Memento und das Selbstbild
An Hand eines Beispiels der
Interpretation eines Films, möchte ich heute dazu anregen, die
objektive Fähigkeit zur Beurteilung und Deutung einer Situation in Frage zu stellen und zweitens einen
interessanten Film anzuschauen. Dazu verwende ich heute den Film
Memento, der meiner Meinung nach inhaltlich von der Aufrechterhaltung
und der Zerstückelung des Selbstbildes handelt. Daher möchte ich
euch diesen Film empfehlen.
Eine kurze Inhaltsbeschreibung.
Um an dieser Stelle nicht zu spoilern (den Inhalt zu verraten) mache
ich es kurz. Im späteren Verlauf gehe ich natürlich auf den Inhalt
des Films ein.
Ein Mann erwacht in seinem
Körper und hat sein Kurzzeitgedächtnis verloren. Kleiner
Verständnis Tipp, der Film läuft rückwärts. Er versucht
herauszufinden was passiert ist.
Memento ist für unter 3 Euro
bei Amazon, online als Stream beziehbar. Wer den Film gerne sehen
möchte, bevor er meine Interpretation liest, sollte hier innehalten
und erst später weiter lesen. Eine weitere Möglichkeit wäre
den Film durch meinen Augen zuschauen und so vielleicht eine andere
Perspektive zu erleben, als die eigene. Sehr gerne würde ich auch
von eurer persönlichen Perspektive hören, weil ich jede Perspektive
als Erweiterung der eigenen Wahrnehmung interpretiere.
Bevor ich zu meiner
Interpretation des Films und der erwähnten Metaebene
(Aufrechterhaltung des Selbstbildes) komme, muss ich meine ganz
persönliche Perspektive und meinen persönlichen Kontext des Films
kurz vorstellen, denn für mich ist diese Sichtweise wichtig, für die
Betrachtung des Films und für die Betrachtung der Fähigkeit des
Lesers, auf Grund meiner Interpretation, perspektivisch zu Denken.
Ich kannte diesen Film bereits,
weil ich ihn vor 10-15 Jahren schon einmal gesehen hatte. Ich hatte
ihn positiv in Erinnerung und ihn mit Freunden in einer lockeren
Runde geschaut, jedoch in einem anderen Kontext verstanden als heute.
Als ich kürzlich nach Filmen suchte, die ich gemeinsam mit einem
Freund schauen könnte, ist mir seltsamerweise auch Memento wieder
eingefallen, obwohl dieser von den anderen Filmen, die ich auf Grund
des Bewusstsein und Traum Themas ausgesucht hatte, wie ich meinte,
abwicht. Trotzdem tauchte er auf. Er stand zuerst auf einer Liste,
mit den ausgesuchten Filmen, doch ich nahm ihn dann wieder runter.
Denn ich hatte ihn als intelligenten Aktion Thriller, mit vielen
Überraschungselementen und Humor in Erinnerung (Siehe Verfolgungs-
oder Duschszene), wollte aber einen Bewusstseinsfilm gucken. Deshalb war es interessant für mich, wie unterschiedlich ich selbst, ein und den selben Film zu unterschiedlichen Lebenszeiten interpretiert habe. Ich sage zu meinem Freund, ist ein Aktion Film, geht diesmal nicht um Bewusstein. Haha.
Ich hatte mich bei Memento eher an eine Film- Kategorie a la Quentin Tarentino (Pulp
Fiktion), auf Grund der Nonkonformität und überraschenden Wendungen
und Zeitsprüngen erinnert, denn das war die Ebene, die ich damals
verstanden hatte, als ich den Film zum ersten Mal sah. Damals mochte
ich den Film auf Grund der Überraschungsmomente, aber mehr konnte
ich mit ihm nicht anfangen. Deshalb schloss ich den
Bewusstseinsaspekt, der mich heute interessiert, aus. Seltsamerweise
kam der Film dann trotzdem zu mir.
