Gestern fiel mir
durch ein Gespräch mit einem Freund auf, dass viele Menschen sich
gerne positiv darstellen. Und dann war mir klar, ich werde heute
einen Text über meine Schwächen schreiben. Denn das bin auch ich.
Ob wir erfolgreich
sind oder Misserfolg erleben, messen mir meist an den scheinbaren
Gewinnern dieser Welt. Wir haben Vorstellungen von Sieg und
Niederlage, die wir selten in Frage stellen. Das Spiel zwischen
Gewinnern und Verlierern ist ein Teil der Matrix in der wir leben. Ob
wir da mitspielen, hängt von unserem Bewusstseinszustand ab. Unser
wahres Selbst ist das was, auf das Spiel von Macht und Ohnmacht
schaut, wenn wir uns nicht mehr mit einem Teil identifizieren. Also
wie kann man aus dem Spiel aussteigen?
Ich habe mich immer
zu den Verlierern gezählt. Ich war ein ängstliches Kind, denn ich
hatte ängstliche Eltern. Wo hätte ich Mut lernen sollen? Ich war
beim Wettlauf immer eine der langsamen, denn ich war mehr ein stiller
Beobachter, als ein Macher. Mein Energie Fokus war immer im Geist und
nicht im Körper. Ich hatte zu Hause nicht die Liebe, die ich
gebraucht hätte, so konnte ich kein Selbstbewusstsein, keine Ich-
Stärke aufbauen, die man als Gewinner braucht. Ich lehnte das
Ellbogenverhalten der Menschen ab, denn das entsprach nicht meiner
inneren Ethik. Ich habe nie gelernt zu gewinnen oder lag es daran,
dass meine Stärken wie Sensibilität und Beobachtungsgabe
gesellschaftlich nicht anerkannt waren? Meine Stärken liegen im
Inneren, aber die waren nie gefragt.
Ich begriff sehr
schnell, dass andere Kinder und später, andere Erwachsene, andere
Voraussetzungen hatten als ich. Denn ich bemühte mich bei allem was
ich erreichen wollte sehr. Ich versuche Schritt zu halten und mich an
die gesellschaftlichen Vorstellungen von Erfolg anzupassen, aber ich
schaffte es oft nicht. So entstand ein Gefühl von Schwäche, Neid
und Ungerechtigkeit. Ich verdrängte meine Stärken, wie meine
Empathie, weil ich wahrnahm, dass diese in der Ellbogen. Und
Leistungsgesellschaft keinen Platz hatte. Ich versuchte mich
anzupassen, doch dafür zahlte ich den Preis, dass ich meine
Persönlichkeit verdrängte. Irgendwann beginnt man die Welt
abzulehnen, für ihre Ungerechtigkeit, wenn man immer wieder für
seine Persönlichkeit abgelehnt wird und pausenlos Niederlagen
erlebt. Man entwickelt Neid auf die Gewinner, die gesellschaftliche
Anerkennung genießen. Man verliert den Glauben an sich selbst.
Dieses Thema
spiegelte sich in vielen Situationen in meinem Leben. Ich habe stets
mit Übergewicht zu kämpfen, während andere damit kein Problem
haben. Obwohl ich Jahrelang viele Stunden ins Fitnessstudio gerannt
bin, obwohl ich diverse Ernährungsumstellungen hinter mir habe,
letztlich funktionierte das Ganze immer nur für eine Zeit, in der
ich genug Energie habe, all das zu tun. Wenn ich mich übermäßig
kontrollierte und so hart trainierte, teilweise über 10 Std. die
Woche, dann war ich nur noch leicht übergewichtig. Aber ich hielt
das nicht durch, mich ständig zu kontrollieren, ständig so viel von
sich zu verlangen. Mein Körper reagiert auf meine Härte zu mir
selbst mit Krankheit. Immer wieder bremst mich mein Körper aus und
sagte zu meinem Anpassungs- und Leistungsverhalten stopp. Ich war
dagegen Ohnmächtig. So blieb mir nur aufzugeben und wieder zu
zunehmen. Immer wieder kamen Menschen mit schlauen Sprüchen, die mir
irgendetwas rieten, weil es bei ihnen funktionierte. Doch bei mir
sollte das nicht funktionieren. Oft habe ich mir ihre Anerkennung
gewünscht, dabei fehlte meine Anerkennung für mein so sein.
Ich wusste, die
Ursachen, für mein Übergewicht, die lagen ganz wo anders, nämlich
in meinem Kindheitstrauma und meinem chronischen Mangelgefühl. Essen
war lange Zeit die einzige Möglichkeit, mir selbst die Zuwendung und
Liebe zu geben, die ich brauchte. Und so kann man aus dem Kreislauf
nur aussteigen, wenn man die ungesunde Lebensweise erst mal annimmt,
und erkennt was sie ist, ein Überlebensprogramm. Sport und
Ernährungsprogramme können nicht helfen, wenn die Psyche die
Zuwendung durch Nahrungsmittel benötigt, weil ein Mensch keinen
anderen Weg gelernt hat. Es hilft nur Mitgefühl mit dem inneren Kind
und Schritt für Schritt zu lernen, wie man Selbstfürsorge und und
Selbstliebe, und alles wofür das Essen steht, sich anders geben
kann.
Immer wieder musste
ich mir schlaue Sprüche anhören von Leuten die ihren Körper mit
Leichtigkeit formen konnten. Immer wieder kamen die vermeintlichen
Gewinner dieser Welt, die sich immer schon als Stark und
Selbstwirksam erfahren hatten, auf mich zu und gaben mir gut
gemeinte, aber dennoch oft fehlplatzierte Ratschläge. Sie hatten
andere Voraussetzungen, eine andere Programmierung als ich. Der
Gewinnertyp möchte das oft jedoch nicht einsehen, denn er
identifiziert sich ja mit seinem Erfolg. Wenn man hart trainiert und
Erfolg erlebt, meint man, man selbst sei für seinen Erfolg
verantwortlich. Aber das denkt nur das Ego. So wie der Gewinner nicht
für deinen Erfolg verantwortlich ist, so ist der Verlierer nicht für
seinen Misserfolg verantwortlich, denn all unser Erleben wird nicht
von unserem Ego gesteuert. Ob wir Ohnmacht oder Macht erfahren, liegt
einzig an unserem höheren Selbst, durch welches wir uns diese
Erfahrung erzeugen. Nur ein Ego identifiziert sich durch Erfolg oder
Misserfolg.
Natürlich erfährt
man alle seine Lebensthemen immer wieder in auch der
Bewusstseinsarbeit. So konnte ich nicht die Anzahl an Klarträumen
erbringen, wie die Menschen in meinem Umfeld. Auch da hatte ich
Zeiten da lief es, und Zeiten da lief eben gar nichts. Es war einfach
keine Energie da, um die Motivation aufrecht zu erhalten. Irgendwann
brach meine Leistungskurve total ein, weil mich so viele andere
Probleme belasteten. Wenn du über all diese Dinge nachdenkst, dann
frage dich mal, wo du die Energie her bekommst, die dir ermöglicht
etwas zu erreichen, und wer dir die Energie versagt, wenn du
versagst? Zu denken man selbst hätte die Macht über die eigene
Erfahrung ist eine Illusion. Aus der Seelenebene hast du Macht, ja
aber nur dann.
Immer wieder gab es
Menschen mit schlauen Sprüchen, die mir sagten, ich müsse doch
einfach x und y machen. Menschen die mir suggerierten, ich strenge
mich eben nicht genug an, während ich natürlich wusste, das das
nicht stimmte, denn ich ging immer an mein Limit. Diese Menschen
waren stets eine Provokation für mich, denn ich fühlte mich jedes
mal unverstanden und vor den Kopf gestoßen. Ich fühlte mich
erniedrigt, denn jeder dieser Sprüche zeigte mir wieder nur meine
Ohnmacht auf.
Doch wenn ich mich
frage was haben diese Gewinner Typen mit mir zu tun? Dann
erkenne ich mich in diesen Menschen wieder, denn auch ich neige dazu,
da wo ich Erfolg habe, Menschen zu belehren. Ich bin erfolgreich, im
Verstehen von Zusammenhängen. Ich habe ein kritisches Bewusstsein,
mit dem ich alles in frage stellen kann. Das ist mir einfach gegeben.
An der Stelle bin ich ein Glückspilz. Ich habe nichts dafür getan.
Und so sammle ich Wissen mit der Motivation Menschen zu belehren und
ihnen durch Wissen zu helfen. Auch da musste ich einsehen, dass jeder
Mensch andere Voraussetzungen hat. Meine Arroganz bestand darin, dass
ich dachte, ein Mensch müsse doch einfach meine Anleitung befolgen.
Durch die Spiegelung mit den Menschen die mich belehrten, konnte ich
meine Überheblichkeit erkennen. Ich war mir nicht bewusst, dass es
eben nicht so einfach läuft. Man kann Menschen nur helfen, wenn man
sich ganz individuell auf ihre Problematik einstellt. Das kostet
Energie und ist anstrengend. Das nicht zu sehen, machte mich
überheblich und trennte mich davon, die andere Person wirklich zu
sehen und echtes Mitgefühl zu empfinden mit denen die meine
Erklärungen nicht verstanden oder umsetzten konnten. Das trennt mich
auch davon, jemandem überhaupt helfen zu können.
Natürlich führte
mich dann auch mein spiritueller Weg durch Leid und Erfahrungen der
Ohnmacht. Mein Weg konfrontiert mich schonungslos mit meinem
Kindheitstrauma und lässt mich alles spüren, was mein Leben lang
verdrängt war. Mein Körper reagiert auf alles mit Krankheit, somit
zwingt er mich hinzuschauen. Mein Körper zwingt mich regelmäßig in
die Knie, während andere Menschen gesund sind und ihren Erfolg
präsentieren. Während ich andere Menschen sehe die spontan Erwacht
sind, während ich für mein Bewusstsein arbeiten muss. Das ist
manchmal schwer zu ertragen sich alles hart erkämpfen zu müssen.
Das ist eine schwere Prüfung das Hier und Jetzt immer wieder
anzunehmen, und den Widerstand den man gegen leidvolle Situationen
verspürt, Stück für Stück abzubauen. Ich versuche das Leiden so
gut es geht anzunehmen. Aber es gibt eben auch Momente, da will man
nicht mehr.
Manchmal empfinde
ich Neid. Manchmal empfinde ich Zorn auf die, die mit Leichtigkeit
durchs Leben gehen und mit schlauen Sprüchen um sich werfen. Oft
sehe ich aber auch den Schatten dieser Menschen. Wer Erfolgreich ist,
stellt sich nicht in Frage. Aber was bringt das? Immer wieder stelle
ich mir die Frage, was soll ich hier lernen? Und immer wieder lerne
ich etwas sehr wichtiges und zwar durch die Erfahrung von Leid und
Ohnmacht.
Mein Umgang mit
Neid: 1. Sich den Neid eingestehen. 2. Den Neid fühlen und damit
auch alle Themen anschauen, die damit hoch kommen. 3. Die Trauer über
den Misserfolg und die empfundene Ungerechtigkeit fühlen. 4.
Erkennen dass Neid, nur entsteht, wenn man sich selbst weniger wert
schätzt, als andere Menschen. 5. Sich wert schätzen. Sein eigener
Maßstab werden. Das Vergleichen aufgeben.
Meine eigene
leidvolle Erfahrung als wertvoll zu betrachten, hat mir geholfen,
meinen scheinbaren Misserfolg als persönlichen Erfolg zu betrachten.
Denn alles was ich erlebe, führt dazu, dass ich der Mensch werde,
der ich immer sein wollte. Menschen denen alles im Leben zufliegt,
die haben oft kein Verständnis und kein Mitgefühl für die
Menschen, die es nicht so leicht schaffen. Und gerade darum geht es
mir ja, Verständnis und Mitgefühl zu erwerben. Wie sollten sie
auch, denn sie haben ja selbst wenig Erfahrung im Versagen. Wie
sollten sie da Mitgefühl aufbringen können, wenn sie immer erfahren
die Kontrolle zu haben? Man kann es ihnen nicht vorwerfen. Nur wer
selbst das Leiden erfahren hat, kann die Art von Mitgefühl
aufbringen, um die es mir geht. Denn diese Mitgefühl brauche ich, um
ich selbst zu sein.
Manchmal wünsche
ich mir jedoch, dass die Gewinner ihr Glück erkennen. Erst jetzt
begreife ich, dass ich mein Glück begreifen musste. Meine Zeit der
Ohnmacht und des Leidens ist ein Lehrmeister für mich. Er lehrt mich
große Weisheit und Mitgefühl zu empfinden. Alles was mir im Leben
geschieht, lehrt mich mein Bewusstsein zu erweitern. Alles was ich
erlebe hilft mir, meine Selbsterkenntnis zu vertiefen.
Wenn ich meine
eigene Autorität sein möchte, dann muss ich auch den Maßstab für
Erfolg alleine an meiner Individualität messen. Natürlich habe ich
auch Vorbilder. Ich kann Menschen für ihre Talente bewundern. Ich
kann mich für Menschen begeistern. Aber wenn ich anfange mein Leben
mit ihrem zu vergleichen, dann ziehe ich oft den kürzeren. Wenn man
seine eigene Autorität sein möchte, dann muss man sich von den
Vorbildern abkehren und sie in Frage stellen. Das macht dem Ego
Angst, denn dann fehlt einem eine Orientierung im Außen. Die
anfängliche Orientierungslosigkeit ist jedoch die Freiheit die wir
alle suchen. Es geht um die Freiheit man selbst sein zu können und
zwar in jedem Moment. Ich kann mich nicht mehr mit anderen Menschen
messen, weder mit Menschen die auf dem Marktplatz des Lebens
erfolgreich sind, noch mit Menschen die jede Nacht klar sind, oder
mit Menschen die spontan Erwachen und nicht mehr ins Ego runter
fallen. Ich kann mich nicht mit Menschen vergleichen, die einen
perfekten Körper haben, oder mit Menschen, die so viel Energie
haben, und die somit mit Leichtigkeit durchs Leben gehen. Ich kann
nur ich selbst sein, und mir dieses zu gestehen, ganz ich selbst zu
sein. Das Problem was wir mit uns haben, ist dass wir uns unsere
Individualität oft nicht erlauben.
Ich kann nur meinen
Weg gehen. Ich gehe immer den Weg der für mich und meine persönliche
Entwicklung am meisten Sinn macht. Das beste was ich tun kann, ist
mich selbst zu lieben für das was ich bin und zwar in jedem Moment.
Ich freue mich, wenn ich meinem persönlichen Ideal, ich selbst zu
sein, wieder ein Stück näher komme. Oder halt, bin ich nicht schon
ich selbst? Na dann ist ja alles perfekt.
Entwicklung und
Selbsterkenntnis ist das selbe. Wir entwickeln uns um uns selbst zu
erkennen.
Wen du auch immer
wieder unbewusst wirst und an dir zweifelst, weil dich der
Leistungswahn der Gesellschaft anstrengt, weil du dich mit Menschen
vergleichst und den kürzeren ziehst, dann steig doch einfach mal
aus, und sei ganz du selbst. Sei meinetwegen ein Looser und liebe
dich dafür. Aber sehe deinen Wert. Erkenne dass einzig unsere
Vorstellung über uns selbst, uns unfrei macht. Sehe das was du durch
deine Erfahrung täglich gewinnst. Indem du dir zugestehst du selbst
zu sein, fallen alle falschen Vorstellungen ab. Dann siehst du, dass
die Vorstellung von Erfolg und Misserfolg nur dazu da sind, um dich
weiterhin unbewusst träumen zu lassen. Du kannst deinen Maßstab für
Erfolg nur an dir selbst messen. Deine Selbstannahme wird dich
befreien.
Erfolg und
Misserfolg sind Ego Programme, die für eine Zeit einen Sinn
erfüllen. Indem du diese Programme in Frage stellst und überwächst,
erhältst du die Klarheit, die du brauchst, um ein bewusstes Leben in
Selbstannahme führen zu können. Selbstannahme ist Freiheit. Solange
du dich an anderen Menschen orientierst, bist du nicht frei.
Und wenn du zu den
Gewinnertypen zählst, dann sei einfach dankbar und nehme dein
Geschenk des Erfolges demütig an. Erkenne das du egal wie hart du
für etwas gearbeitet hast, nicht für deinen Erfolg verantwortlich
bist. Es ist die Gnade deines höheren Selbst, welches dir zu teil
wird. Denn wenn du genau hinschaust, dann wirst du erkennen, dass du
einfach die passenden Voraussetzungen in diesem Leben mitgebracht
hast, um deinen Erfolg zu erleben. An dieser Stelle verliert das Ego
seine Überheblichkeit, gewinnt dafür Dankbarkeit, Demut und
Mitgefühl. Erst wenn Überheblichkeit in Dankbarkeit gewandelt ist,
kannst du zu einem mitfühlenden Menschen werden. Vielleicht entsteht
ja auch bei dir Entspannung und Freiheit, wenn du die Vorstellung du
müsstest immer Stark sein mal loslässt.
Wenn ich genau
hinschaue, sehe ich, dass ich Anteile des Gewinners und des
Verlierers in mir habe. Oft habe ich mich mit dem Verlierer
identifiziert und den Gewinner auf Personen im Außen abgespalten.
Man will ja immer das was man nicht hat und was man hat, wertschätzt
man oft zu wenig. Aber ich sehe nun, ich bin immer beides. Und ich
sehe auch meinen Gewinner Typen.
Wenn du dich selbst
annimmst, schaust du auch liebevoller in die Welt. Denn wenn du dir
selbst deine Individualität zugestehst, dann kannst du auch allen
anderen Menschen ihre Individualität zugestehen. So entsteht
Toleranz und Frieden im innen und Außen. Wie liebevoll oder
ablehnend du auf die Welt blickst, hat immer mit deiner Selbstannahme
zu tun.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenIch bin sehr dankbar, dass ich kürzlich auf deinen Blog gestoßen bin. Ich erkenne mich in vielen Punkten selber wieder. Ich arbeite stetig an mir selbst und beobachte mein Verhalten/meine Gefühle. Nun kann ich, dank deiner Texte, mehr über mich selbst lernen. Danke, dass du dir diese Mühe machst. Liebe Grüße
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