Mittwoch, 22. Mai 2019

Über den Kampf der Geschlechter im Hinblick auf die spirituelle Entwicklung.




Dieser Betrag ist bei FB auf ein Posting von Jens entstanden.


Danke für die tollen Bilder an Hartwig Kopp-Delaney. Ich fand das erste Bild passend für den Konflikt zwischen Herz und Verstand. Viele sprirituell Suchende folgen, einem positiven Ideal, visuell dargestellt durch die roten Ballons, während sie den schwarzen Raben, der ebenfalls im Himmel fliegt bekämpfen. Dieses stellt die Einseitigkeit dar, über die ich heute sprechen möchte.

Der Text handelt sowohl von den unterschiedlichen Rollenkonzepten von Mann und Frau, als auch von vergeistigen Wertevorstellungen spiritueller Menschen, die im sich Kampf zwischen Herz und Verstand befinden. Ich möchte mit diesem Text den Kampf zwischen Herz und Verstand beleuchten und Ansätze aufzeigen, wie der innere und äußere Krieg, befriedet werden kann.

Beitrag von Jens: 

"Was mir bei den spirituellen Gruppen und auch bei den verschiedenen Kongressen auffällt, dass ist die massive Unterrepräsentation der Männer. Irgendwie scheint das wohl kulturbedingt, denn in der indischen Kultur haben wir ja eine Dominanz der Männer, insbesondere bei den Weisheitslehrern." 

 

Teil 1

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Steffi: Ich glaube das hängt u. a. mit der Konditionierung zusammen. Wir werden meist mehr oder weniger geschlechtsspezifisch motiviert erzogen. Das heißt es werden unterschiedliche Erwartungen an einen Jungen gestellt, als an ein Mädchen. Eltern tun dieses meist unbewusst, solange sie ihre eigenen Rolle nicht bewusst definiert und reflektiert haben.

In der Erziehung der Jungen wird noch mehr darauf geachtet, dass diese ihre weichen Gefühle unterdrücken müssen. Auch heutzutage erlebe ich dieses in meinem Beruf als Erzieherin, dass geschlechtsspezifische Erziehung immer noch Bestandteil des Alltags darstellt. Ein Junge darf sich raufen. Ein Mädchen nicht. Den Jungen wird viel häufiger gesagt: Ein Indianer kennt keinen Schmerz. Jungs weinen nicht usw.

Solche Floskeln kennen wir alle, aber vielleicht sind wir uns nicht bewusst genug, welche weitreichenden Auswirkungen diese Form der Erziehung auf unser Leben hat. Auch heute passiert dieses vielen Eltern, Lehrern und Erziehern noch unbewusst. Ich möchte mit meinem Text aber auf gar keinen Fall dazu aufrufen, dass männliche und weibliche geschlechtsidentität abgeschafft werden soll, wie ich es zum Beispiel kürzlich in einer Doku auf ARTEe sah. Dort gab es einen Bericht über schwedische KiTas, in denen Kinder ihre geschlechtstypischen Verhaltensweisen nicht mehr spontan ausleben durften. 

Und genau das ist das Problem, welches das Problem nicht löst. Meist neigen Menschen dazu, eine Einseitigkeit mit einer anderen Einseitigkeit zu bekämpfen. Deshalb werden unsere Kämpfe beständig am laufen gehalten.  Mir geht es in diesem Text darum ein Bewusstsein zu entwicklen, um aus jeglicher Einseitigkeit auszusteigen. 

Es geht um das Ende jeglicher Ideologie, sowohl der einen, als auch der anderen. Für mich dürfen Mädchen, Mächen sein. Mädchen dürfen aber auch Jungs sein. Jungs dürfen Jungs und Mädchen sein.  

 

Teil 2

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Zum Teil sind diese festen Vorstellungen von Geschlechterrollen, einmal für unser Überleben notwendig gewesen. Man könnte sagen, es handelt sich um geistige Gene der Vergangenheit, die weiter getragen werden. Von Zeit zu Zeit macht es jedoch Sinn, sich zu fragen, ob unsere Werte für uns selbst noch bestand haben sollten.

Weil wir als Kinder abhängig von unseren Eltern sind, und uns den Erwartungen der Erwachsenen und der Umwelt meist nur ohnmächtig fügen können, beginnen wir, wenn wir erzogen werden, authentische Anteile unseres Selbst zu verdrängen oder gar abzuspalten. 

Verdrängen bedeutet, man spürt noch, das das etwas nicht gelebt werden kann, was sich eigendlich ausdrücken möchte. Abgespalten bedeutet, man spürt es gar nicht mehr. Man kann Teile seines Selbst dann nicht mehr wahrnehmen. Vielleicht ist ein Junge traurig, aber er fühlt es nicht mehr. Vielleicht ist ein Mädchen wütend, aber es fühlt die Wut nicht mehr. Es durfte ja nie da sein. 

Man übernimmt die Rolle, die einem zugewiesen wurde und übernimmt diese Überzeugung der Eltern, Lehrer, Erzieher, der Sozialisation der Peer Group, während tief im Inneren die abgespaltenen Gefühle gleichzeitig vorhanden sind und unterdrückt werden.

So baut man sich auch, um als Mann zu bestehen, oft eine härtere Schale, ansonsten wird man von den anderen Männern nicht respektiert. Vom Kollektiv nicht respektiert zu sein, war in manchen Epochen lebensgefährlich. Diese Todesangst hängt oft noch an unseren alltäglichen subtilen Handlungsweisen. Dieses muss man sich erst mal bewusst machen und sie wieder entkoppeln. Man muss sich fragen, wie werde ich als Mann von den anderen respektiert obwohl ich sanft bin. Und vor allem kann ich mich so selbst akzeptieren? Das ist letztlich auch die wichtigste Frage.

Manche Menschen neigen auch dazu, die Werte ihrer Eltern zu internalisieren, und sie unbewusst zu imitieren. Die Werte der Eltern werden unbewusst übernommen, und man denkt fälschlicherweise, es würde sich um die eigenen Werte handeln. Das geht soweit, dass man sich und sein inneres Kind selbst verrät. Das geht so weit dass man nicht mehr der Mensch ist, als der man geboren wurde, zu dem man vielleicht mal Berufen war, weil die Erziehung so mächtig war, das man sich nur ergeben konnte. Ab da spielt man eine Rolle. 

Andere wiederum bemerken diese Unstimmigkeit der Erwartungen, gegenüber dem inneren Gefühl. Das sind meist Menschen die unter ihren eigenen authentischen Gefühlen leiden, weil sie diese nicht zum Ausdruck bringen dürfen. Es wurde ja verboten. Sie hadern damit, wie sie diesen inneren Konflikt in sich befrieden können. Es gibt weiche, sanfte Männer, die sich gezwungen fühlen, diese veralteten Rollenklischees bedienen zu müssen, obwohl sie nicht so fühlen. Genauso wie es Frauen gibt, die darunter leiden, ihrer Persönlichkeit nicht gerecht zu werden, weil sie immer lieb und still sein mussten.  

 

Teil 3

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Bei mir war Wut total abgespalten, bis sie zurück kam. Huch das bin ja auch ich. So gab es Anteile in mir, die zur Wut gesagt haben, du darfst nicht da sein Wut. Damit muss man dann erstmal einen Umgang finden und die Wut wieder ins Leben einladen. Wie für die meisten Frauen, die diese Programmierung der Unterwürfigkeit weitgehend erhalten haben, ist meine Wut und meine Durchsetzungsfähigkeit auch heute noch ein Tabuthema.

Ich erfahre dass meine Aggression besonders als Frau nicht erwünscht ist. Desweiteren hatte ich eine Ideologie der Gewaltlosigkeit in mir. Ich war Pazifist, weil ich die Gewalt gehasst habe, die ich erleiden musste. Pazifismus ist eine weibliche Ideologie.

Und ein Mann wird vermutlich auch erfahren, dass er als Mann nicht akzeptiert wird, wenn es sich plötzlich sanft und verletzlich zeigt. 

