Sonntag, 14. Juli 2019

Brücken bauen

Erweiterte Bewusstseinszustände, können einem Menschen in einer passiven Form geschehen oder aber, können aktiv durch eine strebsame Handlung ins Leben eingeladen werden. Mich interessiert der aktive Weg, den ich nun seit längerer Zeit neugierig erforsche. Ich erhoffe mir dadurch, dass ich über meine Erfahrungen schreibe, anderen Menschen eine selbstwirksame Möglichkeit (Selbstwirksamkeit: Die Erfahrung aktiv etwas zu beeinflussen.) anzubieten, erweiterte Bewusstseinszustände gezielt erfahren zu können.

Wir können das höhere Bewusstsein als Identifikation eines passiven oder gar eines ohnmächtigen Ichs empfangen oder aber, es aktiv forschend, durch Übungen des Geistes oder des Körpers, einladen. Beides sind mögliche Wege.

Meditation ist ein empfangender Weg. Die Hingabe an das „Nichts tun“, an das Empfangen, öffnet den Raum für erweiterte Bewusstseinszustände. Dem gegenüber steht aber auch eine aktive Hingabe, eine erforschende Haltung.

Ich erlebe diese aktive Bewusstseinserweiterung häufig, als Motivation in Form von Neugierde und Entdeckerfreude. Manchmal drängen mich Begierden oder unerfüllte Bedürfnisse dazu, diesen aktiven Weg zu gehen. Ich möchte euch von meiner Perspektive erzählen, einer aktiven Bewusstseinsforschung, eben meiner individuellen Form von Spiritualität, die sich schrittweise in meinem Leben entfaltet. Gerade diese schrittweise Entfaltung, bietet mir die Möglichkeit und die Motivation, darüber zu berichten und erreicht wie ich mir ebenfalls erhoffe, eine andere Zielgruppe, als die poetischen empfangenden Geschichten über mystische Erkenntnisse, die in spirituellen Büchern zu finden sind.

Ich möchte an Hand meines individuellen Weges deutlich machen, dass gerade ein Ja sagen zur Individualität, ein Schlüssel zur Bewusstseinserweiterung sein kann. Ganz anders als es manche spirituelle Richtungen sehen. Beides, Selbsthingabe und Selbstannahme sind Wege zum Selbst. Man muss sie nur ganz gehen. Nicht mit vielen Spirituellen bin ich mir im Bezug auf meine aktive Herangehensweise einig, die auch den aktiven rationalen Verstand mit einschließt, denn sehr häufig wird der spirituelle Weg zur Selbsterkenntnis, aus der Perspektive des einseitig Empfangenden beschrieben. Das ich hier mal einen ganz anderen Weg gehe, könnte für das Verständnis des Bewusstseins spannend sein. Für mich persönlich war das sehr schwierig, weil ich sehr wenig Unterstützung im Außen gefunden habe.

Gleichzeitig bin ich mir nicht mit vielen rational und empirisch vorgehenden Bewusstseinsforschern einig, denn sie spielen nur die andere Seite der Medaille, sie vertreten die Seite der rationale Ebene und sehen zu meinem Bedauern nicht die Möglichkeiten der Mystik. Meiner Meinung ist sowohl die empfangende als auch die aktive Form nur eine Perspektive, von vielen Möglichkeiten, die ebenfalls existent sind.

Buddha sagte: Die Lehre gleicht einem Floß, das man benutzt, um über einen Fluss ans andere Ufer überzusetzen, das man aber zurück lässt und nicht mehr mit sich herumschleppt, wenn es seinen Zweck erfüllt hat.

So gilt es für jeden Am Ende des Weges den eigenen Weg loszulassen und sich für das zu öffnen, was bisher nicht gesehen wurde. In diesem Moment durchbricht man seine einseitige Sichtweise. Erst dann kann wahrer Frieden empfangen werden, denn wir sind keine einseitigen Wesen. Wir sind immer schon beides gewesen. Verstand und Gefühl. Strebend und empfangend. Rational und Intuitiv.

Ich konnte diese beiden Seiten noch nie so exakt trennen, wie ich das bei anderen Menschen wahrnehme. Das ist häufig mein Konflikt mit der Umwelt gewesen, und gleichzeitig entspricht das eben meiner Individualität, die ich nur als Ganzheit, als vollkommen empfinden kann. Ich hatte immer eine Identifikation mit dieser Ganzheit, die ich beharrlich vertreten musste. Das hatte Ursachen in der Kindheit, denn ich wollte nicht aus meinem Zustand der kindlichen Ganzheit in einen erwachsenen Menschen erzogen werden.

