Samstag, 12. November 2016

Dämonen, Emotionen, Krankheit

Den Dämonen Nahrung geben, so heißt ein Buch was ich mal im Gespräch über das Arbeiten mit Emotionen empfohlen bekommen habe. Es geht dabei um eine Art Aufstellungsarbeit, nur wird nicht mit Gegenständen oder Stellvertretern aufgestellt, sondern die inneren Anteile werden als Dämon visualisiert.


Ich hatte diese letzten Tage wieder arge inne Konflikte, die mich in meine alten Verhaltensmuster von Depression und Rückzug gezwungen haben. Ich hatte vor einer Woche einen weiteren Teil meiner alten Trauer ausgefühlt. Wie man das macht, mit allen Hindernissen, habe ich im Artikel über Emotionen ausführlich beschrieben. Jetzt möchte ich noch etwas ergänzen.

Erweiternd habe ich mit der „The Journey“ Technik von Brandon Bays gearbeitet, in der man genau wie bei der beschrieben Variante, die Emotion annimmt, fühlt ohne zu Denken. Wir blockieren unserer Emotionen normalerweise durch Denken oder andere Abwehrhandlungen. Deshalb darf im ersten Schritt nicht gedacht werden. Nur gefühlt. 


Erst muss völlige Annahme entstehen. Erst im zweiten Schritt entsteht dann wieder das Denken. Bei mir ist das so, dass ich dann automatisch ein Wort für die Emotion finde. Ich finde diesen Schritt wichtig, damit das empfundene dann auch verbal verarbeitet werden kann. Ich finde es wichtig, die sprachliche Schnittstelle zwischen Emotionen und Ausdruck immer wieder zu trainieren. 

Wenn man die Emotion gefühlt und benannt hat, dann fragt man sich, welche tiefere Emotion liegt darunter. Und im Gegenteil zu Christian Meyers Technik, fühlt man die Emotion nicht stundenlang bis sie verbrennt, sondern man geht dann immer wieder eine Schicht tiefer. So kann es sein, dass man innerhalb kürzester Zeit, sehr viele Schichten annehmen kann. Vermutlich kann man intuitiv ahnen, wann man bereit ist für die nächste Emotions Ebene.

Diese Technik brachte mich innerhalb von zwei Tagen (da beim fühlen auch immer wieder unterbrochen werden darf) in eine Wahrnehmung von Trauer, Wut, Schweigen, Angst, und Rückzug. Ich konnte zum ersten Mal ganz genau erkennen, wie diese Schichten in der Kindheit entstanden und nicht ausgelebten Emotionen zu meinen Abwehrverhalten geführt haben. Solche Erkenntnisse, sind immer eine große Freude für mich. Ja klar ich bin ja ein Versteher, was könnte es schöneres für mich geben. 

Vielleicht können viele Menschen das nicht nachvollziehen. Denn es sieht dann in der Praxis wirklich so aus, dass ich mich Stunden lang in meinen düsteren Emotionen begebe und vielleicht auch heule. Aber gleichzeitig ist da der Beobachter, der sich wahnsinnig über die Erkenntnisse freut, denn diese kommt erst, wenn man Emotionen ganz da sein lässt. Bisher konnte ich mir meinen Rückzug nicht genau erklären. Jetzt kann ich es sehr exakt nachvollziehen. Und dieses verstehen der Entstehung ist für mich so wichtig, um die eigenen Konditionierungen aufzulösen und Handlungsalternativen zu entwickeln.

Ich kam in meiner Taktik des Ausfühlens was ich jetzt schon ca. seit zwei Jahren betreibe, immer wieder an Grenzen. Einmal passiert es auch mir, dass ich auf irgendeinen Abwehr reinfalle. Dabei hilft, dass man eben auch eigene Abwehrreaktionen beobachtet und kenne lernt. Dann gibt es die Möglichkeit, dass man unbewusst wird und unter der Emotion leidet und sich darin verliert und sie vielleicht auf andere projeziert. Das passiert einem auch immer weniger, wenn man darauf achtet, bzw. von anderen darauf hingewiesen wird, dass man sich wieder total in sein Leid oder seine Opferhaltung verstrickt hat. Es ist super wenn man da ein achtsames Gegenüber hat.

Dann stieß ich aber immer wieder an ein Problem, welches sowohl Christian Meyer als auch Brandon Bays mir nicht ausreichend beschrieben haben. Beide sprechen davon die Aufmerksamkeit auf Emotionen zu richten. Bei mir treten aber an irgendeiner Stelle anstatt Emotionen Krankheitssymptome auf. Manchmal nehme ich dann auch verschiedene Energiekörper wahr, die sich alle wild mischen. Und spätestens an der Stelle war ich immer hilflos und überfordert. Ja klar dann fühlt man die Hilflosigkeit. Immer das was auftaucht. Aber das ändert ja nichts daran, dass Krankheit zu meinem Abwehrmuster gehört und mich in meiner Lebensfreude einschränkt und im Muster gefangen hält. Zu diesem Zeitpunkt litt ich an Migräne und Übelkeit, Symptome die auftaten, weil mein Gewissen der Meinung war, ich sollte langsam mal Motivation und Aktivität, anstatt Depression und Rückzug zeigen.

So war ich wieder total aufgeschmissen, denn wie soll man Krankheit ausfühlen? Ich dachte ok vielleicht sind es so Art verschlüsselte Emotionen, die noch nicht gefühlt werden können. Das hatte ich auch schon. Aber alles fühlen half nichts. Dann entdeckt ich dass es das Buch, Dämonen Nahrung geben welches ich damals gekauft, aber noch nicht gelesen hatte, auch als Hörbuch gab und ich hörte es gleich an. Auf der CD wurde man begleitet und das war sehr gut, um direkt einzusteigen.

Man sollte sich den Teil den man bearbeite möchte als einen Dämon vorstellen. Das tat ich. Vor meinem inneren Auge entstand ein Dämon, der meine Krankheit darstellen sollte. Ich habe die Erscheinung eher unbewusst sich gestalten lassen. Es entstand seltsamerweise ein recht nett ausstehendes dämonisches Wesen, obwohl ich eher etwas gruseliges erwartet hatte.

Dann sollte man zwei Plätze vorbereiten. Ich saß im Schneidersitz angelehnt an der Couch, so meditiere ich manchmal. Und ich platzierte ein Kissen an andere Ende der Couch. Man sollte während der Übung den Platz wechseln können, ohne die Augen zu öffnen. Das Kissen sollte den Platz markieren.

Dann sollte ich von meinem Platz aus den Dämon fragen warum er da ist und dann den Platz mit geschlossenen Augen wechseln. Dann saß ich auf dem Platz des Dämonen und sollte in ihn hineinfühlen und antworten. Und es war erstaunlich. Es war ganz anders als ich mir meinen Krankheitsdämon vorgestellt habe. Es war ein Gefühl von einem sehr bewussten achtsamen Diener. Ich antwortete, weil du es mir befohlen hast. Und es war als ob der Dämon ehrfürchtig mir gegenüber war. Das habe ich gar nicht erwartet. Er meinte mein höheres Selbst, nicht mein Ego.

Ich wechselte auf meinen Platz zurück und fragte was er von mir braucht. Dann wechselte ich wieder auf den Platz des Dämonen und es kam als Antwort Einsicht und Mitgefühl. Wieder auf meinem Platz sollte ich ihm, dann geben was er braucht. Und ich sollte mir eine nährende Flüssigkeit vorstellen, die ich ihm gab. Der Dämon verwandelte sich später noch in einen Verbündeten, der mir eine Eigenschaft gab, mit der ich besser für mich sorgen kann.

Anschließend habe ich noch einmal meditiert und den Dämon gefragt, ob es denn wirklich nötig sei, dass er mich immer krank machen muss. Und er sagte ja, es sei nötig. Und ich musste ihm lachend zustimmen. Wäre er nicht und würde mich mit Krankheit einschränken, so würde ich mich in einer Tour überlasten. Ich habe wirklich noch nicht gelernt, mich gut um mich zu kümmern.

Ich erkannte, dass der Dämon der Krankheit tatsächlich mein Freund und Beschützer ist. Und er wird so lange bleiben, bis ich endlich gut für mich und meine Bedürfnisse sorgen kann. Ich bin gespannt, ob und wie der Verbündetet mir helfen wird.

Und Plötzlich habe ich eine ganz andere Sicht auf meine Symptome, die übrigens schnell wieder verschwinden, wenn ich gut für mich sorge und meine Bedürfnisse, sei es nach Ruhe und Rückzug, wahre. Es ist nicht so leicht an der Stelle mit sich selbst stimmig zu sein, besonders wenn man wie ich, sehr sensibel für den Erwartungsdruck von anderen Menschen ist und vor allem für meinen inneren Erwartungsdruck. Und vermutlich darf ich das gerade lernen. 
Mein letzter Kontakt mit meinem höheren Selbst, hat zumindest dafür gesorgt, dass ich im Moment zum ersten Mal dieser inneren Stimme folge. Das ist jeden Tag eine Herausforderung, weil man neue Wege gehen muss. Wege die man immer vermieden hat. Und man weiß nicht, wohin dieser Weg führt. Man geht ins Ungewisse. Diese Unsicherheit versuchen wir wo es nur geht, zu vermeiden, und deshalb bleiben wir meistens in unseren alten bekannten Mustern. Dabei ist es uns lieber zu leiden und Krank zu werden, anstatt sich unseren Ängsten zu stellen. Mein Versteher erkennt das alles, aber diesen Weg zu gehen und sich der eigenen Angst zu stellen, ist nochmal etwas anderes.


Mir fallen jetzt eine ganze Menge Anteile ein, die ich mit dieser Technik einmal betrachten könnte. Aber ich weis nicht so recht, ob ich am Ende einen ganzen Dämonen Zoo haben will.

Ich habe übrigens vor kurzem mit der Technik des Emotionen ausfühlens auch zum allerersten mal bewusst und positiv überrascht, meine Angst gefühlt. Eine Emotion, die ich mir zukünftig gerne noch zum Freund machen möchte. Eine Emotion, die ich immer mit aller Kraft vermieden habe. Ich bin gespannt ob mir das gelingt.

Trotzdem darf ich mich auch immer wieder daran erinnern, dass ich mit mit selbst Mitgefühl haben darf und annehme, wenn ich gerade Rückzug, Zeit oder sonst was brauche. Es geht immer wieder darum in jedem Moment das anzunehmen was gerade ist und sich nicht zu verurteilen. Und oft vergesse ich das noch. Aber es wird besser.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen