenthalt keinen Gefallen tue, weil ich ganz andere Voraussetzung für Erdung brauche, gehe ich nach Hause. 

Mein Freund kommt nach Hause und ich versuche ihm, von meinem Erlebnis zu erzählen. Ich musste wieder eine Grenze der Offenheit überwinden, weil mein Freund mit dem spirituellen Kram nichts anfangen kann und ich annahm, dass er mein Erleben in Frage stellt. Er reagierte aber gut und ich freute mich darüber, dass ich Offen sein konnte. Der Wald und mein Freund haben mich dann vom Wahrnehmen was in mir wahr, irgendwie abgelenkt. Der Schwindel war  weg und ich wusste auch wieder wo Oben und Unten war.

Dann saß ich wieder vor dem PC. Irgendwie war ich ein einem seligen absolut stimmigen Zustand von Ich bin, den ich dann versuchte zu beschreiben. Und ich merkte dann irgendwie, dass ich eine gute Anbindung an ein intuitives Wissen hatte. So schrieb ich dann noch einen Text über das Klarträumen, bzw. ergründete, mit diesem intuitiven Wissen, warum das Unbewusste regelmäßige Klärträume verhinderte und hatte eine für mich wichtige Erkenntnis über die Generalisierung von Ängsten, die ich allerdings visuell sah und nicht adäquat mit Worten beschreiben konnte. Dabei bin ich doch gar nicht so visuell veranlagt, seltsam.

Es ging darum, dass selbst das Denken von Angst blockiert wird und alle Ängste auf der Angst vor dem Tod beruhen. Um so größer die Angst ist, die wegfällt, um so mehr „Unterängste“ fallen mit weg und um so mehr Freiheit erlangt man. Ich sah ein inneres Bild von einem Art Solitär Spiel, indem ganze Reihen wegfallen, wenn der richtige Spielstein an einer Stelle umgedreht wird. Freiheit bedeutet auch Freiheit im Denken. Wir denken ja meist in endlosen Schleifen. Dabei denken wir immer wieder das Selbe, ohne es zu Ende zu denken. Unser Denken wird durch Angst blockiert. Wir nehmen dieses oft nicht bewusst als Angst wahr. Die Abwehr gegen den Gedanken, kann vielseitig ausfallen. Müdigkeit, der Gedanke ich bin zu blöd das zu verstehen, es ist nicht wichtig, sich ablenken, usw. Das rationale Verstehen hatte seine Grenzen. Und zwar die Grenzen des Unbewussten. Die Grenzen der eigene Angst. Dieser Zustand ergab einige Texte im August 2015, die ich beflügelt von der Grenzenlosigkeit meines Denkens, schrieb.
 
Alles was dich aber hindert einen Gedanken bis zum Ende zu denken, ist Abwehr oder Anhaftung. Und jeden Gedanken den du zu Ende denkst endet im Nichts und im Frieden. Alles andere sind wieder Zwischenstationen an denen man sich aufhält und festhält, weil man meint man hätte was gefunden.  Irgendwie geriet ich durch mein Schreiben in eine tiefer Verbindung mit diesem Wissen. Wissen ist für mich etwas sehr befriedigendes. Meine Persönlichkeitsstruktur die auf verstehen wollen basiert, kann sich nichts schöneres vorstellen als grenzenloses Wissen. Etwas zu verstehen und es dann bestenfalls auch noch erklären zu können. Verstehen und erklären, hängt immer zusammen. Ich geriet in eine Freude über den Zugang zum Wissen.

Am nächsten Tag auf der Arbeit bemerkte ich, dass sich in mir etwas entspannte. Ich bemerkte, durch die Entspannung erst, wie angespannt ich mein ganzes Leben war. Es entstand eine Leichtigkeit in allem. Es entstand Lebensfreude, wie ich sie noch nie gekannt habe. Wenn das Leben immer so ist, dann macht leben Spaß.

Diese Leichtigkeit entstand durch das innere Wissen. Denn die Anspannung entstand durch die Angst vor dem nächsten Moment. Die Angst nicht zu genügen, Fehler zu machen, auf eine Situation nicht vorbereitet zu sein. Angst vor Strafe. Angst vor Ablehnung. Angst von Kontrollverlust. Wenn ich einen wichtigen Termin habe, dann kreisen meine Gedanken normalerweise permanent um das Thema. Wie wird es wohl sein, was wird X sagen, was werde ich daraufhin sagen, hoffentlich fällt mir was ein und was wenn mir nichts einfällt? Eine grosse Angst vor dem Nicht Wissen ist da in mir.

