Wie bastelt man sich ein permanentes auf und ab aus Zufriedenheit und Unzufriedenheit?
Zufriedenheit für Leistung ist dabei ein Aspekt, aber diese Form hält
bei mir nicht lange an. Meist freue ich mich mehr darüber, dass ich eine
Blockade bewältigt habe, etwas erschaffen habe, welches von anderen
gewürdigt wird. Manchmal gerate ich durch die positiven Leistungen in
ein Hamsterrad, aus Leistung und Abhängigkeit, dass ich nicht stoppen
kann, weil ich den Irrtum nicht sehe. Bis ich unter der Last des leisten
müssens, wieder zusammenbreche und erneut vor meinen Blockaden stehe,
die mich begrenzen.
Wenn ich dann keinen Sinn darin sehe und stattdessen gegen das Versagen
kämpfe, ob gegen mich oder gegen andere die mir meinen Wert nehmen zu
scheinen, dann bin ich wieder unzufrieden. Das heißt also Zufriedenheit,
die über Leistung entsteht ist nur temporär vorhanden, ist aber
unbeständig (weil abhängig) und macht nicht wirklich satt. Man kann dann
nie loslassen, weil man immer genötigt wird, den Status Quo aufrecht zu
erhalten.
Dann gibt es aber noch eine andere Zufriedenheit. Manche nennen sie
bedingungslos. Sie kann einen plötzlich ereilen, zb durch Meditation
auftreten. Der Verstand hat manchmal keine Erklärung dafür, weil die
Bedingungen für Bedingungslosigkeit in unserer Welt so fern sind. Aber
ich glaube, dass ist nur dann so, wenn der Verstand diese Form der
Zufriedenheit noch nicht ganz in sein Ich integriert hat. Dann ist es
eine Gnade, diese bedingungslose Zufriedenheit einfach so erfahren zu
dürfen.
Nach der Integration, können wir diese bedingungslose Zufriedenheit
jedoch auch mit Worten erklären. Die bedingungslose Zufriedenheit hat
nichts mit der Situation an sich zu tun. Normalerweise bewerten wir
Situation in günstig und ungünstig. Wir mögen sie und mögen sie nicht.
Diese Unterscheidung trifft unser Ego, woraus es sich selbst erschafft.
Wenn wir etwas Negatives erleben … nehmen wir mal Krankheit. Das will
nun wirklich kein Ego gerne haben. Und selbst so eine Situation kann
Zufriedenheit erzeugen?
Ja wenn wir der Erfahrung einen Sinn und somit eine Würdigung geben. Ich
kann die Krankheit zum Beispiel zum Lehrer machen. In dem Moment lassen
wir unsere Beurteilungen los und sind frei selbst den Sinn für unsere
Erfahrung festzulegen. Ich kann sagen, du scheiss Grippe und im
Widerstand sein. Oder ich kann sagen, naja es fühlt sich gar nicht gut
an, aber ich bin mal gespannt was ich hier wertvolles über mich selbst
lernen kann. Zeig mir doch, was ich hier lernen kann. Und glaubt mir,
ich weiß wie schwer das ist, so eine Situation umzudrehen. Ich arbeite
seit Jahren an genau diesem Projekt.
Manchmal empfängt man den Sinn auch. Manchmal findet man ihn. Manchmal
muss man ihn selbst vergeben. Manchmal muss er einem auch erst
einfallen. Ja man muss sich wahrlich manchmal einen Sinn ausdenken, der
ganz aus dem eigene Selbst entspringt und frei ist von vorgegebenen
Vorstellungen. Manchmal hat man gar keine Idee, welchen positiven Sinn
man vergeben könnte. Dann kann man sich einen ausdenken.
Es ist ein Weg. Es ist einfach einem Bus der dir vor der Nase wegfährt,
einen Sinn zu geben. Wovor hat mich die Situation womöglich bewahrt?
Wollte ich da überhaupt hin? Oder einem Streit. Welchem Teil von mir
selbst begegne ich hier gerade? Was wenn diesen Menschen ganz annehmen
könnte? Wer wäre ich dann? Würde ich etwas verlieren oder würde ich gar
etwas gewinnen, indem ich verliere?
Und was wenn du dein ganzes Leben erleuchten könntest, weil du deinem
Leben, egal wie es gerade läuft, immer den höchsten Sinn vergeben
könntest?
Zugegeben, das ist keinesfalls immer leicht. Ich übe schon lange. Aber
ich glaube für mich geht es nur so. Es gibt einen bekannten Psychologen
namens Viktor Frankl, der seiner Erfahrung des Konzentrationslagers
einen Sinn gegeben hatte. Manche Menschen haben keine ander Wahl, als
nach Innen zu gehen.
Geschieht das Sinnvergeben in so einer Situation nicht aus Not? Ja
anfangs ist das so. Aber mit der Zeit wird die eigene Fähigkeit den Sinn
in allem zu finden stärker, so dass die Situation an sich immer mehr
ihren vordefinierten Wert verliert. Oft kommen wir erst an diesem Punkt,
wenn uns alle Wege im Außen abgeschnitten werden. Aber egal wie
ohnmächtig dich auch eine Situation machen kann, du hast immer die
Macht, ihr einen Sinn zu geben. Natürlich musst du dann mit all deinen
alten Vorstellungen die den Wert einer Situation definieren, brechen.
Wenn wir unserer Erfahrung einen Sinn geben können, und sei es für einen
Tag, den wir auf der Couch vor dem Fernseher verbracht haben, dann
haben wir auch die Macht diese Erfahrung zu würdigen. Das ist ja oft das
nächste Problem. Solange wir im Leistungskaroussel gefangen sind,
suchen wir immer nach Anerkennung, um uns würdigen zu können. Wir sind
abhängig, womöglich von der Würdigung andere Menschen, aber zumindest
vom Gelingen unseres Projektes. Unser ganzes Denken und Streben ist auf
eine Weise ausgerichtet, die nur nach Außen schaut, anstatt nach Innen,
zu uns selbst. Was aber wenn wir die Macht hätten und selbst zu
würdigen, gleichgültig, welche Situation in unserem Leben wir erfahren?
Was wenn alles was wir erleben, es wert wäre, uns selbst eine Würdigung
auszusprechen, bedingungslos?
Immer dann wenn mir das gelingt, weitet sich meine Zufriedenheit auf
mein Leben aus und ich sehe den Wert dessen was ich bin und was ich tue.
Und natürlich sehe ich auch den Wert der anderen Menschen, dessen Leben
und Sein ich einen Sinn geben kann. Zum Beispiel meinen Eltern, die
mich traumatisiert haben. Diese Form der Zufriedenheit ist beständig,
denn sobald ich den Sinn einmal erkannt habe, kann er mir nicht mehr
verloren gehen. Höchstens nochmal transformiert zu einem noch
umfassenderen Sinn.
Und manchmal falle ich da wieder raus, weil ich wie ein Esel einer
Karotte hinter her renne und den Sinn nicht sehe. Dann leide ich. Und
dann leiden auch andere unter mir. Und dann erinnere ich mich und gebe
meinem Erleben oder einem Menschen wieder einen Sinn und alles ist
wieder gut.
Ich hab immer gedacht Gott hat Jesus auferstehen lassen. Jedes Ostern
hab ich gehofft, dass das Leid in meinem Leben ein Ende nimmt. Mag sein,
dass das früher so war. Mag sein das das für manche Mems
(Bewusstseinsstufen) immer noch so ist. Da haben wir ja auch in einem
anderen Zeitalter, in einem anderen Bewusstsein gelebt. Da war Gott noch
etwas im Außen. Heutzutage wo wir selbst denken und Gott mein im Innen
suchen, muss man das Auferstehen wohl auch selbst machen.
Wie wäre es mit dem Begriff Selbstermächtigung? Man muss ich selbst
erheben, sich selbst würdigen unabhängig davon was man für ein Leben
führt. In der Psychologie habe ich ein schönes Wort gefunden:
Utilisieren (nutzbar machen). Man muss selbst den größten Mist den man
erlebt irgenwie nutzbar machen, bis man es schafft, sich selbst zu
würdigen. Die Buddhisten sagen: Der Lotus wächst im Schlamm.
Damit erhebt man alle andere Menschen, die im Schlamm sitzen, gleich
mit. Wenn du dich selbst würdigst, kann dich nichts und niemand dich
erniedrigen, nicht und niemand kann dich entwürdigen, nichts kann dir
deinen Selbstwert nehmen. Nur du selbst, wenn du wiedermal vergisst, wer
du bist.
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