Wenn man aus seinem eigenschränkten Selbstbild aussteigen will, muss man einen Weg finden da drüber zu stehen, wenn das Umfelt das Verhalten kritisiert. Und weil ich glaube, dass ich meine Realität durch meine Gedanken erschaffe, wird meine Umwelt das kritisieren, was ich in mir selbst ablehne. Und so erfahre ich es. Sein altes Ego Muster zu durchbrechen, bedeutet eine neue Realität zu erschaffen. Das ist nicht so leicht, denn dabei werden wir von unseren Ängsten immer wieder eingeholt. 

Wir leiden alle unter zwanghafter Anpassung. Und wir alle haben Angst was wohl passiert, wenn wir aus unserer Anpassung ausbrechen. Wir spielen vielleicht diese Rolle, jedoch nicht immer ist das die eigene Überzeugung. Tief im inneren wissen wir das meist, doch die Angst ist zu groß aus dem Schauspiel auszusteigen. 

Wer erwachen will, muss den schwierigen Weg gehen, eigene Überzeugungen und übernommene Überzeugungen wieder zu trennen. Man muss wieder ganz man selbst werden und die Ablehnung der Gesellschaft für das Ausleben der eigenen Identität akzeptieren. Aber wir ahben alle Angst alleine zu sein, und das hält ins im Schauspiel.

Diese einseitige Härte des Mannes, die in unserer Gesellschaft propagiert wird, muss man auf dem Weg zu sich selbst systematisch in Frage stellen. Nicht weil die Härte, oder die Fähigkeit zur Stärke an sich falsch wäre, aber um einmal Platz zu machen für das weiche, weibliche Prinzip. Man muss den dominanten Teil in sich, einmal loslassen um wieder Ganz zu werden.

In manchen Menschen ist der dominante Teil auch das Mitgefühl. Ich als Frau musste lange mit mir ringen, um meiner Aggression wieder Platz zu machen. Für mich war es schwer das Mitgefühl dafür einmal loszulassen. Das machte Angst. Ich habe mich sofort für einen Unmenschen gehalten, nur weil ich mich mal durchgesetzt habe, weil ich mal frech und ungezogen war, weil ich mal an mich gedacht habe, was ich früher nie tat. Das greift schnell die ganze Identität an. Man fühlt sich von anderen abgelehnt. Was man fühlt wird Realität. Diese Angst vor Ablehnung darf man überwinden. Diese Grenzen darf man durchbrechen.

Ich merke wie schwer das für mich ist, mein Scheitern und meine Gefühle von Schwäche, anzuerkennen. Auch deshalb rede ich aller Öffentlichkeit über diese Dinge, da ich weiß es gibt Menschen, die mich dafür verurteilen, wie ich mich gebe. Deshalb tue ich das, um mich dieser Ablehnung zu stellen. Um gegen das System (was ich selbst bin) zu rebellieren. 


Für einen Mann dürfe das noch schwieriger sein, weil auf ihm, bedingt durch die gesellschaftliche Konditionierung ein noch höherer Erwartungsdruck diesbezüglich liegt. Es gibt ja kaum weiche, männliche Rollenvorbilder. Einzig Jesus vielleicht? Hm Jesus dient aber nicht als aktuelles männliches Rollenvorbild. Also sollte man sich fragen, welchem Rollenbild sollte ich genügen, und dieses in Frage stellen.

Oder es sind heutzutage Intellektuelle, die das männliche Prinzip in vergeistigter Form vertreten? Dazu komme ich noch im Text.

Sind es finanziell erfolgreiche Menschen? Sind es die Donald Trumps der Welt? Wichtig ist was du persönlich mit dem männlichen Prinzip verbindest. Genau das solltest du dir anschauen und das Gegenteil einladen. Nicht durch das Gegenteil ersetzten, sondern das Gegenteil dazu holen. In der Praxis gerät man da auch schonmal zeitweise in eine Überkomprensation, aber das ist okay.

 

Teil 4

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Ich kenne auch nur sehr wenige Männer, die offen über ihre Gefühle, über ihre verletzliche Seite, ihre unerfüllten Bedürfnisse reden, die bereit sind, sich verletzlich und schwach und bedürftig zu zeigen. In so einer sprituellen Gruppe ist die Haltung meist sehr weiblich orientiert. Wie soll sich ein harter Mann da wohl fühlen, da er ja weiß, er wird dort entmannt.

Außerdem neigen viele Männer dazu, Dinge mit sich selbst ausmachen zu wollen. Manche sagen, das sei eben der männliche Weg. Das ist aber immer noch ein Versuch möglichst keine Schwäche zu zeigen. Ich betrachte das kritisch, wenn ein Mann einseitig Freiheit oder das Einsiedlertum, der Verbundenheit vorzieht. Das ist keine Freiheit, das ist Angst vor Beziehung und Nähe. Das ist Angst vor der eigenen Verletztlichkeit und Bedürftigkeit. Das ist die Angst sich einzulassen und wieder schwer enttäuscht zu werden.  Denn damals ist genau das passiert. Etwas durfte in der Kindheit nicht da sein, und dann wurde es ins Gegenteil verkehrt. Das ist verständlich, aber keine Freiheit.

Männer streben oft nach Unabhängigkeit und Freiheit. Das liegt aber nicht in der Natur des Mannes, sondern in der Erziehung, in der Natur des männlichen Prinzips, welches um den Sieg über das weibliche kämpft. Man kann dieser Eigenart auf rein biologische Ursachen reduzieren, aber damit stellt man sich noch nicht der Wahrheit. In Wahrheit sind wir weder Männer noch Frauen. Über die psychologischen Analyse können wir, jedoch zu den Urspüngen unseres Selbst gelangen.

Und genauso verhält es sich, mit dem weiblichen Prinzip. Auch das ist im Kampf um den Sieg. Vielleicht tarnt es sich noch geschickter, denn es vertritt ja die Liebe, die Verbundenheit und das Mitgefühl. Und dennoch sind das die Waffen des Kampfes, in sofern das weibliche, das männliche, zerstörerische, starke, nicht neben sich akzeptiert.

Wenn die Liebe den Hass noch besiegen will, ist das weibliche Prinzip im Kampf! 

Lange wollte ich das nicht begreifen, weil ich auch ein großer Vertreter des Mitgefühls bin. Erwachen kann aber nur in der Haltung der Mitte liegen, nicht identifiziert auf einer Seite. Es geht darum eine Perspektive der Freiheit von diesen Ideologien zu erlangen, die jenseits eines Standpunktes liegt. 

Ich glaube viele spirituelle Egos mögen mir jetzt widersprechen, weil ich euren spirituellen Standpunkt mit meinem Text zerstöre. Jetzt bin ich das zerstörerische männliche Prinzip. Das männliche Prinzip, der klare Verstand zerschneidet jedes Trugbild. Aus diesem Grund ist die Zerstörung heilig, gut und böse zugleich. 

Das weibliche Prinzip umhüllt in seiner Herrlichkeit die Zerstörung mit Mitgefühl. Herz besiegt Verstand. Verstand besiegt das Herz. Beide Seiten lösen sich während dieser Auseinandersetzung mit sich selbst irgendwann in einer Paradoxie der Freiheit auf. Hier beginnt der Himmel. Dort geht es lang, in die Haltung der Vereiningung der Gegensätze. 

 

Zurück zum Mensch sein. Damit möchte ich sagen, dass wir uns nicht auf unsere Geschlechtsidentität reduzieren sollten, sondern auch das, wo wir denken, ich muss ja so sein, weil ich ein Mann oder eine Frau bin, in Frage stellen sollten.

Wer das tut, wird nämlich entdecken, dass das was wir in Wahrheit sind, keine Geschlechtsidentität hat. Auch wenn wir einen Körper sehen, der wie Mann oder Frau aussieht. Das was wir wirklich sind, hat kein Geschlecht. 

Manche sagen ich bin in höchster Instanz die Liebe, manche sagen, ich bin in höchster Instanz Geist, manche sagen sie sind in höchster Instanz Leerheit. Ich glaube wir sind Sowohl als auch, und keins von alldem. Das höhere Selbst ist nicht zu fassen, durch ein Wort, welches es in ein Konzept presst. 

Aber genau dieses pressen in Konzepte passiert unter spirituellen Suchern. Und während wir noch im Widerstand gegen Konzepte sind, machen wir wieder ein Konzept daraus. 

 

 

Ich halte es für sehr fragwürdig, dass es kaum sprituelle Wege gibt, die den Menschen lehren, kritisch zu denken. Sie sagen sie seien die Liebe und kämpfen gegen den Verstand. Sie sagen sie sein das Nichts und kämpfen gegen die Identität eines kleinen Ichs. Das ist noch kein vollständiges Erwachen. Das ist Kampf. Da ist ein Ego, was meint etwas sei besser als das andere. Ich sehe da nur Identität im Kampf, welches mit Konzepten identifiziert ist.

 

Teil 5 

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Frauen streben stärker nach Verbindung und Austausch mit anderen Menschen und können sich auf Grund der Erziehung leichter in die Rolle des Schwachen und Abhängigen begeben. Mädchen werden schon durch Märchen konditioniert ein Leben lang auf den Prinz zu warten, der sie rettet.

Das Starke, Selbstständige, Durchsetzungsfähige und Unabhängige ist in der Frau oft nicht genügend entwickelt. Sie wartet immer noch auf den Märchenprinz, der ihr das Gefühl geben soll, sicher, geliebt und endlich in sich angekommen zu sein. Oft warten wir Frauen ein Leben lang auf diesen einen Mann. Aber er kommt meist nicht. 

In keinem Märchen schwingt die Frau selbst das Schwert und tötet den Drachen. Das tut nur die erwachte Frau. Und die ist unbequem, stark, bissig und intelligent, als auch mitfühlend sanft und verständnisvoll. Beides.

Mädchen schlagen sich nicht. Mädchen sollen hübsch aussehen. Ihre Geschlechtsidentität hängt nicht so sehr davon ab, wie wehrhaft sie ist. Im Gegenteil, Mädchen dürfen nicht wehrhaft sein, sonst fallen sie aus der Rolle.

Frauen identifizieren sich dafür mehr mit dem Aussehen, oder mit dem was sie in einer Beziehung geben können, mit ihrem Mitgefühl, um vom Gegenüber zu bekommen, was ihnen an Kraft und Stärke fehlt. Frauen werden ihr Leben lang in einer Art Demut gehalten, die sie im Prozess des Erwachens durchbrechen müssen. Ja und gleichzeit soll man ja liebevoll bleiben. Gar nicht so leicht. Was das angeht haben Frauen genauso Ängste, nicht zu genügen, wie Männer. Einzig die Erwartungen sind unterschiedlich. Kein Avatar hat es leichter als der andere.

Wer einen spirituellen Weg geht, wird oft auch mit seinen eigenen rollenspezifischen Erwartungen konfrontiert. Dabei erlebt man oft die Gefühle innerhalb seiner Geschlechterrolle zu versagen. Man erlebt evt. als Mann oder als Frau zu versagen. Wie das aussehen mag, hängt von den eigenen Erwartungen an das eigenen Geschlecht ab. Vielleicht fühlen wir uns nicht hübsch genug, nicht sexy genug, nicht potent genug, nicht stark genug, nicht durchsetzungsfähig genug, nicht erfolgreich genug. 

Das ist aber kein Versagen! Das ist Ego Sterben! 

Wenn du deiner Rollenvorstellung nicht genügst, dann siehe das als Chance, die einen höheren Sinn hat. 

Man sollte das „Versagen“ als Schritt in die Freiheit jenseits eines Rollenkonzeptes verstehen. Davor schrecken die meisten Menschen jedoch zurück, weil es schwer ist, die eigenen Vorstellungen über Board zu werfen und weil es schwer ist, als „Versager“ in der Gesellschaft zu bestehen. 

Selbst wenn man sich selbst vergibt, dann werden einen alle anderen für unzulänglich halten. Das Denken springt da immer hin und her, zwischen dem eigenen Selbstbild und der Fremdwahrnehmung. Der Weg ist, dass deine Selbstwahrnehmung immer mehr die einige Wahrheit für dich sein muss. Lass die Meinungen andere an dir abprallen, durch dich durch fließen. Ich übe da noch.

Man muss sich selbst so sehr lieb haben, dass die gesellschaftliche Meinung nicht zählt. Das ist schwer. Das klappt auch nicht von heute auf morgen, aber wir können diesen Weg Schritt für Schritt gehen. Man muss sich selbst vergeben, ein Versager zu sein, der seinen eeigenen Werten nicht entspricht. Das ist nicht immer einfach. Für mich war es ein Weg, immer mehr zu meiner eigenen Autorität zu werden. 

Dabei hat mir die innere Kind Technik sehr  geholfen. Begleite dich einfach in allen Lebenlagen und gebe dir Annahme und Fürsorge. Wenn es einmal nicht klappt, dann finde heraus warum nicht. Über die Innere Kind Technik findest du genügend Material im Netz.

Sowohl Männer als auch Frauen erleben das. Wie viele weibliche Spirituelle kenne ich, die sich ganz mit dem Mitgefühl identifizieren. Auch kenne ich männliche Spirituelle, die den Intellekt ablehnen. Aber was steckt wirklich dahinter?

Das ist nichts anderes als Männer, die sich außschließlich  mit Logik identifizieren, das weibliche und subjektive jedoch aus ihrer Realität ausschließen. Das Problem ist die Einseitigkeit und der feste Standpunkt der sich daraus entwickelt hat.  

 

Teil 6

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Ich glaube Männer müssten irgendwie mehr erfahren, dass ihre Identität als Mann nicht von irgendwelchen geschlechtsspezifischen Vorstellungen abhängt. So wie Frauen ihre Identität noch mehr vom Aussehen abkoppeln müssen, müssen Männer ihre Identität von Stärke und Erfolg abkoppeln.

Die Frauen haben ja schon eine gewisse Phase der Emanzipation hinter sich, und daher ist es für uns Frauen viel normaler Einspruch zu erheben, gegen unsere inneren Programme, gegen die Vereinnahmung durch das System,  gegen unsere Erziehung, die uns auf eine einseitige Persönlichkeit reduzieren wollte. Ich glaube bei den Frauen ist dieser Gedanke schon etwas stärker angekommen. Die Männer stecken noch in diesem Prozess drin, sich diese Freiheit zu erlauben, sie selbst zu sein.

In Indien wird Spiritualität mehr mit Weisheit (dem männlichen Prinzip) in Verbindung gesetzt. Dort wird Spiritualität gesellschaftlich anerkannt. Dort ist Spiritualität ein männliches Prinzip. Bei uns wird Spiritualität mit Esoterik, Verweichlichung, rosa Einhörnern, (dem weiblichen Prinzip, Kindlichkeit bis hin zur Verwirrung und Verblödung) verbunden. 

Rationalität hat bei uns einen hohen Stellenwertwert. Seit der Aufklärung sind Sachen des Glaubens, und des Fühlens für das männliche Prinzip verpönt. Ich selbst hatte diese Phase natürlich auch schon. In unserer Welt wird alles empirisch untersucht. Das Subjektive was dem nicht mit einer messbaren Substanz besteht, wird nicht ernst genommen. Aber warum? 

Was sich in der intellektuellen Auseinandersetzung fortsetzt, ist der alte Kampf der Geschlechter.

Nicht jeder Mann definiert sich über seine Körperkraft. Männer sind auch oft gute rationale Denker und leben das männliche Prinzip geistig aus, eben durch einseitige Rationale Werte. 

Oft hat sich das männliche Prinzip vom Körper in den Geist verschoben, weil sie die körperliche Härte ihrer Väter abgelehnt haben. Die männliche Kraft ist jedoch immer noch vorhanden. Oft kämpfen Menschen die körperliche Kämpfe ablehnen, diese dann an intellektueller Stelle weiter und sind sich nicht bewusst, wie sie fortführen, was sie ursprünglich ablehnen. So entsteht ein Kampf oft gegen Anteile des eigenen Selbst. So entsteht der innere Krieg, den wir dann aber meist nur in projezierter Form auf das Außen wahrnehmen. In uns selbst wollen wir die Ursache des Unfriedens den wir erleben, meist nicht sehen.

Sie arbeiten vielleicht in einem wissenschaftlichen Beruf. Sie fühlen sich gefährdet, sich auf so eine weiche spirituelle Philosophie einzulassen, die im männlichen Prinzip keine Substanz hat. Sie haben Angst dann nicht mehr erst genommen zu werden. Dann wirkt das kämpferische männliche Prinzip, zeigt sich jedoch geistig verkörpert. Deshalb könnte man auch sagen, dass Logiker ebenfalls eine sprituelles Ego haben, genau wie die Spirituellen. Bei anderen sehen wir das immer schnell, aber sehen wir es auch in uns? 

Und auch hier müssen wir wieder aufpassen und darauf achten, dass wir die Erungenschaft der Wissenschaft nicht verkennen. Denn sobald wir erkennen, das etwas einseitig ist, neigen wir dazu, es mit dem Gegenteil bekämpfen zu wollen. Auch das passierte mir hunderte Male auf meinem sprirituellen Weg. Die Wissenschaft und die Esoterik, sind in der phänomenalen Welt getrennt. Und das ist auch richtig so. Wenn wir uns aber mit dem Erwachen beschäftigen, dann müssen wir diese gegenteiligen Sichtweise in uns vereinen, bis sie sich inereinander auflösen. Bis nicht mehr da ist an das wir glauben können. Bis wir nichts mehr wissen.

Und dennoch ist der Kampf den ein weicher Mannvielleicht nie führen wollten noch da. Das männliche Prinzip drückt sich durch den rationalen Intellekt aus, der Spiritualität auf Grund subjektiven und gefühlsmäßigen oft einseitiger Qualitäten abwertet. 

Ich möchte mich an dieser Stelle dafür einsetzten Verständnis bei beiden Seiten zu wecken. Ich möchte dazu beitragen, dass Menschen verstehen, dass weder das männliche noch das weibliche Prinzip falsch ist, sondern die Einseitigkeit, denn das ist unser Ego. 

Der Feste Standpunkt der unsere Identität erzeugt, ist das einseitige Denken. Auch das einseitige Bevorzugen des Mitgefühls oder der Intuition ist einseitig. Nicht das Denken, nicht das Fühlen ist das Problem. Nicht as Objektive, nicht das Subjektive.  

Die Einseitigkeit, die Festlegung auf eine Seite ist das Problem.

Ich erlebe diesen Kampf zwischen männlichem und weiblichem Prinzip in mir. Mein männliches Prinzip (Verstand) und mein weibliches Prinzip (Herz) kämpfen miteinander, um ein Vorrecht. Herz und Verstand haben Meinungsverschiedenheiten.Diese erlebe ich, als nach Außen projizierte Konflikte.

Soll ich Mitgefühl mit meinem Gegenüber haben, ihn so lassen wie er ist oder ihn belehren? Soll ich mich töten lassen wenn mich jemand angreift oder mich durchsetzten? Diesen inneren Kampf führe ich nur all zu oft. 

Die Lösung kann nur Gleichgültigkeit sein. Alles ist gleich gültig. Gleichwertig. Es gibt kein besser oder schlechter. Es gibt kein Richtig und Falsch. Und deshalb kann die Antwort auf alle Fragen nur ein nicht wissen, eine Gleichgültigkeit sein. Aber das muss man erstmal selbst erkennen. Nicht Wissen bedeutet nicht, nicht denken. Das verwechseln viele. Nicht Wissen bedeutet, alles als Gleichgültig anzuerkennen. 

Bei den meisten Menschen wird jedoch ein Standpunkt besonders verteidigt. Manchmal ist das auch richtig, wenn ein Standpunkt immer wieder benachteiligt wird. Wenn du immer und immer wieder erlebst, den kürzeren zu ziehen, dann stimmt wohl etwas nicht mit deinem männlichen Prinzip. Wenn du dir immer wider anhören musst dass du ein Arschloch bist, dann stimmt wohl ertwas nicht mit deinem weiblichen Prinzip.

Ich habe mir nie erlaubt zurück zu schlagen. Ich hatte Gewalt verachtet. Gerade deshalb lerne ich heute mich durchzusetzten. Sehr oft kommen spirituell motivierte Menschen und wollen mir etwas von heiliger Selbstlosigkeit erzählen. Daran sehe ich sie denken noch in Konzepten. Sie lehnen das Ich noch ab. Und dann erzählen sie mir, ich soll aufhören zu denken.

Dabei war ich ja mein ganzes Leben chronisch selbstlos. Mein Ego ist stehst im Mitgefühl. Deshalb überwachse ich mein Ego, indem ich agressiv (oder zerstörerisch im intellektuelle Sinne) bin. Das hilft mir, mich aus meiner Ego Programmierung als Frau zu befreien. Diese Ego Programmierung kann man aber auch als Mann haben, zum Beipiel wenn du einen Weg der Selbstlosigkeit als sprituellen Weg gehst. Der Boddhisattva ist einseitig. Er kann den Frieden nicht finden, solange der die Einseitigkeit in sich nicht überwindet.

Und ich glaube dass viele die in ihrem Ego ein stark weibliches Prinzip leben, eben durch die Hinzunahme (sowohl als auch)  des männlcihen Prinzips einen Weg finden, um ihr wahres Selbst zu finden. Denn dann lässt die Identifikation mit der Einseitigkeit los.

Jemand anders der sich immer nur an sich gedacht hat, darf vielleicht Selbstlosigkeit lernen, weil er damit den Gegensatz in sich aufnimmt. Aber das darf man auf keinen Fall pauschalisieren und daraus eine spirituelle und allgemeingültige Ideologie zu machen. 

Jeder Mensch hat jedoch ganz eigene Entwicklungsaufgabe. Für mich waren daher alle selbstverleugnenen Wege nicht richtig, zb Advaita. Denn das hatte ich schon in der Kindheit gelernt. Aber für einen anderen Menschen, der ein hartes Ego hat, kann das genau der richtige Weg sein! Wenn ihr anderen Menschen einen rat geben wollt, dann müsst ihr diesen Rat auf die Persönlichkeit eines Menschen abstimmen. Ihr müsst schauen wen ihr da vor euch habt. Pauschale Ideologien, führen zu spirituellen Egos und an der Erleuchtung vorbei.

Für mich ist die bewusste rationale und emotionale Auseinandersetzung, wie ich durch die Psychologie finde richtig, damit ich mein einseitiges Ego überwachse. Aber das ist nur mein Weg, und es muss nicht euer Weg sein. Deshalb kann man das Erwachen niemandem geben, weil es keinen Weg gibt der für alle gleichermaßen gilt. Dazu müsste man erstmal sehen wo jemand steht, und selbst Erfahrung mit dem Standpunkt des anderen haben.

Das Problem ist, dass ihr es alle gewohnt sein, einem Menschen, oder einer Ideologie zu folgen, anstatt dass ihr eigenständig denkt und fühlt. Erwachen kann man nur wenn man seine eigenen Identität entwickelt. Nicht indem man irgendwem hinterher läuft. Nicht indem man irgendwas nachplappert, was ein anderer für sich gefunden hat.

Deshalb verteidige ich, wenn ich mit spirituellen Menschen spreche, regelmässig den Verstand und wenn ich mit rationalen Menschen spreche, das Gefühl, das Subjektive oder die Intuition. Ich möchte dem was ich vorfinde, das was nicht beachtet wird, gegenüber stellen. Ich trete für das ein, was nicht gesehen wird. 

Das wird dann schnell damit verwechselt, dass ich den Verstand oder das Gefühl idealisiere. Ich idealisiere aber wenn überhaupt, die Vereinigung der Gegensätze. 

Ich idealisiere keinen Verstand und kein Gefühl. Weder Logik noch Liebe. Wenn überhaupt hänge ich da noch mehr am Gefühl, als am Verstand. Ich empfinde es aber oft als müßig dass einem spirituell verblenden Menschen zu erkären, denn sie wollen eben glauben was sie glauben wollen. Ihr totschlagargument ist immer, ich soll nicht so viel Denken. Sie sind gar nicht offen für das was ich sage. 

Ich könnte aber auch jedem sagen, jeder hat Recht. Vielleicht mache ich das irgendwann. Allerdings werde ich dem was ich in der Welt noch bewegen möchte, dann nicht gerecht. Ich möchte Menschen aufklären. 

Ironischerweise, ist meine Berufung zur intellektuellen Aufklärung enstanden, weil mein Gefühl nicht geachtet wurde. 

 

 Teil 7 

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Solange der Logiker, die Logik verteidigt, solange der spirituelle das Mitgefühl verteidigt, kann es keinen Frieden geben. Solange zwischen einer objektiven wissenschaftlichen Sichtweise und einer esoterischen Einhorn Phantasie, einer Religion, zwischen Wissen und Glauben ernsthaft unterschieden wird, solange da etwas ernster genommen wird, als das andere, ist Krieg vorprogrammiert, selbst wenn dieser heute oft nur intellektuell geführt wird. 

Gleichzeitig leben wir nunmal in einer hierachischen Welt in der gerade die ernsthafte Unterscheidung den Weg zum Erwachen geebnet hat. Die Welt ist also ein einziges Paradoxon. Ein Kritiker hat überall gleichsam zu tun. :D

Manche Menschen führen ihre Kriege im Außen. Andere im Innen. Der innere Krieg ist nicht weniger schmerzhaft. Für den Frieden im Außen und im Innen, müssen wir unsere dogmatischen und einseitigen Überzeugungen loslassen. Wir müssen lernen, nichts zu Wissen. Das bedeutet aber nicht, dass wir nichts mehr lesen sollen, nicht lernen sollen, es bedeutet so viel zu wissen, bis du am Ende deiner Wahrheit angekommen bist. Bis du selbst zufreiden bist, mit dem was du weißt. Jemand der Nichts weiß, weiß im Grunde viel.

Wenn die Gegensätze in dir aufhören zu kämpfen, wirst du den gewonnen inneren Frieden immer mehr nach Außen tragen können. Deshalb beginne in dir. Kämpfe nicht gegen Situationen in der Umwelt. Schau was ist in dir noch nicht im Frieden. Schaue genau da hin, wo etwas unbequem ist, wo etwas weh tut, wo es peinlich ist. Genau das kannst du durch bewusste Annahme erlösen.

Dass jedoch beide Prinzipien gleichzeitig nebeneinander existieren können, scheint unser Verstand gerne abzulehnen. Die Lösung ist das Sowohl als auch. Dann nämlich fällt der feste Standpunkt, der unser Ich- Gefühl aufrecht hält, weg. Wenn du nicht mehr weißt, was richtig und falsch, was gut und böse ist, dann weißt du irgendwann nicht mehr wer du überhaupt noch bist. Genau da beginnt Erwachen. Es geht darum alle Konzepte in einander zu vereinen, damit du nicht mehr weiß, wer du bist. 

Wenn wir alles gleichzeitig akzeptieren können, entsteht Gleichmut und Frieden. Anstatt entweder, oder – brauchen wir ein Sowohl als auch.

 

Teil 8 

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Für unser Ego ist dieses loslassen der festen Vorstellungen, aber erst mal schwierig. Wir fühlen uns dann erstmal verwirrt, wenn wir die Vorstellung von Richtig und Falsch verlieren. In diesem Prozess des Loslassens meines Standpunktes, habe ich mich hilflos, ängstlich, verwirrt und ohne Halt gefühlt. Manchmal habe ich tagelang vor Verzweifelung geweint, weil das was ich erkannt habe dazu führte, dass ich mich an nichts mehr festhalten konnte. Manchmal ist alles an das ich je glaubte in einen Abgrund gerutscht. Davor haben Menschen Angst. Deshalb halten sie an ihrem Ego fest. Deshalb verteidigen sie ihren Standppunkt.

Ich spürte dass in mir etwas nach Halt sucht, aber da war keiner mehr. Alles war gleichgültig. Wie soll man so leben? Ich rutsche erstmal zurück ins Ego. Das ist glaube ich normal. Ich hatte Glück dass mir jemand immer wieder dadurch half.

Das einen das Sterben des Egos so zermürbt, sind aber nur Phasen. Das sollte man wissen! Manche glauben, dass sie, weil es erstmal chotisch ist, falsch abgebogen sind. Angst und Wahnsinn sind aber nur Phasen des spirituellen Sterbens. Und dann gehen sie zurück in ihr altes Leben. Auch das passierte mir zum Teil. Es war einfach zu viel auf einmal. Ich ging zurück, um irgendwann weiter zu suchen.

Für mich sah die Freiheit stellenweise erstmal wie Wahnsinn aus. Das war aber nur eine Phase. Also dann geht man eben wieder zurück. Auch egal. Und dann schaut man irgendwann doch wieder neugierig hinter den Vorhang der Matrix. Wenn die Angst ein bisschen kleiner geworden ist. In mir ging das eine Zeit hin und her. 

Mit dem Sterben der alten Ansichten, beginnt aber schon bald eine innere Neusortierung. Und glaube mir, du wirst Wege finde, wie du damit leben kannst, dass Teile von dir wegsterben. Du wirst auch immer mehr Gleichmut mit dem Wegfallen von Egoteilen finden. 

Im Grundd stirbt aber nichts. Das kommt dir nur für den Bruchteil eines Momentes so vor, und weil es diese ganzen spirituellen Erzählungen über das Sterben gibt, denkst du jetzt es fehlt etwas, weil da plötzlich Leere ist. Es ist einfach der Widerstand weggefallen, den du immer hattest. Das empfinden wir als Leerheit. Das ist ungewohnt. Wenn du dich für nichts mehr verurteilest, wenn du die Welt wie sie ist, mit all ihrem Schrecken annehmen kannst, wirst du Leerheit fühlen, weil du nicht mehr kämpfst. 

Leerheit entsteht wenn die Bewertung aufhört oder wenn du deine Individuelität annimmst. Es gingt unterschiedliche Wege dorthin. Es gibt Wege die das Ego und die Individualität stärken und es gibt Wege die Selbstlosigkeit propagieren. Beide Wege führen ins Nichts. Ins Nirwana. 

Wenn der Kampf gegen dich und die Umwelt aufhört, fällt das Ich weg. Manchmnal erfährt man das auch nur Phasenweise, und dann kommt das Ich wieder. Da ist auch ok. Das Ich kommt und geht. Das ist bei mir so.

Dabei hat das was du immer in deinem Ego warst, nur mal kurz Platz gemacht, damit alles andere was du bist, auch da sein darf. Es ist nichts von deinem Ego verloren gegangen, du hast eine Weite gewonnen und ein größeres Bewusstsein darüber wer du bist. Eigendlich ist es nur ein Loslassprozess, ein Entspannungsprozess, der uns so erschreckt, den wir als sprirituelles Sterben betrachten. Da stirbt eigendlich niemand. Da gewinnt jemand Freiheit. Nach einer Zeit merkst du, du hast wieder nur irgendeinen Wahn losgelassen, an dem du dich zuvor festgehalten hattest. Das war das Gefühl des freien Falls.

Manchmal geschieht so ein Sterbeprozess in einem Moment. Zack und etwas ist weg. Und manchmal geschieht es in Form einer bewussten prozesshaften Auseinandersetzung über Wochen, Monate, Jahre. Wie es geschieht ist völlig gleichgültig. Auch da wird viel Unsinn erzählt. 

Immer wieder erzählen mir die Spirituellen Egos, ich soll nicht so viele Fragen stellen, ich ich soll nichts tun. Oder sie Idealisieren Leute, die in einem Moment erwacht sind. In Wahrheit ist es gleichgültig, ob du etwas tust oder nicht, ob du langsam und prozesshaft erwachst oder in einem Moment. Es ist egal ob du neben deinem spirituellen Weg noch einen Job und eine Familie hast, die dir etwas bedeuten, oder ob du asketischer Einsiedler bist und auf alles verzichtest. Jedes Konzept von besser und schlechter ist eins zu viel. Du bist eben wie du bist. Du gehst deinen Weg, wie du ihn gehst. Über dich in Annahme wie es eben ist. 

Aber wenn alles wegbricht, nach was sollen wir uns dann noch ausrichten? Wir bekommen Angst. Wir fühlen Orientierungslosigkeit. Das Ego stirbt genau hier. Deshalb haben wir Angst. Angst ist wie eine Tür, durch die man hindurchtreten kann. Das kann man zb durch bewussten Fühlen lernen. Man wird feststellen, dass nichts schlimmes passiert. Man muss sich auch nicht durch diese Tür hindurchzwängen. Man darf auch Angst haben und entscheiden, noch nicht zu gehen. Wenn es soweit ist, wird die Angst händelbar und man geht hindurch. Wenn es noch nicht soweit ist, wird dir deine Angst eine Grenze setzten. Mach dir keinen Druck. Es ist gleichgültig, wann du durch gehst.  

Es ist schwer zu verstehen, dass das Erwachen nicht von etwas abhängt, und wir gleichzeitig auf dem Weg zum Erwachen schwierige Situationenn erleben, die wir händeln wollen. Das wird oft missverstanden. Dann machen Leute aus Ratschlägen, die nur für einen Moment gelten sollten, gleich eine Philosophie.  Bitte macht keine Dogmen aus meinen Worten. Meine Worte sollen helfen, aber bitte haltet euch nicht an meinen Worten fest. Ich möchte helfen, weil ich unter der Unwissenheit über all das was ich bei meinem Erwachen erfahre so gelitten habe.

Es ist einfach ungewohnt, in dieser Freiheit zu denken und zu fühlen. Wenn du magst gehe in die Orientierungslosigkeit des Sowohl als auch. Wenn du kannst, lasse alle Vorstellungen los. Das heisst nicht hör auf zu denken, das heisst, höre auf eingeschränkt zu denken. Akzeptiere dass du alles bist. Du kannst da ruhig denken, aber dann musst du flexibel denken. Entwerfe eine paradoxe Logik 2.0. Es gibt kein festes Ich. Alles kann gleichzeitig wahr sein. Das ist die Freiheit. Die kann man im Denken, wie im Fühlen finden. Auf dem männlichen oder weiblichen Weg. 

Buddha sagte: "Die Lehre gleicht einem Floß, das man benutzt, um über einen Fluss ans andere Ufer überzusetzen, das man aber zurück lässt und nicht mehr mit sich herumschleppt, wenn es seinen Zweck erfüllt hat."

Um zu erwachen, musst du den den Weg den du gegangen bist verlassen.

Anfangs ist da oft ein erschreckenden Leere, ein Huch! Wie soll das denn jetzt weiter gehen? Aber du wirst sehr schnell erkennen, dass die Orientierungslosigkeit die Freiheit ist, die du dein Leben lang gesucht hast. Und weil wir uns in der Freiheit endlich erlauben können, ganz wir selbst zu sein, mit allem was sich durch uns ausdrücken mag, wird da auch eine Befriedigung sein, dass du dich endlich selbst gefunden hast.

Das ist die Selbstannahme die wir in der Freiheit von dogmatischen Konzepten finden können. 

Deshalb ist eine intelletuelle Selbsterkenntnis, das was andere sprituelles Erwachen nennen. Unsere Wege dorthin mögen unterschiedlich sein, weil wir unterschiedliche Menschen sind. Und wir ernten auch auf dem Weg unterschiedliche Früchte. 

Ich als Denker kann vieles mit Worten erklären, was jemand der seinen Prozess über Meditation gewonnen hat, sprachlos macht. Und dann glauben solche Menschen manchmal das Denken wäre ein Problem, nur weil ihr Weg ohne Denken und in Stille ausgekommen ist. Dann haften sie aber immer noch an ihrem Weg und an ihrem Ego. Wie viele menschen sagen mir ich soll still sein. Stille ist ein weiblicher Weg. Ich gehe den männlichen.

Und er kann sicherlich etwas was ich nicht kann, weil ich zu wenig auf dem Mediationskissen sitze. Vielleicht hat er eine bessere Intuition, ein größeres Mitgefühl oder er kann über den Boden schweben, oder was weiß ich. Männliche und weibliche Wege unterscheiden sich. Aber es unterscheidet sich nur der Weg. Und meinetwegen die Frucht, die der Weg mit sich bringt. Die Frucht ist aber wieder nur Spielzeug für das Ego.

Die Erkenntnis selbst sollte jedoch beide Seiten enthalten. Männlich und Weiblich. Sonst ist es nicht die Erkenntnis!

Dann ist es ist es gleichgültig welchen Weg du gehst. Dann kannst du im Frieden mit allen Wegen sein. 

Manche meinen, man könne darüber nichts sagen, auf meinem Weg habe ich jedoch gelernt meine Gefühle und Gedanken zu verbalisieren. Deshalb sage ich so viel, während andere so wenig sagen. Und beides ist gleichzeitig richtig. Und während ich das schreibe fällt es mir gerade wie Schuppen von den Augen, dass ich gar nie still sein muss. Das war nur ein sprituelles Dogma, welches mich in Besitz genommen hatte. Ach ich dachte immer mit mir stimmt was nicht, weil ich nicht still sein kann, wie ein zenmeister oder so Dabei war der Gedanke falsch. Ich bin ja Steffi und muss ich selbst sein. :D

 

 Teil 9

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Spirituelle Gruppen sind sehr oft weiblich dominiert. Sicherlich entspringt dieses aus einer Gegenhaltung zur unserer westlichen und männlich dominierten Alltagsgesellschaft. Das sollte bewusst sein. Es ist eine Gegenhaltung.

Ich sehe dass ja sobald ich öffentlich philosophiere. Dabei benutze ich meist eine rationale Sprache. Spirituelle Dogmen lehne ich ab. Es sei denn sie sind noch unbewusst. Ehe ich mich versehe, kommt ein Spiritueller, der mir sagt ich soll dieses Denken (männlich) mal besser lassen und nur! Fühlen (weiblich). Und er fühlt sich damit wissend. Das ist Ausdruck des Kampfes zwischen männlichem und weiblichen Prinzip. Das ist Ausdruck des Spirituellen Egos.

Unglaublich viele die so argumentieren, halten sich für voll erwacht. Aber ich sehe den Kampf in ihnen, denn ich kenne diesen Kampf aus meiner eigenen Auseinandersetzung mit mir und meiner Umwelt. Ich erkenne es sofort, wer noch im Kampf mit sich selbst ist, weil ich diesen Kampf in mir kenne. Es geht nicht darum, dass man nicht kämpfen soll, es geht darum sich den Kampf bewusst zu machen. Das ist ein Unterscheid. Mein Weg um das Unterscheiden zu lernene, war eben das Denken. Wer sich selbst sehr gut kennt, der erkennt auch die Konflikte die jemand anderes in sich trägt. Es ist nicht wichtig wie die Selbsterkenntnis erlang wurde.

Natürlich habe ich auch so ein spirituelles Ego. Ich möchte nicht negativ über spirituelles Egos sprechen, als wären die anderen alle nur unbewusst. Das wäre wieder einseitig. Ich denke jeder der einen spirituellen Weg geht, entwickelt ein spezielles Ego. Das ist unvermeidbar. 

Das spirituelle Ego ist ein Stolperstein, an dem man sich verwickeln kann. An dem man sich unweigerlich verwickeln wird! Also verzeihe dir dafür, dass du ein spiritueller Heuchler bist. Wir alle, die diesen Weg zum Erwachen gehen, kommen an diesen Punkt. Ich musste auch erkennen, dass ich ein Heuchler bin. Aber manche halten sich eben auch sehr lange daran auf, und spielen auf diese Weise eine unbewusste Rolle.

Es ist nicht schlimm dass das passiert, aber es ist wichtig, dass wir bereit sind, es bewusst wahrzunehmen. Wer es mit dem Erwachen ernst meint, der ist auch bereit zuzugeben, dass er ein Heuchler ist. Die Suche nach der Wahrheit muss eben wichtiger sein, als alles andere.

Meist können wir das jedoch erst, wenn wir gelernt haben uns selbst für unsere Fehler zu verzeihen. Das spirituelle Ego, welches sich meist auch in Form des männlichen oder weiblichen Prinzips zeigt, deckt immer noch etwas in dir zu, was du nicht zulassen willst. Meist genau die ander Seite, die du nicht sehen willst. 

Deshalb ist es so schwer sein spirituelles Ego zu durchschauen. Darunter liegt nämlich etwas was wir ablehnen. Deshalb muss man auch bereit sein, diesen Teil von uns anzunehmen. Wenn wir das aber wissen, können wir vielleicht achtsamer mit unserem spirituellen Selbstbild umgehen und im entscheidenden Moment bewusst bleiben. Es ist schon eine große Hilfe zu wissen, was in einem schlummern könnte, selbst wenn man es nur Vermutet. Dann kann man sich für diese Vermutung öffnen und sich sagen, ich bin bereit das jetzt alles anzuschauen. Ich bin bereit alles zu fühlen. Damit zeigen wir unseren Höheren Selbst, dass wir es wirklich ernst meinen mit unserer Wahrheitssuche.

 

Teil 10

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Ich tendiere dazu diesen Kampf, zwischen männlichem und weiblichen Prinzip loszulassen. Und ich versuche mich stark zu machen, dafür dass möglichst viele Menschen diese spirituellen Dogmen erkennen mögen. 

Deshalb „streite“ ich mit Kritikern. Deshalb spiele ich diese manchmal etwas unpässliche Rolle, deshalb zeige ich meine Unzulänglichkeiten offen, weil ich mich auch nicht an eine spirituelle Vorstellung anpassen will. 

Freiheit ist jenseits aller Vorstellungen. 

Dafür muss auch die spirituelle Philosophie sterben, ebenso wie die rationale empirische Sichtweise. Alle Vorstellungen müssen sterben. Bis nichts mehr bleibt. Das ist Erwachen. Das ist Freiheit.

In mir kann beides existieren. Wissenschaft und Esoterik. Kritisches Denken und bewusster Glaube. Ich sehe an dieser Stelle noch großen Aufklärungsbedarf, weshalb, ich meine kleinen persönlichen Konflikte mit meinen regelmässigen Kritikern offen thematisiere. Ich möchte dazu beitragen, dass Menschen verstehen, dass in der Haltung von Sowohl als auch der Frieden ist, den wir alle suchen.

Weder einseitiges Denken (männliches Prinzip) noch einseitiges Fühlen (weibliches Prinzip) können Frieden bringen. Weder Rational noch Intuition alleine. Weder das Objektive alleine, noch das subjektive alleine. Frieden kann nur die Vereinigung der Gegensätze bringen, indem man alle Vorbehalte, die man hat, auflöst. Wir müssen unsere gegensätzlichen Kräfte in uns selbst erkennen und ihnen einen Raum geben, sich gleichzeitig auszudrücken.

Vielleicht brauchen auch gerade heutzutage, wo immer mehr Menschen ein wissenschaftliches aufgeklärtes Weltbild haben, Menschen, die einen spirituellen Weg gehen wollen, eine Annahme, ihres Intellektes?

Große Teile der spirituellen Szene machen für mich den Fehler, Erwachen wieder nur auf das weibliche Prinzip reduzieren zu wollen. 

Es geht nicht darum den Intellekt zu überwinden, sondern das Herz wieder einzuladen, so das beides wieder in uns Platz findet. Das das Herz (weiblich) in unserer Kindheit verloren ging und im Laufe unseres Lebens verdrängt wurde, ist keine Frage. Aber viele Spirituelle sind gegen den Verstand in den Krieg gezogen. Das ist kein Frieden. Frieden ist wenn  beide Aspekte unseres Selbst nebeneinander existieren dürfen.

Bis her wird dieses männliche Prinzip und auch der Schatten, also das destruktive Prinzip, sehr oft in spirituellen Gruppen, spirituellen Ideologien ausgeschlossen. Das zeigt, dass es sich bei diesen Gruppen um spirituellen Materialismus handelt. Ich wollte hier heute mit meinem Text den Unterscheid zwischen Erwachen und einem spirituellen Ego aufzeigen.

Wahre Freiheit ist jenseits jeder Ideologie. Diese Gruppen sind nicht auf Frieden und Selbstlosigkeit ausgelegt, sondern sie sind Brutstätten für spirituelle Egos. Frieden findet man da wirklich im Austausch mit den allerwenigsten. 

Und deshalb geht von Menschen die einer spirituellen Ideologie folgen, sei es Advaita, Zen, Buddhismus, oder westliche Psychologie (das ist mein Weg) leider oft ein Kampf aus. Dort ist immer noch ein Ego, welches einen Standpunkt hat und dadurch Unfrieden erzeugt. Und fälschlicherweise fühlen sich diese Menschen oft sehr heilig, weise und gut. Ich rede hier auch nicht über andere, um jemanden schlecht darzustellen und mich zu erhöhen. Nein es ist mir selbst geschehen. Ich rede auch von mir. Ich habe auch ein sprituelles Ego. Das darf man auch haben, aber man sollte es sehen wollen. Ich möchte es für alle bewusst machen. Dazu dient meine männliche zerstörerische Intellektuelle Kraft, die die spirituellen Dogmen kritisiert, kritisiert.

Es gibt da einen tollen Martin-Scorsese-Film über das spirtuelle Ego zweier Glaubensgemeinschaften, namens Silence. Den kann ich zu dem Thema sehr empfehlen. 

 

 Teil 11

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Das kritische Denken und Fühlen, das kritische Bewusstsein kann uns davor schützen, uns in Ideologien zu verirren. Meiner Erfahrung nach, findet man zur Wahrheit, wenn man ganz bei sich selbst bleibt. Wenn man alles in Frage stellt, was jemand verkündet. Egal wie heilig und weise er sich darstellt. Egal welches Ansehen eine Person hat. Du musst auch alle großen Meister in Frage stellen können, erst dann bist du wirklich  frei. Du kannst ihnen auch zustimmen, aber nur dann, wenn du seine/ihre Worte selbst geprüft hast. Rede niemandem nach dem Munde. Niemandem, auch keinem heiligen. Du musst deinen Weg selbst finden. Indem du anderen folgst, bist du einfach nur Anfänger eine Ideologie. Es geht aber darum, dass du dich selbst findest.

Fühlt ob das was jemand sagt für euch persönlich stimmig ist. Es ist ganz egal wem die anderen spirituelle verblendeten hinterher rennen. Eurer Selbst könnt ihr nur finden, wenn ihr bei euch Selbst bleibt. Deshalb glaubt auch mir nichts, was sich für euch falsch anfühlt. Wenn ihr stutzig werdet, bei dem was ich sage, dann stellt mich in Frage. Aber macht es von eurer eigenen Erfahrung abhängig, nicht von dem was ihr irgendwo gehört oder gelesen habt. Auch mittels der Logik, kann man zu einem Menschenkenner werden, der Scharlatane, die sich in weiße heilige Gewänder kleiden erkennt.

Vielleicht fühlt sich nicht nur der Mann als manifester Ausdruck dieses Prinzips, sondern auch der vergeistigte Mensch (wie ich einer bin), obwohl ich eine Frau bin, in solchen Gruppen nicht ganz angenommen. 

Denn in solchen Gruppen spreche ich permanent mit spirituellen Egos, die ihre Offenheit verloren haben, weil sie an eine spirituelle Ideologie glauben. Und genauso geht es mir mit den rationalen, wissenschaftlichen Vertretern der Bewusstseinsforscher, auch dort vermisse ich Offenheit und einen freien Geist. Nur sehr sehr selten treffe ich jemanden der das wirklich versteht, weil er es selbst erkannt hat. Oder weil er zumindest offen genug ist, es für möglich zu halten.

Was Rationale den Esoterikern vorwerfen, ist oft der Spiegel ihres eigenen Glaubens. Wer die Wahrheit finden will, muss alles selbst prüfen! Man kann sich da weder auf sprituelle Meister, noch auf anerkannte Wissenschaftler, auch nicht auf empirische Forschungsergebnisse, berufen.  Man kann zwar so leben, aber man wird nie wissen was wirlich war wahr ist. Und ja das macht Angst, mit einer Meinung ganz alleine da zu stehen, ohne dass man sich auf irgendwen berufen kann. Aber erst da beginnt die wahre Freiheit.

 

Teil 12

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Ich gerate immer wieder in Diskussionen, wie manche von euch mitbekommen, weil das zu meinem Weg gehört, mein Selbst herauszukristallisieren. Das ist nicht immer leicht für mich. Es ist ermüdend, und ich fühle mich nicht zugehörig, weil ich immer anders denke und empfinde, als die breite Masse.

Ich habe dabei gelernt bei mir zu bleiben, anstatt mich der allgemeinen Meinung anzuschließen und es gibt niemanden mehr, dessen Meinung mehr zählt, als meine eigene. Keine erleuchtenden Menschen, keine Freunde, keine Eltern, ich habe keine Vorbilder mehr, denen ich nacheifere.

Es gibt Menschen die mich inspirieren und die schätze ich dafür sehr. Es gibt Menschen mit denen ich einen fruchtbaren Austausch habe. Aber ich habe erkannt, dass ich meine individuelle Freiheit nur dann finden kann, wenn ich bereit bin, ganz alleine zu sein, wenn ich bereit bin, im Zweifelsfall, allen anderen zu widersprechen.

Das war ein langer Weg für mich das zu lernen, denn ich war früher sehr angepasst und musste durch viele Verlustängste hindurch. Ich habe deshalb nie irgendwo hineingepasst, und wurde für das was ich vertreten habe oft abgelehnt. Ich wurde abgelehnt von den Sprituellen und von den Rationalen. Den einen bin ich zu rational, den anderen zu esoterisch. Und das tat oft weh, vor allem weil ich mich schon seit der Kindheit abgelehnt gefühlt habe und deshalb immer Zugehörigkeit suchte. Und ich glaube so geht es vielen von uns. Und ich glaube das ist der Grund warum wir uns nicht trauen, selbstständig zu denken und immer jemand suchen, an den wir uns anlehnen können. Wir werden auf diesem Weg mit unseren größten Ängsten und unserem  tiefsten Schmerz konfrontiert.

Und dennoch ist genau das der Weg, den jeder gehen muss, wenn er wirklich frei sein will, wenn er wirklich bei sich ankommen will. Männer und Frauen müssen diesen Weg gleichermaßen gehen, um sich von ihren Rollenvorstellungen zu befreien. Ich erlebe manchmal nur noch dass ich so wie ich bin, mit Unverständnis angeschaut werde, weil ich nicht mehr mitmache, bei dem Schauspiel. Ich erwähne es dehalb weil ich glaube es reicht nicht, die Rollenbilder nur intellektuell in Frage zu stellen, nein ich glaube man muss in seinem Leben wirklich ausbrechen und lernen zu sich selbst zu stehen. Ja und da muss man durch die Angst. Aber erinnert euch, die Angst ist eine Tür, durch die man hindurch gehen kann. Hinter der Tür geht das Leben weiter.

Im Tantra lernt man, dass das männliche und das weibliche Prinzip in Mann und Frau vorhanden sind. Gleichzeitig. Ich spreche also weniger über Stereotype Männer oder Frauen, nicht über Heteros oder Homos, sondern über die Aspekte unseres Selbst, die in jedem von uns anteilig existieren, egal in welchem Geschlecht wir geboren wurden. Du kannst auch ein homosexueller Mann sein, dich sehr weiblich verhalten, wichtig ist dass du den Kampf gegen das männlich, harte dann aufgibst. Das du einen Weg findest, das was du nicht sein willst, anzunehmen. Du kannst trotzdem so weiter leben, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wichtig ist, dass dein innerer Kampf aufhört. 

Ich habe viele Jahre intensiver Auseinandersetzung gebraucht, um meinen Argwohn gegen das zerstörerische männliche  Prinzip abzulegen. In meiner Familie wurde die Gewalt hauptsächlich von meiner Mutter, von einer Frau ausgelebt. Es war also gar nicht mein Vater, den ich mit dem männlichen Prinzip verbunden habe. Mein Vater hat ds weibliche Prinzip vertreten. Das Problem meiner Mutter war, sie war einseitig hart. Je nachdem welche Erfahrung du gemacht hast, kann sich das männliche und weibliche Prinzip in jeder Person zeigen. Und du musst da ganz individuell vorgehen, wenn du die Gegensätze in dir vereinen möchtest. Du musst schauen was dir persönlich fehlt. Nicht was Männern oder Frauen im Allgemeinen fehlt.

Erst als ich die dunkle Seite angenommen habe, konnte ich erkennen, dass ich das auch immer schon war. Ich wollte es vorher einfach nur nicht sehen. Wir sind immer alles. Nur unser Selbstbild will manche Teile von uns nicht wahr haben. Das ist die Selbsttäuschung, die wegfällt, wenn wir alles annehmen. Ich war nie der einseitig gute Mensch, der ich immer sein wollte. Das war die Illusion. 

Ich bin gut und böse, hart und weich, männlich und weiblich. Die Konzepte die uns zu unserere Selbsterkenntnis geführt haben, lösen sich um so weiter du auf dem Weg voran schreitest immer mehr auf. Das Denken ist ein Fahrzeug, welches uns zum Erwachen führen kann, denn viele Schritte zu dieser Gleichmütigkeit habe ich durch Philosophie und Analayse gewonnen. Sehr viel habe ich durch die Diskussion mit euch gelernt. Ich habe keien Ahnung von offizieller Philosophie, aber ich habe gelernt zu eigenständig zu denken. Dieses war ein wichtiger Gegenpol zu meinem überhöhten Mitgefühl, welches ich seit der Kindheit in mir hatte. Das Denken hat die Einseitigkeit in mir aufgelöst.

Mal darf sich das eine und dann wieder das andere durch uns ausdrücken. Mal sind wir stark, mal schwach, mal vergeistigt, mal mitfühlend. Alles darf sein.

Das Ego wird immer eine Präferenz haben, egal ob wir im Ego eher zu den starken oder den weichen Typen zählen. Aber es kann einen Beobachter jenseits dieser Präferenz geben, der erkennt, dass die Figur, der wir zusehen, nur eine Geschichte darstellt. Wir müssen uns unserer subjektiven Sichtweisen bewusst sein, diese können wir mittels objektiven Verstand oder durch Mediation erkennen. Es ist ganz gleichgültig, wie wir es erkennen. 

Jenseits unserer Geschlechtsidentität, jenseits des männlichen und weiblichen Prinzipes, sind wir freies Bewusstsein. Jenseits dessen ob wir ein sehr mitfühlender Mensch oder eine ein kritischer Denker sind, sind wir Bewusstsein. Es ist gleichgültig, wie unsere Geschichte verläuft. 

Man darf die die angelernte Einseitigkeit des Egos, die eigenen Erfahrungen, die eigenen Ideologien, die eigenen Gefühle, nicht mit dem klaren Licht der Erkenntnis verwechseln.

Es ist gleichgültig, welchen Weg wir zur Erkenntnis gehen. Deshalb darf alles sein. Männliche und weibliche Eigenschaften, Fühlen und Denken. Es ist Gleichgültig. Alles darf da sein.

Wir sollten deshalb versuchen, die engen Rollenklischees und die engen Vorstellungen von Spiritualität zu überwinden und so zu einer möglichst großen inneren Freiheit kommen, in der alle Aspekte unseres Selbst Annahme finden. So wird sich unserer Frieden weiten. 

Zuerst werden wir Frieden mit uns Selbst finden, indem wir uns annehmen wie wir sind. Im nächsten Schritt schauen wir dann mit dieser Annahme, die wir für uns Selbst gefunden haben, auf die Welt und finden so immer mehr Akzeptanz für das was in der Welt erscheint. Denn alles was du im Außen siehst bist auch du. Die Art und weise wie du das erkennst, ist gleichgültig. 

 

 

 


 

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