Montag, 28. März 2016

Enneagramm III Konflikte und Lösungen

Der letzte Artikel beschäftigt sich mit dem Thema Enneagrammwissen im Hinblick auf Teams und andere Menschen.

Unterschiedlichkeit als Chance

Dazu sollten wir ein Verständnis dafür entwickeln, dass wir die Welt auf unterschiedliche Art und Weise wahrnehmen. Alle 9 Sichtweise zusammen erfassen 360* Grad der Realität. Es erfordert Demut anzuerkennen, das jeder von uns bedingt durch seinen Wahrnehmungsfilter nur einen Teil der Umwelt wahrnimmt. 

Mein Fokus ist nur auf einen Aspekt der Wahrnehmung ausgerichtet. Deshalb ist es wichtig, die Sichtweise der anderen Perspektiven anzunehmen, um zu einer umfassenden Wahrnehmung zu gelangen. Wenn man die Welt so betrachtet, dann kann eine andere Meinung als Bereicherung verstanden werden und muss nicht bekämpft werden.

Jeder Wahrnehmungstyp sieht durch seinen persönlichen Wahrnehmungsfilter der eine subjektive Realität erscheinen lässt. Nur in Kooperation mit Anderen, sehen wir das Ganze. Deshalb stellt es eine Bereicherung dar, möglichst unterschiedliche Menschen in einem Team zu haben. Die Beschäftigung mit dem Enneagramm ermöglicht es sich, aus seiner bekannten Perspektive ein bisschen heraus zu bewegen und die Perspektiven des Anderen zu verstehen. Wenn wir uns in andere Menschen hineinversetzten, erweitern wir unsere Perspektive. Wenn wir es schaffen nur einen Menschen zu verstehen, der uns immer unverständlich war, vergrößern wir unsere Wahrnehmungsfähigkeit und unsere Weitsicht bereits immens.

360 Grad sind 100% der Realität.



Das Unbewusste

Unsere menschliche Psyche ist folgender Maßen aufgebaut. Jeder Mensch hat einen bewussten und einen unbewussten Teil. 


Der bewusste Anteil ist der Teil, den wir von uns selbst kennen und den wir bewusst steuern können. Der unbewusste Anteil enthält all das, was wir bis zum heutigen Tag in unserem Leben erlebt haben. Dort ist alles abgespeichert. Nichts geht je verloren. Es fällt uns schwer uns zu erinnern, und Dinge aus dem Unbewussten hoch zu holen, aber alles ist immer da.

Das Unbewusste ist all das, was durch Abwehrverhalten hinter einem Art Vorhang gelagert wird. Dort ist all das was im Moment des Erlebens nicht integriert werden konnte. Oft speichern wir dort unsere negativen Erfahrungen ab. Manches ist uns nicht bewusst. So auch große Teile unsere eigenen Verhaltensweisen.

Das Enneagramm ist ein Model mit dessen Hilfe man sich seine unbewussten Verhaltensweisen bewusst machen kann. Man kann sich selbst etwas bewusst machen. Man kann nicht andere Menschen bewusst machen oder dazu zwingen bewusst zu werden. Diesen Schutzmechanismus können wir bei anderen Menschen nicht umgehen und das ist auch gut so. 
 
Es wird Menschen geben, die mit Freude alles über sich selbst erfahren möchten und deshalb das Enneagramm interessant finden werden. Es wird Leute geben, die eine starke Abwehr aufgebaut haben und mit dem Enneagramm vermutlich nichts anfangen können. Vielleicht wollt ihr das Erfahrene erst mal für euch behalten und sacken lassen.
Wenn ihr jemanden direkt ins Gesicht sagt, ich glaube du bist eine 6 oder ich glaube du bist eine 5, dann kann es sein, dass derjenige noch nicht bereit ist, diese Anteile von sich zu anzunehmen und er packt eure Worte ungehört und unregistriert ins unbewusste, vielleicht wehrt er sich auch lautstark, das alles ist Abwehr. Deshalb haben wir auch immer wieder die gleichen Konflikte mit Menschen. Selbst wenn wir ihnen sagen, was uns stört, sie hören es einfach nicht bewusst. Es kommt oft nicht in ihrem Bewusstsein an.

