Samstag, 13. Juli 2019

Innere Kind Arbeit

Das innere Kind ist ein Gedankenmodell mit dem man sich selbst helfen kann, wenn man in der Kindheit etwas nicht erhalten hat.

Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass unsere Probleme auf Erfahrungen beruhen, die in frühster Kindheit ausgelöst wurden. Die Verhaltenspsychologie spricht von angelerntem Verhalten, welches auch wieder verlernt werden kann. So wie ein Computerprogramm wieder überschrieben und verändert werden kann, so flexibel ist auch unser Geist. 

Die Neurobiologie hat kürzlich die neuronale Plastizität des Gehirns entdeckt und somit bestätigen alle wichtigen psychologischen Richtungen, dass Heilung immer möglich ist, egal wie schwer das Trauma ist. Nur dauert es bei stark traumatisierten Menschen eben länger.

Laut Theorie, lösen sich Probleme auf, wenn man sich an die Kindheit zurück erinnert und möglicherweise verdrängten Themen und Gefühlen zuwendet, die abgespalten wurden. 

 

Also man muss das was man ändern will, quasi nochmal bewusst auswählen, dann kann man es bewusst loslassen. Bewusstes anwählen bedeutet man muss es nochmal emotional auslösen und sich voll hineinbegeben, nur dann ist das Thema quasi geöffnet so dass es von Innen heilen kann. So verschwinden Wunden nachhaltig. 

 

Warum sind Themen unbewusst?

Wenn wir nicht in der Lage sind, Themen zu verarbeiten, dann verschieben wir diese ins Unbewusste. Das ist eine uns innewohnende natürliche Fähigkeit, uns vor Überforderungen schützt. 

 

Als Kind konnten wir viele Themen vor allem die schmerzhaften,  nur ins Unbewusste verschieben, weil wir uns nicht anders zu helfen wussten. Und unsere Eltern waren oft genauso hilflos mit allem. Es hat uns nie jemand beigebracht mit den Schmerzen und Ängsten gut umzugehen.

Manche Menschen ist der Schmerz, den wir uns uns tragen schon das ganze Leben bewusst, anderen Menschen nicht. Es gibt sensible Menschen, die das schon die ganze Zeit wissen, wie es um sie steht. Und trotzdem leiden sie. Dann ist die Emotion keist noch nicht integriert.

Die denen das Bewusstsein fehlt, werden irgendwann schmerzhaft darauf hingewiesen. Denn oft sind wir erst bereit hinzuschauen, wenn es nicht mehr anders geht. Nur wenn wir stark genug leiden, fühlen wir uns gezwungen hinzuschauen was da los ist. Solange man es noch wegschieben kann, durch Ablenkungen oder Symptomlinderungen, solange ist man nicht verzweifelt genug um bereit zu sein wirklich hinzuschauen und ggf. das Leben grundlegend zu ändern.

Irgendwann entscheidet der Organismus, dass wir nun bereit sind, den alten Schmerz wieder aufzudecken, es sei denn der ist uns schon bewusst. In der Regel passiert das zu einem Zeitpunkt wo wir bereits eine gewisse Kraft haben, diesen Schmerz auch zu ertragen.

Nur dann wenn wir mit Emotionen konfrontiert sin,d kann man sich vollständig mit dem alten Thema beschäftigen und es integrieren. Wer sich energetisch heilt, heilt zwar auch, hat dann aber unter umständen die emotionale Ebene übersprungen.

 

Oft sind wir ja im Kopf längst soweit, und haben verstanden warum wir ein Problem mit irgendwas haben, aber um zu heilen, muss man sich den damit aufkommenden Gefühlen stellen. Und dazu braucht man genug Sicherheit, denn diese alten Gefühle aus der Kindheit, wo wir so hilflos waren, machen uns meist bis heute große Angst. Genau deshalb wollen wir uns diesen ja nicht zuwenden. Das muss man sich erst mal eingestehen wollen.

Oft verdrängen wir unsere Bedürftigkeit so sehr, dass wir den Schmerz gar nicht mehr sehen können. Dann sieht man ihn in anderen Menschen. Psychologisch sprechen wir von Projektion. Bei diesem Abwehrmechanismus, übertragen wir eigene ungesehene Themen auf die Umwelt. Dort sehen wir dann unser Problem, ohne uns mit dieser Thematik selbst zu identifizieren. Vielleicht kämpfen wir gegen eine Bestimmte Situaition im Außen, gegen bestimmte Menschen, merken aber gar nicht, dass wir uns selbst sehen.

Wenn wir jedoch einen spirituellen Weg gehen, können wir ab einem gewissen Punkt der Bewusstheit, nicht mehr leugnen, dass wir all jene Personen selbst sind, die uns im Außen begegnen.

Wenn wir uns zunehmen als Einheit mit allen Lebewesen verstehen, können wir die Abspaltung, die wir als Ego erleben, nicht mehr aufrecht erhalten. Wenn du im Außen einen Konflikt erlebst, dann hat er mit dir zu tun. Denn du siehst immer nur dich immer selbst.

Wie können wir lernen, abgespaltenen Persönlichkeitsanteile auch emotional zurück zu uns zu nehmen? 

 

Verschiedene psychologische Richtungen, berichten davon dass während der Kindheit ein Zeitfenster besteht, indem grundlegende Verhaltensweisen erlernt werden und es schwer ist, diese später zu verändern. Vielleicht kennt ihr das im Bezug auf das Sprachen lernen. Dieser Gedanke wird jedoch durch die aktuelel Wissenschaft in Frage gestellt.

 

Was  wenn das „Kind“ schon in den Brunnen gefallen ist und die Kindheit sub-optimal gelaufen ist?

Was wenn dir immer etwas gefehlt hat? 

 

Zum Beispiel Liebe, Annahme, Anerkennung, Schutz, Unterstützung, Vertrauen, Verständnis, Mitgefühl. Ist dann alles zu spät?

Nein auf keinen Fall!

Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit. Man kann sie einfach nachholen! Und ich beschreibe heute wie man das beginnt.

Ich hatte lange die innere Haltung, dass ich ja nie Erfolg haben kann, so wie die anderen Menschen, die bessere Startmöglichkeiten in diesem Leben hatten, weil mir die Unterstützung in der Kindheit fehlte. Aber das ist nicht wahr. Es war ein Glaubenssatz, der mich von der Erfüllung meiner Ziele trennte.

Im Gegenteil, diese Haltung hat mich sogar behindert, die Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, weil ich diese Idee nicht loslassen wollte. Warum wollte ich das nicht loslassen? Weil mir Selbstmitgefühl fehlte. 

Ich habe mir diese Idee immer wieder neu bestätigt, dass ich ja nicht das erreichen konnte, was ich mir wünschte, weil ich in der Kindheit nicht hatte was ich brauchte. Ich habe mir immer wieder bestätigt, dass ich nie die Anerkennung oder Liebe bekommen werde, die ich bräuchte, um wirklich glücklich zu sein. Und damit habe ich mich der Möglichkeit verschlossen. 

 

Diese Sichtweisen in Frage zu stellen, nennt sich Arbeit mit Glaubensssätzen. Diese Arbeit halte ich für sehr wichtig, weil wir gelegendlich ungünstige Glaubensssätze in uns haben, die uns in unsere Lebenqulität und Freiheit behindern.  Ich arbeite sowohl mit Glaubenssätzen als auch mit Emotionen, weil ich denke dass beide Seiten einen wichtigen Anteil unseres Selbst bilden. Und somit bruachen beiden Seiten ins uns Annahme und auch Erlösung.

Ich habe mich sehr stark an dem Gedanken festgehalten, dass ich ein Opfer bin, weil ich als Kind ein Opfer der Umstände war. Vater Alkoholiker, Mutter emotional sehr kalt. Meine Mutter lebte ebenfalls ein aufopferndes leben. Ich habe Gewalt und emotionale Kälte erfahren. Ich habe nicht erfahren, dass meine Bedürfnisse erfüllt wurden.

Weil meine Eltern ein rein materialistisches Weltbild hatten, und es mir materiell an nichts gefehlt hat, haben sie nicht verstanden dass mir emotional etwas gefehlt hat. Das haben sie immer runter gespielt, so habe ich es auch runter gespielt. 

 

Ich war ja von meinen Eltern abhängig und war deshalb gezwungen, ihre Sicht auf meine nicht erfüllten Bedürfnisse zu Teil zu übernehmen. Dieses übernehmen der elterlichen Sicht, behindert leider bei vielen Menschen, die Möglichkeit zur Heilung. Denn Heilung kann erst stattfinden, wenn man an dem Punkt ist, dass man sich eingesteht, dass einem etwas entscheidendes im Leben fehlt.

Und so war ich im Kampf gegen meine Eltern, dabei musste ich verstehen dass ich mich meinem Schmerz zuwenden musste. Und weil sie mein Leid nicht sehen wollten, habe ich es selbst unterdrückt. Dieses geschah, so lange bis ich meine Autorität wieder zu mir nahm, und mich aus Selbstliebe komplett von meinen Eltern abgrenzte. In dieser Zeit der Abgrenzung war es wichtig, sie komplett in Frage zu stellen, damit bei mir der Heilungsprozess laufen konnte. Ich konnte nämlich nur deshalb zu mir stehen, weil ich für eine Zeit darauf verzichtete, ihnen verzeihen zu wollen.

Es war nötig, dass ich mir mir das Mitgefühl gab, was ich mir immer von meinen Eltern gewünscht hatte, was sie mir aber nicht geben konnten. Es war wichtig, dass ich mir erlaubte meinen Eltern Vorwürfe zu machen, auch wenn ich sie intellektuell schon längst verstanden hatte und wusste dass sie nicht anders konnten.

Für meine Heilung des inneren Kindes war es aber wichtig, vorwerfend zu sein, denn das ist eine Gefühlsäußerung die dem kleinen Kind damals entsprach, und frei geäußert werden musste.Wenn man sich heilen möchte, dasrf man keine Gefühle aus Liebe, Verständnis oder Rücksicht zurück halten. Wer sich heilen möchte, muss sich auch Gefühle des Hasses erlauben. Es dauerte bis diese Gefühle frei fließen konnten.

Sei wütend, sei vorwerfend, sei traurig und empört über die Ungerechtigkeit. Und wenn du dabei gleichzeitig Verständnisvoll und Mitfühlend für den Täter sein kannst, dann ist das super. Aber sei vorsichtig, dass du das Opfer nicht vergisst.

Ich musste ganz in den alten Schmerz gehen und mich in ihm hineinfallen lassen. Es war wichtig den Schmerz durch zu fühlen, bis er sich von selbst auflöste. Wenn der Schmerz nicht von Selbst aufhört, ist er nicht vollständig angeschaut.

Man darf nicht den Fehler machen, sich mittels Verstand zu regulieren, nach dem Motto, jetzt ist es aber mal genug Trauer oder Wut. Der Schmerz, die Trauer, der Hass, muss von selbst abklingen, so dass du in eine positive Gefühlsschicht hinter dem Schmerz landest. Das kann zum Beispiel Frieden oder Liebe sein.

Natürlich kannst und musst du die Gefühlsarbeit im Alltag manchmal durch Regulation unterbrechen, aber dann musst du zu einem anderen Zeitpunkt erneut in den Schmerz gehen, bis wirklich nichts mehr kommt. 

Selbstregulation ist notwendig, wenn du in von Suizidgefühlen überschwemmt wirst, oder andere Formen der realen Gefährdung ausgeliefert bist. Alte Gefühle sind aber keine reale Gefährdung. Es hilft sehr zu verstehen, dass das was du fühlst, ein altes Gefühl ist. 

Um so besser dein Beobachter ausgeprägt ist, um so besser kannst du während eines heftigen Gefühls bewusst bleiben und somit verhinderst du dass es dich überflutet. Den Beobachter stärkt man zb durch Meditation oder durch psychologische Techniken, die helfen während des Fühlens einen Beobachter aufrecht zu erhalten. Wenn du bewusst fühlst und gleichzeitig bewusst beobachtest, fließt das Trauma ab, denn dann sind Herz und Verstand bewusst vereint. 

Dennoch kann Traumaarbeit vermürbend sein.  Deshalb ist es auch gut, dich durch einen erfahrenen Therapeuten oder eine andere Person, die selbst durch diesen Prozess gegangen ist, begleiten zu lassen. Manchmal wird man regelrecht überflutet und braucht eine regulierende Auszeit.Man bruacht manchmal Gespräche mit anderen, um sich nicht alleine zu fühlen. Bitte suche dir mindestens eine Form der kompetenten Hilfe von Außen. Du kannst sehr viel selbst lösen, aber manchmal brauchst du auch Unterstützung, Feedback, Mitgefühl, Aufbauenden Worte, etc.

Es war mir lange nicht bewusst wie viel Schmerz da überhaupt in mir war. Es ist kein Wunder das ich das abspalten musste. Ein Kind kann das gar nicht verarbeiten. Es hat mich schokiert zu sehen, was alles unbewusst in mir lag. Gleichzeitig hat es mich gefreut, dass das alles abfließt und heilt.

 

Nachdem man sich dem Schmerz ergeben hat, muss es auch wieder aufwärts gehen.   

Dann muss das was immer gefehlt hat, aufgebaut werden. Mir hat immer bedingungslose Annahme, Selbstbewusstsein und Sicherheit und Verständnis für mich selbst gefehlt. Das habe ich mit der inneren Kind Technik, nachgeholt und mir nach und nach selbst gegeben. 

 

Ich hatte das Glück ein Vorbild in Annahme zu treffen und von ihm zu lernen. Ich wusste gar nicht wie das geht, zb meinen übergewichtigen Körper anzunehmen, meine Kritiksucht und meine ganzen Fehler. Aber dann war dann einer der das getan hat. Er hat mich so genommen wie ich war,  weil er im Frieden mit sich selbst war. Dann habe ich von ihm gelernt, mich nicht mehr zu verurteilen und für alles was ich in mir fand, Annahme zu finden. Ich fand Annahme für Hass, Egoismus, Schwäche, Trägheit, Angst, Wut, Hochmut, und vieles mehr. 

 

Ich habe alle Ideen von Gut und Böse aufgegeben und nehme seitdem restlos alles an was ich bin. Das heisst nicht dass ich nicht an mir arbeite, zb liebevoller zu werden, doch das tue ich. Aber es gibt kein Urteil mehr für das was ich bin. Ich bestrafe mich nicht mehr durch Selbstablehnung. Ich habe erkannt, alles was ich bin, hat einen Sinn. 

 

 

Nun zur inneren Kind Technik:


Wobei das ja im Grunde schon die Weisheit des Kindes ist. Ein Kind kommt urteilsfrei auf die Welt. Erst die Erwachsenen bringen ihm bei, zu urteilen. 

 

Und das soll auch so sein, weil ein Kind hier auf der Welt ist, um etwas neues zu lernen. Dazu braucht es das Urteilsvermögen. Unser Problem ist aber, aus dem Urteilsvermögen, einen unbewussten  Urteilswahn zu machen. Wir hauen uns oder anderen Menschen täglich im übertragenen Sinne eine rein, und kritisieren uns selbst und die anderen, bis keine Liebe mehr da ist. Wir sind Kritiksüchtig. Die innere Kind Arbeit dreht den Prozess der Kritiksucht wieder um und lehrt uns die Annahme, die uns immer gefehlt hat. 

 

Ich möchte hier nicht Kritik oder den urteilenden Verstand angehen. das ist genauso falsch. Nein es geht daram der Kritik und dem Urteil eine Annahme entgegen zu setzten. Dann entsteht Ganzheit, wenn wir beides bewusst können. Ur-teilen und durch Annahme zusammen fügen.  

Allerdings benötigt man dann etwas Mühe, um dem inneren Kind auf die Beine zu helfen. Dieses ist ein Weg der sich allemal lohnt.

Die spirituellen, haben mir immer von Selbstliebe erzählt. Aber für mich war das immer ein sehr großes Wort. Sie haben gesagt ich soll mich "einfach" selbst lieben. Aber wie das gehen soll konnte keiner erklären. Ich fand das immer Hochmütig. Wer in der Kindheit keine Liebe erhalten hat oder sie zumindest nicht gespürt hat, wie soll der sich dann selbst lieben?

Deshalb würde ich gerne das Wort Selbstliebe erst mal herunterbrechen auf das Wort Selbsthilfe. Und dann ist es so, dass aus der Bereitschaft der Selbsthilfe, irgendwann Selbstliebe wird. Das geht aber nicht von heute auf morgen, das bruacht ein wenig Zeit und Mühe.

Es kann natürlich sein, dass manche Menschen Selbstliebe einfach so bekommen haben. Dann hattet ihr Glück. Bei mir war das anders. Ich habe es immer als Arrogant empfunden, wenn Spirituelle von ihrer Selbstliebe erzählt haben, die ich mir nicht geben konnte. Wieder fühlte ich mich dann ausgeschlossen, weil sie hatten was mir fehlte.  Wieder hatte ich nichts. Deshalb möchte ich konkrete und praktikable Wege zur Selbstliebe, zur Annahme zur Heilung erklären, die jeder Mensch schrittweise gehen kann.

Deshalb schreibe ich auch diesen Text, um den Menschen eine Anleitung zu geben, die in der Kindheit einen Mangel an Liebe vorgefunden haben. Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit.

 

Zur Technik:

Man stellt sich vor, man ist ab heute die beste Mama, der beste Papa, der man sich sein kann. Und man hat ein Kind im inneren, das man ab heute gut versorgen möchte.

Man holt sein inneres Kind von damals ab. Bei mir saß mein Kind noch in Gedanken im Kinderzimmer. Denn ich saß damals oft alleine und verzweifelt in meinem Zimmer. Es war einsam.

Mein Kind saß in meiner Phantasie in einem dunklen Raum. Da ich mich mit Traumanalyse beschäftige, hat mir das auch zu denken gegeben. Der Raum indem man das Kind vorfindet, kann ein erster Anhaltspunkt dafür sein, in welchem emotionalen Verfassung das innere Kind ist. Oder vielleicht zeigt es eine Geste, die dir Aufschluss über seinen Gemütszustand gibt. Nehme alle aufkommenden inneren Bilder ernst. So findest du einen Zugang zu deinem Unbewussten.

Ich habe erst mal sein Vertrauen gewonnen, indem ich es öfters in Gedanken besucht habe. Für den Anfang zum Beispiel 1x am Tag für 10 Minuten.

 

Ich habe also mit Imagination (Vorstellung) angefangen. Dann habe ich immer öfter mit ihm kommuniziert und in mich rein gehört, was ich eigentlich brauche.

 

Das war nicht so leicht, weil meine Gefühle und Bedürfnisse unterdrückt waren. Das Kind traute sich gar nicht zu sagen, was es braucht. Denn damals wurde ihm ja eh nicht zugehört. Also nochmal das Kind sagte nicht mehr was es braucht. Das bedeutet aber nicht dass es nichts braucht. Es bedeutet, es hat kein Vertrauen. Ich habe es ja immerhin viele Jahre im Stich gelassen, weil ich es nicht besser wusste.

Ich musste als innerer Erwachsener sehr viel Geduld mit mir (mit dem inneren Kind) haben. So kam es dann das das Kind mit der Zeit von seinen Bedürfnissen erzählte. Ich hörte dann eine innere Stimme, und es sagte ab und zu etwas.

Und dann habe ich angefangen, mich im Außen und vor anderen Menschen, für seine Belange einzusetzen. Etwas was meine Eltern nicht getan haben. Sie konnten es nicht, sie hatten ja selbst keine Selbstliebe. 

 

Das war sehr schwer für mich, weil es mir noch an Mut und Selbstvertrauen fehlte. Ich versuchte es eben so gut ich konnte, und war auch liebevoll zu meinen inneren Eltern die manchmal mit den Bedürfnissen des Kindes überfordert waren. Eltern sein muss man eben auch üben, das spürt man am eigenen Leib, wenn man versucht dem inneren Kind gute Eltern zu sein. Wenn ich nicht weiter wusste, fragte ich andere Menschen um ihren Rat.

Leider habe ich meine Eltern viele Jahre unbewusst imitiert. Man spricht psychologisch von Internalisierung. Dh. ich habe mein inneres Kind leider genau so unempathisch behandelt, wie ich das bei meinen Eltern erlebt und kritisiert habe. Ich habe meine tiefsten Bedürfnisse verleugnet. Ich habe es einfach nicht bemerkt, dass ich mich genauso hart verurteilt und genauso im Stich gelassen hatte, habe, wie sie es taten.

Ich habe die Härte immer nur im Außen (Projektion) gesehen, in allem. Im Leistungsdruck der Gesellschaft, im Funktionieren müssen, in emotions-kalten Menschen. 

 

Ich bin Erzieherin geworden, um den anderen Kindern ein besseres und liebevolleres Leben zu ermöglichen. Ich habe immer sehr mit ihren Leiden mitgelitten, weil ich nicht verstand, dass es eigentlich um mich ging. Ich hatte ein unbewusstes Helfersyndrom, und projizierte mein eigene unbewusstes Leid auf die Kinder im Außen. In den anderen Kindern sah ich das Leiden, und kümmerte mich aufopferungsvoll um sie. Aber mich vergaß ich. Und somit lebte ich die Rolle der Aufopferung, die ich zu Hause lernte, ohne zu sehen was ich selbst brauchte.

Du kannst eine sehr liebevolle Mutter sein, und deinen Kindern alles geben, aber zu dir selbst bist du vielleicht ungerecht und kalt und du unterdrückst deine Bedürfnisse. Ich musste das auch erst mal sehen, wie kalt ich zu mir bin. Ich war der Teufel zu mir selbst, aber ich sah es nicht.

 

Ich sah es immer nur bei den anderen. Es war unbewusst. Nicht mal das kann ich verurteilen. Ich wusste es nicht besser. Es ist wichtig sich nicht zu verurteilen, wenn einem bewusst wird, wie man sich oder andere verletzt hat, denn man tut es ja unbewusst. Wichtig ist, dass man sich bereit erklärt, ab dem Moment wo man es sieht, die Verantwortung zu übernehmen und Verhaltensmuster zu ändern.

Ich versuche mir selbst heute der Erwachsene zu sein, der das Kind damals nicht hatte. Dazu horche ich immer wieder in mich hinein und suche Kontakt zum inneren Kind und seinen Bedürfnissen. Das ist für mich gar nicht so einfach gewesen, weil mein inneres Kind seine Bedürfnisse nicht mehr geäußert hat, weil sie in der Kindheit nicht gehört wurden. Das musste ich erst neu lernen.

All meine verkopfte Analyse die ich schön länger betreibe, hat nicht geholfen, erst die Zuwendung mir gegenüber konnte den Stein ins Rollen bringen. Das heißt konkret, dass man sich dem Schmerz der Hilflosigkeit, der Trauer, der Wut, der Angst, der Ohnmacht zuwendet, die man empfindet.

Man muss die schmerzhaften Gefühle zulassen, um sich dann Mitgefühl für diese zu geben. So heilen sie. Und man muss das so lange machen, bis die Schmerzen ganz angenommen sind. Man darf nichts regulieren oder wegschieben, weil es gerade stört. 

 

Als Kind wurde man weggeschickt wenn man unangebrachte Gefühle gezeigt hat. Das kann man nur heilen, indem man es umkehrt und das innere Kind auch mit den als Störung empfundenen Gefühlen annimmt. Es darf weinen, schreien, wüten, ängstlich sein, hilflos sein, antriebslos sein. Dieses Kind muss wieder alles dürfen, auch wenn die Verhaltensweisen mit den Vorstellungen der Umwelt, kollidiert. Ichg musste mich oft aus emotionalen Gründen krank melden. Ich nahm meine Emotion so wichtig. Ich musste die Freundschaft zu lieben Menschen ganz riskieren, um mir zu zeigen, dass ich der wichtigste Mensch für mich bin. Es gab vieles was das Kind als Liebesbeweiß von mir forderte. 

 

Nur dann, wenn das Kind erfährt, dass wirklich alle Gefühle zu jederzeit da sein dürfen, kann vollständige Heilung geschehen. Und dann braucht eine eine liebevolle Mutter oder einen Liebe vollen Vater, der das Kind in seiner Emotionalität jederzeit annimmt. Du musst dich selbst 100% ernst nehmen.

Und deshalb waren die Auslöser im Außen, wo diese Gefühle aufkamen auch wichtig. Anstatt gegen das Außen zu kämpfen, habe ich gefühlt was das mit mir macht. Auslöser im Außen, konfrontieren mich mit meinem inneren Kind und ermöglichen es mir, hinzuschauen.

Ich versuche wenn möglich dem Kind die Bedürfnisse zu erfüllen oder zumindest Verständnis zu haben, denn man kann nicht alle Bedürfnisse eines Kindes erfüllen. Und manchmal muss man dem Kind auch sagen, dass die Regeln der Welt gerade so sind. Aber man kann dem Kind gleichzeitig zuhören und ihm Verständnis entgegen bringen.

Man muss sich von den Forderungen des Kindes emotional berühren lassen, auch wenn man ihm diese nicht gleich erfüllen kann. Wichtig ist, für jede Emotion Mitgefühl aufzubringen, dann findet Annahme und Heilung statt.

Es geht also nicht um Härte, selbst wenn man manchmal pragmatisch und hart gegen sich selbst entscheiden muss. Dabei kann man immer noch im Mitgefühl mit sich selbst sein. Die Lösung ist die Widersprüchlichkeit da sein zu lassen. Liebes Kind, ich kann dir zwar nicht geben was du brauchst, aber ich fühle wie sehr du dir das gerade wünscht. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht geben kann.

Man kann immer Mitgefühl mit sich selbst haben, dass man sich etwas wünscht und nicht bekommt. Man kann sich selbst trösten, dass man es jetzt nicht haben kann. Oft hilft das schon. Das ist ein völlig anderer Umgang mit unerfüllten Bedürfnissen, als wenn man eisern die Zähne zusammen beißt und sich sagt, es geht eben nicht. Auch ist es wichtig, nicht mit allem genügsam zu sein. Denn oft widerholen wir dabei nur, was wir mal gelernt haben.

Wenn ich Angst habe, versuche ich bei mir zu sein und mir zu helfen durch diese Situation zu gehen. Da wo ich mich früher selbst verurteilt habe, gehe ich jetzt wohlwollender mit mir um, auch wenn ich nicht perfekt bin. Es geht darum sich selbst bedingungslos zu lieben, gerade dann wenn man die Erwartungen nicht erfüllen kann. Gerade dann wenn man Fehler macht, muss man sanft zu sich sein.

Man sagt sich einfach ist nicht schlimm, beim nächsten Mal klappt es vielleicht und wenn nicht, hab ich dich trotzdem lieb. Meinen Kindergartenkindern habe ich das immer schon gesagt, aber mich habe ich eiskalt verurteilt, wenn ich nicht meinen Erwartungen entsprochen habe.

Ich habe festgestellt, dass diese innere Kind Arbeit mir zunehmend hilft mehr Selbstliebe und Vertrauen  zu entwickeln. So habe ich jetzt die Selbstsicherheit erlangt durch schwierige Lebenssituationen durch zu gehen. Natürlich gibt es immer auch schwierige Zeiten und Rückschritte. Meistens geht man 3 Schritte vor und zwei zurück. Diese Zeit sollte man sich geben und vertrauen, dass diese Technik mit der Zeit immer besser funktioniert. Man braucht viel Geduld mit sich selbst aber irgendwann werden sich auch die Früchte dieser Arbeit zeigen.

 

 

Das innere Kind als spirituellen Lehrer. 

Des weiteren sehe ich das Innere Kind auch als spirituellen Lehrer, welches dem erwachsenen Anteil seine Welt zeigen kann. Das Kind ist ja ursprünglich phantasievoll, kreativ, bedingungslos liebend, lebendig, neugierig, offen, im positiven Sinne naiv und frei von Urteil gewesen.

Das Kind kann also dem Erwachsenen Anteil der manchmal etwas unflexibel im Denken, Fühlen und Handeln geworden ist, helfen diese ursprüngliche Freiheit und Offenheit wieder zu gewinnen, indem es den Erwachsenen anregt zu "spielen" und sich wieder offen auf die Welt einzulassen. Es kann den Erwachsenen anregen, sich wieder gänzlich in Menschen oder die Welt zu verlieben, und zwar ohne die bedingte Zurückhaltung eines Erwachsenen.

Der Erwachsene hat sich meist an die Rationalität und an feste Vorstellungen gebunden, und ist nicht mehr fähig diese zu hinterfragen. Erwachsene sind meist emotional verhärtet und ein Großteil der Emotionen ist erkaltet und nicht mehr im freien Fluss. Das Kind kann einen Ausgleich bieten und so können Herz und Verstand wieder zusammen finden, ohne dass etwas ausgeschlossen wird.

Tue so als ob die Welt magisch wäre, ist ein Impuls der vom Kind ausgehen kann und der den Erwachsenen ergreifen kann, wenn dieser sich auf das kindliche Spiel einlässt. So sehe ich das innere Kind auch als Inspirationsquelle für die spirituelle Entwicklung und die Einheit von Gefühl und Verstand. Denn da geht es darum, eben diese freie Sicht auf die Welt in sich wieder zu finden.

Idealerweise ergibt sich so aus Kind und Erwachsenen ein Zusammenspiel, welches beide Seiten beflügeln kann. Trans-rational statt prä-rational.  Der innere Erwachsene als liebevolle Seite der Vernunft und das innere Kind als freier Ausdruck der Emotion. Herz und Verstand funktionieren am Besten in der Einheit.

So ist die Innere Kind Arbeit nicht ausschließlich dazu da, emotionale Themen zu heilen, sondern kann auch ein Weg ein, seine spirituelle Dimension in den magischen Bereich zu erweitern.

Ein Kind befindet sich am Anfang noch in einer gefühlten Allverbundenheit mit der Welt. Diese Verbundenheit mit allen Wesen, ist über die Reintegration des Kindes in das Selbst wieder zu erlangen.

Ein freier und geheilter Mensch kann die Welt trennend unterscheiden. Er benutzt seinen wachen Verstand. Gleichzeitig kann er die Verbundenheit mit allen Wesen erkennen und wieder ganz konkret fühlen. Erst wenn das vollbracht ist, kann man von Heilung oder auch Ganzheit sprechen.

Bis dorthin ist es ein langer Weg, ein langer Heilungsprozess, denn wir sind bei unserer Inkarnation alles schwerst traumatisiert worden. Um so bewusster wir unser Trauma sehen, um so bewusster können wir in den Heilungsprozess gehen. 

 

Heilung zur Ganzheit ist ein Prozess der nie endet, denn wie könnten wir die Unendlichkeit selbst sein, wenn wir das was wir sind und integrieren können auf etwas beschränken? Deshalb kann auch der Prozess der Ganzwerdung als fortlaufenden Prozess gelebt werden.

Vielleicht ist diese Sicht unserer Unendlichkeit ja eine Hilfe, dass ihr den notwendigen Gleichmut aufbringt, der notwendig ist, um eine kontinuierliche Offenheit für das zu haben, was aus eurem Unbewussten ins Licht kommen mag. Ich sehe da bei mir kein Ende in Sicht. Ich lerne und heile immer.

Es gibt keinen Punkt, wo wir sagen können, jetzt haben wir es geschafft, oder bin ich am Ende meiner Heilung, meiner Ganzheit angelangt. Manche Menschen legen sich fest, um endlich Frieden zu haben. Doch Erwachen ist ein unendlicher, ein fließender Prozess, und benötigt den Verzicht auf das Einnehmen eines festen Standpunktes. Nach dem Erwachen gibt es immer noch ein Erwachen.

Da du dich nie kennen kannst, kannst du auch nicht entscheiden jemals vollständig zu sein. Gerade in dieser nie zu erreichenden Unvollständigkeit kannst du jedoch paradoxerweise ein Gefühl der Vollständigkeit emfinden. 

Genau das macht das Erlebnis des Lebens zur absoluten Perfektion. Es wäre eine ganz furchtbar langweilige Sache, festzustellen, dass der Film des Lebens am Ende angekommen ist, weil man alle Level durchgespielt hat. Also sei stets offen, dass hinter der nächsten Ecke noch etwas viel umfassenderes liegen kann. Ich wünsche euch allen die Heilung, die ihr euch wünscht.


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