Der
letzte Artikel beschäftigt sich mit dem Thema Enneagrammwissen im
Hinblick auf Teams und andere Menschen.
Unterschiedlichkeit
als Chance
Dazu
sollten wir ein Verständnis dafür entwickeln, dass wir die Welt auf
unterschiedliche Art und Weise wahrnehmen. Alle 9 Sichtweise
zusammen erfassen 360* Grad der Realität. Es erfordert Demut anzuerkennen, das jeder von uns bedingt durch seinen Wahrnehmungsfilter nur einen Teil der Umwelt wahrnimmt.
Mein
Fokus ist nur auf einen Aspekt der Wahrnehmung ausgerichtet. Deshalb
ist es wichtig, die Sichtweise der anderen Perspektiven anzunehmen,
um zu einer umfassenden Wahrnehmung zu gelangen. Wenn man die Welt so
betrachtet, dann kann eine andere Meinung als Bereicherung verstanden
werden und muss nicht bekämpft werden.
Jeder
Wahrnehmungstyp sieht durch seinen persönlichen Wahrnehmungsfilter
der eine subjektive Realität erscheinen lässt. Nur in Kooperation
mit Anderen, sehen wir das Ganze. Deshalb stellt es eine Bereicherung
dar, möglichst unterschiedliche Menschen in einem Team zu haben.
Die Beschäftigung mit dem Enneagramm ermöglicht es sich, aus seiner
bekannten Perspektive ein bisschen heraus zu bewegen und die
Perspektiven des Anderen zu verstehen. Wenn wir uns in andere
Menschen hineinversetzten, erweitern wir unsere Perspektive. Wenn
wir es schaffen nur einen Menschen zu verstehen, der uns immer
unverständlich war, vergrößern wir unsere Wahrnehmungsfähigkeit
und unsere Weitsicht bereits immens.
360
Grad sind 100% der Realität.
Unsere
menschliche Psyche ist folgender Maßen aufgebaut. Jeder Mensch hat
einen bewussten und einen unbewussten Teil.
Der bewusste Anteil ist
der Teil, den wir von uns selbst kennen und den wir bewusst steuern
können. Der unbewusste Anteil enthält all das, was wir bis zum
heutigen Tag in unserem Leben erlebt haben. Dort ist alles
abgespeichert. Nichts geht je verloren. Es fällt uns schwer uns zu
erinnern, und Dinge aus dem Unbewussten hoch zu holen, aber alles ist
immer da.
Das
Unbewusste ist all das, was durch Abwehrverhalten hinter einem Art
Vorhang gelagert wird. Dort ist all das was im Moment des Erlebens
nicht integriert werden konnte. Oft speichern wir dort unsere
negativen Erfahrungen ab. Manches ist uns nicht bewusst. So auch
große Teile unsere eigenen Verhaltensweisen.
Das
Enneagramm ist ein Model mit dessen Hilfe man sich seine unbewussten
Verhaltensweisen bewusst machen kann. Man kann sich selbst etwas
bewusst machen. Man kann nicht andere Menschen bewusst machen oder
dazu zwingen bewusst zu werden. Diesen Schutzmechanismus können wir
bei anderen Menschen nicht umgehen und das ist auch gut so.
Es
wird Menschen geben, die mit Freude alles über sich selbst erfahren
möchten und deshalb das Enneagramm interessant finden werden. Es
wird Leute geben, die eine starke Abwehr aufgebaut haben und mit dem
Enneagramm vermutlich nichts anfangen können. Vielleicht wollt ihr
das Erfahrene erst mal für euch behalten und sacken lassen.
Wenn
ihr jemanden direkt ins Gesicht sagt, ich glaube du bist eine 6 oder
ich glaube du bist eine 5, dann kann es sein, dass derjenige noch
nicht bereit ist, diese Anteile von sich zu anzunehmen und er packt
eure Worte ungehört und unregistriert ins unbewusste, vielleicht
wehrt er sich auch lautstark, das alles ist Abwehr. Deshalb haben wir
auch immer wieder die gleichen Konflikte mit Menschen. Selbst wenn
wir ihnen sagen, was uns stört, sie hören es einfach nicht bewusst.
Es kommt oft nicht in ihrem Bewusstsein an.
Abwehrmechanismen
Die
Abwehr ist ein Schutzmechanismus der Psyche und sorgt automatisch
dafür, dass das psychische System nicht überlastet wird. Wir haben
nur eine gewisse Menge an Energie Ressourcen zur Verfügung um neue
Informationen ins System zu integrieren. Überschreitet ein Thema die
Kapazitäten, machen wir dicht.
Wer
etwas unbewusstes aufdeckt, benötigt diese Energie Ressourcen, um
das neu entdecke ins System zu integrieren. Jemand der keine
Ressourcen übrig hat, wird Themen, für die er nicht die Kraft zur
Integration besitzt, automatisch abwehren.
Also
ärgert euch nicht über Leute die ihre Blinden Flecken nicht sehen
wollen, und akzeptiert, dass sie es nicht können. Würden sie es
doch tun, hätte das schwerwiegenden Folgen wie psychische
Überlastungen für sie. Zu erkennen wo beim anderen die Grenze ist,
ist ein wichtiger Punkt für das Zusammenleben.
Eine
direkte Konfrontation mit dem was man nicht hören möchte, wird
normalerweise automatisch abgewehrt. Es gibt sehr viele
unterschiedliche Abwehrmechanismen und jeder Enneagrammtyp hat meist
ganz konkrete Strategien entwickelt, um unbewusst zu bleiben.
Ihr
braucht euch also auch keine Sorgen zu machen, ob ihr selbst euch mit
dem Enneagramm überfordert. Eure Psyche wird automatisch dicht
machen, wenn eine Überforderung eintreten könnte.
Also
die Regel ist, jeder entscheidet selbst in wie fern er sich mit
seinem Typen beschäftigen möchte und ob er über seinen Typen reden
möchte. Ihr könnt und sollt natürlich gerne über euren Typen
reden, wenn ihr Lust dazu habt.
Grundkonflikte
und Lösungen
Wenn
man versteht, das Jedes Muster so seine Eigenarten hat, dann wird
vielleicht verständlich, dass manche Kombinationen von Enneagramm
Typen öfters miteinander in einen Konflikt geraten als andere.
Andere Kombinationen harmonieren möglicherweise besser miteinander,
weil es stellenweise eine ähnliche Sichtweise gibt.
Zum
Beispiel verstehe ich mich gut mit Zweiern weil sie die
Mütterlichkeit ausstrahlen, die mir als Kind gefehlt hat. Die Sechs,
mein Nachbar im Enneagramm, verstehe ich gut, weil sie oft ähnliche
Gedankengänge wie ich hat, sie ist ja ebenfalls ein Kopfmensch und
die Neun versteht es ebenfalls wie ich, alle Perspektiven zu
berücksichtigen. Ich bin beeindruckt von dem Selbstbewusstsein der
Acht. So wäre ich gerne.
Ich
als Fünf gerate aber automatisch mit dem Dogmatismus der Eins
aneinander, mit der Unbeständigkeit der Drei, mit der
Selbstbezogenheit der Vier oder mit der Oberflächlichkeit der
Sieben. Diese Konflikte sind also vorprogrammiert. Wenn man das aber
weiß, muss man diese nicht Persönlich nehmen.
Anders
als früher, habe ich über das Enneagramm ein Verständnis und
Mitgefühl für die anderen Typen entwickelt. Ich kann nun verstehen,
warum jeder Typ so denkt und handelt, denn auch das wird im
Enneagramm erklärt. Wer sich intensiv mit seinem Typ beschäftigt
wird erstaunt sein, wie treffend die Hintergründe für unsere
Verhaltensweisen beschrieben werden.
Wo
durch entstehen Konflikte?
Jeder
Mensch besitzt ein Ego. Das Ego meint in der Alltagssprache Egoismus
oder Egozentrismus.
Aber
in der Spiritualität, und daher kommt das Enneagramm, wird das Wort
Ego, als Summe deiner Identifizierungen, verwendet. So kann eine
positive Eigenschaft, wie zum Beispiel Hilfsbereitschaft, ein Teil
des Egos sein. Der Enneagrammtyp gehört zu deinem Ego. Das Ego ist
unsere Identifikation mit der Vergangenheit, mit unseren Werten,
unserem Aussehen unserem Beruf und allem, was wir als unser Selbst
oder unseren Charakter bezeichnen. Und um uns eine Identität zu
schaffen, halten wir sehr stark an unserem Ego fest.
Wir
sind oftmals nicht flexibel genug, um uns von diesen
Identifizierungen zu lösen. Denn würden wir das tun, würde unsere
Welt ins wanken geraten. Wir wüssten dann nicht mehr, wer wir sind
und da kommt Angst auf. Deshalb sind Menschen im allgemein
unflexibel, was ihr Ego betrifft. In der Spiritualität geht es
darum, sein Ego loszulassen, um dadurch im Frieden im allem zu sein.
Den Konflikt wird durch das Ego produziert. Das Ego loszulassen, kann
für den einen bedeuten, weniger in Aktion zu gehen, während der
Andere mehr ins Handeln kommen muss. Ein ängstlicher Mensch sollte
demnach mutig werden und ein mutiger Mensch demütig. Dann kann
Frieden entstehen.
Wenn
nun zwei Menschen starr an ihrer Weltsicht festhalten, ist es
unumgänglich, dass dadurch Konflikte entstehen. Es gibt da ja den
Spruch, der Klügere gibt nach. Wir wünschen uns oft, dass der
Andere etwas klüger wäre, sehen aber nicht, unsere eigene
Unflexibilität. Und natürlich muss das Nachgeben etwas
wechselseitiges sein. Denn immer der Klügere zu sein, ist auf Dauer
unklug.
Konfliktlösung
beinhaltet also, dass Verständnis für den Anderen oder die eigene
Flexibilität. Warum
sind wir dann also so starr, wenn wir doch wissen, dass Flexibilität
und Verständnis angebracht wäre?
Es
geht aber nicht darum zu sagen, so bin ich eben, ich kann nicht
anders. Das Erkennen des Enneagramm Typen soll dazu verhelfen,
unbewusste Verhaltensweisen, bewusst zu machen. Das schafft die
Chance, blinde Automatismen zu verlassen und dadurch freier handeln
zu können.
Konfliktlösung
Wir
regieren sehr schnell auf Informationen, die nicht zu unserem
Wahrnehmungsstil passen. Wir reagieren auf Andersartigkeit.
Es
ist wichtig zu erkennen, dass wir oft einfach nur reagieren und gar
nicht bewusst hinschauen, warum ein Problem einsteht. Solange wir
unbewusst reagieren, weil das unser unbewusstes Muster ist, sind wir
nicht offen für unser Gegenüber. Wenn wir nicht offen sind, hören
nicht, was das Gegenüber von uns möchte. Wir sehen wieder nur
unsere Sichtweise und tragen dadurch immens dazu bei, dass überhaupt
ein Konflikt entsteht.
Viele
Menschen haben immer wieder die gleichen Konflikte mit den selben
Menschen Konflikte, und wissen nicht einmal warum sie immer wieder
an einander geraten.
Eine
Lösung solcher festgefahrenen Konflikte kann nur entstehen, wenn
einer von beiden Konfliktpartner Verständnis oder Flexibilität
zeigt.
Das
Enneagramm deckt Hintergründe für Verhaltensweisen auf und
ermöglicht so eine schrittweise Verhaltensänderung. Es ermöglicht
ein Verständnis für andere Menschen zu entwickeln und so ist es
möglich die Emotionalität aus den Konflikten zu nehmen,
Perspektivenübernahme zu entwickeln und Sachlichkeit zu zeigen.
Wie
kann jeder einen Schritt auf den anderen zugehen?
Verstehen
durch die Frage: Warum?
Verstehen
können wir andere Menschen durch die Frage, warum handelt er so? Und
dann gilt es eben nicht, unsere verurteilenden Meinung anzubringen,
sondern offen zu bleiben, genau hinzuschauen, was die wirkliche
Motivation hinter den Verhaltensweisen der anderen Menschen sind. Mit
Hilfe des Enneagramms, kann man da sehr genau hinschauen und
plötzlich erkennt man dann, was die eigentliche Motivation einer
anderen Person war. Dann entsteht Mitgefühl und dann ist es gar
nicht mehr möglich, in einer derart negativen Art und Weise
gegeneinander zu handeln. Ich kann mich dann fragen was braucht der
andere, damit er die Forderungen erfüllen kann.
Eigne
Flexibilität durch das Erkennen der eigenen unbewussten Muster.
Flexibilität
kann nur derjenige zeigen, der bereit ist, sich seiner inneren Not zu
nähern. Flexibilität zu zeigen, ist daher meist schwieriger, als
Verständnis für eine andere Person aufzubringen. Die eigene
Schublade öffnen, um sich bewusst zu machen, man kann aus seiner
unflexiblem Schublade raus. Das geschieht, wenn man seine unbewussten
Muster erkennt. Wir erwarten oft, das der andere eben diese
schwierige Aufgabe antreten soll. Wer aber schon einmal selbst seiner
innere Not begegnet ist, weiß wie schwierig diese Aufgabe ist und
würde dieses nie von einem anderen Menschen verlangen. Was die
Flexibilität angeht, gibt es deshalb nur die Möglichkeit, bei sich
selbst anzufangen.
Wer
das Verstehen und die Flexibilität erworben hat, dem stehen
natürlich unglaubliche Ressourcen zur Verfügung. Das Enneagramm ist
deshalb ein hervorragendes Werkzeug zur Persönlichkeitsentwicklung.
Im
Dialog bleiben
Wenn
man sich und andere erkennt, versteht man warum Konflikte entstehen.
Wer das Enneagramm kennt, erkennt in jeder Situation den Hintergrund
einer Handlung. Das ist äußerst hilfreich, um Konflikte direkt
ansprechen zu können. So ist es möglich, dass Konflikte
ausschließlich auf der Sachebene und nicht auf der Beziehungsebene
geklärt werden können. Das ist oft das Problem, dass wir nämlich
schnell persönlich werden und Menschen generalisiert ablehnen,
anstatt in jeder Situation offen und zu hinzuschauen.
Oft
entstehen Konflikte auch, weil Bedürfnisse nicht mitgeteilt werden.
Das Enneagramm hilft mir deutlicher zu erkennen, was ich brauche. Man
geht fälschlicherweise oft davon aus, dass das Gegenüber doch sehen
muss, was ich brauche. Dabei vergisst man aber schnell, dass das
Gegenüber eine andere Wahrnehmung und andere Grundbedürfnisse hat.
Häufig ist das Problem, dass es unausgesprochene Erwartungen gibt.
Oft
haben wir Angst, Konflikte anzusprechen, weil wir befürchten, dass
Konflikte ausufern oder wir in der Vergangenheit, manchmal sogar mit
einem ganz anderen Menschen, schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und
dann ärgern wir uns, dass sich nichts verändert. Mit Hilfe des
Enneagramm kann man Konflikte gezielter ansprechen, weil sie durch
das Erkennen und Benennen von Persönlichkeitsmustern greifbarerer
werden.
Konfliktlösung
beruht natürlich auf Gegenseitigkeit und manchmal hat das Gegenüber
noch nicht die Fähigkeit, die Bedürfnisse des Anderen zu sehen.
Natürlich gibt es auch ausweglose Konflikte. Diese bedürfen wenn
keine beidseitige Lösung möglich ist, einer Konsequenz.
Alleine
wenn zwei Menschen sich den Konfliktpunkt bewusstmachen, und nicht
die Schuld beim anderen suchen, sondern die Unterschiedlichkeit
erkennen, kann damit schon ein großer Teil an Emotionalität aus
einem Konflikt genommen werden. Es ist sehr rührend, wenn man die innere Not eines Konfliktpartners erkennt. Plötzlich ändert sich dadurch alles.
Probleme
entstehen häufig aus falschen Schlussfolgerungen, die man auf Grund
der eigenen Wahrnehmung auf andere überträgt. Dabei vergisst man,
das andere Menschen, anders wahrnehmen und man daher die Motivation
von anderen Menschen immer hinterfragen muss.
So nun habe ich den Teil über unserer Unbewussten Muster abgeschlossen und möchte zum praktischen Teil übergehen.
Wie ihr euch vermutlich schon denken könnt, benötigt jeder Menschentyp eine andere Praxis und ich kann deshalb nur von dem berichten, was ich erlebt habe. So kann es sein, dass mein Stil nicht auf jeden von euch zutrifft. Und trotzdem kann es vielleicht eine Hilfe sein.
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