Es tut mir leid, wem auch immer ich mit meiner Art und Weise auf die Füße getreten bin. Ich las kürzlich den Spruch: Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch eine Gedränge von Menschen zu tragen, ohne jemanden den Bart zu versengen.

Es ist nicht immer leicht für mich eine Annahme für meine Zielstrebigkeit zu finden, weil ich gleichzeitig sehr feinfühlig bin. Dieses habe ich nur durch die volle Annahme meines Schattens geschafft und dieser erzeugt auf der anderen Seite Leid. Man kann keine Selbstannahme finden, ohne auch die Täterschaft voll anzunehmen und in Kauf zu nehmen Leid zu erzeugen. Den Schatten frei zu leben, ist für viele Menschen jedoch noch ein Tabu. Und deshalb stoße ich auch oft auf Unverständnis mit meiner Art der integrativen Selbstbefreiung. Ich hoffe das diejenigen, die mich verstehen, meine Entschuldigung annehmen können, denn nur so kann ich ich selbst sein. Und das ist ja schließlich der höhere Sinn jedes Selbsterkenntnisprozesses.

Was möchte ich eigentlich bezwecken?

Ich halte mich da persönlich an die Worte der italienischen Reformpädagogin Maria Montessori, die mich sehr mit dem Satz geprägt hat: „Hilf mir es selbst zu tun“. Mich interessieren konkrete und praktikable Wege zur Selbsterkenntnis, die jeder Mensch schrittweise gehen kann. Darüber möchte ich sprechen.

Deshalb beschreibe ich meine Erkenntnis möglichst auf einer rationalen Ebene, auch wenn ich intuitive und empfangende Wege durchaus für meine Selbsterkenntnis nutze. Ich verzichte meist ganz bewusst darauf spirituelle Weltbilder komplett zu übernehmen. Allerdings sehe ich eine vollkommene Synchronizität zwischen mystischen Überlieferungen und neuzeitlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die scheinbar nicht jeder sieht. Ich liebe es Menschen auf diesen Schatten hinzuweisen, den ich gerne Ganzheit oder Vereinigung der Gegensätze nenne. Diese unterschiedlichen Modelle vermische ich gerne auf eine völlig naive und beinahe kindliche Weise miteinander und biete somit Anstoß in beiden Lagern.

Ich weiß wie ich damit an allen festen Weltbildern gleichzeitig kratze, denn meine Provokation liegt darin, alle Weltbilder gleichzeitig umzustoßen. Und weil ich jeden Standpunkt als Anhaftung verstanden habe, war ich mit jedem im Wettstreit. Erst nachdem ich mir erlaubt habe meinen Standpunkt selbst zu vertreten, konnte ich ein Annahme für den Standpunkt anderer Menschen emotional wahrnehmen.

Für mein Ego war das nicht immer einfach, die Rolle der "Kali" (bewussten Zerstörung) zu spielen, denn gleichzeitig gibt es in mir auch eine Bedürfnisebene, die vor die Aufgabe gestellt war, diese Provokation, die ich leben musste um ich selbst zu sein, auf persönlicher Ebene vertreten zu müssen. Ich danke euch allen, dass ihr mir dafür an vielen Stellen und seit vielen Jahren ein Gegenüber seid.

Ich möchte Menschen ermächtigen, ihr wahres Selbst zunehmend zu entdecken. Zum Teil geschieht belehren immer aus einer Projektion heraus. Sicherlich ist das noch ein Aspekt meines so seins. Aber ein anderer Teil belehrt Menschen eben auch aus purer Begeisterung für das was möglich wäre. Ich sehe Möglichkeiten, die andere Menschen nicht in Betracht ziehen. Das ist meinem kindlichen Ich zu verdanken. Da ist etwas in mir, welches sich nie begrenzt hat. Es handelt sich um einen sehr liebevollen und euphorischen Selbstanteil, der in sich überfließt und geben möchte. Ich glaube dieser hat sich in den letzten Tag befreit, was mich sehr freut.

Ich versuche dieses in einer Sprache zu tun, die ich für den aktuellen Zeitgeist angemessen halte. Daher bin vermutlich eine schlechte Meditationslehrerin. Dafür bin ich eine gute, wenn auch im positiven Sinne naive (frei von Vorstellungen), Erforscherin des Bewusstseins, die die rationale Sprache bevorzugt, um mystische Erfahrungen zu beschreiben.

Auf einem Bild eines Freundes las ich mal den Spruch: Buddha ist eine Brücke. Ich möchte dazu beitragen an Stellen Brücken zu bauen, wo die Landkarten unserer Welt bisher nur dunkle Flecken aufweisen. Mich motiviert das Mitgefühl mit meiner eigenen Unwissenheit, welche ich immer als Leidvoll erlebt habe. Mein Bedürfnis Menschen zu belehren, entsteht aus meinem eigenen Bedürfnis Wissen zu wollen. In der Erkenntnis, dass das Wissen immer schon in mir selbst war und ist, sowie in euch, erlischt der drängende Druck Menschen zu belehren. Und somit hoffe ich, nun eine bessere und liebevollere Didaktik zu finden, das was ich mitteilen möchte, so geben zu könne, dass es dafür eine Annahme gibt.

Selbsterkenntnis, kann unabhängig vom Weltbild eines Menschen geschehen und braucht daher keine göttliche Über-Ebene. Die Mittel der westlichen Psychologie geben uns genügend Werkzeuge an die Hand, die wahre Größe unseres Bewusstseins, unabhängig von einem Gottesbild zu erkennen. Dieses unterscheidet sich meiner Meinung ebenfalls, von (den östlichen spirituellen) Wegen, die ohne Gott fast nicht auskommen. Das möchte ich ändern.

Der Gott den ich gefunden habe, ist in mir. Es gibt keinen Gott außerhalb von mir. Daher ist für mich der Atheismus gleichwertig, wie der Glaube an einen Gott.

Wichtig ist, dass so eine Erkenntnis einen Menschen letztlich selbst ermächtigt, sein volles Potential immer mehr zu leben. Dieses führt zu einer höheren Lebensqualität, zu Freude, Liebe, Erfüllung, Frieden und Gesundheit. Ob wir die Ursache für diese Steigerung der Lebensqualität nun Gott oder Selbstverwirklichung nennen, ist im Grunde völlig egal. Das nur mal so am Rande, wie ich persönlich den Begriff Gott verstehe. Gott ist nur eine konzeptuelle Bezeichnung, die ich mit Begriffen wie Bewusstsein oder Selbst gleichsetzten kann.

Ich finde es schade, dass Erkenntnisse auf Grund einer Ablehnung eines Weltbildes nicht versperrt bleiben, wenn doch die Erkenntnis helfen könnte, das Leben vieler Menschen positiv zu bereichern. Aus diesem Grund haben ich mich immer gegen einengende Weltbilder gewehrt. Ich habe erkannt, wie sich Menschen durch ihre Weltsicht, in der Erlernbarkeit von Zuständen einschränken. Meine drängende Art, das Weltbild aller Menschen stetig in Frage stellen zu müssen, geschieht letztlich aus einem übergroßen Mitgefühl. Und ich erkenne auch, dass es euch in jedem Moment ebenso ergeht, wenn ihr andere Menschen kritisiert.

Das Menschen das was ich schon lange geben möchte, oft nicht annehmen können, war für mich persönlich nicht immer leicht. Ich suche momentan neue Wege, wie das was ich geben möchte, auf der anderen Seite angenommen werden kann. Ein Aspekt dessen, ist ganz sicher, die Welt mit ihrer Unperfektion, ganz anzunehmen und den Wunsch, die Welt zu verändern erstmal loszulassen. Immer wieder kippe ich mein Glas aus, und stelle mich erneut in Frage mit allem was mich ausmacht und irgendwo hin drängt. Ich habe manchmal einen sehr hohen Anspruch an meine Umwelt, sie mögen das doch bitte auch tun. In der Regel tun sie das nicht. Vermutlich weil es sonst bald nur noch Leere geben würde. Ach ja schon wieder eine Projektion.

Ich bin neugierig, welche neuen Wege sich mir zeigen werden, eine Wirksamkeit zu erfahren, die ich bisher nie hatte. Ich freue mich weiterhin mit euch diesen spannenden Weg der Selbsterkenntnis gehen zu dürften. Selbsterkenntnis ist nur erfahrbar, wenn wir uns durch ein Gegenüber spiegeln können. Jeder Mensch kann diese Rolle als Gegenüber einnehmen. Mir haben sehr viele Menschen geholfen, die ich kaum kenne. Das Internet ist eine wunderbare Erfindung. Auch das hat dazu beigetragen, dass mein Weltbild gesprengt wurde.

Vielen Dank.

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