Dadurch entsteht ein permanenter Stress, an dem ich mich  festhalte. Ich versuche in Gedanken eine Situation vorzubereiten. Ich versuche eine Sicherheit zu erlangen, die aber nicht zu erlangen ist. Gedanken an die Zukunft, an Aufgaben, die zu erledigen sind. Werde ich das schaffen? Das alles hält mich normalerweise in einer permanenten Anspannung, die mir allerdings nicht mehr bewusst war, weil ich dieses Sicherheitsmuster schon lange anwende. Bis es irgendwie wegfiel und ich dann erst merkte, wie ich mich von Tag zu Tag mehr entspannte. Als hätte ich Jahre unter einem Krampf gelitten, der sich jetzt von Tag zu Tag löst und ich mich immer mehr ins Leben entspanne. Und dadurch bemerkte ich erstmal wie angespannt ich immer war.

Ob das Wegfallen der Anspannung nun kausal im Zusammenhang damit stand, dass ich Zugang zu dem inneren Wissen hatte, weiß ich nicht. Es ist gut möglich, dass das Wissen meine Lebensangst auflöste. Vor allem da ich ja ein Versteher bin, der permanent nach Wissen und Erklärungen, Sicherheit und Kontrolle durch Wissen strebt. Das Verstehen ist eine Form der Kontrolle und der Abwehr vom gegenwärtigen Moment. Es ist das Bedürfnis nach Sicherheit und durch das intuitive Wissen war ich nun absolut sicher, vor der Unsicherheit. 

Egal was ich innerlich fragte, es kamen Antworten. Wenn andere Menschen mich fragten, kamen Antworten aus dem Inneren, die mich selbst überraschten. Diese hörte ich als innere Stimme oder sprach sie aus. Ich hörte mir zu, wie ich etwas laut aussprach, was mir selbst fremd war. Ich staunte über mich. Ich und alle anderen zeigten keinen Widerstand gegen das was ich sagte. Es war immer stimmig und versöhnlich mit jedem.

Diese Fragen und Antworten bereiteten mir extrem viel Spaß. Es gab nichts mehr wovor ich Angst hatte, denn ich wusste ja dass es auf jedes Problem eine stimmige Antwort gab, die jedes Unbehagen einer Unsicherheit mit einer perfekten Antwort entspannte. Somit fielen alle Probleme weg. Das Leben war nur noch schön. Ich erlebte seit vielen Jahren zum ersten Mal Freude über jeden neuen Tag. Bald gingen mir selbst die Fragen aus. Und ich wünschte mir neue Probleme und Fragen, weil ich die inneren Antworten so spannend fand. Vermutlich hatte ich mich auch mit einem Wissenden identifiziert. Irgendwie schlich sich der Zustand dann aber langsam aus. Ich war ca. 2 Wochen lang in diesem glückseligen Zustand. Und es gab irgendein Ereignis, Ärger oder Krankheit, ich weiß es nicht mehr genau, welches mich wieder vereinnahmte und in ein gewohntes Muster aus Widerstand zog. Und dann stellte ich fest, ich habe es verloren.

Wenn man einmal diese Leichtigkeit und Glückseligkeit erlebt hat, ist es ein harter Aufprall da wieder raus zufallen. Ich war seit 2012 in einem permanenten Zustand von Depression den ich versucht habe zu überwinden. Und jetzt war ich zurück und es war düsterer als zuvor, weil ich erlebt habe, wie schön das Leben sein kann. Aber jetzt war alles wieder dunkel. Vielleicht war das die besagte Dunkle Nacht der Seele. Ich wachte ca. ein halbes Jahr später aus dieser Tiefen Depression wider auf, als ich ein Hörbuch 2020 hörte, indem es um eine fiktive Geschichte von Erwachen ging und ich mich über die Erzählung für einen kurzen Moment wieder mit dem glücklichen Zustand verbinden konnte.

Ich habe immer noch den Gedanken zurück in den Zustand zu wollen, indem ich Zugang zu dem Wissen habe. Es gibt ab und zu kurze Momente, wo mir Erkenntnisse von irgendwo her kommen. Ich denke aber das gerade das Festhalten an diesen besonderen Momenten einen in der Entwicklung des Bewusstseins eher behindert. Durch das Festhalten ist man nicht im gegenwärtigen Moment. Man will etwas was nicht da ist. Dabei ist die die Wahrscheinlichkeit die Verbundenheit im Jetzt zu finden, viel größer. Man sucht in Gedanken mit denen man auch die Unsicherheit abwehren will, nach einem Moment der Erlösung in der Zukunft, vielleicht auch in der Bewältigung der Vergangenheit. Aber dadurch trennt man sich noch mehr von der Gegenwärtigkeit.  Das ist für mich ein Paradoxon, weil ich einerseits erkannt habe, dass man nichts tun kann um dahin zu kommen, und ein anderer Teil in mir immer noch versucht, einen Weg zu finden. Der Weg den man geht steht aber nicht kausal im Zusammenhang mit der Verbundenheit.

Oft bin ich unzufrieden damit dass die Hochs immer nur kurze Momente sind. Aber auch das scheint seine Vorteile zu haben. Man neigt dazu, sich mit dem Zustand und dem Vorteil den man daraus zieht, zb inneres Wissen zu identifizieren. Und sobald man sich identifiziert, verliert man augenblicklich die Verbindung zu sich. Ich habe mich bestimmt schon drei mal für erleuchtet gehalten, und bin jedesmal wieder peinlich berührt von meinem Wahn in die Realität zurück gekracht. Heute kann ich da drüber lachen.

Dann darf man sich der Demut stellen, die aus dem eigenen Hochmut entstanden ist. Und ich ich glaube es gibt ganz viele Menschen, die sich mit einem Erwachten identifizieren aber eigentlich nur dissoziieren und eine erwachte Rolle spielen. Somit habe ich vielleicht Glück im Unglück, dass ich es gar nicht schaffe, mich an diesen Zuständen festzuhalten und sie mir immer wieder entgleiten. Es muss schwierig sein, den Demut aufzubringen, wenn man sich mit seiner Identifikation schon wieder ein neues Ego mit daran gebundenen Erwartungen aufgebaut hat. Also hab ich eigentlich Glück. 

Ich erlebe diese Zustände immer unterschiedlich sind, jetzt seit über 2 Jahren. Aber irgendwie steht auch diese Zeitrechnung auf wackeligen Beinen. Eigendlich hat alles dazugeführt. Wo soll man da anfangen? Doch wie soll man darüber reden ohne Zeitangabe? Und ich habe gelernt, nicht mehr an dem Erlebten fest zu halten. Wenn  ich die Verbundenheit oder das Wissen wieder verliere, dann ist das eben so. Manchmal wechselt es innerhalb eines Tages, manchmal sind es Phasen von Wochen und Monaten. Oft hab eich eine energetische Wahrnehmung die ein Hoch ankündigt. In die Tiefs manövriert man sich selbst meist wider durch unbewusstes Verhalten rein. Nun ist das aber auch wieder ein Kausalzusammenhang den mal letztlich auch wieder in Frage stellen sollte. Und dann kann man nur zu dem Schluß kommen, dass es überhaupt keine Kontrolle gibt. Und man nur Beobachter dessen ist was passiert.

So wandelt sich mein Zustand ständig. Von grundloser Glückseligkeit und Verbundenheit mit der ganzen Welt, zu Phasen von emotionaler Erschöpfung, Depression, Sinnlosigkeit, Feststecken. Natürlich mag man die Hochs lieber als die Tiefs. Oft wandelt sich aber das Tief durch Annahme wieder so, dass man wieder einen Zugang zu den verbunden Momenten findet. Und ich habe die Idee davon, dass man manche Erkenntnisse auch nur in der direkten Begegnung mit den unschönen Gefühlen auslösen kann. Um diesen zu begegnen, benötigt es vielleicht ein gewissen Maß an Unbewussteheit. Ich halte nichts davon, sich sich durch eine spirituelle Erhabenheit von den inneren Abgründen, die ja noch da sind, solange man sie nicht durchschaut hat, zu dissozieren. Und obwohl ich manchmal unzufrieden bin, wenn ich wieder einen Tag schwebe und 2 Wochen im Sumpf meiner Schattenanteile rumkriechen darf, habe ich ein Gefühl von Stimmigkeit und Sinn mit meinem Erleben. Da ist aber immer die Angst, dass der Sumpf endlos ist.

Ich übe mich in Annahme der Emotionen, und dem was geschieht. Das ist eine innere Haltung, die ich nun schon eine Weile praktiziere. Dennoch klappt das noch nicht immer. So reagiere ich oft einfach noch mit Abwehr und kann dann erst im zweiten Schritt nochmal bewusst hinschauen und versuchen eine Möglichkeit der Annahme zu finden. Wie heute als beim Schreiben dieses Textes der Rechner abgeschmiert ist und es mir sehr schwer viel, mit meiner Wut zu sein und ich versucht habe anzunehmen, dass der Text nun weg ist. Wie durch ein Wunder, wurde er doch gespeichert. Nun darf man wieder dankbar sein, obwohl die Wut immer noch rumschwingt. Also Leben ist schon anstrengend. Immer wieder suche ich den Sinn in solchen Aktionen. Was soll ich hier wieder lernen?

Es gibt immer wieder Themen, bei denen ich fest zustecken scheine, weil mich irgendeine Konditionierung emotional bindet und ich bretter vor dem Kopf und wohl auch vor dem Herzen habe. Es gibt Themen die mich nach wie vor provozieren und mich in einen Widerstand bringen. Auch das kann man annehmen. Man kann annehmen, dass man feststeckt. Man kann annehmen dass man aus einer ungelösten emotionalen Verstrickung heraus reagiert. Man kann den Widerstand annehmen. Man kann die Angst annehmen, dass es nie aufhört. Und dann löst sich wieder etwas und aus dem Feststecken wird plötzlich wieder ein fließen.



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