Den Dämonen Nahrung geben, so heißt
ein Buch was ich mal im Gespräch über das Arbeiten mit Emotionen
empfohlen bekommen habe. Es geht dabei um eine Art
Aufstellungsarbeit, nur wird nicht mit Gegenständen oder
Stellvertretern aufgestellt, sondern die inneren Anteile werden als
Dämon visualisiert.
Ich hatte diese letzten Tage wieder
arge inne Konflikte, die mich in meine alten Verhaltensmuster von
Depression und Rückzug gezwungen haben. Ich hatte vor einer Woche
einen weiteren Teil meiner alten Trauer ausgefühlt. Wie man das
macht, mit allen Hindernissen, habe ich im Artikel über Emotionen ausführlich beschrieben. Jetzt möchte ich noch etwas ergänzen.
Erweiternd habe ich mit der „The
Journey“ Technik von Brandon Bays gearbeitet, in der man genau wie
bei der beschrieben Variante, die Emotion annimmt, fühlt ohne zu
Denken. Wir blockieren unserer Emotionen normalerweise durch Denken
oder andere Abwehrhandlungen. Deshalb darf im ersten Schritt nicht
gedacht werden. Nur gefühlt.
Erst muss völlige Annahme entstehen.
Erst im zweiten Schritt entsteht dann wieder das Denken. Bei mir ist
das so, dass ich dann automatisch ein Wort für die Emotion finde.
Ich finde diesen Schritt wichtig, damit das empfundene dann auch
verbal verarbeitet werden kann. Ich finde es wichtig, die sprachliche
Schnittstelle zwischen Emotionen und Ausdruck immer wieder zu
trainieren.
Wenn man die Emotion gefühlt und
benannt hat, dann fragt man sich, welche tiefere Emotion liegt
darunter. Und im Gegenteil zu Christian Meyers Technik, fühlt man
die Emotion nicht stundenlang bis sie verbrennt, sondern man geht
dann immer wieder eine Schicht tiefer. So kann es sein, dass man
innerhalb kürzester Zeit, sehr viele Schichten annehmen kann.
Vermutlich kann man intuitiv ahnen, wann man bereit ist für die
nächste Emotions Ebene.
Diese Technik brachte mich innerhalb
von zwei Tagen (da beim fühlen auch immer wieder unterbrochen werden
darf) in eine Wahrnehmung von Trauer, Wut, Schweigen, Angst, und
Rückzug. Ich konnte zum ersten Mal ganz genau erkennen, wie diese
Schichten in der Kindheit entstanden und nicht ausgelebten Emotionen
zu meinen Abwehrverhalten geführt haben. Solche Erkenntnisse, sind
immer eine große Freude für mich. Ja klar ich bin ja ein
Versteher, was könnte es schöneres für mich geben.
Vielleicht können viele Menschen das
nicht nachvollziehen. Denn es sieht dann in der Praxis wirklich so
aus, dass ich mich Stunden lang in meinen düsteren Emotionen begebe
und vielleicht auch heule. Aber gleichzeitig ist da der Beobachter,
der sich wahnsinnig über die Erkenntnisse freut, denn diese kommt
erst, wenn man Emotionen ganz da sein lässt. Bisher konnte ich mir
meinen Rückzug nicht genau erklären. Jetzt kann ich es sehr exakt
nachvollziehen. Und dieses verstehen der Entstehung ist für mich so
wichtig, um die eigenen Konditionierungen aufzulösen und
Handlungsalternativen zu entwickeln.
Ich kam in meiner Taktik des Ausfühlens
was ich jetzt schon ca. seit zwei Jahren betreibe, immer wieder an
Grenzen. Einmal passiert es auch mir, dass ich auf irgendeinen Abwehr
reinfalle. Dabei hilft, dass man eben auch eigene Abwehrreaktionen
beobachtet und kenne lernt. Dann gibt es die Möglichkeit, dass man
unbewusst wird und unter der Emotion leidet und sich darin verliert
und sie vielleicht auf andere projeziert. Das passiert einem auch
immer weniger, wenn man darauf achtet, bzw. von anderen darauf
hingewiesen wird, dass man sich wieder total in sein Leid oder seine
Opferhaltung verstrickt hat. Es ist super wenn man da ein achtsames
Gegenüber hat.
Dann stieß ich aber immer wieder an
ein Problem, welches sowohl Christian Meyer als auch Brandon Bays mir
nicht ausreichend beschrieben haben. Beide sprechen davon die
Aufmerksamkeit auf Emotionen zu richten. Bei mir treten aber an
irgendeiner Stelle anstatt Emotionen Krankheitssymptome auf. Manchmal
nehme ich dann auch verschiedene Energiekörper wahr, die sich alle
wild mischen. Und spätestens an der Stelle war ich immer hilflos und
überfordert. Ja klar dann fühlt man die Hilflosigkeit. Immer das
was auftaucht. Aber das ändert ja nichts daran, dass Krankheit zu
meinem Abwehrmuster gehört und mich in meiner Lebensfreude
einschränkt und im Muster gefangen hält. Zu diesem Zeitpunkt litt
ich an Migräne und Übelkeit, Symptome die auftaten, weil mein
Gewissen der Meinung war, ich sollte langsam mal Motivation und
Aktivität, anstatt Depression und Rückzug zeigen.
So war ich wieder total aufgeschmissen,
denn wie soll man Krankheit ausfühlen? Ich dachte ok vielleicht sind
es so Art verschlüsselte Emotionen, die noch nicht gefühlt werden
können. Das hatte ich auch schon. Aber alles fühlen half nichts.
Dann entdeckt ich dass es das Buch, Dämonen Nahrung geben welches
ich damals gekauft, aber noch nicht gelesen hatte, auch als Hörbuch
gab und ich hörte es gleich an. Auf der CD wurde man begleitet und
das war sehr gut, um direkt einzusteigen.
Man sollte sich den Teil den man
bearbeite möchte als einen Dämon vorstellen. Das tat ich. Vor
meinem inneren Auge entstand ein Dämon, der meine Krankheit
darstellen sollte. Ich habe die Erscheinung eher unbewusst sich
gestalten lassen. Es entstand seltsamerweise ein recht nett
ausstehendes dämonisches Wesen, obwohl ich eher etwas gruseliges
erwartet hatte.
Dann sollte man zwei Plätze
vorbereiten. Ich saß im Schneidersitz angelehnt an der Couch, so
meditiere ich manchmal. Und ich platzierte ein Kissen an andere Ende
der Couch. Man sollte während der Übung den Platz wechseln können,
ohne die Augen zu öffnen. Das Kissen sollte den Platz markieren.
Dann sollte ich von meinem Platz aus
den Dämon fragen warum er da ist und dann den Platz mit
geschlossenen Augen wechseln. Dann saß ich auf dem Platz des Dämonen
und sollte in ihn hineinfühlen und antworten. Und es war
erstaunlich. Es war ganz anders als ich mir meinen Krankheitsdämon
vorgestellt habe. Es war ein Gefühl von einem sehr bewussten
achtsamen Diener. Ich antwortete, weil du es mir befohlen hast. Und
es war als ob der Dämon ehrfürchtig mir gegenüber war. Das habe
ich gar nicht erwartet. Er meinte mein höheres Selbst, nicht mein
Ego.
Ich wechselte auf meinen Platz zurück
und fragte was er von mir braucht. Dann wechselte ich wieder auf den
Platz des Dämonen und es kam als Antwort Einsicht und Mitgefühl.
Wieder auf meinem Platz sollte ich ihm, dann geben was er braucht.
Und ich sollte mir eine nährende Flüssigkeit vorstellen, die ich
ihm gab. Der Dämon verwandelte sich später noch in einen
Verbündeten, der mir eine Eigenschaft gab, mit der ich besser für
mich sorgen kann.
Anschließend habe ich noch einmal
meditiert und den Dämon gefragt, ob es denn wirklich nötig sei,
dass er mich immer krank machen muss. Und er sagte ja, es sei nötig.
Und ich musste ihm lachend zustimmen. Wäre er nicht und würde mich
mit Krankheit einschränken, so würde ich mich in einer Tour
überlasten. Ich habe wirklich noch nicht gelernt, mich gut um mich
zu kümmern.
Ich erkannte, dass der Dämon der
Krankheit tatsächlich mein Freund und Beschützer ist. Und er wird
so lange bleiben, bis ich endlich gut für mich und meine Bedürfnisse
sorgen kann. Ich bin gespannt, ob und wie der Verbündetet mir helfen wird.
Und Plötzlich habe ich eine ganz
andere Sicht auf meine Symptome, die übrigens schnell wieder
verschwinden, wenn ich gut für mich sorge und meine Bedürfnisse,
sei es nach Ruhe und Rückzug, wahre. Es ist nicht so leicht an der
Stelle mit sich selbst stimmig zu sein, besonders wenn man wie ich,
sehr sensibel für den Erwartungsdruck von anderen Menschen ist und vor allem für meinen inneren Erwartungsdruck.
Und vermutlich darf ich das gerade lernen.
Mein letzter Kontakt mit meinem höheren
Selbst, hat zumindest dafür gesorgt, dass ich im Moment zum ersten
Mal dieser inneren Stimme folge. Das ist jeden Tag eine
Herausforderung, weil man neue Wege gehen muss. Wege die man immer
vermieden hat. Und man weiß nicht, wohin dieser Weg führt. Man geht
ins Ungewisse. Diese Unsicherheit versuchen wir wo es nur geht, zu
vermeiden, und deshalb bleiben wir meistens in unseren alten
bekannten Mustern. Dabei ist es uns lieber zu leiden und Krank zu
werden, anstatt sich unseren Ängsten zu stellen. Mein Versteher
erkennt das alles, aber diesen Weg zu gehen und sich der eigenen Angst zu
stellen, ist nochmal etwas anderes.
Mir fallen jetzt eine ganze Menge Anteile ein, die ich mit dieser Technik einmal betrachten könnte. Aber ich weis nicht so recht, ob ich am Ende einen ganzen Dämonen Zoo haben will.
Ich habe übrigens vor kurzem mit der
Technik des Emotionen ausfühlens auch zum allerersten mal bewusst
und positiv überrascht, meine Angst gefühlt. Eine Emotion, die ich
mir zukünftig gerne noch zum Freund machen möchte. Eine Emotion, die ich immer mit aller Kraft vermieden habe. Ich bin gespannt ob mir das
gelingt.
Trotzdem darf ich mich auch immer
wieder daran erinnern, dass ich mit mit selbst Mitgefühl haben darf und
annehme, wenn ich gerade Rückzug, Zeit oder sonst was brauche. Es
geht immer wieder darum in jedem Moment das anzunehmen was gerade
ist und sich nicht zu verurteilen. Und oft vergesse ich das noch. Aber es wird besser.
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