Abwehrmechanismen

Die Abwehr ist ein Schutzmechanismus der Psyche und sorgt automatisch dafür, dass das psychische System nicht überlastet wird. Wir haben nur eine gewisse Menge an Energie Ressourcen zur Verfügung um neue Informationen ins System zu integrieren. Überschreitet ein Thema die Kapazitäten, machen wir dicht.

Wer etwas unbewusstes aufdeckt, benötigt diese Energie Ressourcen, um das neu entdecke ins System zu integrieren. Jemand der keine Ressourcen übrig hat, wird Themen, für die er nicht die Kraft zur Integration besitzt, automatisch abwehren.

Also ärgert euch nicht über Leute die ihre Blinden Flecken nicht sehen wollen, und akzeptiert, dass sie es nicht können. Würden sie es doch tun, hätte das schwerwiegenden Folgen wie psychische Überlastungen für sie. Zu erkennen wo beim anderen die Grenze ist, ist ein wichtiger Punkt für das Zusammenleben.

Eine direkte Konfrontation mit dem was man nicht hören möchte, wird normalerweise automatisch abgewehrt. Es gibt sehr viele unterschiedliche Abwehrmechanismen und jeder Enneagrammtyp hat meist ganz konkrete Strategien entwickelt, um unbewusst zu bleiben.

Ihr braucht euch also auch keine Sorgen zu machen, ob ihr selbst euch mit dem Enneagramm überfordert. Eure Psyche wird automatisch dicht machen, wenn eine Überforderung eintreten könnte.

Also die Regel ist, jeder entscheidet selbst in wie fern er sich mit seinem Typen beschäftigen möchte und ob er über seinen Typen reden möchte. Ihr könnt und sollt natürlich gerne über euren Typen reden, wenn ihr Lust dazu habt.
Grundkonflikte und Lösungen

Wenn man versteht, das Jedes Muster so seine Eigenarten hat, dann wird vielleicht verständlich, dass manche Kombinationen von Enneagramm Typen öfters miteinander in einen Konflikt geraten als andere. Andere Kombinationen harmonieren möglicherweise besser miteinander, weil es stellenweise eine ähnliche Sichtweise gibt.

Zum Beispiel verstehe ich mich gut mit Zweiern weil sie die Mütterlichkeit ausstrahlen, die mir als Kind gefehlt hat. Die Sechs, mein Nachbar im Enneagramm, verstehe ich gut, weil sie oft ähnliche Gedankengänge wie ich hat, sie ist ja ebenfalls ein Kopfmensch und die Neun versteht es ebenfalls wie ich, alle Perspektiven zu berücksichtigen. Ich bin beeindruckt von dem Selbstbewusstsein der Acht. So wäre ich gerne.

Ich als Fünf gerate aber automatisch mit dem Dogmatismus der Eins aneinander, mit der Unbeständigkeit der Drei, mit der Selbstbezogenheit der Vier oder mit der Oberflächlichkeit der Sieben. Diese Konflikte sind also vorprogrammiert. Wenn man das aber weiß, muss man diese nicht Persönlich nehmen.

Anders als früher, habe ich über das Enneagramm ein Verständnis und Mitgefühl für die anderen Typen entwickelt. Ich kann nun verstehen, warum jeder Typ so denkt und handelt, denn auch das wird im Enneagramm erklärt. Wer sich intensiv mit seinem Typ beschäftigt wird erstaunt sein, wie treffend die Hintergründe für unsere Verhaltensweisen beschrieben werden.

Wo durch entstehen Konflikte?

Jeder Mensch besitzt ein Ego. Das Ego meint in der Alltagssprache Egoismus oder Egozentrismus.
Aber in der Spiritualität, und daher kommt das Enneagramm, wird das Wort Ego, als Summe deiner Identifizierungen, verwendet. So kann eine positive Eigenschaft, wie zum Beispiel Hilfsbereitschaft, ein Teil des Egos sein. Der Enneagrammtyp gehört zu deinem Ego. Das Ego ist unsere Identifikation mit der Vergangenheit, mit unseren Werten, unserem Aussehen unserem Beruf und allem, was wir als unser Selbst oder unseren Charakter bezeichnen. Und um uns eine Identität zu schaffen, halten wir sehr stark an unserem Ego fest.

Wir sind oftmals nicht flexibel genug, um uns von diesen Identifizierungen zu lösen. Denn würden wir das tun, würde unsere Welt ins wanken geraten. Wir wüssten dann nicht mehr, wer wir sind und da kommt Angst auf. Deshalb sind Menschen im allgemein unflexibel, was ihr Ego betrifft. In der Spiritualität geht es darum, sein Ego loszulassen, um dadurch im Frieden im allem zu sein. Den Konflikt wird durch das Ego produziert. Das Ego loszulassen, kann für den einen bedeuten, weniger in Aktion zu gehen, während der Andere mehr ins Handeln kommen muss. Ein ängstlicher Mensch sollte demnach mutig werden und ein mutiger Mensch demütig. Dann kann Frieden entstehen.

Wenn nun zwei Menschen starr an ihrer Weltsicht festhalten, ist es unumgänglich, dass dadurch Konflikte entstehen. Es gibt da ja den Spruch, der Klügere gibt nach. Wir wünschen uns oft, dass der Andere etwas klüger wäre, sehen aber nicht, unsere eigene Unflexibilität. Und natürlich muss das Nachgeben etwas wechselseitiges sein. Denn immer der Klügere zu sein, ist auf Dauer unklug. 
 
Konfliktlösung beinhaltet also, dass Verständnis für den Anderen oder die eigene Flexibilität. Warum sind wir dann also so starr, wenn wir doch wissen, dass Flexibilität und Verständnis angebracht wäre?

Es geht aber nicht darum zu sagen, so bin ich eben, ich kann nicht anders. Das Erkennen des Enneagramm Typen soll dazu verhelfen, unbewusste Verhaltensweisen, bewusst zu machen. Das schafft die Chance, blinde Automatismen zu verlassen und dadurch freier handeln zu können.

Konfliktlösung

Wir regieren sehr schnell auf Informationen, die nicht zu unserem Wahrnehmungsstil passen. Wir reagieren auf Andersartigkeit.

Es ist wichtig zu erkennen, dass wir oft einfach nur reagieren und gar nicht bewusst hinschauen, warum ein Problem einsteht. Solange wir unbewusst reagieren, weil das unser unbewusstes Muster ist, sind wir nicht offen für unser Gegenüber. Wenn wir nicht offen sind, hören nicht, was das Gegenüber von uns möchte. Wir sehen wieder nur unsere Sichtweise und tragen dadurch immens dazu bei, dass überhaupt ein Konflikt entsteht.

Viele Menschen haben immer wieder die gleichen Konflikte mit den selben Menschen Konflikte, und wissen nicht einmal warum sie immer wieder an einander geraten.

Eine Lösung solcher festgefahrenen Konflikte kann nur entstehen, wenn einer von beiden Konfliktpartner Verständnis oder Flexibilität zeigt.

Das Enneagramm deckt Hintergründe für Verhaltensweisen auf und ermöglicht so eine schrittweise Verhaltensänderung. Es ermöglicht ein Verständnis für andere Menschen zu entwickeln und so ist es möglich die Emotionalität aus den Konflikten zu nehmen, Perspektivenübernahme zu entwickeln und Sachlichkeit zu zeigen.

Wie kann jeder einen Schritt auf den anderen zugehen?

Verstehen durch die Frage: Warum?

Verstehen können wir andere Menschen durch die Frage, warum handelt er so? Und dann gilt es eben nicht, unsere verurteilenden Meinung anzubringen, sondern offen zu bleiben, genau hinzuschauen, was die wirkliche Motivation hinter den Verhaltensweisen der anderen Menschen sind. Mit Hilfe des Enneagramms, kann man da sehr genau hinschauen und plötzlich erkennt man dann, was die eigentliche Motivation einer anderen Person war. Dann entsteht Mitgefühl und dann ist es gar nicht mehr möglich, in einer derart negativen Art und Weise gegeneinander zu handeln. Ich kann mich dann fragen was braucht der andere, damit er die Forderungen erfüllen kann.

Eigne Flexibilität durch das Erkennen der eigenen unbewussten Muster.

Flexibilität kann nur derjenige zeigen, der bereit ist, sich seiner inneren Not zu nähern. Flexibilität zu zeigen, ist daher meist schwieriger, als Verständnis für eine andere Person aufzubringen. Die eigene Schublade öffnen, um sich bewusst zu machen, man kann aus seiner unflexiblem Schublade raus. Das geschieht, wenn man seine unbewussten Muster erkennt. Wir erwarten oft, das der andere eben diese schwierige Aufgabe antreten soll. Wer aber schon einmal selbst seiner innere Not begegnet ist, weiß wie schwierig diese Aufgabe ist und würde dieses nie von einem anderen Menschen verlangen. Was die Flexibilität angeht, gibt es deshalb nur die Möglichkeit, bei sich selbst anzufangen.

Wer das Verstehen und die Flexibilität erworben hat, dem stehen natürlich unglaubliche Ressourcen zur Verfügung. Das Enneagramm ist deshalb ein hervorragendes Werkzeug zur Persönlichkeitsentwicklung. 
 
Im Dialog bleiben

Wenn man sich und andere erkennt, versteht man warum Konflikte entstehen. Wer das Enneagramm kennt, erkennt in jeder Situation den Hintergrund einer Handlung. Das ist äußerst hilfreich, um Konflikte direkt ansprechen zu können. So ist es möglich, dass Konflikte ausschließlich auf der Sachebene und nicht auf der Beziehungsebene geklärt werden können. Das ist oft das Problem, dass wir nämlich schnell persönlich werden und Menschen generalisiert ablehnen, anstatt in jeder Situation offen und zu hinzuschauen.

Oft entstehen Konflikte auch, weil Bedürfnisse nicht mitgeteilt werden. Das Enneagramm hilft mir deutlicher zu erkennen, was ich brauche. Man geht fälschlicherweise oft davon aus, dass das Gegenüber doch sehen muss, was ich brauche. Dabei vergisst man aber schnell, dass das Gegenüber eine andere Wahrnehmung und andere Grundbedürfnisse hat. Häufig ist das Problem, dass es unausgesprochene Erwartungen gibt.

Oft haben wir Angst, Konflikte anzusprechen, weil wir befürchten, dass Konflikte ausufern oder wir in der Vergangenheit, manchmal sogar mit einem ganz anderen Menschen, schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und dann ärgern wir uns, dass sich nichts verändert. Mit Hilfe des Enneagramm kann man Konflikte gezielter ansprechen, weil sie durch das Erkennen und Benennen von Persönlichkeitsmustern greifbarerer werden.

Konfliktlösung beruht natürlich auf Gegenseitigkeit und manchmal hat das Gegenüber noch nicht die Fähigkeit, die Bedürfnisse des Anderen zu sehen. Natürlich gibt es auch ausweglose Konflikte. Diese bedürfen wenn keine beidseitige Lösung möglich ist, einer Konsequenz. 

Alleine wenn zwei Menschen sich den Konfliktpunkt bewusstmachen, und nicht die Schuld beim anderen suchen, sondern die Unterschiedlichkeit erkennen, kann damit schon ein großer Teil an Emotionalität aus einem Konflikt genommen werden. Es ist sehr rührend, wenn man die innere Not eines Konfliktpartners erkennt. Plötzlich ändert sich dadurch alles.
 
Probleme entstehen häufig aus falschen Schlussfolgerungen, die man auf Grund der eigenen Wahrnehmung auf andere überträgt. Dabei vergisst man, das andere Menschen, anders wahrnehmen und man daher die Motivation von anderen Menschen immer hinterfragen muss. 

So nun habe ich den Teil über unserer Unbewussten Muster abgeschlossen und möchte zum praktischen Teil übergehen.
Wie ihr euch vermutlich schon denken könnt, benötigt jeder Menschentyp eine andere Praxis und ich kann deshalb nur von dem berichten, was ich erlebt habe. So kann es sein, dass mein Stil nicht auf jeden von euch zutrifft. Und trotzdem kann es vielleicht eine Hilfe sein.   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen