Freitag, 31. Januar 2014

Klarträume in der Kindererziehung

Ist Klarträumen eine Fähigkeit, die bereits Kinder erlernen sollten?
Ich arbeite als Erzieherin in einer KiTa. Meine Kinder in der meiner Gruppe sind  (2-6J) offen für neue Themen, allerdings möchte ich nicht mit den Eltern aneinander rasseln, weil ich unübliche Realitätskonzepte vermittele. Und vielleicht muss man neue Ansätze einfach mal wagen. Frühere Pädagogen haben das ja auch gemacht.
Ich spreche mit den Kindern häufig über Träume. Ich erzähle ihnen immer, wenn ich von Kindern geträumt habe. Und ich merke, sie ahmen mich nach und sie erzählen sich auch gegenseitig häufiger von Träumen. Lernen am Modell ( Bandura). Ich erzähle ihnen, wie sie mit Alpträumen umgehen können, wenn sie mir von einem Alptraum erzählen. 

Ich habe einigen auch schon vom Klarträumen erzählt und erklärt wie sie es lernen können. Dieses geschah auf Nachfrage des Kindes, weil es mich über eine Markierung auf der Hand ausgefragt hat, die als Reality Check Reminder, gelten sollte. Das war sehr lustig!

Kind (6J) + zwei heimlich zuhörenden Freundinnen (4J+5J): Was hast du da?
Ich: Ich habe mich angemalt.
K: Warum hast du dich angemalt?
I: Weil ich mich an etwas erinnern wollte.(Ich lache)
K: An was denn?

Ich überlege ob ich es sagen soll. Entscheide mich es zu sagen.

I: Das ich gucken wollte, ob ich wach bin oder träume.
K: (guckt komisch und lacht) Aber du träumst nicht!
I: Nein aber wenn man häufig nachschaut, ob man wach ist oder träumt, wird man das auch irgendwann im Traum machen und merken das man träumt. Und dann kannst du alles machen was du willst: Fliegen, Fillipferdsschlösser bauen, ins Feenland reisen und alles was du möchtest.

Ich überlege, womit ich die Mädels motivieren kann. Es sind halt so richtige Mädchen in rosarot.

K: (lacht ungläubig) Und wie kommt man ins Feenland?
I: Du musst dir ganz oft am Tag die Nase zuhalten und einatmen.
K: (alle drei Mädchen, die beiden Andern haben uns belauscht, halten die Nase zu! und atmen durch den Mund)
I: Nein, ihr müsst durch die Nase einatmen. Das geht nicht, weil ihr wach seid und es kein Traum ist. Aber im Traum! Da geht das, weil ihr in Wirklichkeit im Bett liegt und schlaft. Und dann wisst ihr das es ein Traum ist. Und dann könnt ihr alles Machen!

Das haben die Kinder irgendwie nicht verstanden.

K: (halten wieder die Nasen zu und gucken konzentriert)
I: Man muss das aber gaaanz oft machen, damit das auch im Traum funktioniert. Man muss das trainieren und immer wieder üben.
K: Hast du das trainiert?
I: Ich versuche es. Es gibt Leute, die können das jede Nacht. Ich kann das noch nicht gut.
K: Und warst du schon im Feenland?
I: Nein du weist doch, das sowas nicht mag. Aber ich mache andere tolle Sachen. Zum Beispiel fliege ich oder ich besuche einen Strand und geniesse die Sonne. Und wenn du einen Alptraum hast, kannst du das Monster zum Beispiel in eine niedliche Maus verzaubern.
K:(lacht) Und wie bist du geflogen?
I: Ich fliege einfach hoch. Manchmal mache ich Schwimmbewegungen.
K: (sie lachen mich aus und halten immer wieder die Nase zu)

Wir spielen ein Gesellschaftsspiel. Später halten sich die zwei Mädels, die das Gespräch nur verfolgt haben, wieder die Nase zu und fragen mich Träumst du? 
Ich denke da hab ich ja nen coolen RC Reminder Big Grin

Am nächsten Tag fragt mich das Kind, mit dem ich mich unterhalten habe, ob ich wieder im Feenland war. Leider muss ich es verneinen. 

Da es nur eine einmalige kurze Erklärung war, wird das wohl kaum, ein Kind umgesetzt haben. Ich glaube aber, es ist ein leichtes, die Aufmerksamkeit der Kinder für das Thema zu gewinnen.
Einmal hat mir ein Kind erzählt, dass es auch im Traum geflogen ist. Es kann aber genauso gut eine Phantasie gewesen sein.

Manchmal unterhalten wir uns übers Fliegen. Wie Kinder halt so sind. Dann sage ich, dass ich im Traum fliegen kann, wenn ich merke, dass ich träume und dass man das lernen kann. Wenn die Kinder dann aber nicht weiter fragen, lasse ich sie mit dem Thema in Ruhe.
Ich stelle mir vor, das Kinder irgendwann nicht nur zum Turnen, oder zur Musikschule gehen, sondern auch in die Traumstunde, in der sie das luzide Träumen lernen.

Ich denke an die Senoi  aus Malaysia, die die Traumarbeit in ihrem Alltag integrieren und bereits Kinder im luziden Träumen unterrichten. Bei den Senois wurden bisher keine Gewalttätigkeiten oder psychische Störungen festgestellt. Patricia Garfield, schreibt über das Thema in ihrem Buch "Kreativ träumen". 

Warum sollte das in unserer Gesellschaft nicht auch funktionieren?

Es ist schade, dass es noch kein Bilderbuch für Kinder über luzide Träume gibt. Wenn ich besser malen könnte, würde ich das gerne umsetzten. Textideen hätte ich, und genügend Ideen die Sache kindgerecht zu verpacken.

Ich meine, dass Kinder bis zu drei oder vier Jahren noch relativ unsicher sind, wie real Träume sind. Und ich glaube, dass dort die Chance liegt, luzides Träumen schnell zu erlernen. Alledings muss das Denkvermögen, einen gewissen Reifegrad haben, um das abstrakte Thema zu verstehen.

Für zweijährige ist das Thema zu kompliziert und abstrakt. Die Vorschulkinder, mit denen ich mich unterhalten hatte, fanden mich schon etwas verrückt und es scheint, als glauben sie nicht so recht, dass ich im Traum fliege bzw. sehen es als Phantasiespiel an, dass ich so etwas abwegiges erzähle. Als ob sie bereits die allgemeine Meinung der Erwachsenen zum Träumen kopiert haben. Die Sechjährige, mit der ich mich unterhalten habe, ist ein sehr weit entwickeltes Kind für ihr Alter. Ebenso, die zwei Vier- bis Fünfjährigen, die uns belauscht haben.

J. Piaget, ein Entwicklungforscher der sich mit Intelligenzentwicklung beschäftigt hat, besagt, dass Kinder bis zur zweiten Klasse mit konkretem Material arbeiten müssen, da sie noch kein abstraktes Vorstellungsvermögen haben. Laut Piaget entwickelt sich dieses erst ab dem 7 Lebensjahr und ist erst ab dem 11 Lebensjahr vollständig ausgereift.
Meiner Meinung nach stimmt das nicht unbedingt. Es gibt durchaus schon Vierjährige, die das bereits können. Piagets Entwicklungsphasen sind meiner Meinung nach ungenau gewählt und wie ich erfahren habe, wird bereits geforscht, ob Altersangaben angepasst werden müssen. Piaget sagt zum Beispiel auch, das Kinder im Alter von drei Jahren, sich zum ersten Mal als ICH bezeichnen und gleichzeitig feinmotorisch beginnen, Kreise zu malen. Die Forschung, zeigt, dass das Kinder bereits mit zwei Jahren können. Es ist alles auch immer eine Sache von Erziehung und Reizschaffung.

Maria Montessouri vertritt die Meinung, das Menschen sensible Lernphasen haben, in denen bestimmte Fertigkeiten leichter erlernt werden können. In vielen Fällen, wie zum Beispiel, im Spracherwerb oder im Erwerb von Sozialkompetenz,  ist diese These bestätigt worden. Deshalb denke ich, dass es Sinn macht, das Erlernen des  Luziden Träumens bereits im Elementarbereich anzusiedeln.

Eine lustige Anekdote aus meinem Traumtagebuch zum Schluss - Ich träume, ich bin in der KiTa und ein Junge sagt:

"Alle Kinder die sich leise an ein Tisch setzten und überlegen, ob sie wach sind oder träumen, bekommen ein Gummibärchen." Big Grin

3 Kommentare:

  1. Hallo,

    Danke für den interessanten Artikel!

    Ich habe mit unserem 6-jährigen Nachbarsjungen über das Thema Klarträumen gesprochen. Ich muss dazu sagen, dass er sprachlich und im abstrakten Denken (Mathe) schon sehr weit für sein Alter ist. Ich konnte ihn dazu inspirieren in seinem nächsten Alptraum zu realisieren, dass alles nur ein Traum ist. Daraufhin hatte er einen 30 minütigen Klartraum, in dem er durch eine Berg- und Seenlandschaft gewandert ist. Seitdem hat er auch keine Alpträume mehr.

    Es ist also möglich :)

    Liebe Grüße,

    Philipp

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  2. Ja danke Phillip für deine eEinschätzung. So sehe und beobachte ich es auch. Kinder sind einfach sehr viel offener in ihrem Realitätsbild als Erwachene wo die realität schon fest steht und deshalb können sie auch ein grösseres Spektrum erleben als der durchschnittliche Erwachene. Ich habe schon oft beobachtet, dass Kids im Alter von 4-6J. innerhalb einer Woche einen KT oder zumindest einen Wunschtraum haben, sofern man mit ihnen ein wenig über das Träumen spricht. Ich frage mich jedoch, in wie weit darf und sollte man andere Menschen beinflussen? Wir tun das sowieso, aber meist bereiten wir Kinder darauf vor in unserer Realität klar zu kommen. Was nun wenn wir ihnen suggerieren, dass es mehr gibt? Ich frage mich da in wie fern das moralisch vertretbar ist. Was denkst du darüber?

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  3. Hallo,
    mit Interesse durchlese ich deinen blog. Mit Klarträumen beschäftige ich mich seit 2015, hatte bisher einige, doch mit schankender Kvalität. Als Vater einer wunderschönen 2,5 jährigen Tochter ist die Energie zum Praktizieren oft zu zerstreut, was mich manchmal zugegebenermaßen ärgert. Aber ich spühre, sie soll jetzt meine Lieblingsbeschäftigung sein- keine andere Welten, sondern diese Realität mit ihr und meinen Nächsten ist zu diesem Zeitpunkt die wertvollste Erfahrung, die ich machen kann. Trotzdem, ich schreibe regelmäßig mein Traumtagebuch und hoffe auf richtige Motivation zum Klarträumen- jeden Abend, wenn ich die Augen schließe. Die ist nämlich weg, es blieb nur ein hohler, hartnäckiger Wunsch.
    So, ich bin gerade an die obenerwähnte Problematik gestoßen und stimme dir zu, dass man von klein auf die Kinder für Klarträume sensibilisieren sollte. Moralisch ist das ok, denn nicht jedes und auch nicht jedes zweite (dritte,...) Kind wird dich überhaupt verstehen können. Ich will darauf hin, dass man sich as Lehrer oder Erzieher keinen Zwang antun soll. Man kann es vielleicht seinem eigenen Kind beibringen. Es gibt Seelen, die es schon umsetzen können, aber in den meisten Fällen gilt diese Gabe als beschränkt- obwohl erlernbar(mein Fall) oder auch garnicht anstrebenswürdig (Gesellschaft).
    Denn unser Leben ist für die meisten eine Pferdeweide, wo es was zu holen gibt, und wer WILDen will (dein Terminus), muss den Zaun überspringen:-) Ist das mutig? Irre? Moralisch? Rücksichtslos? Wir sind nicht hier um es zu entscheiden, sondern es zu tun- egal was es ist.
    Viele Grüsse
    Karel aus Chodov/ Tschechien

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