Dienstag, 9. Oktober 2018

Bodhisattva und Erwachen - Teil I



Dieser Text hat sich aus zwei parallele stattfinden Gesprächen bei FB ergeben, die ich in dem folgenden Text zusammen gefasst habe. 


Du kannst dir den vollständigen Text auch als Audio Podcast anhören. Die Audioversion ist noch etwas umfangreicher, da mir beim einsprechen noch einige Anmerkungen eingefallen sind.


Wer mit mir ins Gespräch kommen will, ist herzlich willkommen mit mir über FB in Kontakt zu treten und mir Fragen zustellen. Bitte schreibt mir kurz eine Nachricht, damit ich Interessierte von Spamanfragen unterscheiden kann. Über mein Angebot Menschen auf dem Weg zum Erwachen zu unterstützen, findet ihr hier weitere Infos über mich.

"Wenn du erkennst, dass du selbst alles bist, dann wird deine Befreiung auch alle anderen befreien und zwar in einem Moment. Für mich als Bodhisattva war das der ergreifendste Moment. Nicht das ich erleuchtet war, sondern zu erkennen, dass alle Menschen in einem Moment mit mir frei waren."

Ich habe einen wirklich schönen und lesenswerten Text über den mittleren Pfad des Buddhismus gefunden, indem es um den Streit der beiden buddhistischen Schulen und die Vereinbarung von Weisheit und Mitgefühl geht.

Hier ein Zitat auf dem o.g. Text: „Wenn wir ein Weisheitstyp sind – mit der Absicht, Nibbana zu realisieren um so schnell wie möglich weg zu sein – dann ist es notwendig, Mitgefühl zu entwickeln. Wir müssen uns Dingen und Menschen zuwenden. Oder wenn wir der altruistische Typ sind mit dem Gefühl ‚ich muss solange dableiben, bis alle Anderen gerettet sind‘, dann sollten wir uns mehr auf die Leerheit der Dinge ausrichten. „ 


„Im Gleichgewicht des mittleren Weges bleiben das Unendliche und die Leerheit erhalten. Sie ergänzen sich gegenseitig; sie gleichen einander aus.“ 

Ich habe beide Anteile in mir vereint, denn Ich hatte starkes inneres Bedürfnis anderen Menschen zu helfen. Deshalb war es mir sehr wichtig, mich aus der Anhaftung an den Bodhisattva Gedanken zu befreien. Deshalb war mein Streben nach absolutem Wissen und Befreiung ein Ausgleich, für mein ebenso starkes Mitgefühl. Das Mitgefühl war wiederum ein Ausgleich, für mein Streben nach Wissen. Beide Anteile, Herz und Verstand haben sich in der Freiheit vereint, und wiegen sich gegenseitig aus. 

Wer Lust hat, darf gerne in ein Gespräch einsteigen. Mich würde interessieren, wie vereinbart ihr Freiheit, Weisheit und Mitgefühl? Und welche Konflikte diesbezüglich kennt ihr?

L: Hast du ein Bodhisattva Gelübde abgelegt? 

Steffi: Nein. Ich bin kein Buddhist. Ich bin Frei. Ich nutze die Hinweise des Buddhismus, denn ich finde viele wertvolle Hinweise darin. Ich bin Agnostiker und konnte mich dadurch nie einer Religion verpflichten. Agnostiker bedeutet ich muss glaube nur was ich selbst erfahre habe. Diese Haltung findet sich auch in der Mystik wieder. Ein Mystiker findet nicht durch Glauben zu Gott, sondern weil er Gott selbst erfahren hat.

Quelle Wikipedia: Im Mahayana -Buddhismus werden Bodhisattvas als nach höchster Erkenntnis   strebende Wesen bezeichnet, die auf dem Wege der „Tugendvollkommenheit“ die „Buddhaschaft“ anstreben bzw. in sich selbst realisieren, um sie zum Heil aller lebenden Wesen einzusetzen. Diese Ausgangsmotivation wird „Erleuchtungsgeist“  genannt. Praktizierende verschiedener Traditionen des Mahayana rezitieren das Bodhisattva-Gelübte und bekunden damit ihren Willen, auch selbst diesen Weg zu gehen. 

