Mittwoch, 31. Januar 2018

Memento und das Selbstbild

An Hand eines Beispiels der Interpretation eines Films, möchte ich heute dazu anregen, die objektive Fähigkeit zur Beurteilung und Deutung einer Situation in Frage zu stellen und zweitens einen interessanten Film anzuschauen. Dazu verwende ich heute den Film Memento, der meiner Meinung nach inhaltlich von der Aufrechterhaltung und der Zerstückelung des Selbstbildes handelt. Daher möchte ich euch diesen Film empfehlen.

Eine kurze Inhaltsbeschreibung. Um an dieser Stelle nicht zu spoilern (den Inhalt zu verraten) mache ich es kurz. Im späteren Verlauf gehe ich natürlich auf den Inhalt des Films ein.

Ein Mann erwacht in seinem Körper und hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Kleiner Verständnis Tipp, der Film läuft rückwärts. Er versucht herauszufinden was passiert ist.

Memento ist für unter 3 Euro bei Amazon, online als Stream beziehbar. Wer den Film gerne sehen möchte, bevor er meine Interpretation liest, sollte hier innehalten und erst später weiter lesen. Eine weitere Möglichkeit wäre den Film durch meinen Augen zuschauen und so vielleicht eine andere Perspektive zu erleben, als die eigene. Sehr gerne würde ich auch von eurer persönlichen Perspektive hören, weil ich jede Perspektive als Erweiterung der eigenen Wahrnehmung interpretiere. 

Bevor ich zu meiner Interpretation des Films und der erwähnten Metaebene (Aufrechterhaltung des Selbstbildes) komme, muss ich meine ganz persönliche Perspektive und meinen persönlichen Kontext des Films kurz vorstellen, denn für mich ist diese Sichtweise wichtig, für die Betrachtung des Films und für die Betrachtung der Fähigkeit des Lesers, auf Grund meiner Interpretation, perspektivisch zu Denken.

Ich kannte diesen Film bereits, weil ich ihn vor 10-15 Jahren schon einmal gesehen hatte. Ich hatte ihn positiv in Erinnerung und ihn mit Freunden in einer lockeren Runde geschaut, jedoch in einem anderen Kontext verstanden als heute. Als ich kürzlich nach Filmen suchte, die ich gemeinsam mit einem Freund schauen könnte, ist mir seltsamerweise auch Memento wieder eingefallen, obwohl dieser von den anderen Filmen, die ich auf Grund des Bewusstsein und Traum Themas ausgesucht hatte, wie ich meinte, abwicht. Trotzdem tauchte er auf. Er stand zuerst auf einer Liste, mit den ausgesuchten Filmen, doch ich nahm ihn dann wieder runter. Denn ich hatte ihn als intelligenten Aktion Thriller, mit vielen Überraschungselementen und Humor in Erinnerung (Siehe Verfolgungs- oder Duschszene), wollte aber einen Bewusstseinsfilm gucken. Deshalb war es interessant für mich, wie unterschiedlich ich selbst, ein und den selben Film zu unterschiedlichen Lebenszeiten interpretiert habe. Ich sage zu meinem Freund, ist ein Aktion Film, geht diesmal nicht um Bewusstein. Haha.

Ich hatte mich bei Memento eher an eine Film- Kategorie a la Quentin Tarentino (Pulp Fiktion), auf Grund der Nonkonformität und überraschenden Wendungen und Zeitsprüngen erinnert, denn das war die Ebene, die ich damals verstanden hatte, als ich den Film zum ersten Mal sah. Damals mochte ich den Film auf Grund der Überraschungsmomente, aber mehr konnte ich mit ihm nicht anfangen. Deshalb schloss ich den Bewusstseinsaspekt, der mich heute interessiert, aus. Seltsamerweise kam der Film dann trotzdem zu mir.

Ich fragte mich vor einigen Tagen wiedermal nach meiner Erinnerungsfähigkeit im Bezug auf Reinkarnationsthemen bzw. die Überwindung der Identifikation und den höheren Sinn meiner Ego Existenz. Warum musste mein Leben so verlaufen? Nur damit ich mich Selbst erkenne, oder gab es noch einen weiteren wichtigen Grund für meine Geschichte? Warum wurde denn das Thema meines Lebens ausgesucht? 

Gleichzeitig fielen gerade wieder Themen meiner Ego Identifikation von mir ab, zb die Idee meiner Ausrichtung auf die Vergangenheit, Kindheit, Anhaftungen an das psychologische Weltbild, weil cih dem Schmerz endlich ins Auge gesehen habe. Anhaftungen die den Sinn haben, das Selbstbild immer wieder neu zu bestätigen, zu re-inzieniren und das loslassen des Selbstbildes und somit das kontinuierliche erfahren der Ich-losigkeit,  verhindern, weil erst der Schmerz geschaut werden muss.

Auf der Diskussions Plattform Discord wurde der Film gestern „zufällig“ als Objekt für eine philosophische Analyse vorgeschlagen, nur wenige Tage, nachdem ich ihn selbst von der Liste nahm, weshalb ich den Film geschaut und diesen Text begonnen habe, zu schreiben. Also konkret ausgedrückt erlebte ich eine starke Synchronizität. Eine Synchronizität ist das Zusammenfallen der Gedanken und der äusseren Umstände.

Nun versuche ich den Film mit Hilfe der Symbolik zu interpretieren, wie ich sie persönlich verstehe. Natürlich kann ich den Film nur durch mein Weltbild, durch meine Symbolik und letztlich durch mein Selbstbild heraus analysieren. 

Gerade das ist ja im Vergleich mit den oben genannten persönlichen Umständen, so interessant, weil man so auf der nächsten Ebenen dieses Textes verstehen kann, wie wichtig das persönliche Weltbild und Selbstbild für die Interpretation einer Situation und der Wahrnehmung ist, und dass es deswegen keine Objektivität in dieser Welt geben kann. 

 

Es gibt nur ein unendliche Perspektive, die von unterschiedlichen Sichtweisen aus betrachtet werden kann. Deshalb möchte ich darauf hinweisen, dass meine Interpretation nur eine Perspektive ist, die entsteht, wenn ich durch meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung auf den Film schaue.

Diese Perspektive ändern sich im Zuge der Lebenserfahrungen und der Veränderung von Ansichten und natürlich von Mensch zu Mensch. 

Das Selbstbild ist selbst innerhalb eines Menschen ja nicht starr. Das Ego ändert sich, obwohl es sich in dem Grundzügen selbst aufrecht erhält, solange dieses einen Sinn erfüllt der erfüllt werden muss. So erklärt sich auch, dass ich heute in dem Film weit mehr sehe als früher.

Nun zur der Symbolik. Ich persönlich (also in meiner Welt) verstehe ich die Symbolik des Films innerhalb psychologischer und spiritueller Themen, weil das eben mein momentanes Selbstbild widerspiegelt und ich die Welt durch diese Brille interpretiere. Gleichzeitig stelle ich dieses Selbstbild in Frage, weil ich den Mechanismus dahinter erkenne. Und gleichzeitig tue ich es, weil ich Ich bin. 

Das ist ein Aspekt den viele Leute oft nicht verstehen, wie man verschiedene Perspektiven auf eine Situatioin haben kann. Das liegt daran dass man unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann. Und ja das geht sogar gleichzeitig, selbst wenn man sich selbst wiederspricht.

Es wäre für mich eine spannende Frage, ob ihr es schafft den Film oder eine Situation unabhängig von eurem persönlichen Selbstbild zu sehen? Wenn ja freue ich mich, wenn ihr mir schreibt. Denn das ist ebenfalls eine Frage, die ich mir in den letzten Tagen gestellt habe, und die nun durch den Film wieder auftaucht und beantwortet werden möchte.

Zu meiner Interpretation der Symbolik. Das Hotel ist für mich ein Symbol für ein vorübergehendes zu Hause in einem menschlichen Körper, welches an die Identifikation mit einem Mensch sein erinnert, eine vorübergehende Identifikation mit einer „Traumfigur“. 

Wie im Film mehrfach zu beobachten, wird die Identifikation mit der Figur Lenny von Lenny selbst, nie in Frage gestellt. Die Umwelt wird in Frage gestellt, aber nicht das Selbstbild. Das ist ein typisches Verhalten welches man im Umgang mit Menschen beobachten kann. Wie viele Menschen stellen die Umwelt und Frage und wie viele sich selbst? Den starken Sog der identifikation des Bewusstsein mit dem Traumkörper,  kann man durch die Erfahrung anderer Bewusstseinszustände erleben, wie zb im Traum oder im Klartraum. Dort kann man beobachten, dass die Ich- Identifikation mit wie im Beispiel der Figur Lenny, fast sofort geschieht und sehr fest ist.

Geübte Klarträumer können ihre Identifikation im Traum von der Traumfigur abkoppeln, in andere Körper schlüpfen, als freier Beobachter über der Szene schweben, oder die Szene und jegliche Identifikation mich selbst ganz auflösen. Das ist in der Wachwelt meiner Meinung nach ebenso möglich, wenn auch ich nicht unbedingt in physischer Identifikation (wobei ich das nicht ausschließe; aber wohl nur sehr wenige „Menschen“ in der Lage dazu scheinen). Denn die Stadien der Auflösung der Identifikation mit seinem Selbstbild, sind die Stadien der Bewusstseins Entwicklung die in vielen spirituellen Schulen beschrieben werden und aktuell zb in Form wissenschaftlicher Auseinandersetzung in Psychologie, sowohl Grenzwissenschaften mit den Phänomen Traum (und weitere körperlose Bewusstseinzustände), immer mehr Einzug in die Mitte der Gesellschaft, unabhängig von Spiritualität, Religion und Glaube, finden.

Der Film läuft rückwärts, welches für mich darauf hinweist, dass die Entwicklung des Menschen eher einem Auswickeln aus einem unbewussten Zustand der Trübheit geschieht und kein dazugewinnen von Erfahrungen ist. Es ist eine Rückerinnerung durch bestimmte Auslöser. Wie das Wort Religion als Rückverbindung mit dem göttlichen Selbst verstanden werden kann, so können auch psychologische Aufarbeitung oder schamanische Zerstückelung, mögliche Wege aufzeigen, wie so eine Rückverbindung mit dem Ursprünglichen Selbst geschehen kann. Der Rückwärtslauf des Films ist ein Versuch, diese Aufarbeitung symbolisch darzustellen. Er ist die Suche nach dem Ursprung der eigenen Existenz, der im Anfang zu finden sein scheint. Dieser Gedanke löst sich erst auf, wenn Anfang und Ende wider als göttliche Einheit wahrgenommen werden, inder Zeit nicht existiert.

Lenny tätowiert seine Erinnerungen auf die Haut, um bei jedem Gedächtnisverlust, Hinweise zu finden. Diese bedeutet, dass wir Menschen unsere schmerzhaften Erinnerungen und Traumata in unserem Körper abspeichern, wie es die Bioenergetik, die östlichen Weisheitslehren und die Tiefenpsychologie vielfach beschreibt. So können wir diese Schmerzen die in unserem Leben statt fanden, für eine Zeit vergessen (abspalten, verdrängen) und können ihn uns später über die Auseinandersetzung mit dem Körper zb. in Form von Krankheit oder Körpertherapien wieder zugänglich machen. Der Körper ist ein Erinnerungsspeicher auf den man mit etwas Übung zugreifen kann. So kann unser Schmerzkörper, wie Eckart Tolle den Komplex des Traumas nennt, uns wie im Film, zu Erkenntnissen und Erinnerungen zb an die frühste Kindheit oder an vergangene Leben, oder wie im Film, an traumatische Erfahrungen wie zb. zu Lennys Unfall führen. 