Ich fragte mich vor einigen
Tagen wiedermal nach meiner Erinnerungsfähigkeit im Bezug auf
Reinkarnationsthemen bzw. die Überwindung der Identifikation und den
höheren Sinn meiner Ego Existenz. Warum musste mein Leben so
verlaufen? Nur damit ich mich Selbst erkenne, oder gab es noch einen
weiteren wichtigen Grund für meine Geschichte? Warum wurde denn das
Thema meines Lebens ausgesucht?
Gleichzeitig fielen gerade wieder
Themen meiner Ego Identifikation von mir ab, zb die Idee meiner
Ausrichtung auf die Vergangenheit, Kindheit, Anhaftungen an das
psychologische Weltbild, weil cih dem Schmerz endlich ins Auge gesehen habe. Anhaftungen die den Sinn haben, das
Selbstbild immer wieder neu zu bestätigen, zu re-inzieniren und das
loslassen des Selbstbildes und somit das kontinuierliche erfahren
der Ich-losigkeit, verhindern, weil erst der Schmerz geschaut werden muss.
Auf der Diskussions Plattform
Discord wurde der Film gestern „zufällig“ als Objekt für eine
philosophische Analyse vorgeschlagen, nur wenige Tage, nachdem ich
ihn selbst von der Liste nahm, weshalb ich den Film geschaut und diesen Text
begonnen habe, zu schreiben. Also konkret ausgedrückt erlebte ich eine starke Synchronizität. Eine Synchronizität ist das Zusammenfallen der Gedanken und der äusseren Umstände.
Nun versuche ich den Film mit
Hilfe der Symbolik zu interpretieren, wie ich sie persönlich
verstehe. Natürlich kann ich den Film nur durch mein Weltbild, durch
meine Symbolik und letztlich durch mein Selbstbild heraus
analysieren.
Gerade das ist ja im Vergleich mit den oben genannten
persönlichen Umständen, so interessant, weil man so auf der
nächsten Ebenen dieses Textes verstehen kann, wie wichtig das
persönliche Weltbild und Selbstbild für die Interpretation einer
Situation und der Wahrnehmung ist, und dass es deswegen keine
Objektivität in dieser Welt geben kann.
Es gibt nur ein unendliche
Perspektive, die von unterschiedlichen Sichtweisen aus betrachtet
werden kann. Deshalb möchte ich darauf
hinweisen, dass meine Interpretation nur eine Perspektive ist, die
entsteht, wenn ich durch meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung
auf den Film schaue.
Diese Perspektive ändern sich
im Zuge der Lebenserfahrungen und der Veränderung von Ansichten und
natürlich von Mensch zu Mensch.
Das Selbstbild ist selbst innerhalb
eines Menschen ja nicht starr. Das Ego ändert sich, obwohl es sich
in dem Grundzügen selbst aufrecht erhält, solange dieses einen Sinn
erfüllt der erfüllt werden muss. So erklärt sich auch, dass ich
heute in dem Film weit mehr sehe als früher.
Nun zur der Symbolik. Ich
persönlich (also in meiner Welt) verstehe ich die Symbolik des Films
innerhalb psychologischer und spiritueller Themen, weil das eben mein
momentanes Selbstbild widerspiegelt und ich die Welt durch diese
Brille interpretiere. Gleichzeitig stelle ich dieses Selbstbild in
Frage, weil ich den Mechanismus dahinter erkenne. Und gleichzeitig
tue ich es, weil ich Ich bin.
Das ist ein Aspekt den viele Leute oft nicht verstehen, wie man verschiedene Perspektiven auf eine Situatioin haben kann. Das liegt daran dass man unterschiedliche Perspektiven einnehmen kann. Und ja das geht sogar gleichzeitig, selbst wenn man sich selbst wiederspricht.
Es wäre für mich eine
spannende Frage, ob ihr es schafft den Film oder eine Situation
unabhängig von eurem persönlichen Selbstbild zu sehen? Wenn ja
freue ich mich, wenn ihr mir schreibt. Denn das ist ebenfalls eine
Frage, die ich mir in den letzten Tagen gestellt habe, und die nun
durch den Film wieder auftaucht und beantwortet werden möchte.
Zu meiner Interpretation der
Symbolik. Das Hotel ist für mich ein Symbol für ein vorübergehendes
zu Hause in einem menschlichen Körper, welches an die
Identifikation mit einem Mensch sein erinnert, eine vorübergehende
Identifikation mit einer „Traumfigur“.
Wie im Film mehrfach zu
beobachten, wird die Identifikation mit der Figur Lenny von Lenny
selbst, nie in Frage gestellt. Die Umwelt wird in Frage gestellt,
aber nicht das Selbstbild. Das ist ein typisches Verhalten welches
man im Umgang mit Menschen beobachten kann. Wie viele Menschen
stellen die Umwelt und Frage und wie viele sich selbst? Den starken Sog der identifikation des Bewusstsein mit dem Traumkörper, kann
man durch die Erfahrung anderer Bewusstseinszustände erleben, wie zb
im Traum oder im Klartraum. Dort kann man beobachten, dass die Ich-
Identifikation mit wie im Beispiel der Figur Lenny, fast sofort
geschieht und sehr fest ist.
Geübte Klarträumer können
ihre Identifikation im Traum von der Traumfigur abkoppeln, in andere
Körper schlüpfen, als freier Beobachter über der Szene schweben,
oder die Szene und jegliche Identifikation mich selbst ganz auflösen.
Das ist in der Wachwelt meiner Meinung nach ebenso möglich, wenn
auch ich nicht unbedingt in physischer Identifikation (wobei ich das
nicht ausschließe; aber wohl nur sehr wenige „Menschen“ in der
Lage dazu scheinen). Denn die Stadien der Auflösung der
Identifikation mit seinem Selbstbild, sind die Stadien der
Bewusstseins Entwicklung die in vielen spirituellen Schulen
beschrieben werden und aktuell zb in Form wissenschaftlicher
Auseinandersetzung in Psychologie, sowohl
Grenzwissenschaften mit den Phänomen Traum (und weitere körperlose Bewusstseinzustände), immer mehr Einzug in die
Mitte der Gesellschaft, unabhängig von Spiritualität, Religion und
Glaube, finden.
Der Film läuft rückwärts,
welches für mich darauf hinweist, dass die Entwicklung des Menschen
eher einem Auswickeln aus einem unbewussten Zustand der Trübheit
geschieht und kein dazugewinnen von Erfahrungen ist. Es ist eine
Rückerinnerung durch bestimmte Auslöser. Wie das Wort Religion als
Rückverbindung mit dem göttlichen Selbst verstanden werden kann, so
können auch psychologische Aufarbeitung oder schamanische
Zerstückelung, mögliche Wege aufzeigen, wie so eine Rückverbindung
mit dem Ursprünglichen Selbst geschehen kann. Der Rückwärtslauf
des Films ist ein Versuch, diese Aufarbeitung symbolisch
darzustellen. Er ist die Suche nach dem Ursprung der eigenen
Existenz, der im Anfang zu finden sein scheint. Dieser Gedanke löst
sich erst auf, wenn Anfang und Ende wider als göttliche Einheit wahrgenommen werden, inder Zeit nicht existiert.
Lenny tätowiert seine
Erinnerungen auf die Haut, um bei jedem Gedächtnisverlust, Hinweise
zu finden. Diese bedeutet, dass wir Menschen unsere schmerzhaften
Erinnerungen und Traumata in unserem Körper abspeichern, wie es die
Bioenergetik, die östlichen Weisheitslehren und die
Tiefenpsychologie vielfach beschreibt. So können wir diese Schmerzen
die in unserem Leben statt fanden, für eine Zeit vergessen
(abspalten, verdrängen) und können ihn uns später über die
Auseinandersetzung mit dem Körper zb. in Form von Krankheit oder
Körpertherapien wieder zugänglich machen. Der Körper ist ein
Erinnerungsspeicher auf den man mit etwas Übung zugreifen kann. So
kann unser Schmerzkörper, wie Eckart Tolle den Komplex des Traumas
nennt, uns wie im Film, zu Erkenntnissen und Erinnerungen zb an die
frühste Kindheit oder an vergangene Leben, oder wie im Film, an
traumatische Erfahrungen wie zb. zu Lennys Unfall führen.
Der Körper ist weiterhin ein Symbol für die physische Existenz und den Materialismus. Unsere Welt ensteht auf Grund unserer Gedanken, die sich in materieller Form in der Welt manifestieren. Materie sind fest gewordnen Gedanken. So wie in der Körpertherapie ist es deshalb ebenfalls möglich, die Verbindung zu göttlichen Selbst über andere Erscheinungen der Materie zurück zu gewinnen. So kann eine Auseinandersetzung mit Traumata im Form von Umweltzerstörung oder dem Blick zur politischen Weltbühne, also im Aussen, genauso zu einer Aufarbeiteung und Rückbesinnung des göttlichen Selbst führen. Die Wege sind vielfältig. Lenny folgt vielen Hinweisen. Wer auf einer bewussten spitituellen Suche ist, folgt in der Regel ebenso vielen Hinweisen. Religiöse Schriften und spirituelle Praktiken, können somit ebenfalls ein möglicher Weg zur Rückbesinnung sein.
Lenny fallen seine Tattoos immer
wieder ganz plötzlich auf, so wie wir oft plötzlich durch Symptome
unseres Körpers aufmerksam gemacht werden, dass wir uns dem Körper
und seinen Empfindungen zuwenden sollten. Ebenso könnte im Außen eine prlötzliche Situation auftauchen, der wir uns zuwenden müssen. Die materielle Dimension
des Körpers wird als Sicherheit auf Grund der Sinneserfahrung im
Hier und Jetzt verstanden.
Lenny sagt an einer Stelle im
Film: „Wie soll ich meine Wunden heilen, wenn ich die Zeit nicht
empfinde?„ Dies deutet auf den Sinn der Selbsterfahrung im Zustand
des Ich-Bewusstseins hin. Wie soll ich mich erfahren, wenn nicht durch
die Form begrenzt durch Raum und Zeit. Wie soll Gott sich selbst
erfahren, wenn nicht durch die subjektive Perspektive eines
begrenzten Lebewesen?
Die Tattoos sind
spiegelverkehrt, damit sie nur im Spiegel erkannt werden können. Die
Psychologie bezeichnet das Phänomen des Spiegelns mit dem Wort
Projektion, welches eine Abwehrstrategie des Unbewussten darstellt.
In der Projektion sieht man eigene unbewusste Themen in einer
Funktion des Spiegelns in der Umwelt. Dh. man sieht zb. die eigene
unbewusste Destruktivität, wenn man auf die Welt und seine Menschen
schaut, erkennt aber nicht, dass man Selbst Teil dieser Destruktion
ist. Der Mensch kann sich oft nur im Spiegel erkennen. Wir spiegeln
uns durch die Umwelt, die Gesellschaft, die anderen Menschen und
Lebewesen. Wir erkennen die Aggression im Außen, den Lügner im
Außen, zb den Politiker der uns hinters Licht führt, jedoch sehen
wir unsere eigene Aggression, unserer eigene Lüge, unseren
Selbstbetrug? Innen und Außen müssen wider in Verbindung gebracht werden. So erkennt Lenny im Spiegel seine Tattoos als Hinweis
auf seine Frage, die er sich stellt. Wer hat meine Frau umgebracht?
Was ist damals passiert?
Er nimmt seine Frau immer wieder
als Idealbild von Liebe wahr. Die Erinnerung an Lennys Frau spiegelt
für mich, die Verbundenheit mit seiner eigenen göttlichen Quelle,
seinem abgespaltenen Teil. Es ist ein paradiesischer Zustand für
Lenny, sich an seine Frau zu erinnern. Die Liebe zur Frau steht für das
Paradies und die göttliche Einheit mit allem. Denn Lenny hat diese
Liebe immer dann von seinem göttlichen Selbst eingegeben bekommen,
wenn er mit ihr zusammen war, sei es in Gedanken. Doch dann wird er
aus dem Paradies vertrieben. Das Bett ist plötzlich leer und kalt
und er sieht wie sie ermordet wird. Das ist die Vertreibung aus dem
Paradies und das Urtrauma, die jedes Ich-Bewusstsein, meist
biografisch verstanden, erfährt.Um das zu verstehen, muss man in mehreren Ebenen denken. biografisches Ich und göttliches Ich.
Die Trennung ist durch das
höhere Selbst, also Gott selbst inszeniert worden. Das Urtrauma ist
die Trennung der Verbundenheit mit sich Selbst, welches im Kontext
des Lebens oft als Ablehnung in der Kindheit oder anderen
Situationen, die ein nachhaltiges Trauma oder einen tiefen Bruch im
Leben hinterlassen, gesehen werden kann. Im Film symbolisiert der Tod Lenny Frau diese Trennung.
Lenny stellt sich die permanente
Frage von wem ist seine Frau ermordet worden? Am Ende des Films
stellt sich heraus, dass Lenny selbst der Mörder war. Er (Gott) hat
sich das Leid der Getrenntheit auferlegt, damit er (Lenny, das Ich-
Bewusstein) den Mörder seiner Frau sucht.
Dies zeigt dass wir uns aus
unserer göttlichen Identifikation heraus, selbst (Ich-Bewusstsein)
in schmerzhafte Lebenssituationen bringen, damit wir die Suche nach
dem Schuldigen oder den Ursachen beginnen. So beginnt nach dem Gott
sich selbst vergessen hat, die Suche nach sich Selbst (Gott). Die
Suche wird dann zu unserem Selbstbild, welches sich so lange aufrecht
erhält, bis wir uns selbst, als Gott ins uns wieder gefunden haben.
Gott musste sich selbst vergessen, damit er sich selbst als
Ich-Bewusstsein wieder finden konnte.
An dieser Stelle im Film weigert
sich Lenny allerdings, seine Täterschaft anzuerkennen, weshalb er
sein Selbstbild weiterhin aufrecht erhält und die Gotteserfahrung
leider verpasst. Warum er so handeln muss, geht nicht hervor. Jedoch
denke ich, wenn Gott sich selbst verweigert sich zu erkennen, muss es
einen Grund für diese, wenn auch aus dem Ego unbewusst wirkenden
Entscheidung, geben.
Die Entscheidungist nur aus dem Ich
Bewusstsein heraus gesehen unbewusst, denn Gott hat den Plan für Lenny ja
schon längst fertig. Die Welt ist determiniert. Wir sind nur
Beobachter und der der Handelnde, auch wenn wir es durch die starke
Identifikation, die eingangs erwähnt habe, so wahrnehmen.
Lennys Rachegefühle sind so
stark, dass er sein Selbstbild nicht loslassen kann. Rache ist eine Form vom Wut, die verhindert, dass wir uns unserem Schmerz zuwenden. Oft müssen sich
Emotionen erst vollständig lösen, bis das Ich-Bewusstein
einverstanden ist, mit der Auflösung der Identifikation. Deshalb
kann Dissoziation von Problemen, auch nicht zur Erlösung führen. Lenny müsste wohl seine Rachegefühle betrachten, um den darunterligenden Schmerz zu finden. Emotionen schieben sich wie Schichten übereinander. Um sich dem Urschmerz zu widmen, müsste Lenny sich also alle Schichten aus Emotionen bewusst zuwenden. Er agiert diese aber aus. Leider kann er so keine Heilung finden.
Lenny vernichtet die Akte um
seine Tat (als Gott) zu vergessen und seinen Wahn (Lebenssinn)
aufrecht zu halten. Die Story (Ich muss den Mörder meiner Frau
finden) verleiht dem Leben einen Sinn, deshalb hält Lenny an der
Story fest. Was passiert wenn wir die Vergangenheit und denn Sinn
loslassen? Das Ego löst sich auf.
Es ist also alles genau Richtig
wie es läuft, nur tut mir das ganze für Lenny leid, denn ich
wünschte ihm dass er sich erkennt und sein leiden somit beenden
kann. Ich habe Mitgefühl mit Lenny, obwohl ich weiß, dass alles
richtig läuft.
Samy und seine Frau dienen Lenny
als Projektionsfläche, obwohl man im laufe des Films nicht mehr
verstehen kann, ob es Samy und die Frau, je wirklich gab. Es scheint,
dass Lenny an einer Psychose leidet und Realität und Fiktion
verwechselt, bzw. lösen sich bei der Selbsterkenntnis feste
Vorstellungen der Realität auf. Unter diesem Aspekt gibt es auch
keine Psychose oder falsche Wahrnehmungen. Es gibt nur das was ist, auch wenn es nicht mehr in unsere Weltbild passt.
Spirituellen Psychosen sind häufig Begleiterscheinungen, wenn sich
der Film des Lebens auflöst.
Abspaltung und Projektion der
eigenen Persönlichkeit, (im Film als Amnesie dargestellt), sind Ausdruck
der Unbewusstheit und der Abwehrmachnismen der eigenen Täterschaft. Wenn bereit ist die eigenen Täterschaft anzuerkennen, kann die Projektion vom der Umwelt heruntergenommen werden. Das heisst, man muss erkennen, dass man sich sein Leid im Ich-Bewusstein selbst (als Gott) zufügt. Auch wenn einem andere Menschen innerhalb des Films leid zu fügen, so ist dies der eigene Wille. ERkennt man diese möglichkeit an, beginnt man das Festhalten am Selbstbild loszulassen.
Dann kann man sich dem eigenen Schmerzen stellen. Lenny müsste seine Täterschaft anerkennen und sich dem
eigenen Schmerz stellen, um sich selbst zu erlösen. Lenny wird dies
vermutlich tun, wenn er dazu bereit ist. Vielleicht schafft er das
aber auch nie. Lenny hatte nie eine Wahl dieses zu tun oder auch nicht. Gott entscheidet wann Lenny erlöst wird. Ende meiner Interpretation.
Ich möchte darauf hinweisen, dass meine
Interpretation nur eine Perspektive ist, die entsteht wenn ich durch
meine Brille der Erfahrung und Wahrnehmung auf den Film schaue.
Dazu
ein
Einwurf eines
bekannten Linguisten zur Determiniertheit des Wortes IST:
„Alfred
Korzybski hat herausgefunden, dass Du mit dem Wort IST Deine
Realitätswahrnehmung markierst, als wäre sie die tatsächliche
Wahrheit. Zwei Menschen, zwei Welten, zwei Wahrnehmungen – und
jeder hält die seine für wahr.
Eine gute Basis für
Auseinandersetzungen. Korzybsk schlägt deshalb vor, an Stelle des
Wortes “ist” einen Ausdruck wie “in meiner Welt”, „Meiner
Meinung“ „Ich glaube“ zu verwenden und damit die Relativität
Deiner und der Wahrnehmung Anderer zu markieren. Das hat allerdings
einen Nachteil:
Du kannst Dich dann nicht mehr mit Anderen streiten,
weil jeder “nur” eben seine Weltsicht darstellen und vertreten
kann.
Was aber wenn der Streit zum Selbstbild gehört?
Wenn
mir jemand sagt, ich interpretiere meine Umwelt auf Grund meines
Weltbildes, dann kann ich nur sagen Natürlich. Das tut jeder von
uns!
Das Selbstbild, welches sich aus Angst vor dem Ego Tod, selbst
aufrecht erhält, sieht die Welt durch die Brille des Selbstbildes.
Selbst die Objektivität der Rationalität und der empirischen
Wissenschaft gehört zu den Weltbildern, welches sich durch das
eigene Selbstbild aufrecht erhält.
In meiner Welt gibt es keine
absolute Objektivität, außer das Absolute selbst, welches sich widerum kein Urteil über die Welt erlaubt. Das Urteil teilt das UR-Teil in Gott und Ich-Bewusstsein. Und so ist der gansche Schlammassel entstanden. Und selbst das
ist nicht sicher, sondern nur eine Perspeketive.
Ich wünsche euch viel Spaß dabei, diesen Gedanken
und seine nachfolgenden Konsequenzen weiter zu führen.
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