Ich habe jedoch eine persönliche Ethik, die dem Bodhisattva Prinzip sehr nahe kommt. Jedenfalls habe ich mein ganzes Leben so gelebt, mit einem Verantwortungsgefühl für andere Menschen, für ihre Gefühle und mit einem ethischen Idealismus, der das Leiden auf der Welt beenden sollte. Meine Ethik hat sich immer an meinem herzen orientiert.


Um zu erwachen, musste ich diese Einseitigkeit, den Wunsch Gut zu sein, loslassen. O obwohl das auf den ersten Blick durchaus gute und positive Eigenschaften sind, war dieses eine Anhaftung, eine Einschränkung, die mich begrenzt hat. Man kann nicht im Frieden sein, wenn man denkt, man muss Menschen vom Leiden befreien. Solange man denkt man muss etwas, ist man nicht frei. Solange man Mitgefühl haben muss, weil es in den Schriften steht, befolgt man Anweisungen, ohne eine echte Selbsterkenntnis über die Liebe die man ist, zu haben.

Der Frieden muss das eigene Leiden und das Leiden der Anderen mit einschließen. Besonders mein eigenes Leiden bot mir die Möglichkeit, mich mit der Sinnhaftigkeit des Leides auseinander zu setzten. Manchmal ist Leid abwendbar, dann kann man es beenden. Manchmal ist Leid ein Fahrzeug zur Transformation und zur Entwicklung des Bewusstseins, dann ist Annahme richtig.


Intuitiv versuchen wir Schmerz zu vermeiden, weil wir den Schmerz einseitig verurteilen. Schmerz ist aber gar nicht das Problem. Das Problem ist unser Widerstand gegen den Schmerz. Indem man den Widerstand gegen den Schmerz aufgibt und ihn annimmt, fällt das Leiden am Schmerz weg. Das habe ich besonders durch meine Zeit der Krankheit so erlebt. Eine wichtige Erfahrung für mich war das Annahme zu Befreiung führt. Man darf daraus nur nicht gleich ein Dogma draus machen, und meinen das Widerstand immer falsch wäre. Dadurch das ich in meiner ersten Lebenshälfte das Leiden beenden wollte, habe ich mich zu einem Menschen entwickelt der Probleme bis zu den Ursachen durchdrungen hat und somit Lösungen herbei führen kann. Es gibt also nicht den einen richtigen Weg, denn wir alle stehen immer an unterschiedlichen Lebensabschnitten.

Mein Bestreben die Welt vom Leid zu befreien, kam aus meinem verletzten inneren Kind. Im Grunde habe ich als Kind so ein Gelübde ausgesprochen, auch wenn es nicht in einem religiösen Kontext geschah, auch wenn ich damals kein Bewusstsein dafür hatte, welche Auswirkung diese Entscheidung für mein Leben hatte. Vielleicht war dieses aber auch die Fortsetzung eines früheren Lebens gewesen indem ich ein Buddhistisches Bodhisattva Gelübte abgelegt habe.

Es geschah aus meinem eigenen Leiden und meiner tiefen Verzweiflung eine Lösung zu finden, um weiter Leben zu können. Das waren die Worte: Ich will niemals so kalt und herzlos sein wie meine Mutter. Ich will niemals andere Menschen so verletzten. Ich werde alles tun, damit andere Menschen nicht so leiden müssen, wie ich. Und so habe ich dann gelebt. Diese emotionale Verletzung war die Ursache dafür, dass ich eine hohe Ethik entwickelte, an der ich eisern festhielt. Das ist der positive Aspekt dieser Einstellung. Das Ego entwickelt sich hin zum Gewaltverzicht.
Jedoch verengte sich meine Leben ab dem 30. Lebensjahr zunehmend in ein Ungleichgewicht, welches entstand, weil ich mich an die zweite Stelle setzte und weil mir mein Gewaltverzicht, die Möglichkeit nahm, mich angemessen abzugrenzen und gut für mich zu sorgen. Die Folge dessen waren, dass ich chronisch krank wurde. Mein Beruf als Erzieherin, den ich aus ideologischen Gründen gewählt hatte, um das Leiden zu beenden, frustrierte mich immer mehr, weil ich einfach sah, dass ich ohnmächtig war, gegen das Leiden zu wirken. Und weil ich in mir noch viele alte Wunden trug, berührte mich jeder Übergriff an Kindern, die ich in meinem Arbeitsalltag immer mal erlebte, höchst emotional.

Es war als würde jedes mal meine Urwunde erneut verletzt werden. Andere Kollegen waren für das Thema nicht sensibilisiert wie ich. Ich steigerte mich dann zunehmend in die Problematik hinein, weil meine ganze Arbeit und meine Lebensentscheidung immer weniger Sinn machte, wenn ich weiterhin zusehen musste, wie sich Erwachsenen Kindern gegenüber über griffig verhielten. Das Jugendamt reagiert ja erst wenn etwas gravierendes passiert ist, aber mich berührten eben auch die kleinen und alltäglichen Übergriffe, in denen Kinder ohnmächtig und schutzlos ausgeliefert sind.

Und so kämpfte ich um meine Einstellung, bis ich den Kampf kraftlos verlor. Die Folge war ein Burnout, Asthma und eine schwere Depression mit psychosomatischen Symptomen. Ab da war ich Schach Matt gesetzt und fühlte mich völlig ohnmächtig. Ich wurde Arbeitsunfähig. Ich war im Grunde zurück in der Sinnlosigkeit des Kindheitstraumas, denn ohne die Hoffnung das Leiden zu beenden, machte mein Leben keinen Sinn mehr für mich. Bis zu diesem Zeitpunkt schöpfte ich aus diesem Lebenssinn meine Kraft. Als ich aber immer mehr begriff, dass ich das Leiden nicht bebenden konnte, verlor ich jeden Antrieb.

Parallel beschäftige ich mich seitdem ich 28 Jahre alt war, mit Klarträumen. Dieses Thema entwickelte sich dann immer weiter, bis ich schließlich bei Meditation und der Idee, ich könnte in diesem Leben zu meinem vollen Bewusstsein erwachen, ankam. So stieß ich dann auch auf alternative Heilungsmethoden, die sich mit dem Weg des Erwachen vereinten. Meine Krankheit wurde dann zum Teil mein Weg. Mein Körper spielte nicht mit, sobald ich versuchte wieder ins alte Leben zurück zu lehren. Ich war gezwungen einen neuen Weg zu finden. Ich erfuhr einige Durchbrüche (Satoris), die mir bestätigten, dass mein Weg richtig war, nämlich dass sich durch die Hinwendung zu meinem inneren Konflikt, mein Leben zum positiven wandeln konnte.

Ich beschäftigte mich eine Zeit lang intensiv mit meinen verletzten Emotionen, bis ich es schaffte diese bis auf die Ursprungswunde zu heilen. Das dauerte ca. 4 Jahre. Solange habe ich regelmäßig in Meditation gesessen und meinen Schmerz gefühlt, bis es gut war. Ebenso relativierte ich meine idealistischen Gedanken, die eine Kompensation meines Schmerzes waren. Ich versöhnte meine inneren Anteile miteinander die für meinen inneren Konflikt verantwortlich waren. So musste ich mein Weltbild und auch meine Ethik in Frage stellen. Meine relativistische Ethik der sozialen Verantwortung, wandelte sich in meiner Krise zu einer integrativen und multiperspektivischen Sichtweise. Das heißt, ich begann widersprüchlich zu denken und somit alle Perspektiven miteinzubeziehen.

Ich fand einen Lehrer mich in meiner Annahme des Leidens unterstütze, und bereit war, sich die Zeit zu nehmen, meinen gedanklichen Idealismus, durch viele Gespräche mit Hilfe der Tiefenpsychologie in Frage zustellen. So konnte ich nach und nach, sowohl emotional als auch geistig wieder frei werden. 

Ich weiß wie wichtig mir diese Einstellung war, zum Wohle aller zu leben. Und ich weiß was es bedeutet, diese Einstellung loszulassen. Es ist als ob man einen kleinen Punkt an seinem Herzen loslässt, der einem sehr viel Wert ist. 


Die Sache ist jedoch die: Wenn du etwas loslässt, dann geht es nicht verloren. Du lässt im Grunde nur deine festgefahrene einseitige Meinung über etwas los. Und somit ist diese Art des Loslassen immer eine Befreiung und Erweiterung und nie ein Verlust. Du bist nach dem Erwachen frei. Du kannst den Bodhisattva dann aus der Freiheit spielen. 

Viele Menschen denken noch einseitig. Sie kennen entweder wahr oder falsch, schwarz oder weiß, gut oder böse, dabei ist es möglich in Widersprüchen zu denken. Etwas ist wahr und falsch zu gleich. Alles ist letztlich gut und schlecht zu gleich. Und so muss man die Einseitigkeit des Mitgefühls loslassen, um zu einer Ebene der Einsicht zu gelangen, die das Mitgefühl in Relation stellen kann. Wenn man den Boddhisattva loslässt, lässt man nur sein einseitiges Denken los. Nicht jedoch deine Güte. Du bist dann bereit auch das Dunkle in dir anzunehmen. Das ist der psychologische Aspekt der Erkenntnis. Du brauchst deinen Weg nicht mehr, hält ihn nicht mehr fest und kannst ihn dennoch weiter gehen, sofern es für dich sinnvoll ist. 

Ein weiterer Aspekt, nämlich der Selbsterkenntnis, führte dazu, dass ich mich als das Bewusstsein erfuhr, welches den Verlauf der Welt, in seinem Inneren wahrnimmt. Ich bin das Wahrnehmende, welches die Spiegelung seines Selbst in sich sieht. 

Derjenige der sich fragt, ob er nun egoistisch oder altruistisch handeln soll, den gibt es gar nicht. Derjenige der denkt, er würde die Welt durch sein gutes Herz befreien, hat sich noch nicht vollständig erkannt. Derjenige der denkt er müsse die Welt durch Wissen befreien, hat sich ebenfalls nicht erkannt. 

Die Selbsterkenntnis beinhaltet, dass man sich selbst als das All-Eine erfährt. So erfolgt die Erkenntnis, dass du durch die Selbsterkenntnis alle anderen befreist. Es gibt weder Steffi noch dich der hier meinen Text liest. Und gleichzeitig gibt es uns doch und zwar innerhalb der Simulation die wir gemeinsam erfahren. Du merkst wahrscheinlich schon dass das Denken immer irritierter wird, an der Stelle. Deshalb gibt es hier zwei Möglichkeiten. Entweder du entscheidest dich, dass du hier aufhört zu denken. Dann sagt du es ist Schluß oder und das ist der Weg dem ich folge, du denkst in Ebenen und Perspektiven und Paradoxien. 

Ich wusste in dem Moment der Erkenntnis intuitiv, dass alle Menschen frei sind und niemand je in Gefahr war. Ich wusste dass ich in eine Illusion schaue und alle Wesen, die in diesem gemeinsamen Traum mitwirken, Teil des großen Bewusstseins sind, das diese Welt träumt. Ich wusste dass wir alle eine freiwillige Erfahrung machen. Und dennoch war da Trauer darüber, dass die meisten Menschen nicht wissen, wer sie sind. Sie haben vergessen, dass sie Gott selbst sind.

Wenn man Menschen leiden sieht, denen man nicht helfen kann, dann bleibt nur Mitgefühl übrig. Mich überwältigte indem Moment ein Gefühl als wollte ich sie alle befreien. Doch dieses Gefühl verführte mich dazu, mich wieder auf den Traum einzulassen, und wie die Klarträumer es nennen, trüb (unbewusst) zu werden. Dies geschah weil ich damals noch eine Anhaftung an den Bodhisattva hatte. Nicht bewusste Emotionen sind das Einfallstor zur Unbewusstheit. Sobald man sich in den Traum verstrickt, und vergisst das es ein Traum ist, verblasst die Traumerkenntnis und man steckt wieder drin in der Geschichte. Das geht schneller als man denkt. Deshalb brauchte ich auch viele Satoris (kurze Erwachensmomente) und viele Momente der Analyse meiner Erfahrungen, um all meine Anhaftungen zu erkennen, und eine gewisse Stabilität meiner Traumerkenntnis zu erreichen. Wer nicht erkennt, dass es sich um einen Traum handelt, der identifiziert sich wieder mit einer Rolle, die des Bodhisattva oder die des Lehrers, und der Traum geht unbewusst weiter, weil da ein Ego ist, dass immer nocjh denkt es müsse alle Lebewesen befreien. Durch ein vollstäniges Erwachen erknnst du aber, dass alle längst frei sind. 

Ich musste mich sehr lange innerlich sortieren, bis diese Erkenntnis auch im Allatg in mich integriert war. Das Ergebnis all meiner Überlegungen ist, ich habe Respekt vor der Entscheidung einer Seele, die diese Erfahrung als Lebewesen machen möchte. Ich habe bedingt durch meine Erkenntnis Vertrauen, dass sie sich alle erinnern, wenn es für sie an der Zeit ist. Jeder wird irgendwann aufwachen und sich alles das All-Eine erkennen, das nie befreit werden musste. Auf diese Weise findet man Frieden und Freiheit mit dem Leiden und dem Unfrieden in der Welt. 

Institutionen wie Religionen oder auch die modernen Geisteswissenschaften benutzen moralische Konzepte, um dem Menschen zu einer Ethik zu führen. Erst wird dem Menschen eine Ethik vorgegeben, an die er sich halten muss. Zum Beispiel: Du darfst nicht töten. Wenn der Mensch diese Regel verinnerlicht hat, beginnt für ihn der nächste Entwicklungsschritt, eine eigenen Ethik zu entwickeln. Zum Beispiel taucht dann die Frage auf: Sollte Sterbehilfe erlaubt sein? Erst wenn dieser Prozess der Entwicklung einer eigenen Moralvorstellung abgeschlossen ist, ist es an der Zeit die persönliche Ethik zum Beispiel auch den Pazifismus, erneut in Frage zustellen. 

Nun leben wir aber auch noch mit Seelen zusammen dessen Bewusstseinsniveau viel niedriger sind. Einige brauchen daher noch Unterstützung von Außen, zb durch die moralischen gesetzte der Religionen ebenso durch den Staat. Viele Systemgegner die gegen Religion und Gesetz rebellieren sehen nicht, dass diese Institutionen für viele Menschen eben noch einen wichtigen Zweck erfüllen. Wer mit sich an Verkehrsregeln hält, damit er keine Strafe bekommt, braucht einen Staat, der ihn begrenzt. Wären wir alle bereist umsichtig genug, uns um und selbst und unsere Umwelt zu kümmern, könnten Reglementierungen einfach wegfallen. Oft sehnen wir uns nach so einer freien Welt, während wir selbst noch gar nicht in der Lage sind die Verantwortung für uns zu tragen. 

Es macht also für mich keinen Sinn, den Weg des Bodhisattva in richtig oder falsch einzuteilen. Je nach dem wo ein Mensch steht, wird ein Weg ihm mehr oder weniger zusagen, weil er darin die für ihn richtigen Entwicklungsanforderung findet. Menschen orientieren sich immer an dem, wo sie die für sich passenden Entwicklungsreize finden können. Wir stehen an unterschiedlichen Punkten der Entwicklung. Das sollte man bedenken, auch wenn wir uns alle als Erwachsen verstehen, gibt es Unterschiede, innerhalb des Bewusstseins. Und nicht nur das, es gibt auch noch unterschiedliche Wege sein Bewusstsein zu entwickeln. Verschiedene Menschen brauchen verschiedenen Wege. Menschen sind als individuelle sehr verschieden und jeder ist immer schon an seinem Platz. 

Ich kann nur für mich persönlich sprechen, wenn ich sage, ich habe die Anhaftung an den Bodhisattva losgelassen. Dennoch spiele ich ihn gerne, genauso wie den Lehrer. 

M: Aus meiner Sicht ist das jedoch etwas, das sich eigentlich nur im Innern eines Menschen abspielt. Nach außen wirkt es z. B. im Umfeld so einer Person. Wenn irgendwo auf der Welt irgendwelche Personen diese Erkenntnis haben und diesen Weg beschreiten, spüre ich nichts davon. Die Welt ist dadurch nicht gerettet. Doch die betreffenden Personen sehen das anders.

Steffi: Du spricht einen wichtigen Punkt an. Durch die Selbsterkenntnis eines Erwachten fühlen sich andere Menschen nicht befreit. Wie schon oben erwähnt, gibt es den Respekt vor der Entscheidung der Seele. Dem Erwachten ist bewusst, dass alle Lebewesen, inklusive der kompletten Erde!, eine Traumerfahrung machen, die sie als Seele selbst gewählt haben. Die Erfahrung ist im Moment der Erfahrung echt, jedoch wenn wwenn wir aus dem Traum aufwachen, können wir die Illusion erkennen. Ganz ähnlich wie bei einem Nachtraum, indem du reale Angst spürst wenn du in einen Alptraum verwicklet bist. Erst wenn du erwachst, bist du erleichtert dass alle nur ein Traum war. Das spirituelle Erwachen gleicht der Traumerkenntnis. Du sieht dann das die anderen noch träumen, du bist aber wach.

Erwachen bedeutet zu tiefen Einsichten über die Zusammenhänge der Realität zu kommen. Somit hat der Erwachte Respekt vor dieser Entscheidung, der Seele, selbst wenn diese den Menschen, die unbewusst sind, nicht bewusst sind. Und hier verweise ich auch nochmal auf den Sinn des Leidens. Leiden verhilft Menschen dazu, Erkenntnisse zu erlangen, die sie selbst (als Seele) anstreben. 


Ich verstehe deine Argumentation. Ich kann dir nur raten prüfe meine Aussage und versuche selbst aus deinem Traum zu erwachen. Wer fragen dieser Art stellt, ist schon dabei wach zu werden. 

Zweitens kann ein Mensch, der alle inneren Widerstände mit dem was ist, aufgegeben hat, viel freier in der Welt wirken, um dem Bodhisattva Ideal nachzugehen. Und wieder finde ich einen vergleich mit dem Klarträumen. Ein Klartraum ist ein Traum indem der Träumer erkennt, dass er träumt und ab diesem Moment einen grösseren Einfluss auf den Traum hat.

Wenn ich bedenke, wie sehr mich meine einseitige, idealistische Haltung damals mit dem was ich in der Welt sah, in einen Widerstand brachte, was zur Folge hatte, dass meine Energie massiv blockiert wurde, sehe ich nun, dass mein Einverstanden sein mit dem Leiden, mir eine innere Freiheit und Energieressourcen zurück gibt, die mir in vielen Situationen sogar ermöglichen, Dinge in meiner Umgebung zu verändern, wozu ich früher auf Grund meines Widerstandes nicht in der Lage war. Früher habe ich gegen alles was nicht meinem Ideal entsprach gekämpft, heute kann ich damit sein, und die Momente nutzen wo mir ein Mensch zugänglich ist. Seitdem ich niemanden mehr für sein Verhalten verurteile, sind mir die Menschen zugewandter und offener für meine Ratschläge. Ich kann also mehr bewegen, obwohl ich mit mit allem einverstanden bin.Einverdtanden sein und etwas verändern stehen nicht im widerspruch. Oder anders gesagt, dieser Widerspruch ist meiteinander vereinbar. 


Man muss sich immer vor Augen führen: Wenn man das Leiden annimmt, dann gibt man nur seinen inneren Kampf mit dem Leiden auf. Man lässt nur seine einseitigen Gedanken los und öffnet sich somit für das was ist. Du kannst dich aus der Freiheit immer für andere Menschen einsetzten!

Aber du gerätst nicht mehr in einen Widerstand, wenn du wahrnimmst, dass eine Seele den Weg des Leidens gewählt hat. Manchmal merkt man das, wenn man Menschen Ratschläge gibt, die sie absolut nicht annehmen können. Dann kann man das nur so akzeptieren. Ich selbst musste sehr tief ins Leiden, uns war nicht davon abzubringen. Ich (Seele) wollte diese Erfahrung machen. Ich brauchte diese Erfahrung fpr meine Einsicht. Leiden ermöglicht Weisheit und Mitgefühl.


Ebenso verhält es sich bei globalen Problemen. Man kann immer etwas tun. Die Umwelt schützen, Geld spenden, sich politisch engagieren, aber manchmal hat man es eben nicht in der Hand. Früher war ich unzufrieden mit meiner Ohnmacht. Ein Teil in mir fragt sich zum Beispiel, warum wählen 50 % der Amerikaner diesen Mann? Frage ich aber das Bewusstsein, bekomme ich zur Antwort, dass diese Erfahrung gemacht werden möchte. Ich bekomme eine Sinnhaftigkeit präsentiert, in der es darum geht, dass der Mann dafür sorgt, dass sich viele Menschen weltweit Fragen stellen, die ihr kritisches Bewusstsein (kritisches Denken und kritisches Fühlen) erweitert. Und dann kann ich nur denken. Ok dazu ist es also gut. Ich meine zwar es besser zu wissen, aber vielleicht sollte ich etwas demütiger sein.


Seitdem ich frei bin, nehme ich war, dass mein Einfluss auf meine Umgebung zugenommen hat. Manchmal sortiert sich meine Umgebung nur auf Grund meines Bewusstseinsfokus neu. So wirkt der eigene Frieden, die eigen Güte, sich auf die Umwelt aus. Deshalb ist es meiner Meinung nach sinnvoll erst selbst Frieden und Befreiung zu finden, wenn man andere Menschen befreien möchte. Alles andere wäre psychologisch betrachtet, eine Projektion (Übertragung) des eigenen Wunsches nach Frieden und dem Ende des Leidens.


M: Da wird für mich einiges verständlicher. Allerdings habe ich eine andere Sicht in Bezug auf Reinkarnation. Ich glaube nicht daran. Deshalb glaube ich auch nicht, dass wir alle unsere (schmerzhaften) Erfahrungen selber gewählt haben.


Steffi: Reinkarnation als Konzept anzunehmen ist auch nicht notwendig. Ich mag das Konzept einfach, weil es mir die Möglichkeit bietet, meine Erfahrungen aus einer Perspektive zu begreifen, die über den Tod hinaus geht. So lernt der Verstand über den Tod hinaus, logische Schlussfolgerungen finden zu können. Das Konzept dient also dazu meine Logik aus der Begrenzung der Idee des Todes zu erweitern. 


Ich habe es persönlich so erfahren, dass es den Tod nicht in dem Sinne gibt, wie wir das im allgemeinen annehmen. Und dennoch muss man sich nicht unbedingt auf die Idee von Reinkarnation einlassen. Ich persönlich nutze zu sehr große Teilen die Psychologie als Erklärungsmodell, und kann auf Grund meiner Beschäftigung mit dem Thema vieles ganz ohne Reinkarnation erklären. Es gibt allerdings Themen, die ins magische und mystische gehen, da hat mich das Konzept bereichert, zb im Falle von Faith. Aber ich halte nicht daran fest. 

M: Das ist wahrscheinlich je nach Sicht der Dinge. Also, ich habe in diesem Leben keine solchen Entscheidungen getroffen. Es hätte in einer Zeit vor diesem Leben sein müssen. Es gibt die Sicht, dass sich jeder, der lebt, entschieden habe, ins Leben zu kommen, seine Eltern wählte usw. Auch diese Entscheidungen müssten vor diesem Leben getroffen worden sein.

Steffi: Ich habe dieses auf dem Weg zu Selbsterkenntnis zumindest für möglich gehalten, auch wenn ich anfangs noch keine persönlichen Einsichten in eine Zeit vor diesem Leben hatte. Ich war immer ein sehr rational orientierte Mensch, der sich alles mit Psychologie erklärte, auch für meine intuitiven und magischen Wahrnehmungen, finde ich immer alternative psychologische Erklärungsmodelle.Ich spiele mit dem Umherspringen in den verschiedenen Erkläungsmodellen.


Es war auch für mich sehr schwierig ein Einverständnis mit meinem Leiden, einsehen zu wollen. Ich gewöhnte mich zumindest an den theoretischen Gedanken, dass ein Teil meines Ichs dafür das Einverständnis gab. Es ist so, dass man wenn man sich für neue Theorien öffnet, das alte Weltbild ja nicht gleich verwerfen muss. Man kann Weltbilder gedanklich und emotional probe fahren und einfach mal durchspielen.


Mir hat mal jemand gesagt, er stellt sich vor er sei der Planet Saturn, und wenn etwas neues in sein Leben tritt, dessen er sich erst im klaren werden muss, schickt er es in den Orbit. Dort umkreisen ihn die Ideen im Ring des Saturns, denen er noch unentschlossen gegenüber steht. So muss er sie nicht ablehnen, auch nicht annehmen und kann gleichzeitig offen gegenüber den Ideen sein.


Auf die Art war ich offen gegenüber der Idee, dass ich selbst mir das alles angetan habe. Und gleichzeitig nahm ich aber auch meinen Widerspruch ernst, nämlich dass ich mir das damals überhaupt nicht vorstellen konnte. Und dann kamen irgendwann eigene Einsichten, dass ich eben auch der Teil bin, der diese Entscheidungen getroffen hat und und das beste daran ist, diese Rückgängig machen kann.


Da ich zu der Zeit noch arg gelitten habe, war die Aussicht, dass ich auch der Teil bin, der sich neu entscheiden kann, und zwar für Gesundheit, Lebensfreude und für das Ende des Leidens, eine Motivation das mal zu überdenken. Und so traf ich zunehmend Entscheidungen aus dem Bewusstseinsanteil, der mir früher unbewusst war, weil er abgespalten war.


Später erinnerte ich mich immer öfters an meine wahre Größe und erfuhr diese auch konkret. Ich erinnerte mich wie ich in einer Phase der Überlegung war, wo ich inkarnieren sollte. Ich erinnerte mich an die Entscheidung für mein Elternhaus. Es kamen immer mehr Einsichten. Ich habe auch nichts einfach blind geglaubt. Ich war offen für alle Möglichkeiten und habe direkte Erfahrungen mit diesem andren Anteil von mir gemacht. 


Das Gespräch setzt sich im nächtens Beitrag fort ….

1 Kommentar:

  1. an und für sich interessiert mich das alles - danke. Allerdings wäre es mir in kürzerer Form lieber gewesen ...

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