Der Körper ist weiterhin ein Symbol für die physische Existenz und den Materialismus. Unsere Welt ensteht auf Grund unserer Gedanken, die sich in materieller Form in der Welt manifestieren. Materie sind fest gewordnen Gedanken. So wie in der Körpertherapie ist es deshalb ebenfalls möglich, die Verbindung zu göttlichen Selbst über andere Erscheinungen der Materie zurück zu gewinnen. So kann eine Auseinandersetzung mit Traumata im Form von Umweltzerstörung oder dem Blick zur politischen Weltbühne, also im Aussen, genauso zu einer Aufarbeiteung und Rückbesinnung des göttlichen Selbst führen. Die Wege sind vielfältig. Lenny folgt vielen Hinweisen. Wer auf einer bewussten spitituellen Suche ist, folgt in der Regel ebenso vielen Hinweisen. Religiöse Schriften und spirituelle Praktiken,  können somit ebenfalls ein möglicher Weg zur Rückbesinnung sein.

Lenny fallen seine Tattoos immer wieder ganz plötzlich auf, so wie wir oft plötzlich durch Symptome unseres Körpers aufmerksam gemacht werden, dass wir uns dem Körper und seinen Empfindungen zuwenden sollten. Ebenso könnte im Außen eine prlötzliche Situation auftauchen, der wir uns zuwenden müssen. Die materielle Dimension des Körpers wird als Sicherheit auf Grund der Sinneserfahrung im Hier und Jetzt verstanden.

Lenny sagt an einer Stelle im Film: „Wie soll ich meine Wunden heilen, wenn ich die Zeit nicht empfinde?„ Dies deutet auf den Sinn der Selbsterfahrung im Zustand des Ich-Bewusstseins hin. Wie soll ich mich erfahren, wenn nicht durch die Form begrenzt durch Raum und Zeit. Wie soll Gott sich selbst erfahren, wenn nicht durch die subjektive Perspektive eines begrenzten Lebewesen?

Die Tattoos sind spiegelverkehrt, damit sie nur im Spiegel erkannt werden können. Die Psychologie bezeichnet das Phänomen des Spiegelns mit dem Wort Projektion, welches eine Abwehrstrategie des Unbewussten darstellt. In der Projektion sieht man eigene unbewusste Themen in einer Funktion des Spiegelns in der Umwelt. Dh. man sieht zb. die eigene unbewusste Destruktivität, wenn man auf die Welt und seine Menschen schaut, erkennt aber nicht, dass man Selbst Teil dieser Destruktion ist. Der Mensch kann sich oft nur im Spiegel erkennen. Wir spiegeln uns durch die Umwelt, die Gesellschaft, die anderen Menschen und Lebewesen. Wir erkennen die Aggression im Außen, den Lügner im Außen, zb den Politiker der uns hinters Licht führt, jedoch sehen wir unsere eigene Aggression, unserer eigene Lüge, unseren Selbstbetrug? Innen und Außen müssen wider in Verbindung gebracht werden. So erkennt Lenny im Spiegel seine Tattoos als Hinweis auf seine Frage, die er sich stellt.  Wer hat meine Frau umgebracht? Was ist damals passiert?

Er nimmt seine Frau immer wieder als Idealbild von Liebe wahr. Die Erinnerung an Lennys Frau spiegelt für mich, die Verbundenheit mit seiner eigenen göttlichen Quelle, seinem abgespaltenen Teil. Es ist ein paradiesischer Zustand für Lenny, sich an seine Frau zu erinnern. Die Liebe zur Frau steht für das Paradies und die göttliche Einheit mit allem. Denn Lenny hat diese Liebe immer dann von seinem göttlichen Selbst eingegeben bekommen, wenn er mit ihr zusammen war, sei es in Gedanken. Doch dann wird er aus dem Paradies vertrieben. Das Bett ist plötzlich leer und kalt und er sieht wie sie ermordet wird. Das ist die Vertreibung aus dem Paradies und das Urtrauma, die jedes Ich-Bewusstsein, meist biografisch verstanden, erfährt.Um das zu verstehen, muss man in mehreren Ebenen denken. biografisches Ich und göttliches Ich.

Die Trennung ist durch das höhere Selbst, also Gott selbst inszeniert worden. Das Urtrauma ist die Trennung der Verbundenheit mit sich Selbst, welches im Kontext des Lebens oft als Ablehnung in der Kindheit oder anderen Situationen, die ein nachhaltiges Trauma oder einen tiefen Bruch im Leben hinterlassen, gesehen werden kann. Im Film symbolisiert der Tod Lenny Frau diese Trennung.

Lenny stellt sich die permanente Frage von wem ist seine Frau ermordet worden? Am Ende des Films stellt sich heraus, dass Lenny selbst der Mörder war. Er (Gott) hat sich das Leid der Getrenntheit auferlegt, damit er (Lenny, das Ich- Bewusstein) den Mörder seiner Frau sucht.

Dies zeigt dass wir uns aus unserer göttlichen Identifikation heraus, selbst (Ich-Bewusstsein) in schmerzhafte Lebenssituationen bringen, damit wir die Suche nach dem Schuldigen oder den Ursachen beginnen. So beginnt nach dem Gott sich selbst vergessen hat, die Suche nach sich Selbst (Gott). Die Suche wird dann zu unserem Selbstbild, welches sich so lange aufrecht erhält, bis wir uns selbst, als Gott ins uns wieder gefunden haben. Gott musste sich selbst vergessen, damit er sich selbst als Ich-Bewusstsein wieder finden konnte.

An dieser Stelle im Film weigert sich Lenny allerdings, seine Täterschaft anzuerkennen, weshalb er sein Selbstbild weiterhin aufrecht erhält und die Gotteserfahrung leider verpasst. Warum er so handeln muss, geht nicht hervor. Jedoch denke ich, wenn Gott sich selbst verweigert sich zu erkennen, muss es einen Grund für diese, wenn auch aus dem Ego unbewusst wirkenden Entscheidung, geben.

Die Entscheidungist nur aus dem Ich Bewusstsein heraus gesehen unbewusst, denn Gott hat den Plan für Lenny ja schon längst fertig. Die Welt ist determiniert. Wir sind nur Beobachter und der der Handelnde, auch wenn wir es durch die starke Identifikation, die eingangs erwähnt habe, so wahrnehmen.

Lennys Rachegefühle sind so stark, dass er sein Selbstbild nicht loslassen kann. Rache ist eine Form vom Wut, die verhindert, dass wir uns unserem Schmerz zuwenden. Oft müssen sich Emotionen erst vollständig lösen, bis das Ich-Bewusstein einverstanden ist, mit der Auflösung der Identifikation. Deshalb kann Dissoziation von Problemen, auch nicht zur Erlösung führen. Lenny müsste wohl seine Rachegefühle betrachten, um den darunterligenden Schmerz zu finden. Emotionen schieben sich wie Schichten übereinander. Um sich dem Urschmerz zu widmen, müsste Lenny sich also alle Schichten aus Emotionen bewusst zuwenden. Er agiert diese aber aus. Leider kann er so keine Heilung finden. 

Lenny vernichtet die Akte um seine Tat (als Gott) zu vergessen und seinen Wahn (Lebenssinn) aufrecht zu halten. Die Story (Ich muss den Mörder meiner Frau finden) verleiht dem Leben einen Sinn, deshalb hält Lenny an der Story fest. Was passiert wenn wir die Vergangenheit und denn Sinn loslassen? Das Ego löst sich auf.

Es ist also alles genau Richtig wie es läuft, nur tut mir das ganze für Lenny leid, denn ich wünschte ihm dass er sich erkennt und sein leiden somit beenden kann. Ich habe Mitgefühl mit Lenny, obwohl ich weiß, dass alles richtig läuft.

Samy und seine Frau dienen Lenny als Projektionsfläche, obwohl man im laufe des Films nicht mehr verstehen kann, ob es Samy und die Frau, je wirklich gab. Es scheint, dass Lenny an einer Psychose leidet und Realität und Fiktion verwechselt, bzw. lösen sich bei der Selbsterkenntnis feste Vorstellungen der Realität auf. Unter diesem Aspekt gibt es auch keine Psychose oder falsche Wahrnehmungen. Es gibt nur das was ist, auch wenn es nicht mehr in unsere Weltbild passt. Spirituellen Psychosen sind häufig Begleiterscheinungen, wenn sich der Film des Lebens auflöst. 

Abspaltung und Projektion der eigenen Persönlichkeit, (im Film als Amnesie dargestellt), sind Ausdruck der Unbewusstheit und der Abwehrmachnismen der eigenen Täterschaft. Wenn bereit ist die eigenen Täterschaft anzuerkennen, kann die Projektion vom der Umwelt heruntergenommen werden. Das heisst, man muss erkennen, dass man sich sein Leid im Ich-Bewusstein selbst (als Gott) zufügt. Auch wenn einem andere Menschen innerhalb des Films leid zu fügen, so ist dies der eigene Wille. ERkennt man diese möglichkeit an, beginnt man das Festhalten am Selbstbild loszulassen. 

Dann kann man sich dem eigenen Schmerzen stellen. Lenny müsste seine Täterschaft anerkennen und sich dem eigenen Schmerz stellen, um sich selbst zu erlösen. Lenny wird dies vermutlich tun, wenn er dazu bereit ist. Vielleicht schafft er das aber auch nie. Lenny hatte nie eine Wahl dieses zu tun oder auch nicht. Gott entscheidet wann Lenny erlöst wird.  Ende meiner Interpretation.

Ich möchte darauf hinweisen, dass meine Interpretation nur eine Perspektive ist, die entsteht wenn ich durch meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung auf den Film schaue.  

Dazu ein Einwurf eines bekannten Linguisten zur Determiniertheit des Wortes IST

Alfred Korzybski hat herausgefunden, dass Du mit dem Wort IST Deine Realitätswahrnehmung markierst, als wäre sie die tatsächliche Wahrheit. Zwei Menschen, zwei Welten, zwei Wahrnehmungen – und jeder hält die seine für wahr. 

Eine gute Basis für Auseinandersetzungen. Korzybsk schlägt deshalb vor, an Stelle des Wortes “ist” einen Ausdruck wie “in meiner Welt”, „Meiner Meinung“ „Ich glaube“ zu verwenden und damit die Relativität Deiner und der Wahrnehmung Anderer zu markieren. Das hat allerdings einen Nachteil: 

Du kannst Dich dann nicht mehr mit Anderen streiten, weil jeder “nur” eben seine Weltsicht darstellen und vertreten kann.

Was aber wenn der Streit zum Selbstbild gehört?

Wenn mir jemand sagt, ich interpretiere meine Umwelt auf Grund meines Weltbildes, dann kann ich nur sagen Natürlich. Das tut jeder von uns! 

Das Selbstbild, welches sich aus Angst vor dem Ego Tod, selbst aufrecht erhält, sieht die Welt durch die Brille des Selbstbildes. 

Selbst die Objektivität der Rationalität und der empirischen Wissenschaft gehört zu den Weltbildern, welches sich durch das eigene Selbstbild aufrecht erhält. 

In meiner Welt gibt es keine absolute Objektivität, außer das Absolute selbst, welches sich widerum kein Urteil über die Welt erlaubt. Das Urteil teilt das UR-Teil in Gott und Ich-Bewusstsein. Und so ist der gansche Schlammassel entstanden. Und selbst das ist nicht sicher, sondern nur eine Perspeketive. 

Ich wünsche euch viel Spaß dabei, diesen Gedanken und seine nachfolgenden Konsequenzen weiter zu führen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen