Dienstag, 9. Oktober 2018

Bodhisattva und Erwachen - Teil II


Zweiter Teil des Gespräches über den Bodhisattva.

M: Noch ein Punkt: Falls wir die Sicht vertreten, dass jeder sein Leiden selbst gewählt habe, kann das schwierig werden. Ist dann jemand selbst schuld, wenn er/sie misshandelt oder umgebracht wird? Sind Völker selber schuld, wenn sie überfallen und ausgeplündert werden?

Waren die Juden selber schuld am Holocaust?
Da sage ich ganz klar: Nein!

Klar, wenn im von der 3. Etage aus dem Fenster springe, bin ich an meinen Verletzungen selbst schuld. Aber eine Frau, die angegriffenen und vergewaltigt wird, ist nicht selber schuld.

Steffi: Ja da spricht du den schwierigsten Punkt an. Und um meine Worte nicht miss zu verstehen ist es ganz wichtig, dass wir diese Fragen aufklären. Ganz wichtig ist zu verstehen, dass ich von mehreren Ebenen des Ichs sprechen. Wir sind vielschichtige Wesen.

Erstmal du hast Recht. Der Mensch an sich trägt keine Schuld an seinem Leiden!
Ein Mensch der Gewalt erfährt, trägt aus menschlicher Sicht keine Schuld. Es ist ganz wichtig, dass wir das menschlichen Leiden auf der menschlichen Ebene ernst nehmen und Opfern Hilfe anbieten! Es ist Wichtig dass wir Täter daran hindern, Menschen zu ihren Opfern zumachen!

Wenn du das so gut du es kannst versuchst, wirst du jedoch feststellen, dass das nicht immer möglich ist, und wenn wir auf unserer deutsche Vergangenheit schauen, die die gerade angesprochen hast, dann wissen wir auch dass Dinge gesehene sind, die wir nicht mehr ändern können. Deshalb möchte ich dich einladen, die Sache von einer zweiten Ebene aus zu betrachten.

Wenn wir unser göttliches Selbst entdecken wollen, brauchen wir eine zweite Sichtweite.

Dazu muss man es schaffen, zwei Wahrheiten nebeneinander stehen lassen zu können. Man betritt eine Ebene der Sprache die paradox erscheint, obwohl sie einfach nur von verschiedenen Ebenen spricht.

Um unser Sein zu verstehen, müssen wir bestimmte Teilbereiche unserer Existenz temporär abgrenzen und benennen. Es ist üblich den Teil des Ichs, der uns im allgemeinen bewusst ist und von dem du in deiner obigen Frage sprichst, als Egobewusstsein zu bezeichnen.

Das Ego ist die Summe aller Überzeugungen was du selbst bist.

Die meisten Menschen denken ja sie sind ausschließlich Menschen. Also gehört das Mensch sein zu ihrem Ego. Mich hat immer die Frage beschäftigt, ob ich mehr bin als mein menschliches sein. (Körper, Emotion und Gedanken).

Ich habe eine Ebene meiner Existenz gefunden, die ich mit dem Begriff Seele bezeichnen würde. Diese Seele könnte man auch meinen göttlichen Aspekt nennen.

Die Entscheidung bestimmte Erfahrungen zu machen stammt aus der Seele und nicht aus dem Egobewusstsein. Somit hat der Mensch an seinem leiden niemals Schuld.

Und so können wir einen Teil in uns haben der mit der Erfahrung des Leidens einverstanden ist, diese sogar gewählt hat, und einen Teil der sein Leid vermeiden möchte. Das Ego weiß nichts von der Entscheidung der Seele und ist daher ohnmächtig, also auch unschuldig.

Wir kennen alle die Erfahrung von Macht und Ohnmacht: Wenn wir Macht erfahren, denken wir nicht an die Ohnmächtigen und spalten ihre Erfahrungen ab. Wenn wir Ohnmacht erfahren, spalten wir den Machtaspekt ab. Letztlich wenn wir zu unserem vollen Bewusstsein finden, erkennen wir dass wir immer beides sind, und dass wir uns letztlich selbst in unsere Ohnmacht gezwungen haben, unter der wir so leiden. Der Mensch der jedoch von seiner göttlichen Macht nichts weiß, ist immer unschuldig.

Deshalb ist die Erfahrung von Leiden für das Ego ernst. Aus diesem Grund nehme ich das Leiden aller Menschen ebenfalls ernst. Und aus diesem Grund empfindet ich trotz Traumerkenntnis, Mitgefühl. Aus diesem Grund empfinde ich Freude wenn ich sehe, wie sich Menschen aus ihrem kleinen Ego, in ihr wahres Selbst befreien und das Leiden damit für sie beendet wird. Aber ich, leide nicht mehr an ihrem Leiden. Denn mir ist bewusst, dass ich träume. 

Im Grunde leidet der Mensch an seinem Schmerz gleich, ganz egal ob er Atheist ist, an einen Gott im Außen glaubt, oder sich selbst für Gott hält. Leiden ist Leiden. Deshalb spielt die Frage, wer am Ende die Verantwortung für all das trägt, im Grunde keine Rolle, für die Frage in wie fern wir Leiden ernst nehmen und Mitgefühl empfinden sollten. Ob wir Mitgefühl empfinden, hängt davon ab, ob wir Mitgefühl erworben haben. Psychologen haben in Studien herausgefunden, welche Entwicklungsreize wir brauchen, um Empathie zu lernen. Auf der menschlichen Ebene bin ich dafür die Entwicklung von Empathie zu fördern.

Jedoch wenn jemand erwachen will, dann muss ein inneres Interesse bestehen, erfahren zu wollen, was wir jenseits dieser menschlichen Existenz sind. Man muss bereit sein, seine Ansichten über die Welt in Frage zustellen und zu erweitern. Zu dieser erweiterten Sichtweise komme ich jetzt.

In weiten Teilen des Christentums, wird Gott als etwas im Außen betrachtet. Wenn wir leiden, dann klagen wir häufig einen Gott im Außen an, denn wir empfinden die Ohnmacht, die wir erleben, oft als ungerecht und demütigend. Im Buddhismus wird hingegen gelehrt, Gott in seinem Inneren zu finden. Auch in der Psychologie C.G Jungs wird von einer Selbsterkenntnis im Inneren gesprochen, die zur Befreiung führt.

Das Jesus im Grunde das Beispiel dafür ist, dass man auch im Christentum den Gott im Innen finden kann, war mir auf Grund der Art, wie die Lehre in unserer Kultur vermittelt wird, und auf Grund der metaphorischen Sprache, die ich damals nicht verstand, früher nie ersichtlich gewesen. Ich hatte mich in meiner Jugend von der christlichen Religion, auf Grund der mangelnden Zugänglichkeit für mich und der ganzen ganzen Dogmen, die meiner persönlichen Ethik widersprochen haben, abgegrenzt.

Der Buddhismus war mir auf Grund der rationalen und ethischen Bewusstseinsstufe, die er in weiten Teilen in mir anspricht, immer näher. Besonders die mystischen Wege interessierten mich. Ein Mystiker ist ein Mensch den einen direkten Weg zu Gott sucht, ohne einen Vermittler durch eine Priester oder Pfarrer zu benötigen.

Im Kundalini Tantra einer Lehre des tibetischen Buddhismus, fand ich so einen mystischen Weg, der mich durch konkrete Meditationsübungen am eigen Leib erfahren lies, dass ich Gott selbst wahr.

Erst später als sich meine Selbsterkenntnis vertiefte, konnte ich erkennen, dass alle Religionen in ihrer Essenz vom selben Gott und auch vom selben Ideal des Mitgefühls sprechen. Man fühlt sich aber nicht von allen Religionen gleichermaßen angesprochen. Genauso ist manchen Menschen die Wissenschaft viel näher. Das ist aber kein Hindernis, denn wenn du ein offener und zutiefst aufgeschlossener Mensch bist, kannst du auch über einen wissenschaftlichen Weg Selbsterkenntnis erfahren.

Erst dann als ich Religion nicht mehr automatisch als dogmatische Vereinigen gegen den gesunden Menschenverstand empfand, konnte ich mich wieder darauf einlassen, und erkennen, das religiöse Lehren verschiedene Stufen haben, die man unabhängig von der Organisation einer Religion betrachten muss. Je nach persönlichem Entwicklungsstand kann man die Lehren der Religionen benutzen, oder sollte sie verwerfen. Selbsterkenntnis beinhaltet seine eigen Autorität zu werden. Solange du einer Religion folgst, ohne selbst zu denken, ohne selbst zu fühlen, bist du nicht an dem Punkt angelangt wo Selbsterkenntnis passiert.

Nach dem Erwachen jedoch, konnte ich auch in der christlichen Religion, die ich Zeit meins Lebens auf Grund meiner Ethik abgelehnt hatte, wahre Worte zu finden.

Jesus ging den symbolische Weg des Leidens. Als Jesus am Kreuz hing und sterben musste, waren seine letzten Worte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Bevor Jesus starb sprach er einen Gott im Außen an, von dem er sich getrennt und verlassen fühlte. So fühlen wir uns alle wenn wir ohnmächtig, verzweifelt sind und leiden. Diese Erfahrung machte ich während meiner Krankheit. Die Kreuzigung kann für jeden Menschen anders aussehen.

Nachdem Jesus jedoch gestorben und auferstanden war, sprach er: „Ich und der Vater sind eins.“ Im Tode erkannt er, dass er nie getrennt war von Gott und das er selbst Gott ist. Und er konnte auferstehen, weil er erkannte, dass es den Tod nicht gibt. Und das ist eben auch das was ich meine, wenn ich sage das Ego und die Seele sind eins. Nur verwende ich eine Sprache, die ich möglichst frei von Religion halten möchte, eben Begriffe wie Seele und Ego, statt Vater und Sohn. 

Jesus hat sich (dem Ego) selbst (als Gott) dieses Kreuz auferlegt um … (und da können wir jetzt nur spekulieren warum) zumindest um eine bestimmte Erfahrung zu machen, vielleicht den Menschen eine bestimmte Botschaft mit seinem Tod zu übermitteln. Wir wissen nicht genau warum. Um so länger man darüber nachdenkt, um so vielschichtiger sind da die Antworten. Die Geschichte Jesus zeigt die Transformation, die Jesus durch sein Leiden im inneren gemacht hat. Diese Geschichte zeigt die Transformation, die das Ego macht, wenn es stirbt und erkennt dass es die Seele ist.

Des weiteren sagt Jesus: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ Dieser Satz bedeutet, dass man Gotteserkenntnis nur durch die Selbsterkenntnis, durch das Erkennen der eigenen Göttlichkeit im inneren erlangen kann.
Jesus ist der Vermittler. Jesus ist wie Buddha, der Mensch der gleichzeitig Gott ist.

Nur sind die Beiden verschiedene Wege gegangen. Es gibt unterschiedliche Geschichten über sie. Und das ist gut so, denn so können unterschiedliche Menschen unterschiedliche Vorbilder in ihnen finden. 

Es gibt ein sehr schönes Buch von Marion Küstenmacher, namens Gott 9.0, indem verschiedene Gottesbilder von Schamanismus bis hin zu einer von Religion befreiten Sichtweise auf Gott erklärt werden. Man kann Gott auch ganz ohne Anbindung an Religion erfahren zb über die Geisteswissenschaften. C.G. Jung beschreibt seinen Erkenntnisweg zu Gott über die Tiefenpsychologie.

Um nochmal zurück auf deine Frage zu kommen. Selbst wenn ich Gott verantwortlich bin für Steffis Leben und nehme wir mal an, dass mein Gottesbild korrekt wäre (was ich ja nicht weiß, was du ruhig in Frage stellen sollst), nur mal als Beispiel: Würdest du dann weniger Mitgefühl mit den Opfern des Verbrechens des zweiten Weltkrieges haben? Würdest du weniger Mitgefühl mit Jesus haben?

Ich weiß nicht was bei dir emotional passiert, wenn du über diese Fragen nachdenkst oder meditierst und die Emotionen vollständig zu lässt. Bei mir ist es so, dass das Mitgefühl gleich stark vorhanden ist. Deshalb finde ich es gut das du diese Frage gestellt hast, denn in der Vergangenheit haben mir, wenn ich über meine Sichtweise gesprochen habe öfters Menschen gesagt, ich würde die Opfer von Gewalt nicht ausreichend achten. Dabei ist das überhaupt nicht wahr. Es lag daran dass meine Gesprächspartner es nicht schafften gleichzeitig Mitgefühl zu empfinden, während sie den Gedanken übernehmen sollten, dass ein Teil ihres Selbst (was ihnen unbewusst war) die Verantwortung für das Leben übernimmt.

Wenn ich in in den Unterschied der Betrachtung hineinfühle, kommt etwas hinzu und zwar so etwas wie Demut oder auch Dankbarkeit, dass diese Menschen so viel Leid auf sich genommen haben, damit ich heute in Frieden und Freiheit in diesem Land leben kann. Denn so schlimm der Wahnsinn während des zweiten Weltkrieges war, es hat viele von uns dazu bewegen können umzudenken. Ein Großteil der Menschen, die in Deutschland leben, sind immer noch tief schockiert über das was sich in unserem Land zugetragen hat. Ich glaube dieser Schrecken sorgt auch dafür, dass wir alle bemüht sind den Frieden in diesem Land aufrecht zu erhalten und sorgsam darauf achten nicht unnötig in einen Krieg hineinzugeraten. Diesen Aspekt sehe ich eben auch. Und dann bewegt mich das Opfer dieser Menschen noch mal aus einer sehr demütigen und dankbaren Perspektive. Mein Mitgefühl ist dadurch kein Stück kleiner geworden im Gegenteil, ich bin emotional noch viel tiefer berührt. Vielleicht kann man sich gerade dadurch weil man die Welt als Traum durchschaut hat, und sich nicht von allem existentielle bedroht fühlt, viel tiefer auf die Gefühle einlassen, die solche Ereignisse in uns auslösen.

Wenn man diese Ebene seiner Seele erschließen möchte, dann muss man sich mit den Emotionen der Opfer und der Täter aussöhnen. Die Aspekte von Täter und Opfer sind immer auch Aspekte des eigenen Selbst. Als ich noch durch meine idealistische Ethik geblendet war, da habe ich verblendet wie ich war, nur das Gute in mir gesehen. Jetzt sehe ich auch das Dunkle, was ebenfalls zu mir gehört. Weil ich es aber sehen kann, ist es unter meine Aufsicht. Im Frieden mit dem Leiden zu sein, bedeutet auch den Täters-Aspekt und das zerstörerische Prinzip anzuerkennen.

Wir betrachten den Tod als etwas böses. Aber was wenn du unheilbar schwer krank bist, ist dann der Tod nicht eine Erlösung? Hat nicht immer alles zwei Seiten? In Indien vereheren die menschen die göttin Kali, die für das zerstörerische prinzip steht.

Hier ein Auszug aus Wikipedia: 

"Kalis Bedeutung beschränkt sich nicht auf den Todesaspekt. Die Gläubigen sehen sie trotz ihrer schrecklichen Gestalt auch als Beschützerin der Menschen und göttliche Mutter, als Kalima, da ihre zerstörerische Wut sich nicht gegen die Menschen, sondern gegen Dämonen und Ungerechtigkeit richte. In dieser furchterregenden Manifestation ist die Göttin zuständig für die Auflösung des Universums; die Sichel in der Hand deutet auf die Ernte, auf das Ende des Lebens. 

Die Sichel ist ihren Anhängern aber nicht nur ein Symbol des Todes, sondern kann als Werkzeug der Erlösung verstanden werden: Sie durchschneide Verwirrung, Unwissenheit und Bindungen und mache dadurch den Weg frei zur Erlösung. Damit gilt Kali auch als Zerstörerin der negativen Kräfte und Illusionen, die den Menschen daran hindern, Heil zu erlangen und den Geist zu befreien, um dem Kreislauf der Wiedergeburten, dem Samsara, zu entkommen. 

Als Göttin des Todes ist Kali also auch eine Göttin der Transformation, sie ist die Mutter, die das Leben gibt, und sie ist es auch, die es wieder zurücknimmt. Im Shaktismus gilt sie als Manifestation des Höchsten und wird als gnadenreiche Mutter und Erlöserin verehrt."
Ich habe mich intensiv mit meinem Kali Anteil beschäftigt. Wenn du Selbsterkenntnis entwickeln möchtest, dann muss du dich auch deinen destruktiven Anteilen auseinander setzten. Die Beschäftigung mit Kali hat das einseitige Urteil über der zerstörerische Prinzip aufgelöst. Meine Selbsterkenntnis hat mich zu einem Menschen gemacht, der seine unbewussten Aggressionen abbauen und sein Mitgefühl erweitern konnte.
Man wird auch immer irgendwo einen kleinen Nazi in sich finden, wo man sagen kann, ja und das bin auch ich. Mein innerer Nazi der mag zb keine Nazis. Der grenzt Nazis einfach aus.

Und dann kommt die Seele und sagt: Hey das geht nicht. Du willst doch immer Tolerant sein. Aber was ist mit deiner Toleranz, wenn diese die Intoleranz ausgrenzt? Jetzt zeige ich dir mal was Toleranz ist.

Toleranz ist wenn man ALLE Menschen akzeptiert so wie sie sind!

Das sind auch auch Menschen, die zu unserer Welt gehören, auch wenn sie eine andere Meinung haben als du. Auch wenn sie es noch nicht geschafft haben aus der Gewalt auszusteigen. Schau mal vielleicht hat dieser Mensch, den du Nazi nennst eine sehr negative Erfahrung gemacht, so dass er so drauf ist, dass er alle hassen muss?
Aber schau mal du hast auch schonmal Gefühle des Hasses in dir gehabt. Willst du wirklich über diesen Menschen urteilen? Was würdest du brauchen, wenn du so wütend wärest? Genau dass dir jemand Grenzen setzt und dass er dennoch Verständnis für dich hat, dir hilft und dich nicht aufgibt. 

Und dann sehe ich dass die Seele die ich bin, ein unendliches Mitgefühl hat, bei der sich mein Bodhisattva, der immer meinte er wäre so gut, eine Scheibe abschreiben könnte. Ich habe mich gerade um mich mit diesen Gefühlen nochmal zu beschäftigen mit dem Thema NS Zeit nochmal konfrontiert. Ich habe mich gefragt, ob ich den Mut gehabt hätte mich zu erheben, mit dem Wissen dass ich dann sterben werde. Es ist so einfach die Menschen die damals gelebt haben, aus unsere heutigen Sicherheit zu verurteilen. Ich glaube es ist nicht alles schwarz und weiß. 

Es kamen aber auch ganz verrückte Ideen auf, die aber falsch waren. In einem Satori (Erkenntniszustand) schrak ich einmal auf, weil ich dachte, wenn ich alles bin, dann bin ich ja auch Hitler! Ich dachte aber auch schon mal ich bin Jesus. 

Das sind Verirrungen, die passieren können. Solche Ideen kommen zu Stande, wenn sich die Ebenen der Ich Identifikation vermischen, bevor im Verstand eine vernünftige Sortierung statt gefunden hat. Es ist wichtig zu wissen, wo mein Ego aufhört und die Seele anfängt. Denn ich bin weder Jesus noch Hitler, sondern Steffi und Seele. 

Das kann kein Mensch ertragen. Weder als Jesus 2.0 die Welt zu retten zu müssen, noch die Schuld von Hitler zu tragen. Glaub mir ich hab das versucht. Hahaha. 

Auf Seelenebene ist das wiederum kein Problem. Deshalb kannst du auch nur aus der Perspektive der Seele diesen Gleichmut empfinden, mit allem einverstanden zu sein. Im Ego kannst du diesen Gleichmut anstreben, aber erst wenn dieser ganz ohne Antrengung geschieht, bist du auf der Ebene der Seele angekommen. 

Nachdem man sich ausreichend sortiert hat, können dann diese ganzen Konzepte von Ego, Gott und Co. wider loslassen, aber erst dann wenn man, weiß wer man ist und wer nicht. Einige Menschen verwechseln diese ganzen Ebenen noch. 

M: Interessante Gedanken! Sie inspirieren mich zu Fragen, wie: Führt meine Ideologie, mein Glaube, meine Religion dazu, dass ich ein hartes oder weiches Herz habe? Dass ich hochmütig oder demütig bin? Dass ich mich der Realität in mir und um mich herum stellen kann?

Vor x Jahren habe ich jemanden im Gefängnis besucht, der seine Ex-Freundin im Affekt erschoss. Er erzählte von seiner Kindheit und Jugend (von einem Heim ins andere), seinem Leben und wie die Tat geschah. "Das könnte ja ich sein!" war mein Gedanke. Ich wäre auch dazu fähig. Eine wichtige Erkenntnis (ähnlich, wie du es schilderst).

Für mich sind das Ich, Gott und die Wirklichkeit mehr als Konzepte. Sie sind Realität. Und ich sehe es als Ausgabe, die Realität immer deutlicher zu erkennen, wie sie ist. 

Steffi: Ich glaube, dass es umgekehrt ist. Am Anfang unseres Lebens wenn wir Kinder sind, sind wir offen. Kinder sind dem Urzustand der Seele, von ihrer Emotionalität und ihrer geistigen Offenheit her, noch sehr nahe. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, als ich alles und jeden geliebt habe. Ich habe jeden Baum, jeden Stock, jeden Stein den ich aufhob geliebt. Doch irgendwann ging diese emotionale Offenheit verloren . Ich erfuhr das mein Liebe nicht erwünscht war und verschloss mich zunehmend. Ich musste Mittel und Wege finden mich an die Welt der Erwachsenen anzupassen. Wenn du erwachst wird deine Liebe wider befreit. 

Kinder sind von ihren Eltern oder Versorgern existentiell abhängig. Das heißt im Klartext Kinder sind vom Tode bedroht, wenn sie nicht versorgt werden. Deshalb passen sie sich an. Es bleibt ihnen gar nichts anders übrig, als sich an die Gegebenheiten anzupassen, in denen sie aufwachsen. So entsteht mit der Zeit eine Anpassungskonditionierung und man vergisst immer mehr, dass man einst diese Offenheit und die Liebe in sich trug. Ich kann das bei meinen Kindergartenkindern gut beobachten, wie ihre natürliche Liebesfähigkeit, durch die Erfahrungen des Alltags in vielen Fällen zunehmend eingeschränkt wird. Und so entsteht bei manchen Menschen auf Grund der Umstände in die sie hineingeboren werden, eine zunehmende Verhärtung. Das sind ganz einfach Überlebensprogramme. Das Kind hat keine andere Wahl als sich anzupassen. 

Aus Sicht der Seele aber glaube ich, dass das genauso gewollt ist. Denn wenn man das aus höherer Sicht und mit etwas Abstand, auch dem Bedauern gegenüber, was wir alles erleiden müssen, anschaut, dann kann man ein Art Muster erkennen. 

Aus Sicht der Seele sollen wir ein Ego aufbauen, welches eine verengte Sichtweise auf die Realität hat. Mit diesem kleinen Ego bewegen wir uns dann durch die Welt, um Erfahrungen zu machen. Diese Verengung wird später wieder aufgehoben. Der Mensch erfährt ein Kehrtwende. 

Manche Menschen erfahren dieses durch eine Krise. C.G. Jung spricht auch von einer gewollten Krise in der Lebensmitte, die eine Entwicklungsphase darstellt, die uns ermöglicht uns wieder zu öffnen und von unserer eingeengten Sichtweise zu befreien. Und dann gibt es Menschen, die erwachen in einem Moment und befreien sich in die Weite ihrer Seele. Es gibt verschiedenen Wege. Und es gibt auch Menschen, die sich bis zu ihrem körperlichen Tod nicht befreien werden. 

Diese Seelen haben meiner Einsicht nach, die Möglichkeit auf einer nicht physischen Bewusstseinsebene Einsicht zu üben. Für mich macht an an der Stelle das Konzept von Reinkarnation sehr viel Sinn, denn die Alternative wäre ja, dass manche Menschen unbewusst leben und sterben und ihr Leben im schlimmsten Fall unbefriedigend und destruktiv war. Ich möchte daher an die Möglichkeit glauben, dass auch für diese Menschen die Hoffnung auf Entwicklung und Befreiung besteht, alternativ, dass sie zu ihrer Seele zurückkehren können. 

Ein Zwischengedanke: Es ist nicht leicht bei solchen Überlegungen immer wieder daran zu denken, dass wir träumen. Müssen Träume einen Sinn ergeben? Solange du noch nach einem Sinn suchst, solltest du diesem Nachgehen. Später kommst du vielleicht an den Punkt, wo du aus jeglicher Sinnsuche aussteigen darfst. 

Jedenfalls kann ein Punkt kommen, wo der Mensch sich wieder öffnen möchte. Dann folgt eine schrittweise oder plötzliche Auflösung der Konditionierungen. Dann wird man von seiner Seele, an sein Trauma herangeführt und bekommt die Möglichkeit dieses zu heilen und am Ende entdeckt man sich dann wieder als freie Seele, die sich selbst träumt. Ego und Seele werden dann wieder eins. Das ist das was Jesus meinte, als er sagte, der Vater und ich sind eins. 

Wir können unserer göttliches Selbst auch einer Entwicklungspsychologischen Perspektive betrachten, wo wir keine Religion benötigen. Manchen Menschen, die sehr rational veranlagt sind und nicht einfach etwas glauben wollen, denen liegt die rationale Sichtweise näher. Es ist nur so dass unsere heutige Psychologie sich noch sehr auf die materielle Sichtweise beschränkt. Aber ich bin sicher, dass die Geisteswissenschaften in der Zukunft die Religion ablösen wird und den Menschen befreien wird. Das ist nur eine Frage der Zeit. Aus der psychologischen Perspektive haben wir unseren göttlichen Aspekt einfach von uns abgespalten, damit wir diese eingeschränkte Erfahrung als Mensch machen können. Jedes Spiel was wir spielen erzeugt durch seine Spielregeln eine gewisse Einschränkung. So kommen wir zu ganz spezifischen Erfahrungen. Beim Tennis Spiel kommen wir zu anderen Erfahrungen, als beim „Mensch ärger dich nicht“ Spiel. Diese unterschiedlichen Erfahrungen sind nur möglich, weil es Regeln gibt, die unsere Erfahrungswelt einschränken. Ohne Spielregeln, ohne begrenzte Wahrnehmung, Handlungsfreiheit und Einsicht, sind wir absolut frei, können so aber auch bestimmte Erfahrungen, die Spielregeln benötigen, nicht machen. 

Ob du hochmütig oder demütig bist, hat auf der Ego Ebene mit deinen Konditionierungen, sprich deinen Lebenserfahrungen zu tun. Es fängt wieder von deinen Eltern und der Umgebung ab, die dich erzogen haben und welche Werte sie dir vermittelt haben. Erziehung und Sozialisation prägen uns. Es gibt andere biologische Erklärungsmodelle, die über eine genetische Präposition sprechen. 

Ich bewege mich gerne im geistigen Erklärungsmodell, mir ist die Psychologie sehr nahe. Es ist letztlich egal welches Erklärungsmodell wir wählen, denn alle Modelle zeigen uns, dass wir als Menschen selbst keine Schuld tragen, wenn wir Opfer von Gewalt werden. Wir tragen als Menschen ebenso keine Schuld wenn wir zum Täter werden. 

Wir sind das Opfer der Umstände. Und wenn du die Kraft hast gegen Ungerechtigkeit aufzustehen, dann nur weil etwas in dir, dir die Kraft dazu gegeben hat. Aber das bist nicht du als Ego. Jetzt könnten wir uns weiter über Resilienz und Co unterhalten. Aber da braucht es letztlich auch immer ein Lernumfeld, in dem man diese Fähigkeit integrieren konnte. Es egal ob wir Atheist sind und und menschliches Verhalten wissenschaftlich erklären, oder ob wir an einen Gott glauben wollen, wenn man die Ursachen unseres Verhaltens nachprüft, kommt man immer zu dem Schluss, dass wir unschuldig sind. Und doch müssen wir für unserer Verhalten, die Verantwortung tragen. 

Deine Eltern sind wiederum von ihren Eltern erzogen worden, uns so geht es immer weiter. So können wir auf der Ebene auch sehen, dass es im Prinzip keine Schuld, gibt. Selbst wenn über Ursachen sprechen und diesen komplett auf den Grund gehen, werden wir feststellen, dass am Ende nicht übrig bleibt. 

Dein Bekannter im Gefängnis trägt für seine Tat im Grunde auch keine Schuld. Aber dennoch muss er die Verantwortung dafür übernehmen. Und ja ich sehe das auch so, das hätte auch ich sein können. Wenn ich von Heim zu Heim gereicht worden wäre, wer weiß vielleicht hätte ich dann auch keine ausreichende Sozialkompetenz erreichen könne, und hätte in einer Krisensituation im Affekt reagiert. Jeder Mensch kann in Krisensituation aus dem Affekt reagieren. 

Es ist immer das Ego das sich für besser hält, als die anderen und sagt, mir wäre das nie passiert. Aber dann hat das Ego nicht alle Möglichkeiten bedacht. Es spricht aus seiner bisherigen Lebenserfahrung. Es spricht nur aus seiner Perspektive. Die Selbsterkenntnis ermöglicht uns, andere Perspektiven zunehmen einzusehen. Einseitige Sichtweisen, nehmen so ab, multiperspektivisches Denken, nimmt zu. 

Wir genießen es ja auch, wenn es uns gut geht und wir einigermaßen im Leben zurecht kommen. Wir lieben es und über andere zu erhöhen und zu denken wir wären besser als die anderen, die das nicht schaffen. Dieses erfolgt aus einer noch einseitigen Sichtweise. Für mich bleibt bei alldem nur Mitgefühl übrig. 

Und dennoch wenn ein Mensch eine Straftat begeht, ist es aus meiner Sicht richtig ihn zu bestrafen, denn er muss ja noch lernen, dass er so etwas nicht tun darf. Strafen sind da eine Möglichkeit. Ob Strafen alleine immer die sinnvollste Intervention sind, wage ich jedoch zu bezweifeln. 

Es gibt eine Entwicklungsstufe im Menschen da braucht es die Strafe, um Menschen zu schützen und um ein klares Signal zu setzten. Wenn über die Strafe hinaus aber keine Aufarbeitung des Traumas stattfindet, wird der Mensch kaum in der Lage sein, sein Verhalten nachhaltig so zu korrigieren, dass so etwas nicht wieder passiert. Erst wenn der Mensch nachhaltig denkt, Bedürfnisse und Emotionen ernst genommen werden, dann wird sich das ändern. 

Jetzt wo ich über dieses Thema schreibe, empfinde ich tiefes bedauern. Und gleichzeitig ist da eben auch eine Akzeptanz in mir, da ich sehe, dass viele Menschen von ihrem Bewusstseinszustand noch nicht an dem Punkt sind. Ich freue mich, wenn ich in meiner Umgebung etwas bewegen kann, aber ich bin auch einverstanden, dass meine Bemühungen in einigen Fällen nicht ankommen.

Menschen die in Gewalttätigkeit verwickelt sind, haben die eigene Gewalterfahrung nicht überwunden. Ich habe die Gewalt und die mangelnde Empathie, die ich in der Kindheit erlebte in Frage gestellt und mich gegen die Gewalt entschieden, aber was gab mir die Möglichkeit, diese Frage überhaupt stellen zu können? 

War ich (Ego) das oder war das meine Seele, die mir im entscheiden Moment half, die Gewalt in Frage stellen zu können? Ich denke nicht das das Steffi war. Ich denke dass war Gott. 

Ich sehe andere Menschen, die die Gewalt nicht in Frage gestellt haben. Was man nicht bewusst in Frage stellt, wird unbewusst übernommen. In der Psychologie spricht man auch von Internationalisierung oder Imitation, eines nicht reflektierten Verhaltens. Ich habe mich früher sehr oft damit gebrüstet, dass ich die Gewalt in Frage gestellt habe und mich somit über die Menschen gestellt, die das nicht konnten. Heute denke ich anders. Heute bin ich demütig und dankbar, dass ich die Kraft dazu gefunden habe, das sie mir gegeben wurde, das was Gnade. Ich denke nicht mehr ich bin besser. 

Es gibt viele Aspekte, die uns behindern aus dem Kreislauf der Gewalt auszusteigen. Viele dieser Aspekte sind bereits gut erforscht und von der Welt der Wissenschaft erkannt worden. Unserer heutigen Gesellschaft fehlt noch die Integration der Erkenntnisse. Es gibt immer noch viele Menschen die folglich argumentieren: „ Eine Ohrfeige hat noch niemandem geschadet.“

Das empfinde ich als höchst der bedauerlich. Denn es hat ihnen geschadet. Es spiegelt habe eben ihren Bewusstseinszustand wieder. Daran können wir nichts ändern. Das ist eben die Akzeptanz die ich meine. Es ist vielleicht mehr eine Geduld, mit den Menschen. 
Paradigmenwechsel passieren nicht über Nacht. Wir müssen geduldig sein mit denen, die sich nicht so schnell entwickeln und sich auf neue Werte einstellen können. Wir können versuchen Vorbilder in Gewaltlosigkeit, Mitgefühl und Weisheit zu sein. 

Es gibt das Milgram Experiment, indem Menschen in einer Versuchsreihe, andern Menschen Gewalt antun sollen, weil eine Autorität dieses anordnet. Hier ein kurzes Video darüber.
  Dieses Experiment erklärt ganz gut, warum es uns so schwer fällt, aus autoritären Strukturen auszusteigen und uns trotz Angst für die Gewaltlosigkeit einzusetzen. Das Experiment erklärt auch, warum im zweiten Weltkrieg so viele Menschen bei diesem Wahnsinn mitgemacht haben. Vielen Menschen fehlt ein kritisches Bewusstsein, Selbstbewusstsein und Selbstliebe um Autoritäten in Frage stellen zu können. In weiten Teilen unseres Kollektivs fehlt die Haltung von Selbstliebe.Wir schicken unsere Kinder heute noch in Schulden, indem sie dem Lehrer Gehorsam entgegen bringen müssen, während unsere Kinder gleichzeitig teilweise nicht in der lage sind sich an Regeln des sozialen Zusammlebens zu halten. Daran sieht man, dass der Mensch noch einen weiten Entwicklungsweg vor sich hat, bis wir als Kollektiv in der Lage sein werden, im Frieden miteinander zu leben. Um dieses zu lernen brauchen wir unserer Lebenserfahrung und auch das Leiden. 

Im Jugoslawienkrieg haben Männer die vorher ein zivilisiertes und westlich geprägtes Leben geführt haben, massenhaft Frauen vergewaltigt und Menschen getötet. Ich glaube unser Gewaltpotential ist auf Grund der Gesetze temporär eingedämmt, aber es hat noch nicht jeder Mensch, eine unabhängige innere Ethik und Achtsamkeit dem Leben gegenüber entwickelt, weil das Trauma an gewalttätigen Übergriffen, die wir in unserem Leben erlebt haben, noch gar nicht von allen bewältigt ist. Und so reicht es auch nicht, die letzten Nazis die im zweiten Weltkrieg an dem verbrechen mitgewirkt haben, zu verurteilen. Erst wenn wir Täter und Opfer in uns selbst bewusst machen, können wir aus dem Kreiskauf der Gewalt aussteigen. 

Sobald Ausnahmezustände auftauchen, in denen das Gesetz versagt, treten diese Anteile an die Oberfläche. Ein Mensch der schwer traumatisiert ist, sitzt auf einer tickenden Bombe. Die Gewalt wird in Krisensituationen entweder gegen sich oder gegen andere gerichtet. Je nach dem, was du für ein Typ bist, ob du Gewalt nach Außen aus agierst oder gegen dich selbst richtest. Deshalb war die Bodhisattva Haltung, oder nennen wir es Ethik des Gewaltverzichts, die eine geistige Haltung war, nur eine temporäre Lösung. Meine Ethik hielt mich weitgehend davon ab, die Gewalt nach Außen zu richten. Jedoch war das Trauma nicht geheilt. Krankheit ist bei vielen Menschen ein Ausdruck eines nicht geheilten Traumas und der nach innen gerichteten Gewalt. 

Erst durch die Heilung meines emotionalen Traumas im Inneren wurde ich befreit. Dann findet man in seinen Urzustand der Seele zurück, indem man von Natur aus ein offener und liebender Mensch ist und sich selbst und anderen gegenüber achtsam verhalten kann. Eine gedankliche ethische Haltung, wie die eines Bodhisattvas kann dann aufgegeben werden, weil man keine äußere Ethik mehr braucht, um sich liebevoll zu verhalten. Zuvor braucht man sie aber noch. Im Gegensatz zu dem Kind was man war, dass auch diese natürliche Offenheit und Liebe in sich trug, ist man jetzt dem Leben gewachsen. Die Gesellschaft zu verändern bedeutet erst mal, sich selbst zu verändern. Der Bodhisattva spaltet, psychologisch gesprochen, den destruktiven Teil seines Selbst von sich ab und sieht diesen Teil seines Selbst im Außen. Er möchte seinen dunklen und verletzten Teil nicht sehen, und projiziert ihn auf das Außen. Dann hilft er im Außen, als ob er versucht seine Wunden im Spiegel zu heilen. Und deshalb steht das Festhalten am Bodhisattva Gelübte letztlich, dem vollständigen Erwachen im Weg. 

Aus Seelenebene sind wir aber beides, gut und böse, denn wir brauchen das zerstörerischen Prinzip, zumindest zu einem gewissen Anteil, damit unsere Realität bestehen kann. Um so höher unsere Selbsterkenntnis ist, um so mehr erhalten wir Einsicht, dass wir Selbst all das in uns tragen, was wir draußen in der Welt sehen. Um so mehr unsere Selbsterkenntnis voran schreitet, um so mehr Annahme und Frieden finden wir mit dem was uns im Außen an Gewalt begegnet. Wir erkennen zunehmend, dass wir gut und böse ebenfalls in uns tragen. Und wir finden zunehmend Sinn in unserem Erleben, und denken nicht mehr kategorisch, dass bestimmte Dinge aus dem Leben entfernt werden müssten. 

Wenn wir es schaffen, mit uns selbst im Mitgefühl zu sein und unser verletztes Inneres Kind zu heilen, dann schauen wir auch mit dieser Güte auf die Welt und ihre Wunden. Wir sehen dann immer weniger den brutalen Mörder, sondern das verletzte Kind in ihm. Wir werden wieder berührbar und weich. Und dennoch wissen wir, dass Kinder die noch lernen, Grenzen brauchen. Aber das ist dann kein persönliches Problem mehr. Du hast dann keinen inneren Widerstand mehr. So kann Frieden mit dem Unfrieden und mit dem Leiden sein.
Der Abstand den du gewinnst, wenn du erkennst, dass du in einem Traum lebst, hilft dir, Abstand zu deinen Gefühlen zu erhalten, die du im Bezug auf die Situationen im Leben hast.
Wer mit Religion, Glaube oder Meditation nichts anfangen kann, sollte sein inneres Kind über den psychologischen Weg aufsuchen und dieses heilen.

Das innere Kind ist der moderne Schlüssel zu unsere Buddhaschaft, denn ohne unsere Verletzungen können wir wieder offen, frei und liebend auf die Welt schauen.

Allerdings kann Meditation diese Heilung beschleunigen und sollte deshalb als Methode in Betracht gezogen werden, denn auch die Welt der Wissenschaft, blickt einseitig auf die Welt, genau wie die Religion. Meditation bietet vor allem nicht rational ausgerichteten Menschen einen ansatz, sich aus dem Kreislauf des Leidens zu befreien. Meditation kann, geistig analytische und emotionale Traumabewältigung ergänzen, weil du über Meditation lernen kannst, die Welt unabhängig deiner Konditionierung, die sich in den Gedanken widerspiegelt, zu betrachten.

Heile dein inners Kind, denn du bist der Buddha, den du suchst.
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; 
niemand kommt zum Vater denn durch mich.





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