Segmentierung ist ein
Abwehrmechanismus. Ich habe das Wort in einem Enneagramm Buch
gefunden, als es als typische Abwehr der 5 (Der Versteher im Enneagramm) beschrieben wurde und mich
sofort erkannt. Segmentierung beschreibt eine Form der Abwehr, die
alles in Segmente unterteilt. Zum Beispiel trennt ein Mensch Familie,
physische Freunde, Internetfreunde, Arbeitskollegen, etc. und grenzt
diese voreinander ab. Das soll den Menschen schützen, indem nicht
jede Gruppe über jede Information verfügt. Die meisten kennen
bestimmt, das private und das geschäftliche Segment zu trennen. Das macht
man ja auch aus einer Angst heraus, es könnte den Beziehungen
und seiner persönlichen Abgrenzung irgendwie schaden. Bei manchen Menschen, wie bei mir, ist das
allerdings stärker ausgeprägt.
Ich habe bis gerade eben, so eine
Grenze gezogen zwischen meinen physischen Freunden, diesem Blog hier
und meinem Interesse für Träume, Erwachen, etc. Bisher habe ich
mich mit meinen nach innen gerichteten Themen im Freundeskreis, der
seit ungefähr 20 Jahren besteht, nicht ernst genommen gefühlt und
deshalb kaum darüber geredet. Diese Seite von mir, habe ich aus
Angst vor Zurückweisen geheim gehalten. Und nun war auf einmal der
Moment da, indem ich das nicht mehr wollte. Herzlich Willkommen, auf
meinem Blog. :D
Das interessante ist, dass ich vor
einigen Monaten, zwei Träume hatte, die vom Ende der Segmentierung
handelten. Der eine behandeltet eben dieses Freunde Thema.
Traum1:
Ich feiere Abschied von meinem
Praktikanten. Manchmal ist es auch ein alter Freund aus dem Libanon,
von dem ich mich mit 18 verabschieden musste. Dazu sind sämtliche
Freunde und Bekannte eingeladen. Ich will noch mehr Leute einladen,
doch einige kritische Stimmen sagen, es dürften nicht alle kommen.
Ich finde das doof.
Ich setze mich darüber hinweg und lade
immer mehr Leute ein. Irgendwie kennen sie alle diesen Praktikanten.
Es sind Kita Eltern, Kinder, Freunde aus verschiedensten Kreisen
anwesend. „Echte“ Freunde, Freunde aus dem Internet, Klartraumer
und Arbeitskollegen sind dabei. Leute die sonst nie zusammen kommen
würden. Und darüber freue ich mich am meisten. Das die alle sich
treffen und kennen lernen. Das alle zusammen kommen.
Ich schreibe am Tag des Abschiedes
allen Bekannten noch eine Gruppennachricht in einer Whatsappgruppe,
wo jeder schonmal den Email Account von jedem bekommt.
Es spielt auch noch Deutschland
Fussball, deswegen kommen einige später.
Ich laufe zähneputzend durch die
Straße.
Plötzlich steht S. vor mir, ich freue
mich. Als wir alle zu dem Ort kommen. Wo das Fest stattfinden soll
(ein Haus indem mein Freund R. und ich gemeinsam wohnen), kommen
immer mehr Leute, die ich vergessen habe. R. hat sich gestoßen und
nimmt Globuli, obwohl er sehr anti esoterisch ist.
Alle haben irgendwie vom Treffen
erfahren. Einige sind aggressiv, andere aufgeregt, andere gelassen,
andere fröhlich. Sie wollen direkt ihre Aufgabe erfahren, denn wir
wollen für den Praktikanten kochen. Alle wollen unbedingt dabei sein
und helfen.
Jeder bringt Zutaten mit und bekommt
eine Aufgabe. Es ist dann doch mehr als nur ein Menü zu zaubern. Es
werden Geschichten vorgetragen und Plakate gemalt. Ich hole mein
Zeugnis raus mit dem ich immer unzufrieden war und zeige es Rum. Es
macht gar nichts, dass ich die nicht alle Schulaufgaben erfüllt habe
und ein ausreichend darunter steht. Diese Note sagt nichts über
meine Fähigkeiten aus.
Ich bin total euphorisch über das
zusammentreffen der verschiedensten Leute. Dann plane ich, dass wir
zum Essen alle an einer riesigen Tafel, in einem Garten sitzen. Ich
wache mit großer Freude über den Traum auf.
Kurze Deutung:
Dieser Traum deutet auf das Ende meiner
Segmentierung hin, der Trennung zwischen den verschiedenen Rollen.
Der Traum hat glaube ich im Juli2016 statt gefunden. Die Leute im Traum,
stellen im übertragenen Sinne innere Anteile dar. Es geht nicht nur
darum, dass sich vielleicht mal meine Freunde und Bekannte
kennenlernen, sondern es geht eigentlich darum, dass meine inneren
Anteile, die sehr unterschiedlich sind oder sogar miteinander im
Konflikt sind, Frieden finden.
Der Praktikant, und auch der
libanesische Freund, verkörpern für mich etwas kindliches.
Vielleicht ist es ein Abschied von etwas kindlichem. Kindliche Angst.
Die kritischen Stimmen streiten mit den anderen Ansichten. Ich setzte mich über den inneren Kritiker hinweg. Ich zeige allen mein schlechtes Zeugnis, aber anstatt mich zu
schämen, fühle ich mich Selbstbewusst. Der Traum deutet auf die
Zukunft hin, denn das Fest ist noch in Vorbereitung.
Diese Grenzen setzten wir überall in
unserem Leben. Wir sehen alles durch die Brille von Konzepten und
Modellen und trennen somit die Wirklichkeit in theoretische
Konstrukte auf, die wir krampfhaft aufrechterhalten, weil wir sonst
Angst bekämen. Jeder macht das, auf unterschiedliche Art und weise.
Wir haben zum Beispiel Konzepte von ich und du. Das sind aber nur
theoretische Konzepte.
Es gibt vermutlich noch keinen
Wissenschaftlicher, der die Existenz von Ich und Du beweisen konnte.
Ja es gibt verschiedene Menschen mit verschiedenen Körpern, aber woher kommt das Gefühl der Identität? Wer einmal erlebt hat, dass dieses Identitätsgefühl sich durchaus verändern kann, der stellt das Konzept der Ich- Identität in Frage.
Segmentierung und Projektion sind Abwehrreaktionen und gleichzeitig
Werkzeuge zur Integration, die es ermöglichen, Anteile zu nutzten,
ohne sich damit identifizieren zu müssen. Das ist mir kürzlich aufgefallen, als ich einen Anteil von mir bewusst abgespalten und personifiziert habe, um mit ihm in Kontakt und Kommunikation zu treten. Es ist also nichts schlechtes. Es ist aber auch so, dass es eben eine Angstvermeidung ist, die man irgendwann immer weniger benötigt.
Interessanterweise, ist auch der Traum
so eine Abspaltungstechnik, die uns vor unserer Angst schützt, die
Orientierung zu verlieren. Würden wir in der Wachwelt erfahren, was
wir im Traum erfahren, würden wir Probleme haben, das zu
integrieren. Hier ist es auch so.
Uns hilft dabei der Glaubenssatz, dass solange es im
Traum geschieht, es geschehen darf, weil es ja ein Traum ist. Wenn
die Grenzen zwischen Wachen und Schlafen sich auflösen, kann das
sehr erschreckend sein, deshalb sortieren wir uns unserer Erlebnisse
in Kategorien. Ich, du, Schlaf, Traum.
Ich glaube das was im Tibetischen Totenbuch und im Traumyoga beschrieben wird, (Wach sein im Wachen, Traum und Traumlosen Schlaf) ist der Zustand, wo eben diese Segmente wieder zusammenfliessen können und sämtliche Grenzen wegfallen.
Manchmal darf man sich die Grenzen erst bewusst machen, bevor man sie auflösen kann. Denn eigentlich ist alles nur
Eins, es sei denn unser Verstand trennt es.
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